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Demetrios Tsafendas oder Dimitri Tsafendas auch Demitrios Mimikos Tsafandakis griechisch Dhmhtrhs Tsafentas 14 Januar 1918 in Lourenco Marques 7 Oktober 1999 in Krugersdorp war ein sudafrikanischer Parlamentsangestellter der am 6 September 1966 den mit der Apartheid in Verbindung stehenden Premierminister der Sudafrikanischen Union Hendrik Verwoerd ermordete Der Verlauf seiner Lebensgeschichte und seine Motive sind bis heute Gegenstand der historischen Forschung Nachdem altere Forschungen ein durchwegs negatives Bild Tsafendas gezeichnet hatten erfuhr sein Werdegang 2019 vom Politologen Harris Dousemetzis eine umfassende Neubewertung Dimitri TsafendasVor seinem Attentat auf den seit 1958 regierenden Premier hatte Tsafendas unter drei hochrepressiven staatlichen Systemen gelitten Portugal Kolonie Mosambik und Sudafrika 1 was als Triebfeder fur seine Tat gesehen werden kann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Wanderjahre 1 3 Gefangenschaft 2 Literatur 3 Weblinks 4 Adaptionen 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Tsafendas hat uber seine leibliche Mutter Amelia Williams bis zum Alter von 17 Jahren nichts gewusst Angeblich war Amelias Vater Deutscher und die Mutter eine Swasi Somit hatte Amelia in der Kolonie Mosambik als Mulattin gegolten Michaelis Tsafandakis der Vater von Tsafendas 1885 auf Kreta geboren war Schiffsingenieur und wandte sich wahrend seines Studiums in Italien dem Anarchismus zu 2 Die Familie schiffte sich nach Alexandria ein keine ungewohnliche Fahrt ubers Mittelmeer denn sie bewegte sich innerhalb des Osmanischen Reiches Von Agypten zog Michaelis nach Sudafrika In Lourenco Marques begann er 1916 eine Liaison mit Amelia 3 Der Vater von Demetrios Tsafendas fuhlte sich revolutionaren Idealen verpflichtet so war es zeitweise sein Wunsch als Interbrigadist am Spanischen Burgerkrieg teilzunehmen 2 Wanderjahre Bearbeiten Das Vorschulkind Demetrios wuchs bei seiner Grossmutter vaterlicherseits in Alexandria auf 4 spater bei seiner Stiefmutter Marika 2 im sudlichen Afrika Den 7 jahrigen Jungen gab der Vater dann in das Internat einer Middelburger Schule Als der Vater wahrend der Weltwirtschaftskrise in der Klemme steckte kam der Junge in eine Schule der Anglikanischen Mission In Mosambik besuchte Demetrios eine portugiesische Missionsschule 1936 ging er illegal nach Sudafrika zuruck wurde aber nach Mosambik deportiert Der Vater erreichte fur den Sohn eine Aufenthaltsgenehmigung in Sudafrika 1938 besuchte er dort drei Monate ein College und arbeitete im Bergbau 5 als Schweisser 1941 hielt er sich in Kapstadt auf 6 In seiner Jugend entwickelte er widerspruchliche weltanschauliche Ansichten so bekannte er sich einerseits zum Kommunismus 2 war aber auch Mitglied einer Kirchgemeinde 2 In dieser Zeit verkurzte er seinen Familiennamen von Tsafandakis auf Tsafendas da er erfuhr dass akis ein von den Osmanen aufgezwungener Diminutiv war 2 Auf seinen Schiffsreisen im Dienst US amerikanischer Frachtflotten 2 verstiess Tsafendas 1942 2 in Kanada 2 gegen die Einwanderungsgesetze Er wurde festgenommen konnte jedoch entkommen und setzte sich in die USA ab wo er erneut festgenommen wurde Bei Konflikten mit der Staatsgewalt stellte er sich haufig geisteskrank so kam er in ein Bostoner psychopathologisches Krankenhaus und wurde daraus im August 1943 entlassen Der Zwangsverschickung