www.wikidata.de-de.nina.az
Der Codex Einsidlensis 121 aus der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts enthalt das alteste vorhandene und noch praktisch vollstandige Messantiphonar auch als Graduale bezeichnet Die im Jahresablauf wechselnden Elemente des Gottesdienstes die Propria missae sind geordnet aufgefuhrt wodurch der Codex fur die Liturgiewissenschaft von grossem Wert ist Von herausragender Bedeutung ist die beinahe durchgehende Notation der Texte aus diesem Grund bildet der Codex musikgeschichtlich eine wichtige Stutze fur die Erforschung des Gregorianischen Chorals In einem zweiten Teil sind die ebenfalls mit einer Notation versehenen Sequenzen des Monches Notker von St Gallen der Liber Ymnorum aufgefuhrt Die beiden Teile bilden eine zusammengehorige Einheit und wurden wahrscheinlich fur Gregor den dritten Abt des Klosters Einsiedeln zum personlichen Gebrauch geschrieben 1 Codex Einsidlensis 121Aufbewahrungsort Stiftsbibliothek EinsiedelnHerkunft Kloster EinsiedelnMaterial PergamentSeitenzahl 600Format 105 160 mmEntstehungszeit Um 960 980Sprache Latein Grosse Initiale P in Gold mit roter Konturierung und Rankenwerk S 30Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung des Codex 2 Inhalt 3 Buchschmuck 4 Geschichte des Codex 5 Galerie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung des Codex BearbeitenDas Manuskript umfasst 600 Pergamentseiten welche sich heute in einem Format von 105 160 mm prasentieren allerdings waren diese wohl ursprunglich grosser und wurden bei einer Neueinbindung zurechtgeschnitten 2 Im Zuge von Restaurierungsarbeiten wurde der Einband bei mehreren Gelegenheiten erneuert das letzte Mal im Jahre 2010 wo ein spezieller Konservierungseinband angebracht wurde um den Codex fur die Digitalisierung auf E codices weiter offnen zu konnen Anhaltspunkte dafur wie der Codex zur Entstehungszeit ausserlich ausgesehen haben konnte sind keine mehr vorhanden Die Handschrift weist bloss geringe Schaden auf nur einige wenige Seiten fehlen An manchen Stellen sind jedoch aufgrund der haufigen Konsultierung des Codex gerade in der jungeren Vergangenheit die Schriftzuge verblasst 3 Der Text ist mit braunlicher Tinte in einer karolingischen Minuskel geschrieben sowohl das Graduale wie auch die Sequenzen wurden von je einem Schreiber abgefasst und anschliessend zusammengefugt Vor der Niederschrift wurden die Seiten sorgfaltig eingerichtet wovon die noch sichtbare Linierung Zeugnis ablegt Im ersten Teil dem Graduale erfolgte die Notation in Form von fur das 10 Jahrhundert charakteristischen Neumen und Litterae significativae oberhalb der Zeilen wahrend sie bei den Sequenzen jeweils am Rand vorgenommen wurde Die Verwendung dieser bereits weit entwickelten Form der Notenschrift ermoglichte es auch blosse Nuancen in der Tonhohe adaquat wiederzugeben 4 Inhalt Bearbeiten nbsp Der Beginn der Halleluja Verse mit deutlich sichtbaren Neumen S 343Das Graduale mit seinen verschiedenen Elementen erstreckt sich uber die Seiten 1 428 die erste wie auch die letzte Seite fehlen jedoch In ihm finden sich die einzelnen Bestandteile des Gottesdienstes mit wahrend des Kalenderjahres wechselnden Texten in dieser Reihenfolge 1 342 Proprium de tempore et de Sanctis verschiedene Gesange zum Introitus Halleluja Tractus Offertorium und zur Communio 343 370 separate Auffuhrung von weiteren Halleluja Versen 372 416 Antiphonen fur die verschiedenen Teile des Proprium 417 427 Psalmen zu den Communio Antiphonen 428 Erwahnung einiger Wochentags und VotivmessenBemerkenswert ist die Auffuhrung der Psalmen zu den Communio Antiphonen in einem gesonderten Teil bei anderen Gradualhandschriften sind diese bereits in die Antiphonen selbst integriert Die Notation weist dasselbe Alter auf wie der Text an mehreren Stellen finden sich Hinzufugungen aus spaterer Zeit Die Sequenzen Notkers nehmen die Seiten 429 599 ein sie bilden obwohl von einer anderen Hand geschrieben eine Sinneinheit mit dem vorangehenden Graduale da auch die Sequenzen zum Proprium missae gehoren Sie stellen einen eher auf den ratischen Raum bezogenen Teil des Codex dar denn anders als beim Graduale welches strikt auf die Liturgie Roms ausgerichtet ist und keine Rucksicht auf je nach Gegend unterschiedliche Auspragungen der Messe