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Christoph von Ehem 24 Marz 1528 in Augsburg 1 Juni 1592 in Heidelberg war ein deutscher Jurist Hochschullehrer und kurpfalzischer Kanzler Er bestimmte die kurpfalzische Politik seiner Zeit wesentlich mit und gehorte zu dem Personenkreis der den Ubergang der Kurpfalz vom lutherischen zum reformierten Protestantismus vorantrieb Wappen der Ehem im Siebmacher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Studium und Lehre in Tubingen und Heidelberg 1 3 Aktivitaten in der kurpfalzischen Innen Aussen und Kirchenpolitik 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Christoph von Ehem stammte aus der Augsburger Patrizierfamilie Ehem sein Vater war der Kaufherr Christoph von Ehem 1537 seine Mutter Anna 1535 war eine Tochter des Augsburger Burgermeisters Ulrich Rehlinger 1547 Zwei Bruder von ihm sind bekannt Thomas und Siegmund letzterer fand als Stallmeister und spaterer Schultheiss in Heidelberg Erwahnung 1 Christoph von Ehem heiratete zunachst 1552 Maria 1533 1571 Tochter des Augsburger Apothekers Christoph Wirsung Nachdem diese 1571 verstorben war ehelichte er im gleichen Jahr die Kaufmannstochter Susanna geb Katzer Kotzer 1547 1594 Er hatte 21 Kinder davon zwei Sohne einer von ihnen war Siegmund von Ehem kurpfalzischer Oberamtmann zu Bockelheim Mit Christoph Ehems Enkel dem franzosischen Generalleutnant Johann Bernhard Ehem 1587 1657 endete die Stammlinie 2 Studium und Lehre in Tubingen und Heidelberg Bearbeiten Ehem studierte Philosophie Rechtswissenschaften und Medizin in Antwerpen Strassburg und Padua Wahrend des Studiums erlernte er die franzosische Sprache und wurde erstmals mit der Protestantenverfolgung in Westeuropa konfrontiert welche er in Briefen ein Leben lang beklagte 3 Im September 1552 liess er sich an der Universitat Tubingen immatrikulieren und lehrte dort von 1553 bis 1554 als Professor fur Logik an der Artistenfakultat Am 6 Mai 1554 wurde er in Padua zum Doktor beider Rechte promoviert 1 1956 veroffentlichte er sein Hauptwerk De principiis juris libri septem welches seine einzige umfangreiche wissenschaftliche Veroffentlichung blieb In der Kurfurst Ottheinrich gewidmeten Schrift strebte er die Entwicklung einer juristischen Argumentationslehre an die auf methodischer Ordnung analog Galenos und rationalen Begrundungen basiert wobei unter anderem die Erkenntnisse der Philosophen Aristoteles Platon und Cicero einflossen 4 Im September 1556 berief Kurfurst Ottheinrich Ehem als Nachfolger von Johann Mylaeus auf die Lektur fur Institutionen der juristischen Fakultat der Universitat Heidelberg welche zu diesem Zeitpunkt nur vertretungsweise wahrgenommen wurde 1558 verzichtete Ehem auf diesen Lehrstuhl da seine anderen Tatigkeiten fur den Pfalzgrafen zu umfangreich geworden waren Kurzzeitig ubernahm er stattdessen wohl die Professur fur Digesten die vorher Johann Empfinger innegehabt hatte zumindest wurde er von der Universitat fur diese Position vorgeschlagen Seit Anfang 1560 wird er nicht mehr unter den Professoren der juristischen Fakultat Heidelbergs genannt 5 Aktivitaten in der kurpfalzischen Innen Aussen und Kirchenpolitik Bearbeiten Bereits unter Ottheinrich gehorte Ehem dem Kurfurstlichen Rat 1556 bis 1559 und dem Kirchenrat an Er war Mitglied des Ehegerichts und entwarf um 1557 eine Ehegerichtsordnung Im Zuge der Heidelberger Universitatsreform 1558 die auf Befehl des Lutheraners Ottheinrich durchgefuhrt wurde und eine humanistisch ausgerichtete und durch die Reformation bestimmte Hochschule zum Ziel hatte war er wesentlich an der Ausarbeitung der neuen Statuten beteiligt Zusammen mit dem ehemaligen Kanzler Christoph Prob und unter Beratung durch Philipp Melanchthon sorgte er fur eine Umgestaltung Heidelbergs in eine lutherische Landesuniversitat 2 Unter dem calvinistischen Kurfursten Friedrich III erreichte Ehems Einfluss der vorher unter anderem durch die Macht des amtierenden Kanzlers Erasmus von Minckwitz 1562 einschrankt gewesen war seinen Hohepunkt Ab 1561 gehorte er wieder dem kurfurstlichen Rat an und wurde Protonotar im Oberrat 1564 entwarf er eine neue Kirchenratsordnung Inhaltlich schloss sich Ehem vollstandig dem Streben von Friedrich III nach kirchlichen Neuerungen an Er gilt als Hauptinitiator der offiziellen Calvinisierung der Pfalz 2 In der Diskussion der Reformierten uber die Kirchenzucht vertrat er die strikt calvinistische Richtung Als pfalzischer Gesandter nahm er an Reichstagen 1559 1566 1567 und standischen Versammlungen teil Er forderte die Beziehungen zwischen der Pfalz und dem Kurfurstentum Sachsen geriet jedoch nach dem dortigen Sturz der Kryptocalvinisten bei dem sachsischen Kurfursten August in Ungnade Allgemein kam es zu einer zunehmenden Entfremdung der Kurpfalz von den lutherischen Machten was dem Ziel einer protestantischen Union entgegensprach Aussenpolitisch setzte Ehem sich fur die Solidaritat