www.wikidata.de-de.nina.az
Der Wald Ohrwurm Chelidurella acanthopygia Syn Chelidura acanthopygia haufig auch Waldohrwurm geschrieben ist eine in Europa beheimatete Insektenart der Ohrwurmer Der Waldohrwurm ist ein Allesfresser und lebt vor allem in Laubwaldern Wald OhrwurmWald Ohrwurm Chelidurella acanthopygia MannchenSystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta Ordnung Ohrwurmer Dermaptera Familie Eigentliche Ohrwurmer Forficulidae Gattung ChelidurellaArt Wald OhrwurmWissenschaftlicher NameChelidurella acanthopygia Gene 1832 WeibchenL1 NympheL3 NympheZange eines Mannchens in Nahaufnahme Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verwechslungsarten 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Lebensweise 5 Phylogenie Taxonomie Systematik 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie Art 1 mit der typischen allgemeinen Korpergestalt der Ohrwurmer ist in der Grosse sehr variabel Individuen erreichen von 10 5 bis 17 5 meist 12 bis 17 Millimeter Korperlange Der Wald Ohrwurm ist gelbbraun gefarbt mit etwas helleren Beinen und Zangen Forceps Die zu Deckflugeln Tegmina umgebildeten Vorderflugel sind stark verkurzt sie sind breiter als lang und mit dem Mesonotum verwachsen Die Hinterflugel sind vollstandig reduziert an der Ausbildung der Flugel leicht vom ahnlichen Gebusch Ohrwurm Apterygida media unterscheidbar 2 Der Kopf ist langer als breit mit kleinen Komplexaugen deren Lange geringer ist als der Kopf hinter den Augen Die Antennen bestehen meist aus 13 Antennengliedern sind verhaltnismassig lang und dunn das vierte Glied mehr als 1 5mal so lang wie breit Das Pronotum ist quer breiter als lang nach vorn abgestutzt seine Seitenrander parallel und gerade die Hinterecken abgerundet Der Hinterleib ist in der Mitte verbreitert auf den Tergiten drei bis vier seitlich mit deutlichen Drusenfalten beim Mannchen auf den Tergiten sechs bis sieben an den Seiten gekielt Die im Querschnitt runden Zangen Forceps am Hinterleibsende sind beim Mannchen stark und gleichmassig gebogen eine ovale leere Flache einschliessend meist mit einem markanten Zahnchen im basalen Abschnitt auf der Oberseite das aber auch fehlen kann 3 Die Weibchen sind von ihnen leicht an den beinahe geraden zur Spitze hin deutlich zugespitzten Zangen unterscheidbar 1 Die Art ist von anderen Vertretern der Gattung ausschliesslich anhand der mannlichen Begattungsorgane unterscheidbar Weibchen sind nicht sicher bis zur Art bestimmbar Die anderen Arten der Gattung kommen allerdings nur im Alpenraum und dem angrenzenden Sudeuropa vor so dass Individuen aus Deutschland und Nordeuropa immer dieser Art angehoren Der Pygidium genannte Anhang der Mannchen sitzt frei vorstehend am Hinterleibsende zwischen den Basen der Zangen Es ist markant nach oben gebogen und verjungt sich dreieckig zur Spitze hin Die Ausbildung der Spitze ist dabei innerhalb der Art hoch variabel Nach der Gestalt des Apex wurde durch den italienischen Forscher Antonio Galvagni 1924 2015 eine Art Chelidurella guentheri abgetrennt Dieses Merkmal erwies sich allerdings als extrem variabel Individuen mit einfachem und zweispitzigem Apex waren genetisch ununterscheidbar Deshalb wurden beide 2020 synonymisiert 3 NymphenDie Nymphen des Waldohrwurms sind mit einer guten Lupe oder unter dem Mikroskop an ihren Zangen erkennbar Diese besitzen auf der Innenseite kleine Zahnchen und sind aussen kurz behaart In ihrer Gesamterscheinung ahneln sie den Nymphen von