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Das Gaussgewehr auch bekannt unter den englischen Bezeichnungen Coilgun oder Gaussrifle von englisch coil Spule gun Kanone rifle Gewehr ist ein elektromagnetischer Beschleuniger fur Wuchtgeschosse bei dem anders als bei der ebenfalls magnetisch arbeitenden Railgun Spulen zur Erzeugung der Magnetfelder verwendet werden Im Prinzip ahnelt das Coilgun Prinzip dem Linearmotor der auch den Antrieb der Magnetschwebebahn darstellt Namensgeber ist der deutsche Mathematiker und Physiker Carl Friedrich Gauss respektive die nach ihm benannte Einheit fur die magnetische Flussdichte Gauss selbst befasste sich lediglich mit den Grundlagen des Magnetismus Animierte Darstellung eines dreistufigen GaussgewehrsInhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 2 Funktionsweise 2 1 Ferromagnetische Gausskanone 2 2 Induktive Gausskanone 3 Vorteile 4 Nachteile 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAnwendungen BearbeitenEine Vielzahl von privaten Projekten 1 Schulprojekten und Demonstrationsgeraten befasst sich mit den Varianten des Prinzips Forschungs und Entwicklungsabteilungen von Rustungsunternehmen befassen sich neben der verwandten Railgun auch mit den Prinzipien von Gaussgewehren Ein ahnliches Konzept nur mit Linearmotor siehe elektromagnetisches KatapultFunktionsweise BearbeitenDas Gaussgewehr beschleunigt Wuchtgeschosse deren Wirkung sich im Ziel nur durch ihre kinetische Energie entfaltet Prinzipiell existieren zwei grundlegend verschiedene Verfahren ein Projektil mit einer Anordnung von Spulen zu beschleunigen Ferromagnetische Gausskanone Bearbeiten Bei einer ferromagnetischen Gausskanone englisch Reluctance Coil Gun handelt es sich um eine Waffe die ein ferromagnetisches Geschoss mit Hilfe elektromagnetischer Krafte beschleunigt Zum Beschleunigen wird durch eine vor dem Geschoss befindliche Spule elektrischer Strom geleitet Das dabei erzeugte Magnetfeld zieht das Geschoss an und beschleunigt es so ins Spulenzentrum Das Magnetfeld muss rechtzeitig abgeschaltet werden bevor das Geschoss das Zentrum erreicht andernfalls hat es eine bremsende Wirkung man stelle sich einen Pfeil vor der mit der Sehne des Bogens verbunden bleibt Durch das sequenzielle Aktivieren von mehreren hintereinandergestellten Spulen lassen sich immer hohere Geschwindigkeiten erreichen sog Multistage Coilgun Der dazu notwendige kurze und sehr kraftige Stromimpuls wird meist mit Hilfe von Kondensatoren erzeugt die uber die Spule kurzgeschlossen und somit schlagartig entladen werden Problematisch ist dabei das zeitlich exakte Abschalten der Spule und die Sattigungsmagnetisierung des Projektils Konstruktionen die den Spulenstrom gesteuert abschalten wenn das Geschoss einen bestimmten Punkt erreicht hat verfugen uber Sensoren und eine Signalruckfuhrung closed loop Bei Anlagen bei denen der Strom solange durch die Spulen fliesst bis der Energiespeicher erschopft ist wird der Ort des Projektils nicht detektiert es liegt keine Signalruckfuhrung vor open loop Solche Anlagen funktionieren nur bei genauer Abstimmung der Projektilmasse auf die Stromkreise Auch das ferromagnetische Material aus dem das Geschoss besteht beeinflusst die Magnetfelder der Spulen nichtlinear was Berechnungen schwierig macht Wenn die Elektrische Leitfahigkeit des Materials aus dem das Projektil besteht zu hoch ist