nimmt sind hier auch regionale Eigenarten erhalten die sich anderswo nur selten finden 5 Beim einleitenden Text dem sogenannten Notkerbrief fehlt die erste Seite Anschliessend folgen mit dem Liber Ymnorum insgesamt 71 Sequenzen von denen allerdings nur fur 40 die Urheberschaft Notker zugeschrieben werden kann die anderen muss er aus schon bestehenden Sammlungen ubernommen haben 6 Einige wenige Sequenzen sind aber erst in spateren Jahrhunderten entstanden und wurden von anderen Schreibern hinzugefugt so etwa auf den letzten Seiten der Handschrift 7 Buchschmuck BearbeitenBeide Teile des Codex sind an einigen Stellen mit grossen Verzierungen versehen Die Mehrheit der Seiten ist allerdings nicht speziell kalligraphisch oder durch Illustrationen ausgestaltet worden die Uberschriften sind jeweils mit Minium in roter Farbe gehalten und die am Anfang eines Abschnittes stehenden Buchstaben sind als Initialen bisweilen mit Gold und Silber manchmal zusatzlich mit einer roten Konturierung und Rankenwerk verziert 8 Geschichte des Codex BearbeitenAls Ursprungsort des Manuskriptes nannte die Klosteruberlieferung stets Einsiedeln selbst so findet sich auf dem Vorsatzblatt ein Bericht uber eine Restaurierung aus dem Jahr 1597 wo erwahnt wird dass der Codex fur Gregor den dritten Abt von Einsiedeln hergestellt worden sei Erst durch Forschungen in jungerer Zeit wurde diese Annahme wissenschaftlich untermauert 9 In der Ausgestaltung des Codex sind Einflusse der Kloster St Gallen und Reichenau bemerkbar weswegen fur die Entstehung der Handschrift auch diese Orte in Betracht gezogen wurden Die beiden Schreiber lernten wohl in diesen Klostern ihr Handwerk verfassten den Codex aber in Einsiedeln selbst gemass palaographischen Untersuchungen und Vergleichen mit anderen Handschriften in den Jahren zwischen 960 und 980 der Zeit des Abtes Gregor Zudem lasst das relativ kleine Format des Codex auf einen privaten Gebrauch schliessen als Gesangbuch fur die Gemeinschaft war er wegen der geringen Grosse ungeeignet Anscheinend hat das Manuskript Einsiedeln nie verlassen es finden sich Eintrage in der Schrift des Heinrich von Ligerz eines Einsiedler Bibliothekars im 14 Jahrhundert sowie aus der Neuzeit weitere Besitzvermerke des Stiftes Einsiedeln 10 Galerie Bearbeiten nbsp Das Wort resurrexi als ineinander verschlungenes Monogramm S 205 nbsp Titelblatt zu Notkers Liber Ymnorum S 436 nbsp Beginn der Sequenz Natus ante saecula S 437 nbsp Beginn der Sequenz Laudes salvatori voce S 463Literatur BearbeitenO Lang Hg Codex 121 Einsiedeln 2 Bande Faksimile und Kommentar Weinheim Basel 1991 Im Kommentarband finden sich diverse Beitrage verschiedener Autoren zu ausgewahlten Themenbereichen des Codex 121 etwa zur Entstehungsgeschichte zur Notation zur kunstlerischen Ausstattung oder zu den Voraussetzungen fur die liturgische Dichtung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex Einsidlensis 121 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www e codices unifr ch de list one sbe 0121 Link zur Online Version des Manuskriptes abgerufen am 12 Januar 2014 http www e codices unifr ch de description sbe 0121 Link zur Handschriftenbeschreibung und einer ausfuhrlicheren Literaturliste abgerufen am 12 Januar 2014 Einzelnachweise Bearbeiten O Lang Hg Codex 121 Einsiedeln Kommentarband Weinheim Basel 1991 IX O Lang Hg Codex 121 Einsiedeln Kommentarband Weinheim Basel 1991 1f O Lang Hg Codex 121 Einsiedeln Kommentarband Weinheim Basel 1991 XI http www e codices unifr ch de description sbe 0121 12 Januar 2014 O Lang Hg Codex 121 Einsiedeln Kommentarband Weinheim Basel 1991 207 O Lang Hg Codex 121 Einsiedeln Kommentarband Weinheim Basel 1991 262 http www e codices unifr ch de description sbe 0121 12 Januar 2014 Zur Notation des Codex vgl R Fischer Das Graduale des Codex 121 der Stiftsbibliothek Einsiedeln In O Lang Hg Codex 121 Einsiedeln Kommentarband Weinheim Basel 1991 69 118 Zur Entstehung und einer detaillierten Beschreibung des Codex vgl A von Euw Beschaffenheit und kunstlerische Ausstattung der Handschrift In O Lang Hg Codex 121 Einsiedeln Kommentarband Weinheim Basel 1991 1 68 http www e codices unifr ch de description sbe 0121 12 Januar 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Einsidlensis 121 amp oldid 225949686