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Die Dampfwagen der Koniglichen Eisengiesserei Berlin waren die ersten deutschen Dampflokomotiven Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Der erste Dampfwagen 3 Geislauterner Dampfwagen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNach Beendigung der Napoleonischen Kriege gelangten Berichte uber die in englischen Kohlegruben verwendeten Dampflokomotiven nach Preussen Es bestand Interesse daran diese neue Technik auch in preussischen Bergwerken einzufuhren Das Brandenburgische Oberbergamt entsandte 1814 zwei seiner Beamten den Oberbergamts Assessor Carl Heinrich Victor Eckardt und den Hutteninspektor der Koniglichen Eisengiesserei Johann Friedrich Krigar nach England um die dort verwendeten Lokomotiven zu studieren Es handelte sich hierbei um einen klassischen Fall von Industriespionage Krigar und Eckart kehrten 1815 mit Planen der Lokomotiven John Blenkinsops nach Berlin zuruck Es handelte sich dabei um Zahnradlokomotiven wie bei den Lokomotiven vom Blenkinsop Typ trieb die Dampfmaschine ein seitliches Zahnrad an das in eine neben der Schiene angebrachte Zahnschiene griff und so fur die Vorwartsbewegung sorgte Dieses englische Konzept hielten die Preussen fur das erfolgversprechendste Da bei den erfolgten Versuchen mit travelling engines d h mit Lokomotiven in England die ublichen gusseisernen Schienen der pferdebetrieben Kohlenbahnen binnen kurzester Zeit unter dem Gewicht der Maschinen zerbrachen forderte Blenkinsop von Matthew Murray den Bau einer moglichst leichten Maschine Da sich dadurch zwangslaufig auch das Reibungsgewicht der Lokomotive verringerte sollte der Antrieb durch einen besonderen Zahnradantrieb sichergestellt werden den Blenkinsop eigens fur diesen Zweck entworfen hatte 1 Im Fruhjahr 1812 hatte die Firma Fenton Murray amp Wood die ersten beiden Lokomotiven Prince Regent und Salamanca fur die Middleton tram way und an Blenkinsop geliefert Am 24 Juni 1812 nahmen die beiden Maschinen auf der inzwischen mit einem Zahnradgestange ausgerusteten Pferdebahn des Bergwerks den Betrieb auf Die beiden Maschinen waren sehr erfolgreich und blieben solange in Betrieb bis die Firma Brandling zu der die Kohlengruben gehorte 1834 in Konkurs ging Die Maschinen zogen in den ersten Jahren ublicherweise 27 Kohlenwaggons chaldrons mit einem Zuggewicht von etwa 100 bis 110 Tonnen mit einer Geschwindigkeit von etwa 6 7 km h Ein Jahr spater folgten noch die beiden Lokomotiven Lord Wellington und Marquis Wellington Obwohl die vier Maschinen nicht einmal 5 Tonnen Eigengewicht hatten zogen sie doch Zuge von bis zu 38 Kohlewagen mit einem Zuggewicht von 140 Tonnen mit einer Geschwindigkeit von rund 6 km h 2 Die vier Lokomotiven ersetzen zusammen insgesamt 52 Pferde und mehr als 200 Manner und galten deshalb als grosser Erfolg Der erste Dampfwagen Bearbeiten nbsp Darstellung des ersten Dampfwagens auf einer Neujahrsgrusskarte versendet von der Koniglichen Eisengiesserei zum Jahreswechsel 1815 1816 nbsp Technische Skizze des ersten DampfwagensIm Verlaufe der Jahre 1815 und 1816 entstand unter Krigars Leitung in der Koniglichen Eisengiesserei eine Lokomotive des Blenkinsop Typs deren Abmessungen kleiner als die ihrer englischen Vorbilder waren Der Dampfkessel war 2 Meter lang und mass 63 Zentimeter im