werden durch das sich verandernde Magnetfeld Wirbelstrome im Projektil erzeugt Diese haben nicht nur eine bremsende Wirkung auf das Projektil sondern erhitzen es auch durch Induktive Erwarmung Sobald die Temperatur des Projektils die Curie Temperatur seines Materials ubersteigt bei Eisen 768 C hort es auf ferromagnetisch zu sein Dadurch fallt die Vortriebskraft durch das Magnetfeld weg wahrend die Bremskraft durch die Wirbelstrome weiter wirksam bleibt Abhilfe besteht in der Verwendung von Ferriten mit geringer elektrischer Leitfahigkeit oder von lamelliertem oder gewickeltem Dynamoblech Alternativ dazu kann elektrisch leitfahiges Material nach Erreichen des Curiepunktes nach dem Prinzip der induktiven Gausskanone weiter beschleunigt werden Induktive Gausskanone Bearbeiten Dieser Typ verwendet nichtmagnetische elektrisch leitfahige Projektile meist aus Kupfer oder Aluminium Bei diesem Typ wird ein sehr starkes und sich schnell anderndes Magnetfeld in den Spulen erzeugt Dieses bewirkt durch Wirbelstrom bzw die durch dessen Magnetfeld hervorgerufene Feldverdrangung eine abstossende Kraft auf das Projektil und beschleunigt es von der Spule weg auch als Thomson Effekt bezeichnet Auch hier lasst sich das Magnetfeld vorteilhaft mit einem Kondensator erzeugen der in eine Spule entladen wird es entsteht eine gedampfte Schwingung Die Spannung des Kondensators ist typischerweise mehrere kV damit die Stromanstiegsgeschwindigkeit in der Spule hoch ist und starke Wirbelstrome entstehen Der Stromimpuls ist bei dieser Methode meist kurzer als beim ferromagnetischen Modell Der elektrische Impuls muss nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschaltet werden was die Konstruktion vereinfacht Die Abwesenheit von Eisen lasst auch bei Magnetfeldern uber dessen Sattigungsinduktion eine weitere Steigerung der Wirkung zu die Maximalstarke wird im Wesentlichen nur durch die mechanische Festigkeit der Spule begrenzt Die Geschosse haben meist Ringform was sich vorteilhaft auf die induzierten Strome auswirkt und einen Kompromiss zwischen moglichst geringem Luftwiderstand und grosser Querschnittsflache darstellt Das Verfahren wird auch zur Material Umformung angewendet siehe Magnetumformung Ein Spezialfall der induktiven Gausskanone ist die von Andrei Dmitrijewitsch Sacharow im Jahre 1953 erfundene Plasma Kanone Ein Magnet kumulativer Generator vom Typ 2 MK 2 der auch als Flusskompressionsgenerator bezeichnet wird erzeugt einen Magnetfeld Puls von 2 Millionen Gauss oder 200 Tesla der einen Strom von 100 Millionen Ampere induziert Dadurch wird ein kleiner Aluminiumring durch die induzierten Wirbelstrome zu einem auf 100 km s beschleunigten Plasma Torus verdampft Durch das Magnetfeld des im Plasma Torus fliessenden Ringstromes wird das Plasma eingeschlossen und komprimiert Pinch Effekt Im Vakuum behalt der Plasma Torus seine Geschwindigkeit bei Als Wirbelstrombeschleuniger wird eine Anordnung bezeichnet bei der eine flache Spule eine leitfahige Scheibe aus Aluminium Sabot beschleunigt 2 In der Mitte der Scheibe liegt ein Projektil Stahlkugel welches aufgrund der Impulsubertragung eine wesentlich grossere Geschwindigkeit nahezu Schallgeschwindigkeit erhalt als die Scheibe Vorteile BearbeitenKonventionelle durch Treibladungen angetriebene Waffen sind in ihrer maximalen Mundungsgeschwindigkeit begrenzt Die theoretisch maximal erreichbare