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Christoph Rothmann auch Christophorus Rothmannus um 1555 in Bernburg 1601 ebenda 1 war ein deutscher Mathematiker und einer der wenigen bekannten Astronomen seiner Zeit geriet aber im Lauf des 17 Jahrhunderts in Vergessenheit Seine Forschungen trugen wesentlich dazu bei dass Kassel im 16 Jahrhundert zu einem europaischen Zentrum der Astronomie wurde Unterschrift Christoph Rothmanns Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Kasseler Sternkatalog 3 Bedeutung 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis heute ist nicht bekannt wann Rothmann geboren wurde wohl jedoch sein Geburtsort Bernburg an der Saale Man schatzt dass er um 1555 geboren wurde Ebenso unbekannt sind seine soziale und familiare Herkunft Nach heimischer Schulbildung studierte er mit Unterstutzung des Fursten Joachim Ernst von Anhalt an der Universitat Wittenberg Theologie und Mathematik Dabei wurde Rothmanns Begeisterung fur die Astronomie ausgepragt wie er spater in einem Brief an Tycho Brahe bekannte 2 Belegt ist das genaue Datum seiner Immatrikulation an der Universitat Wittenberg am 1 August 1575 als Christophorus Rothmannus Bernburgensis 3 In Wittenberg durfte er die Vorlesungen an der philosophischen Fakultat besucht haben Logik unterrichtete damals Albert Lemeier die niedere Mathematik Andreas Schato und die hohere Mathematik Valentinus Otho welche ihn massgeblich gepragt haben durften 4 Unter dem Dekanat von Nicolaus Thodenus 5 erwarb er sich am 7 Marz 1581 den akademischen Grad eines Magisters der philosophischen Wissenschaften 6 Am 2 Juni 1582 schrieb sich Rothmann als M Christophorus Rothmannus Bernburgensis 7 an dem am 30 Januar 1582 8 eroffneten Gymnasium Illustre in Zerbst in Anhalt ein Er folgte damit seinem Bruder der sich in Zerbst bereits einige Tage zuvor am 14 Mai 1582 eingeschrieben hatte Beide Bruder werden in der Zerbster Matrikel als furstliche Stipendiaten vermutlich des Fursten Joachim Ernst von Anhalt gefuhrt Von 1584 bis 1590 war Christoph Rothmann an der Sternwarte des fur Astronomie begeisterten Landgrafen Wilhelm IV von Hessen Kassel tatig Das genaue Datum seines Eintritts in den Dienst des Landgrafen ist nicht bekannt lasst sich jedoch aufgrund bekannter Briefwechsel gut nachvollziehen Demnach muss Rothmann genau am 15 November 1584 in Kassel angekommen sein 9 Seine Forschungen trugen wesentlich dazu bei dass Kassel zu einem Zentrum der Himmelsforschung wurde Im Mai 1590 begann Rothmann eine Reise nach Uraniborg zu Tycho Brahe der ihn in Kopenhagen empfing Sie trafen am 1 August 1590 auf der Insel Hven ein wo Rothmann bis zum 1 September 1590 blieb und sie dann wieder verliess 10 Unter Bruch aller Verpflichtungen und Gewohnheiten kehrte Rothmann aber nicht mehr nach Kassel zuruck sondern begab sich in seine Heimatstadt Bernburg Dies beendete nicht nur seine Anstellung am Kasseler Hof sondern bedeutete auch ein abruptes Ende seiner beruhmten Arbeit am Kasseler Sternkatalog Die Grunde sind nicht bekannt obwohl ein umfangreicher Briefwechsel zwischen Tycho Brahe und dem Landgrafen einerseits und nach vierjahrigem Schweigen Rothmanns an Tycho andererseits vorliegt In einem 21 seitigen Brief 11 an Rothmann versuchte Tycho den ehemaligen Kasseler Astronomen zu einer Ruckkehr zu bewegen allerdings erfolglos Offensichtlich erst im Jahr 1597 12 bot Rothmann seine Dienste dem neuen Landgrafen Moritz Sohn von Wilhelm IV zur Beendigung der Arbeiten am Sternkatalog an Moritz Antwort ist nicht bekannt jedoch lehnte dieser wohl aus verstandlichen Grunden ab Christoph Rothmann lebte bis zu seinem Tod im Sommer 1601 in Bernburg und verfasste dort noch einige unbekanntere theologische Schriften die ohne Bedeutung blieben Christoph Rothmann hatte zumindest zwei Bruder Zum einen Johannes der sich mehrfach unter anderem im Januar 1586 13 und 1587 fur eine gewisse Zeit in Kassel aufgehalten hatte und an Beobachtungen teilnahm Johannes