Apterygida albipennis Beide besitzen einen relativ dunklen Kopf Harchen an den Zangen und haben manchmal eine ahnliche Zeichnung auf dem Abdomen Jedoch sind die Innenseiten der Zangen die ersten Antennenglieder und die Form und Zeichnung des Pronotums mogliche Unterscheidungsmerkmale Von den spateren Nymphenstadien von Forficula auricularia unterscheidet sich die Art durch die fehlenden Alae und die Musterung L1 Nymphen des Waldohrwurms werden 5 3 6 2 mm lang besitzen 8 Antennenglieder das Pygidium ist rund und die Zange dunn und lang L2 Nymphen werden 6 8 7 0 mm lang besitzen 10 Antennenglieder das Pygidium ist abgerundet und die Zange kraftiger L3 Nymphen werden 8 5 10 5 mm lang besitzen 11 Antennenglieder das Pygidium ist kantig und die Zange weist einen leichten Seitenkiel auf L4 Nymphen werden 12 1 13 0 mm lang besitzen 12 Antennenglieder das Pygidium besitzt spitze Ecken die Sternite sind mittig heller und die Zange hat einen deutlichen Seitenkiel 4 Verwechslungsarten BearbeitenDurch das Fehlen von Hinterflugeln und voll entwickelten Elytren ist der Waldohrwurm leicht von den meisten anderen mitteleuropaischen Arten zu unterscheiden Auch die Form der mannlichen Zangen ist eindeutig fur die Gattung Chelidurella zudem unterscheidet sich die Farbung leicht von anderen Arten wie dem Gebuschohrwurm oder dem Gemeinen Ohrwurm Jedoch kommen im Verbreitungsgebiet des Waldohrwurms weitere ahnliche Arten vor aus den Gattungen Chelidurella und Chelidura Die ahnlichen Mesochelidura Arten leben geographisch getrennt Adulte Mannchen der Gattung Chelidura besitzen massivere meist kurzere und starker gebogene Zangen zudem ist ihr Abdomen zum Ende hin stark verbreitert Die Weibchen sehen sich dagegen sehr ahnlich Chelidura Weibchen sind grosser und massiger gebaut ansonsten aber nur schwer zu unterscheiden Von den ubrigen Arten der Gattung Chelidurella lassen sich sowohl Mannchen als auch vor allem Weibchen nur schwer oder kaum unterscheiden so dass hier der Fundort eine wichtige Rolle spielt Bei den Mannchen konnen das Pygidium die Antennenglieder und die Subgenitalplatte Unterscheidungshilfen bieten Bei Chelidurella mutica ist das Pygidium kurz und abgerundet wahrend es bei den ubrigen Arten dreieckig ist und uber das 10 Abdominaltergit herausragt Bei Chelidurella fontanai ist es besonders lang und zugespitzt bei Chelidurella vignai und Chelidurella pseudovignai ebenfalls langer als beim Waldohrwurm aber deutlich kurzer als bei Ch fontanai Die Antennenglieder von Chelidurella poggii und Chelidurella galvagnii sind kurzer und robuster das 4 Antennenglied ist maximal 1 5 so lang wie breit Bei Chelidurella caprai Chelidurella thaleri und Chelidurella acanthopygia sind die Antennenglieder langer und dunner das 4 Antennenglied ist mindestens 1 6 so lang wie breit Bei Ch caprai ist die Subgenitalplatte mit einem trigonal verjungten distalen Drittel bei den ubrigen beiden Arten nahezu parallelrandig in den proximalen zwei Dritteln mit abgerundeten Ecken im distalen Drittel Von Ch thaleri unterscheiden sich Mannchen durch den Penis Dieser ist bei Ch acanthopygia vergleichsweise kurzer die Parameren sind maximal 1 6 langer als die maximale Breite des Pronotums und nicht mindestens 2 so lang Zudem ist die distale Breite des Penislobus bei Ch acanthopygia etwa so breit wie die maximale breite der Parameren und nicht mindestens 2 so breit Weibchen und Nymphen sind nur durch genetische Analysen sicher unterscheidbar 3 Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDie Art besitzt ein grosses Verbreitungsgebiet 3 in Europa Es zieht sich von Mittelfrankreich im Westen bis ins westliche Russland im Osten Im Suden reicht das Areal bis Sudostfrankreich Norditalien und Kroatien im Norden bis ins sudliche Norwegen zentrale Schweden und Lettland Die nordlichen Populationen darunter diejenigen in ganz Deutschland wurden von 1994 bis 2020 der heute wieder synonymisierten Chelidurella guentheri zugeordnet In den Alpen der Hohen Tatra den Karpaten dem Zentralmassiv und den Gebirgen der Balkanhalbinsel kommt die Art zusammen mit anderen Vertretern der Gattung vor 5 In der Slowakei ist sie im gesamten Land verbreitet 6 In mitteleuropaischen Waldern ist der Wald Ohrwurm uberall verbreitet und oft sehr haufig In einem Buchenwald des Solling hier die einzige Ohrwurm Art wurden 16 Individuen pro Quadratmeter Waldboden mit einer Biomasse von 112 Milligramm pro Quadratmeter registriert 7 in schleswig holsteinischen Buchenwaldern 7 bis 14 5 Individuen pro Quadratmeter 8 in anderen gut untersuchten Waldern etwa bei Berlin lag die Dichte allerdings darunter 7 Die Art meidet allerdings meist Nadelwalder und kommt hier wenn uberhaupt nur in geringer Dichte vor Sie bevorzugt Boden mittlerer Feuchte und eher nahrstoffarme leicht saure Waldboden In den Gebirgen wird die Art in hoheren Hohenlagen oft von anderen Arten wie Chelidurella thaleri oder Chelidurella galvagnii abgelost Lebensweise BearbeitenDer Wald Ohrwurm ist uberwiegend eine bodenlebende Art der Streu und Krautschicht der Walder Obwohl gelegentlich Individuen im Stamm oder Kronenbereich anzutreffen sind 9 ist er hier seltener als andere Ohrwurmarten Wahrend die Imagines mehr an der Bodenoberflache leben findet man die Nymphen eher versteckt in der Streuschicht 10 Die nachtaktiven Insekten halten sich tagsuber in Ritzen und Spalten oder unter Steinen auf Nachts gehen sie auf Nahrungssuche Als Nahrung dienen kleine Insekten Honigtau der Blattlause und zarte Pflanzenteile Der Wald Ohrwurm ist also ein typischer Allesfresser Bei Untersuchungen des Darminhalts im Solling wurde je etwa zur Halfte tierische und pflanzliche Nahrung gefunden 11 darunter Algen Pollen und Hyphen von Pilzen im Schwarzwald und in Schleswig Holstein uberwog bei den Untersuchungen die rauberische Ernahrung 8 Die Zangen dienen zusammen mit einem stinkenden Sekret zur Feindabwehr aber auch zum Ergreifen der Beute Weibchen betreiben Brutpflege und bewachen die Eigelege Die Art durchlauft bis zum geschlechtsreifen Insekt Imago vier Nymphenstadien 10 8 Ungefahr im April erscheinen in der Slowakei die ersten Nymphenstadien Ende des Sommers ist hier die Entwicklung zur Imago abgeschlossen 12 Auch in Deutschland sind die Nymphen oft von April bis August oder September zu finden 4 In Schleswig Holstein wurden allerdings nie Jungtiere vor Juli bis August gefunden 8 im Solling in Niedersachsen erst ab Juni Juli Im Norden so in Danemark benotigt die Art meist zwei Jahre zur Entwicklung semivoltin dies kommt auch in Mitteleuropa in kalten Jahren vor Die Imagines sind ganzjahrig aktiv auch in milden Wintern Die Laufaktivitat ist dabei in der Brutzeit stark vermindert da die Tiere dann standorttreu den Nachwuchs bewachen Phylogenie Taxonomie Systematik BearbeitenDie Art wurde von Giuseppe Gene nach Tieren aus Italien 1832 als Forficula acanthopygia erstbeschrieben Seit 1878 wurde er meist der Gattung Chelidura Latreille 1825 