des deutschen und ausserdeutschen Protestantismus ein und war ein Mitgrunder der pfalzischen Unionspolitik welche darauf abzielte den katholisch habsburgischen Kraften eine Allianz der protestantischen Machte des deutschen Reichs und Westeuropas entgegenzusetzen Das Papsttum das seiner Ansicht nach mit Aberglaube Autoritatshorigkeit Verderben der wahren Religion und Bedrohung humanistischer Werte verbunden war lehnte er strikt ab 6 Gegen das Haus Habsburg forderte er eine absolute Opposition So setzte er sich bei einem Polenaufenthalt mit anderen Gesandten bei dem es eigentlich um eine Befurwortung der Wahl von Erzherzog Ernst zum Kaiser ging stattdessen insgeheim fur Heinrich von Anjou ein 7 1562 sowie ab 1574 war Ehem kurpfalzischer Kanzler Vorsitzender des Kurfurstlichen Rats bis er im April 1577 unter dem Kurfursten Ludwig VI Lutheraner des Kanzleramtes enthoben und vorubergehend unter Hausarrest gestellt wurde Ehem wurde verdachtigt das kurfurstliche Testament im Sinne des zweitaltesten Sohns Friedrich des III Johann Kasimir Calvinist geandert zu haben Als sich die beiden Bruder im Jahr darauf versohnten kam er wieder frei und trat in die Dienste des Pfalzgrafen und spateren Kuradministratoren Johann Kasimir Er hielt sich nun in Kaiserslautern und Neustadt auf 1582 verkaufte er das Haus mit Garten in Heidelberg das ihm Friedrich der III zwanzig Jahre zuvor geschenkt hatte 1 Unter Johann Kasimir war Ehem von 1578 bis 1584 erneut kurpfalzischer Kanzler und ab 1584 Rat Auf dem Augsburger Reichstag 1582 trat er als Johann Kasimirs Hauptvertreter auf und sammelte die protestantische Opposition im Furstenrat um sich Im Jahr darauf setzte er sich fur den zum Protestantismus ubergetretenen Gebhard I von Waldburg ein und engagierte sich fur die Wiedereinfuhrung des Calvinismus in der Kurpfalz Jedoch nahm zu dieser Zeit sein Einfluss ab zugunsten des Diplomaten und Truppenfuhrers Peter Beutterich 1538 1587 7 Ehem kehrte wieder nach Heidelberg zuruck 1588 wohnte er im Obern Kaltenthal am Schlossberg Unter Kurfurst Friedrich IV war er ab Januar 1592 kurfurstlicher Geheimer Rat im Oberratekollegium und verblieb bis zu seinem Tode im gleichen Jahr in diesem Amt 1 Ehem starb 1592 im Alter von 64 Jahren wahrend der Hochzeitsfeier seines Sohnes in Heidelberg Er wurde in der Peterskirche neben seiner ersten Ehefrau und zwei Schwagern beigesetzt 8 Schriften BearbeitenDe principiis juris libri septem Basel 1556 Google Books Nachdruck Wilhelm Antonius Hanau 1608 Google Books Literatur BearbeitenEkkehart Fabian Ehem Christoph von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 342 f Digitalisat Friedrich von Bezold Ehem Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 5 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 693 f Ehem Ehemius Christoph In Dagmar Drull Hrsg Heidelberger Gelehrtenlexikon 1386 1651 Springer Heidelberg 2002 ISBN 978 3 642 62826 9 S 131 133 Christoph Strohm Calvinismus und Recht weltanschaulich konfessionelle Aspekte im Werk reformierter Juristen in der Fruhen Neuzeit Mohr Siebeck Tubingen 2008 ISBN 978 3 16 149581 6 S 50 69 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Ehem Ehemius Christoph In Dagmar Drull Hrsg Heidelberger Gelehrtenlexikon 1386 1651 Springer Heidelberg 2002 S 132 a b c Ekkehart Fabian Ehem Christoph von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 342 f Digitalisat Christoph Strohm Calvinismus und Recht weltanschaulich konfessionelle Aspekte im Werk reformierter Juristen in der Fruhen Neuzeit Mohr Siebeck Tubingen 2008 ISBN 978 3 16 149581 6 S 60 Christoph Strohm Calvinismus und Recht weltanschaulich konfessionelle Aspekte im Werk reformierter Juristen in der Fruhen Neuzeit Mohr Siebeck Tubingen 2008 S 68 Wilhelm Doerr Semper Apertus Sechshundert Jahre Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 1386 1986 Band 1 Mittelalter und fruhe Neuzeit 1386 1803 Springer Berlin 1985 ISBN 3 540 15425 6 S 305 Christoph Strohm Calvinismus und Recht weltanschaulich konfessionelle Aspekte im Werk reformierter Juristen in der Fruhen Neuzeit Mohr Siebeck Tubingen 2008 S 61 a b Friedrich von Bezold Ehem Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 5 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 693 f Renate Neumullers Klauser Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg A Druckenmuller Stuttgart 1970 S 266 Normdaten Person GND 11564167X lobid OGND AKS LCCN n87890913 VIAF 5665427 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ehem Christoph vonALTERNATIVNAMEN Ehem Christoph Ehemius Christoph Ehem Christophorus Eheim Christoph von Ohm Christoph von Eheim Christoph Oheim Christoph vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Hochschullehrer und kurpfalzischer KanzlerGEBURTSDATUM 24 Marz 1528GEBURTSORT AugsburgSTERBEDATUM 1 Juni 1592STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christoph von Ehem amp oldid 234610379