Rothmann hatte wie sein Bruder seit 1578 in Wittenberg studiert 14 Zum anderen Barthold der ebenfalls mindestens einmal in Kassel anwesend war und seinen Bruder vor dessen Tod gepflegt hat Der Kasseler Sternkatalog BearbeitenLandgraf Wilhelm IV war von Anfang an bestrebt astronomischen Himmelsbeobachtungen eine sichere empirische Grundlage zu geben Dabei richtete sich sein Hauptinteresse auf die genaue Positionsbestimmung der Fixsterne und ihrer gegenseitigen Abstande Sie waren das Fundament der damaligen und heutigen Astronomie und speziell als Bezugspunkte fur die Messung der Planetenbewegung Christoph Rothmann hat den Kasseler Sternkatalog eine Liste von 387 Sternortern zwischen 1585 und 1587 fast allein berechnet und ausgefuhrt allerdings unter fachlichem Beistand des Landgrafen Dabei arbeitete er nicht mit Instrumenten riesiger Dimensionen wie Tycho Brahe sondern verwendete mittelgrosse Metallinstrumente mit praziser Visiereinrichtung beispielsweise den Azimutalquadranten oder einen Sextanten Rothmann konnte durch die handliche Grosse der Instrumente relativ genauere Zielungen erreichen als das mit grosseren Instrumenten damals moglich gewesen ware Zudem legte er grosses Augenmerk auf genau gehende Uhren die der ebenfalls im Dienste des Landgrafen stehende Jost Burgi in Kassel konstruierte Ausserdem berucksichtigte Rothmann die astronomische Refraktion und beobachtete jeden Fixstern mehrfach siehe Rothmanns Schrift Observatorium stellarum liber primus So erreichte er eine Genauigkeit von etwa 1 5 1 20 Monddurchmesser zehnmal besser als bei den bis dahin verwendeten Angaben bei Claudius Ptolemaus und praktisch genau so gut wie die Messungen von Tycho 15 Wilhelm IV liess sich taglich von Rothmann berichten der ein uberzeugter Anhanger von Nikolaus Kopernikus und seinem heliozentrischen Weltbild war Bedeutung BearbeitenIm 16 Jahrhundert hatten sich in Europa zwei Forschergruppen mit der Aufstellung neuer genauerer Sternkataloge hervorgetan Auf der einen Seite der bekannte Dane Tycho Brahe der die beruhmte Sternwarte Uranienburg auf der Insel Ven errichtet hatte und eine Beobachtungsgruppe in Kassel am Hof des Landgrafen Hier arbeiteten Rothmann und Jost Burgi ein schweizerischer Mathematiker und Uhrmacher Die beiden Arbeitsgruppen pflegten einen regen wissenschaftlichen Austausch wie ein umfangreicher Briefwechsel zwischen Kassel und Ven belegt und eine vorbehaltlose Anerkennung der Leistungen des anderen Die Sternbeobachtungen dieser beiden Gruppen waren die genauesten die bis dahin mit ausschliesslicher Verwendung des Visierprinzips uber Kimme und Korn erreicht worden waren bis schliesslich 1610 die Erfindung des Fernrohrs die Astronomie von Grund auf revolutionierte Dabei bekannt wurde ein spater oft zitierter Brief zwischen Rothmann und Brahe der das ganze Dilemma der Physik der damaligen Zeit aufzeigte Brahe der dem heliozentrischen Weltbild des Nikolaus Kopernikus misstraute erhob in einem Brief an Rothmann folgenden Einwand gegen die Erdbewegung Wenn sich die Erde tatsachlich von West nach Ost dreht dann muss eine Kanonenkugel die in Richtung der Erddrehung geschossen wird viel weiter fliegen als ein in entgegengesetzter Richtung abgefeuertes Geschoss Rothmann antwortete dass sowohl Geschoss als auch Kanone an der Erdbewegung teilnahmen und damit sein Einwand hinfallig sei Dies widersprach aber der damals in Europa geltenden aristotelischen Bewegungsauffassung Der damals so grundlegende Widerspruch konnte erst in der Mitte des 17 Jahrhunderts mit der Entdeckung der Schwerkraft beseitigt werden Im Unterschied zu seinen prominenten astronomischen Kollegen geriet Rothmann aber im 17 Jahrhundert in Vergessenheit Nach Christoph Rothmann wurde der Mondkrater Rothmann 42 km Durchmesser benannt Schriften BearbeitenAstronomia In qua hypotheses Ptolemaicae ex hypothesibus Copernici corriguntur et supplentur et imprimis intellectus et usus tabularum Prutenicarum declaratur et demonstratur