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Chuci chinesisch 楚辭 楚辞 Pinyin Chǔci W G Ch u tz ŭ also Elegien oder Gesange aus Chu sind eine Sammlung von Gedichten aus dem Suden Chinas Die Chuci gelten als das fruheste vollkommene schriftliche Zeugnis der schamanistischen Kultur Zentralasiens Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung und Struktur 2 Inhalt 3 Lied Stil und Sao Stil 4 Tristia und Itineraria 5 Ubersetzungen 5 1 Modernes Chinesisch 5 2 Deutsch 5 3 Englisch 5 4 Franzosisch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseUrsprung und Struktur BearbeitenDie Anthologie wie sie heute existiert wurde von einem Scholaren namens Wang Yi im 2 Jh n Chr zusammengestellt Die Datierung und die Autorenschaft sind unklar Wang Yi selbst bezieht sich auf Liu Xiang 77 6 v Chr Die Entstehung des Chuci wird auf ungefahr 300 v Chr 150 v Chr geschatzt Der angebliche Autor der Gedichte Li Sao und der Gesange ist Qu Yuan der von Sima Qian in der Han Zeit in dem Geschichtswerk Shiji erwahnt wird doch heutzutage kann man die Autorenschaft der Chuci nicht mehr nachvollziehen und nur das Gedicht Li Sao kann Qu Yuan sicher zugeschrieben werden Ebenfalls Qu Yuan zugeordnet werden die Tian Wen bzw Himmelsfragen Zu diesem 185 Zeilen langen Gedicht das aus 183 Fragen ohne Antworten besteht soll der Dichter nach der Uberlieferung durch die Betrachtung von Wandgemalden in den Ahnentempeln der Chu Konige angeregt worden sein weswegen dieser Text manchmal auch als das alteste Dokument zur chinesischen Kunstgeschichte apostrophiert wird Es wird vermutet dass die Ratsel zu einem Ritualhandbuch gehorten das zur Zeit Qu Yuans bereits existierte 1 Der Staat Chu war ein Staat des chinesischen Altertums der eine eigenstandige Kultur hatte die die Chuci pragten Die Chuci unterteilen sich in verschiedene Sektionen das Gedicht Li Sao etwa Weise von der Verzweiflung ein politisches Gedicht die Jiu Ge Neun Gesange die schamanistischen Ursprungs sind die Tian Wen Himmelsfragen Ratsel zu mythologischen Themen Jiu Zhang Neun Erklarungen Imitationen des Li Sao 13 Gedichte die mystische Reisen und politische oder nationale Tragodien in Imitation des Li Sao oder der Jiu Ge beschreiben Inhalt Bearbeiten離騷 Li Sao Erfahrung von Kampfen 九歌 Jiu Ge Neun Gesange 天問 Tian Wen Himmelsfragen 九章 Jiu Zhang Neun Gedichte 遠遊 Yuan You Weite Reise 卜居 Bu Ju Orakel 漁父 Yu Fu der Fischer 九辯 Jiu Bian Neun Wandlungen 招魂 Zhao Hun Anrufungen der Seele 大招 Da Zhao Die Grosse Mahnung 惜誓 Xi Shi Klage um gebrochene Treue 招隱 Zhao Yin Mahnung zum Ruckzug 七諫 Qi Jian Sieben Gegenvorstellungen 哀時 Ai Shi Ming Ach dass mein Los gezogen wurde 九懷 Jiu Huai Neun Bedauern 九歎 Jiu Tan Neun Klagen 九思 Jiu Si Neun VerlangenLied Stil und Sao Stil BearbeitenDie meisten der Gedichte sind in einer von zwei Stilarten geschrieben dem Lied Stil und dem Sao Stil Der Sao Stil bezieht sich auf das Gedicht Li Sao In diesem Gedicht geht es um die Klage eines Ministers der von seinem Konig verstossen wurde Es stellt einen Katalog der Tugenden des Subjektes des Gedichtes in symbolischer Sprache dar welches sich auf eine lange Reise begibt weil es von seinem Herrn enttauscht ist Auf dieser Reise sucht das Subjekt nach einer Gottin die seine Gesellschafterin wird aber egal wohin er geht zu den Toren des Himmels oder in den mythischen Westen das lyrische Subjekt erfahrt nichts als Enttauschung und Frustration Das Gedicht endet mit Verzweiflung und Enttauschung als das Subjekt von den Hohen des Himmels herabblickend seine alte