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Das Lesekabinett ist ein Gemalde des Dusseldorfer Malers Johann Peter Hasenclever aus dem Jahr 1843 Das 71 cm mal 100 cm grosse Genrebild wurde mit Olfarben auf Leinwand gefertigt Es reflektiert die politisch kulturelle Situation des Burgertums in der Zeit des Vormarz Das Gemalde befindet sich in der Alten Nationalgalerie in Berlin eine kleinere Fassung hangt im Stadtischen Museum Remscheid Haus Cleff in Remscheid Hasten Das LesekabinettJohann Peter Hasenclever 1843Ol auf Leinwand71 100 cmAlte NationalgalerieVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches Umfeld 2 Bildbeschreibung und Interpretation 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichtliches Umfeld BearbeitenDas Bild schildert eine Szene in einem Lesekabinett in der Zeit vor der Deutschen Revolution 1848 1849 die historisch als Vormarz bezeichnet wird Auf der hinteren Wand des abgebildeten Raumes hangt eine Karte des Balkan Sie verweist auf die in den 1840er Jahren dort immer wieder ausbrechenden Aufstande gegen das Osmanische Reich Lesekabinette oder Lesegesellschaften hatten sich in Deutschland im Zuge der Aufklarung entwickelt Fur das letzte Drittel des 18 Jahrhunderts gelten sie als zentrale Institutionen der Kulturvermittlung 1 und sind charakteristisch noch fur die erste Halfte des 19 Jahrhunderts Entstanden waren sie zum Zwecke der Verbreitung aufklarerischen Gedankenguts durch Lekture Vortrage und politische Debatten Sie forderten eine entstehende Offentlichkeit und Politisierung der Gesellschaft Als Stutzen der Neuerungssucht und des revolutionaren Ungeists wurden sie vielfach diffamiert oder gar verboten Es wurde ihnen auch schon mal ein Zensor vorgesetzt der das politische Spektrum der abonnierten Zeitungen uberwachte Im 19 Jahrhundert veranderte sich der Charakter der Lesegesellschaften zunehmend Sie offneten sich einer grosseren Anzahl von Mitgliedern und es verstarkte sich ihr geselliger Charakter 2 Als 1840 Friedrich Wilhelm IV von Preussen den Thron bestieg knupfte man an den Wechsel auch im Rheinland der Heimat des Malers grosse Hoffnungen bezuglich der Liberalisierung des politischen Lebens gar auf eine Verfassung In der Tat wurden auch einige Gemassregelte der Demagogenverfolgung rehabilitiert Das Spionagesystem wurde beseitigt Zu Weihnachten 1841 gab es eine liberale Zensurverfugung die als beachtlicher Schritt zur Pressefreiheit aufgenommen wurde Aber im Januar 1843 wurde die Zensur erneut verscharft und eine Reihe von Zeitungen verboten darunter die Rheinische Zeitung die durch die Arbeit von Ferdinand Freiligrath Moses Hess Georg Herwegh und des Redakteurs Karl Marx ihre Auflage innerhalb eines Jahres vervierfacht hatte Bildbeschreibung und Interpretation BearbeitenDie Burger auf diesem Bild interessieren sich deutlich fur die Befreiungskriege in fremden Landern vergessen daruber aber ihre eigenen unmittelbaren Interessen In diesem Sinne allegorisch konnte auch die Szene der in einem Nebenraum bei Kerzenschein sitzenden Schachspieler rechts im Bild sein Durch das Schachspiel macht diese Szene die Wechselhaftigkeit und Fluchtigkeit der Zeit zum Thema Unterstrichen wird dies durch das Motiv der abbrennenden Kerze Das Bild nimmt deutlichen Bezug auf die Leserevolution im 19 Jahrhundert in Deutschland Die Gesamtszene zeigt elf Personen sieben von ihnen sitzen um einen Tisch herum der zentral im Bild positioniert ist Den Tisch beleuchtet der Lichtkegel einer Gaslampe Die Gegenstande im umgebenden Raum unter anderem die Karte im Bildhintergrund in der Mitte sowie die verzierten Kerzenleuchter an der Wand sind nur in Umrissen zu erkennen Auf dem gut ausgeleuchteten Tisch sind Zeitungen und Lekturen ausgebreitet die von den abgebildeten Mannern teils mit grossem Interesse teils aber auch mit weniger Hingabe gelesen werden so etwa vom Mann im rechten Bildabschnitt Die Charaktere erscheinen entsprechend ihrer Kleidung wohlsituiert Das Burgertum das sie somit reprasentieren pragte durch Diskussionen uber politische und kulturelle Themen die offentliche Meinung Die aufkommende Leserevolution war ein Produkt der neuen Bildungspolitik Einfuhrung der Schulpflicht und gab dem Menschen die Moglichkeit sich mit den Themen der Gesellschaft und des Staates auseinanderzusetzen Die abgebildeten Personen geben einen genaueren Aufschluss daruber wen diese soziale Veranderung hauptsachlich betraf Es sind nur Manner auf dem Bild abgebildet was darauf verweist dass Frauen zu diesem Zeitpunkt noch keine wirkliche politische Mitsprache hatten Jeder hat einen anderen Gesichtsausdruck Dies kann als Hinweis darauf verstanden werden dass man nicht gleich einer Meinung war Somit wird das Wesen des Disputs in einer Diskussion verdeutlicht Der dunkel gehaltene Raum und die Leuchte in der Mitte die nur das Notigste mit Licht versorgt verweisen auf die politisch kulturelle Situation des Burgertums zur Zeit der Entstehung des Bildes des Jahres 1843 in dem die Medien zahlreichen Zensuren unterlagen und die privaten Salons somit als private Ruckzugsorte der Burger dienten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Das Lesekabinett Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Lesekabinett in der Online Datenbank der Staatlichen Museen zu BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Ruppert Burgerlicher Wandel Frankfurt 1981 Knut Soine Johann Peter Hasenclever Neustadt an der Aisch 1990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Lesekabinett amp oldid 229999206