aus den USA entzog er sich mehrmals erfolgreich und lag nach Darstellung ihm abgeneigter Biographen in den Vereinigten Staaten bis zum 27 September 1947 dem Tag der Deportation nach Griechenland in etlichen Krankenhausern Nach anderer Darstellung soll er in bis 1947 ordentlichen Dienst bei der US Handelsmarine 2 geleistet haben Bis 1949 arbeitete er in Griechenland fur die Amerikaner als Ubersetzer bzw unterstutzte die Kommunisten 2 im griechischen Burgerkrieg 2 Er suchte dann mit einem Fluchtlingspass versehen in Frankreich Spanien und Portugal Arbeit In Portugal wurde dieser Pass nicht akzeptiert die dortige Geheimpolizei Policia Internacional e de Defesa do Estado uberwachte 2 Tsafendas und fuhrte seit seinem 20 Lebensjahr eine Akte 2 uber ihn Tsafendas sass als mosambikanischer Wehrdienstverweigerer und Sympathisant der Unabhangigkeitsbewegung ein halbes Jahr in einem dortigen Gefangnis und wurde 1951 2 ins portugiesische Mutterland ausgewiesen Danach durfte er Portugal nicht verlassen und schlug sich bis 1953 als Strassenhandler durch Der nachste Fluchtversuch aus Portugal brachte ihm ein Jahr Freiheitsentzug mit Elektroschock Behandlung 7 Endlich erhielt er einen portugiesischen Pass und bereiste damit als Textilienverkaufer West Deutschland Danemark Schweden und England In Grossbritannien nahm er an Demonstrationen 2 der Antiapartheid Bewegung teil Zwischendurch kehrte er nach Portugal zuruck Da er sich wenn es ihm sinnvoll erschien haufig geisteskrank stellte ist es plausibel dass Tsafendas langere Zeit in einem englischen Krankenhaus lag Die Englander deportierten ihn 1959 nach Deutschland 8 Tsafendas hat immer einen Wohnsitz in Sudafrika favorisiert Der Weg dorthin fuhrte ihn uber den Balkan und von Piraus nach Alexandria Die Agypter aber deportierten ihn nach Beirut Nun konnte Tsafendas in Israel und in der Turkei als Englischlehrer 2 arbeiten 1961 ging er zuruck nach Portugal Unterwegs besuchte er auf Kreta Verwandte 9 Portugal amnestierte Tsafendas 1962 Er durfte im Oktober 1963 nach Mosambik zuruckkehren Im November wurde ihm durch die Bestechlichkeit 2 eines Beamten der Besuch Sudafrikas erlaubt das Geld hatte seine Familie bezahlt 2 Er ging nach Pretoria und besuchte 1964 seine Schwester in Rhodesien Uber Malawi kehrte er darauf nach Mosambik zuruck Ab Marz 1965 hatte Tsafendas in Durban unter anderem als Gerichtsdolmetscher gearbeitet Ab August 1965 wohnte er in Kapstadt Bellville Sud und wechselte bis Ende Juli 1966 des Ofteren sowohl den Job als auch den Wohnsitz Zuletzt wohnte er in Rondebosch Am 1 August 1966 wurde Tsafendas beim Parlament 10 als Bote vorlaufig angestellt 11 Am 6 September 1966 naherte sich Tsafendas dem Premier wahrend einer Parlamentssitzung zuckte ein verborgenes Messer und stach seinem Opfer etwa viermal in den Rumpf Verwoerd starb Der Attentater kam ins Gefangnis In Anschluss an die Tat kam es zu Racheandrohungen 2 und Gewalt 2 gegen griechischstammige Sudafrikaner Gefangenschaft Bearbeiten Am 26 Oktober 1966 wurde Tsafendas nach Robben Island gebracht und dann am 14 November in den Hochsicherheitstrakt des Hauptgefangnisses Pretoria 12 eingeliefert 13 Unter Folter 2 gab der Gefangene an er habe einen Teufelswurm im Leibe 14 Dieser sprache zu ihm Laut Harris Dousemetzis sollte so in Absprache 2 mit dem damaligen Justizminister Balthazar Johannes Vorster der Eindruck vermieden werden der sudafrikanische Staat