Heimat erblickt Alle Gedichte des Chuci die im Sao Stil geschrieben sind haben einige Merkmale gemeinsam Sie sind alle in der 1 Person geschrieben sie sprechen alle uber die Reinheit und Integritat des lyrischen Subjektes angesichts einer bosen und korrupten Welt alle berichten von einer Reise um dieser bosen Welt zu entkommen Die Klage angesichts einer korrupten Welt ist stark formalisiert Die Reise ist entweder eine reale Reise in einer Szenerie von Flussen und Bergen oder es ist eine Reise in eine imaginare feenhafte Welt die von mythischen Geschopfen bevolkert wird In allen Gedichten wird wieder und wieder die Enttauschung und der Arger des lyrischen Subjektes wiederholt Der Sao Poet soll kein gewohnlicher Neurotiker sein sondern eine Art Magier der fuhlt dass er in eine ubernaturliche Welt gehort die reiner ist als die irdische Welt Die Frustration des Sao Poeten ist die eines unsterblichen Geistes der gezwungen ist in der Welt der Menschen zu leben Die Gedichte der Chuci sollen schamanistischen Ursprungs sein und der wehleidige Ton der Sao Gedichte stammt wahrscheinlich von den Gesangen der Schamanen an wankelmutige Gottheiten Die Metrik des Sao Stil Gedichtes x x x u x x xi soll sich eher fur die Rezitation erzahlender Gedichte geeignet haben als fur den Gesang Der Lied Stil der Chuci Gedichte soll sich hingegen fur die gesungene Interpretation geeignet haben Ein Vers besteht aus zwei Segmenten die von Xi einer Partikel ohne Bedeutung getrennt werden Die Partikel Xi in jedem Vers ist ein Merkmal aller Gedichte des Chuci Man konnte sie mit Ach ubersetzen Wahrend die Sao Stil Gedichte eher politischen und weltlichen Inhalts sind sind die Lied Stil Gedichte eher schamanistisch gepragt In Chu einem Staat im Suden Chinas scheinen Schamanen eine wichtige Rolle gespielt zu haben In den neun Gesangen des Chuci wenden sich Schamanen an die Gottheiten wie an Geliebte und zeigen vor allem Sorge und Enttauschung wie im Li Sao Auffallend ist der katalogartige Ausdruck von Leid und Melancholie Dass die Gedichte schamanistischen Ursprungs sind ist u a daran zu erkennen dass eine formelartige liturgische Sprache benutzt wird wie sie noch in der Han Zeit in Ritual Buchern zu finden ist Die Gedichte erzahlen nicht sondern zahlen auf im Sinne einer Art Namensmagie Dass hier ein religioser Ursprung vorliegt ist auch daran zu erkennen dass es thematische Zusammenhange mit den Praktiken des spateren Daoismus insbesondere des Shangqing gibt z B ekstatische Fluge mystische Wanderungen der Seele oder kosmische Fluida als Nahrung Tristia und Itineraria BearbeitenIm Chuci kann man abgesehen vom Stil zwei Hauptkategorien von Gedichten unterscheiden die Tristia und die Itineraria die sich auch spater in den Fu Gedichten der Han Zeit finden lassen Tristia drucken die Sorgen des lyrischen Subjektes aus auch angesichts weltlicher Gegebenheiten z B angesichts einer schlechten Regierung Itineraria beschreiben eine Reise des lyrischen Subjektes gelegentlich reale Reisen aber ofter imaginare Reisen die in ubernaturliche Reiche fuhren Moglicherweise stammt der wehleidige Ton der Tristia von den schamanistisch gepragten Gesangen an wankelmutige und schwer fassbare Gottheiten ab aber insgesamt sind die Tristia weltlich gepragt was z B an der Erwahnung historischer Bezuge deutlich wird Die rituelle Reise die zum Zwecke des Machterwerbs oder der Machtdemonstration gemacht wird erscheint in der spateren chinesischen Tradition in unterschiedlichsten Bezugen so ist sie ein Topos der spateren