Manuskripte von 1580 in der Universitatsbibliothek Kassel Observatorium stellarum liber primus Kassel 1589 Handbuch der Astronomie ein Kompendium der theoretischen und praktischen Astronomie Restitutio Sacramentorum Goslar 1611 posthum herausgegebene theologische Schrift Scriptum de cometa qui anni Christi 1585 mensib us Octobri et Novembri apparuit Herausgegeben von Willebrord Snellius in Descriptio cometae qui anno 1618 mense Novembri primum effulsit 16 Seite 69 156 Verlag Elzevir Leiden 1619Literatur BearbeitenChristoph Rothmann Miguel A Granada Jurgen Hamel Ludolf von Mackensen Christoph Rothmanns Handbuch der Astronomie von 1589 Verlag Harri Deutsch 2003 ISBN 978 3 8171 1718 5 Miguel A Granada Christoph Rothmann und die Auflosung der himmlischen Spharen Die Briefe an den Landgrafen von Hessen Kassel 1585 In Beitrage zur Astronomiegeschichte Band 2 herausgegeben von Wolfgang R Dick und Jurgen Hamel Frankfurt am Main 1999 S 34 57 1 Nils Lenke Nicolas Roudet Johannes Christoph und Bartholomaeus Rothmann Einige biographische Erganzungen zu den Gebrudern Rothmann In Acta historica Astronomiae Bd 52 Leipzig 2014 S 223 242 Walther Killy Literaturlexikon Autoren und Werke deutscher Sprache 15 Bande Gutersloh Munchen Bertelsmann Lexikon Verl 1988 1991 CD ROM Berlin 1998 ISBN 3 932544 13 7 Siegmund Gunther Rothmann Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 29 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 370 372 Andreas Kuhne Rothmann Christoph In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 127 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Christoph Rothmann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Nils Lenke Nicolas Roudet Johannes Christoph und Bartholomaeus Rothmann Einige biographische Erganzungen zu den Gebrudern Rothmann In Acta historica Astronomiae Bd 52 Leipzig 2014 S 239 Rothmanns Brief an Tycho Brahe vom 21 September 1587 herausgegeben in Emil Dreyer Tychonis Brahe Dani Opera omnia VI Kopenhagen 1919 Album Academiae Vitebergensis Altere Reihe 1502 1602 herausgegeben von Otto Hartwig Halle an der Saale 1894 Wiederauflage Aalen 1976 Seite 255 Vgl auch zu anderen Lehrstuhlen der damaligen Zeit Heinz Kathe Die Wittenberger philosophische Fakultat 1502 1817 Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2002 ISBN 3 412 04402 4 siehe GND 119848562 Universitatsarchiv Halle Titel XXXXV 1 2 S 294 Nr 22 Specht Reinhold Die Matrikel des Gymnasium Illustre zu Zerbst in Anhalt 1582 1797 Leipzig 1930 Castan Joachim Hochschulwesen und reformierte Konfessionalisierung Das Gymnasium Illustre des Furstentums Anhalt in Zerbst 1582 1652 Halle Saale 1999 Christoph Rothmanns Handbuch der Astronomie von 1589 Christoph Rothmann Miguel A Granada Jurgen Hamel Ludolf von Mackensen Verlag Harri Deutsch 2003 Tychos Brief an Wilhelm IV vom 1 April 1591 herausgegeben in Emil Dreyer Tychonis Brahe Dani Opera omnia IX Kopenhagen 1927 Rothmanns Brief an Tycho Brahe vom 14 Januar 1595 herausgegeben in Emil Dreyer Tychonis Brahe Dani Opera omnia VI Kopenhagen 1919 Rothmanns Brief an den Landgrafen Moritz vom 29 Marz 1597 herausgegeben in Emil Dreyer Tychonis Brahe Dani Opera omnia VI Kopenhagen 1919 Christoph Rothmann Brief an Wilhelm IV vom 8 Januar 1586 Hessisches Staatsarchiv Marburg Manfred Magg Traditionelles Handlesen Die Chiromantie und Astrologie von Johannes Rothmann Chiron Verlag Tubingen 2020 ISBN 978 3 89997 275 7 Jurgen Hamel Astronomiegeschichte in Quellentexten Spektrum Akad Verlag Heidelberg 1996 ISBN 3 8274 0072 4 S 37 Original der Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Normdaten Person GND 119393662 lobid OGND AKS LCCN n85194952 VIAF 51934101 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rothmann ChristophKURZBESCHREIBUNG deutscher Mathematiker und AstronomGEBURTSDATUM um 1555GEBURTSORT BernburgSTERBEDATUM 1601STERBEORT Bernburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christoph Rothmann amp oldid 236205308