Geschwindigkeit eines konventionell beschleunigten Geschosses ist gleich der Ausdehnungsgeschwindigkeit des beim Verbrennen der Treibladung entstehenden Treibgases Ein Gaussgewehr kann dagegen theoretisch die fur alle Projektilwaffen geltenden aerodynamischen Grenzen des Projektils erreichen Denkbar ist es die Flugbahn eines Geschosses durch ein Magnetfeld im Mundungsbereich wesentlich feiner auszurichten als das durch Richten und Traversieren eines traditionellen Laufes moglich ist So sind schnelle Schussfolgen moglich bei denen die Flugbahn des vorhergehenden Geschosses ausgewertet wird und das nachste Geschoss im Feinstbereich nachgefuhrt wird Tatsachlich ist die mit beiden Methoden erreichbare Austrittsgeschwindigkeit enorm hoch mehrere km s entsprechend gross ist die kinetische Energie des Projektils und die daraus resultierende Penetrations leistung Die Waffen waren vermutlich weitaus leiser als herkommliche Feuerwaffen und erzeugten weniger die Stellung verratende Rauchschwaden Da nur eine oder wenige Treibladungen gespeichert werden wurden entfallen die mit der Lagerung von Munition entstehenden Risiken weitgehend Nachteile BearbeitenEin Gaussgewehr benotigt zum Betrieb sehr viel elektrische Energie Bisher gibt es keine Moglichkeit diese Energie kompakt und schnell abrufbar zu speichern Auf Panzern und Kriegsschiffen kann ein Gaussgewehr zwar an deren Stromversorgung angeschlossen werden jedoch ist ein zusatzlicher voluminoser Energiespeicher meist Kondensatoren erforderlich der wahrend einer kurzen Zeitspanne eine sehr hohe Momentanleistung MW bis GW liefern kann Aufgrund der Funktionsweise von Gaussgewehren sind die Entwurfe nur schwer umzusetzen Neben den Problemen die auch bei anderen magnetischen Waffen auftreten Gewicht Stromversorgung etc gibt es hier weitere Komplikationen Mit Gaussgewehren lassen sich zwar hohe Geschwindigkeiten erreichen die Energie steigt im Quadrat zur Geschwindigkeit der Luftwiderstand nimmt jedoch ebenso quadratisch zu Das kann bis zur thermischen Zerstorung des Geschosses fuhren das bereits beim Abschuss stark erhitzt wird Bei den derzeit geringen realisierten Wirkungsgraden werden enorme Warmemengen in der Waffe selbst frei Bei den sogenannten Multistage Coilguns wird der Beitrag der vorderen Spulen wegen steigender Geschwindigkeit des Geschosses immer geringer da die Wirk bzw Einschaltzeit sinkt Literatur BearbeitenE Levi J L He Z Zabar L Birenbaum Guidelines for the design of synchronous type coilguns In Magnetics IEEE Transactions on Band 27 Nr 1 1991 ISSN 0018 9464 S 628 633 doi 10 1109 20 101107 G Hainsworth D Rodger Design optimisation of coilguns In Magnetics IEEE Transactions on Band 31 1 Part 1 1995 ISSN 0018 9464 S 473 477 doi 10 1109 20 364622 M S Aubuchon T R Lockner R J Kaye B N Turman Study of coilgun performance and comments on powered armatures In Power Modulator Symposium 2004 and 2004 High Voltage Workshop Conference Record of the Twenty Sixth International 2004 ISBN 0 7803 8586 1 S 141 144 doi 10 1109 MODSYM 2004 1433527 pskovinfo ru anothercoilgunsite com Voltagezone com Madgyvers Coilgun Basics Coilgun Design Site englisch Einzelnachweise Bearbeiten Rapp Instruments Wirbelstrom Beschleuniger Martin Rott Beschleunigerentwicklung In tum de Abgerufen am 15 November 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaussgewehr amp oldid 232575548