sei seinen politischen Gegnern nicht gewachsen denn eine Woche nach dem Attentat hatte Tsafendas der Polizei zunachst noch angegeben er habe die Tat begangen weil ihn die Rassenpolitik des Premiers angewidert habe Ich war fest uberzeugt dass mit dem Verschwinden des sudafrikanischen Premierministers ein Wandel der Politik eintreten wurde 2 Und weiter Es war meine eigene Idee ihn zu toten Es war mir egal was danach mit mir passieren wurde Ich war uber die Rassenpolitik so emport dass ich meinen Plan den Premierminister umzubringen durchgefuhrt habe 2 Ein griechischer Priester der Tsafendas im Gefangnis besucht hatte gab Dousemetzis gegenuber an der Gefangene habe gehofft nach dem von ihm vermuteten baldigen Ende der Apartheid von einer Nachfolgeregierung begnadigt zu werden Laut einer anderen Quelle habe der Tater als Motiv angegeben Verwoerd habe die Schwarzen den Weissen vorgezogen Als Schizophrener wurde er nicht des Mordes angeklagt der Richter Andries Beyers gab 1966 zu Protokoll Ich kann uber einen Mann dem alle Anlagen zu rationalem Denken fehlen so wenig Recht sprechen wie uber einen Hund oder uber einen toten Gegenstand 2 Tsafendas blieb allerdings bis zu seinem Tode in Haft Zeugen berichteten dass er dort standigen Erniedrigungen Schlage Urin und Speichel von Aufsehern im Essen 2 durch das Gefangnispersonal ausgesetzt war 15 1994 verlegte ihn die erste frei und allgemein gewahlte Regierung Sudafrikas unter Nelson Mandela in eine psychiatrische Klinik wo er bis zuletzt an der Richtigkeit seiner Tat festhielt 2 Er starb an einer Lungenentzundung und wurde nach griechisch orthodoxem Ritus beigesetzt Literatur BearbeitenHenk van Woerden Der Bastard Die Geschichte des Mannes der den sudafrikanischen Premier ermordete Aus dem Niederlandischen von Georg Seferens 251 Seiten Berlin Verlag Berlin 2002 Orig Een mond vol glas 1998 ISBN 978 3 8270 0486 4 Zuleiga Adams 16 Demitrios Tsafendas Race Madness and the Archive etwa Rasse Wahnsinn und das Archiv 251 Seiten PDF 2 3 MB Dr phil Diss Universitat des Westkaps 2011 englisch Harris Dousemetzis The Man Who Killed Apartheid The life of Dimitri Tsafendas 504 Seiten Jacana Media Johannesburg 2019 ISBN 978 1431427543 Weblinks Bearbeiten16 November 2002 Karsten Kredel in der taz Auf dem Friedhof der Geschichte Foto im Journal Review of African Political EconomyAdaptionen BearbeitenFilm1999 Film 48 min Doku von Liza Key The furiosus etwa Der Rasende 17 18 englisch Sprechtheater1985 Matthew Krouse 19 Robert Colman Famous Dead Man etwa Beruhmter toter Mann 20 2001 Anton Krueger 21 Living in Strange Lands etwa Das Leben in fremden Landern 22 23 2003 Antony Sher ID nach Henk van Woerdens oben zitiertem Buch 24 Ian Hadfield Conversations with a Tapeworm Gesprache mit einem Bandwurm 25 Einzelnachweise Bearbeiten Zuleiga Adams S 23 7 Z v o a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab Nikos Konstandaras ubersetzt von Niels Kadritzke Der vergessene Tyrannenmorder In Barbara Bauer Dorothee D Aprile Hrsg Le Monde diplomatique Nr 06 25 TAZ WOZ Juli 2019 ISSN 1434 2561 S 11 Zuleiga Adams S 29 14 Z v o Zuleiga Adams S 29 14 Z v o eng Mining industry of South Africa Zuleiga Adams S 30 Zuleiga Adams S 31 Mitte 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Lourenco MarquesSTERBEDATUM 7 Oktober 1999STERBEORT Krugersdorp Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Demetrios Tsafendas amp oldid 239227337