Durchmesser die beiden Zylinder waren oben in den Kessel eingebaut Ihre Kolben trieben uber ein Gestange das zwischen den beiden Laufachsen angebrachte nur auf einer Seite vorhandene Zahnrad an Die Spurweite betrug ca 94 Zentimeter Im Juni 1816 wurde der Dampfwagen fertiggestellt Die Erprobung zeigte dass das Fahrzeug nicht sehr leistungsfahig war Mit einer Geschwindigkeit von nur etwa 3 km h zog es einen Wagen mit einer Last von 2 570 Kilogramm Trotz der wenig befriedigenden Ergebnisse wurde die Maschine nach der Erprobung wie vorgesehen zerlegt in 15 Kisten verpackt und Ende Juli auf dem Wasserweg nach Oberschlesien transportiert wo sie die Kohlezuge des Bergwerks Konigsgrube in Konigshutte ziehen sollte In Konigshutte setzte man die Lokomotive wieder zusammen musste dann aber feststellen dass ihre Spurweite nicht der des vorhandenen Schienenwegs entsprach Da zudem Kessel und Zylinder nicht dicht waren wurde die Lokomotive nicht in Betrieb genommen und spater verschrottet Geislauterner Dampfwagen Bearbeiten nbsp Werkszeichnung des zweiten DampfwagensObgleich die erste Lokomotive nicht zum Einsatz kam und daher keine praktischen Betriebserfahrungen gesammelt werden konnten baute die Konigliche Eisengiesserei eine weitere Maschine des Blenkinsop Typs die im August 1817 fertiggestellt wurde Dieser zweite Dampfwagen war fur das Saarrevier bestimmt und sollte die Kohle der Altenkesseler Grube Bauernwald uber den 2 5 km langen Friederiken Schienenweg zur Verladestelle in Luisenthal an der Saar befordern Bei dieser Lokomotive zeigten schon die Werkserprobungen dass die Leistungen hinter den erhofften Werten zuruckblieben Wahrend vergleichbare Maschinen in England 50 bis 75 Tonnen Last ziehen konnten waren es beim zweiten Dampfwagen der Eisengiesserei nur 4 2 Tonnen Dennoch wurde auch diese Lokomotive zerlegt und an ihren Bestimmungsort verschickt nbsp Nachbau des Geislauterner Dampfwagens im Depot des Verkehrsmuseums NurnbergAm 5 Februar 1819 traf sie in Geislautern ein wo sie wieder montiert und ausfuhrlichen Tests unterzogen werden sollte Diese Versuche zogen sich drei Jahre hin wobei schon bald zahlreiche Mangel in Konstruktion und Ausfuhrung deutlich wurden Es gelang uber lange Zeit nicht einmal die Maschine uberhaupt in Bewegung zu setzen Die Fahrversuche mit der Lok scheiterten jedoch denn die dunnen Achsen des Dampfwagens konnten das Gewicht des gusseisernen Kessels nicht tragen und verbogen sich Der Plan sie in der Grube Bauernwald einzusetzen wurde daher im Januar 1820 aufgegeben Erst im Oktober 1821 waren die Fehler so weit aufgefunden und repariert dass es moglich war die Lokomotive in Fahrt zu setzen Das einseitig angebrachte Zahnrad verursachte eine Schraglage des Fahrzeuges im Gleis Zudem bekamen die Lokbauer den Kessel nicht dicht Weitere zahlreiche teils erhebliche und kaum behebbare Qualitatsmangel machten eine praktische Verwendung der Maschine unmoglich Nur widerstrebend bezahlte das Oberbergamt Bonn 1823 die Rechnung fur die nicht nutzbare Lokomotive Sie wurde daraufhin in einem offenen Bretterverschlag in Geislautern untergebracht wo sie die nachsten 11 Jahre stand und durch Vandalismus und Entwendung von Kleinteilen verkam 1834 wurde die Maschine auf Anregung des Oberbergamtes Bonn zum Verkauf angeboten und 1836 von einem Landwirt zum