Fu Dichtung der Han Zeit Die Reise ist immer magisch doch kann sie real oder imaginar sein und der Reisende ist ein Mystiker ein Magier oder ein Konig Die Reise fuhrt durch einen symmetrischen Kosmos in dem unterschiedliche Machte herrschen und die durch das angemessene und richtige Ritual beeinflusst werden konnen Der symmetrische Kosmos wird als kreisformig siehe Mandala angesehen und eine vollstandige Umrundung fuhrt zu ubernaturlicher Macht der Reisende wird zu einem Meister des Universums Moglicherweise haben aber auch die schamanistisch gepragten Gedichte einen politischen Hintergrund Man konnte diese Gedichte auch allegorisch interpretieren in dem Sinne dass der Schamane ein tugendhafter Minister ist der von seinem Konig oder Prinzen verstossen wurde Die konfuzianischen Gelehrten haben die Gedichte jedenfalls in diesem Sinne ausgelegt und es gibt aus spateren Dynastien Anhaltspunkte fur diese Auslegung In der Song Zeit gab es beispielsweise die sogenannte Palastlyrik Kunstgedichte die meistens von Mannern geschrieben wurden und in denen eine Konkubine oder Palastdame uber ihre verlorene Liebe Isolation das Alter usw lamentiert Die Chuci sind neben dem Shi Jing dem Buch der Lieder die altesten Dichtungen Chinas Ubersetzungen BearbeitenModernes Chinesisch Bearbeiten Guō Moruo 郭沫若 Ubers Qu Yuan fu jinyi 屈原賦今譯 Beijing Renmin chubǎnshe 人民出版社 1957 Deutsch Bearbeiten Qu Yuan 屈原 Chu Ci 楚辞 Bibliothek der Chinesischen Klassiker Da Zhōnghua wenku 大中华文库 Beijing Verlag fur fremdsprachige Literatur 2015 Ubersetzung von Chen Mingxiang 陈鸣祥 und Peter Herrmann Englisch Bearbeiten David Hawkes Ch u tz ŭ The Songs of the South An Ancient Chinese Anthology Oxford Clarendon 1959 Neuauflage The Songs of the South An Anthology of Ancient Chinese Poems by Qu Yuan and Other Poets Harmondsworth Penguin Books 1985 ISBN 0 14 044375 4 Chu Yuan Qu Yuan 屈原 Li Sao and other poems of Chu Yuan Beijing Foreign Languages Press 1953 Mehrere Neuauflagen Ubersetzung von Yang Xianyi und Gladys Yang Franzosisch Bearbeiten Remi Mathieu Ubers Elegies de Chu Chu ci Attribuees a Qu Yuan et autres poetes chinois de l Antiquite IVe siecle av J C IIe siecle apr J C Gallimard coll Connaissance de l Orient 2004 320 Seiten Lisa Bresner Ubers Pouvoirs de la melancolie chamans poetes et souverains dans la Chine antique Albin Michel coll BAM Idees 2004 272 SeitenLiteratur BearbeitenRita Keindorf Die mystische Reise im Chuci Qu Yuans ca 340 278 v Chr Yuanyou vor dem Hintergrund der zeitgenossischen Philosophie und Dichtung Diss Frankfurt a M 1992 Shaker Aachen 1999 ISBN 3 8265 6330 1 Wolfgang Kubin Geschichte der chinesischen Literatur Band 1 Die chinesische Dichtkunst K G Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 24541 6 Michael Schimmelpfennig Qu Yuan s Transformation From Realized Man to True Poet Heidelberg 2000 Gopal Sukhu Attraction Reversal and Repulsion Prolegomena to the Li Sao Columbia 1993 Arthur Waley The Nine Songs a Study of Shamanism in Ancient China London 1955 Arthur Waley Die neun Gesange eine Studie uber Schamanismus im alten China Deutsch von Franziska Meister von Schroder Hamburg 1957 Geoffrey R Waters Hrsg Three elegies of Ch u An introduction to the traditional interpretation of the Ch u Tz u The Univ of Wisconsin Press Madison Wisc u a 1985 ISBN 0 299 10030 8Einzelnachweise Bearbeiten Helwig Schmidt Glintzer Geschichte der chinesischen Literatur Scherz Verlag Bern 1990 S 36f und 77 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chuci amp oldid 238601814