Schrottpreis von 334 Talern 6 Groschen und 7 Pfennigen auf Abbruch erworben 2014 wurde von einer Gruppe saarlandischer Lokalhistoriker der Dampfwagen nach den erhaltenen Originalplanen im Massstab 1 1 als Anschauungsmodell nachgebaut Dieses steht im Depot des Verkehrsmuseums Nurnberg 3 Literatur BearbeitenKarl Ernst Maedel Alfred B Gottwaldt Deutsche Dampflokomotiven Die Entwicklungsgeschichte Transpress Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 344 70912 7 Kurt Pierson Lokomotiven aus Berlin Motorbuch Verlag Stuttgart 1977 ISBN 3 87943 458 1 Hermann Maey Erhard Born Lokomotiven der alten deutschen Staats und Privatbahnen Steiger Verlag Moers 1983 ISBN 3 921564 61 1 Margot Pfannstiel Der Locomotivkonig Berliner Bilder aus der Zeit August Borsigs Verlag der Nation Berlin 1987 ISBN 3 373 00116 1 Weblinks BearbeitenLokomotivfabriken in Deutschland Konigliche Eisengiesserei BerlinEinzelnachweise Bearbeiten die spatere Legende die sich teilweise bis heute gehalten hat Blenkinsop und Murray die beide begabte Ingenieure waren hatten die technisch physikalischen Grundlagen der Lokomotive nicht verstanden und die Reibungsgesetze uberhaupt nicht gekannt geht vermutlich auf die Darstellung von Blenkinsop in der ersten Biographie von George Stephenson von Samuel Smiles zuruck dessen Autor sich in seinem Buch durchgehend bemuhte seinen Helden also George Stephenson als den alleinigen Erfinder der Dampflokomotive zu stilisieren Im Ubrigen hatte sich bereits Galilei mit den Reibungskraften beschaftigt und nicht wenige Physiker der darauffolgenden Jahrhunderte machten zahlreiche Versuche zur Aufklarung dieser Krafte Das bis heute gultige Reibungsgesetz F m N displaystyle F mu cdot N nbsp veroffentlichte Charles Augustin de Coulomb im Jahr 1785 und unterschied in seiner Darstellung bereits zwischen statischer und kinetischer Reibung Zwischen 1786 und 1795 erschienen auch in Grossbritannien mehrere Studien von Samuel Vince uber die Reibung Ausserdem fuhrten in diesem Land zwischen 1798 und 1806 mehrere Ingenieure Versuche uber die rollende Reibung durch und von diesen waren Richard Trevithick und John Rennie nur die bekanntesten eine ausfuhrliche Darstellung zur Geschichte der Erforschung der Reibungsgesetze findet sich in Peter J Blau Friction Science and Technology 2002 Um 1810 waren die Gesetze uber die Reibungskrafte bei den Ingenieuren Grossbritanniens deshalb weitgehend Allgemeingut Bei den weiteren Versuchen der Eisenbahnpioniere ging es somit nur noch darum den genauen Wert von m displaystyle mu nbsp bei der Reibung von gusseisernen Radern auf verschieden geformten gusseisernen Schienen festzustellen m displaystyle mu nbsp bezeichnet den spezifischen Reibungskoeffizienten bei reinem Adhasionsbetrieb d h mit Lokomotiven ohne Zahnradantrieb hatte die Lokomotive bei den bekannten Reibungswerten der damaligen gusseisernen Schienen und den vorhandenen Steigungen der Bahnstrecke wesentlich schwerer sein mussen um einen Zug der achtundzwanzigmal schwerer war als das Eigengewicht ziehen zu konnen Keine der Schienen die es zu jener Zeit gab hatte eine derartige Last getragen Quelle Beschreibung des Fahrzeuges am Modell im Verkehrsmuseum Nurnberg 1 Juli 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dampfwagen der Koniglichen Eisengiesserei Berlin amp oldid 222804211