zugeordnet 1902 transferierte sie Karl Wilhelm Verhoeff in die von ihm neu aufgestellte Gattung Chelidurella deren Typusart sie ist Die Gattungen Chelidura und Chelidurella umfassen zusammen knapp 30 Arten sie sind samtlich flugellos die meisten Arten nur in oft kleinen Arealen isoliert in Gebirgen verbreitet Aufgrund der Ahnlichkeit synonymisierte Henrik Steinmann beide Gattungen im Jahr 1993 1 was aber nicht von allen Taxonomen anerkannt wurde Nach neuen morphologischen und genetischen Untersuchungen wurde die Gattung Chelidurella im Jahr 2020 durch Marketa Kirstova und Kollegen wieder neu eingesetzt 3 Der Status etlicher Arten und ihre Abgrenzung gegeneinander sind problematisch meist sind nur die Mannchen anhand der Ausbildung der Genitalia bis zur Art bestimmbar Zum Status der 1994 abgetrennten Art Chelidurella guentheri Galvagni 1994 vergleiche oben im Abschnitt Merkmale Der Wald Ohrwurm ist die am weitesten verbreitete Art der Gattung und die einzige die auch im Flachland vorkommt SynonymeSynonyme der Art lauten Chelidura acanthopygia Chelidura guentheri Galvagni 1994 Chelidurella guentheri Galvagni 1994 Forficula acanthopygia Gene 1832 Forficula aptera Schmidt 1866 Forficula xanthopygia Schmidt 1866Literatur BearbeitenEva amp Wolfgang Dreyer Der Kosmos Waldfuhrer 3 Auflage Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co Stuttgart 2001 ISBN 978 3 440 09057 2 S 198 Jiri Zahradnik Der Kosmos Insektenfuhrer 6 Auflage Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co Stuttgart 2002 ISBN 3 440 09388 3 S 100 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wald Ohrwurm Chelidurella acanthopygia Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Henrik Steinmann Dermaptera Eudermaptera II Das Tierreich eine Zusammenstellung und Kennzeichnung der rezenten Tierformen Teilband 108 Walter de Gruyter Berlin amp New York 1993 ISBN 3 11 012298 7 S 421 423 Matthias Schaefer Bearbeiter Fauna von Deutschland begrundet von Paul Brohmer Quelle amp Meyer Wiesbaden 18 Auflage 1992 ISBN 3 494 01200 8 Ordnung Dermaptera Ohrwurmer auf S 232 a b c d e Marketa Kirstova Robin Kundrata Petr Kocarek 2020 Molecular phylogeny and classification of Chelidurella Verhoeff stat restit Dermaptera Forficulidae Insect Systematics amp Evolution online ahead of print doi 10 1163 1876312X bja10004 37 Seiten a b Danilo Matzke Zum Vorkommen und Bestimmung heimischer Ohrwurmlarven Dermaptera Arthropoda Popularis 1 17 30 PDF Petr Kocarek amp Ladislaus Rezbanyai Reser 2005 Neuere Angaben zur Ohrwurmfauna der Schweiz Dermaptera Entomologische Berichte Luzern 53 135 148 Ivan Orszagh Peter Fedor Ľubomir Vidlicka Oto Majzlan Earwigs Dermaptera of Slovakia Univerzita Komenskeho Bratislava Prirodovedecka fakulta 2010 ISBN 978 80 223 2936 1 S 18 24 a b Heinz Ellenberg Robert Mayer Jurgen Schauermann Okosystemforschung Ergebnisse des Sollingprojekts 1966 1986 Eugen Ulmer Stuttgart 1986 ISBN 3 8001 3431 4 S 264 265 a b c d Ulrich Irmler amp Rainer Hingst 1993 Zur Okologie des Waldohrwurms Chelidurella acanthopygia in Schleswig Holstein Dermaptera Faunistisch Okologische Mitteilungen 9 10 377 390 Marketa Kirstova Petr Pyszko Jan Sypos Pavel Drozd Petr Kocarek 2016 Vertical distribution of earwigs Dermaptera Forficulidae in a temperate lowland forest based on sampling with a mobile aerial lift platform Entomological Science 20 1 57 64 doi 10 1111 ens 12229 a b B Overgaard Nielsen 1991 Seasonal development ofthe woodland earwig Chelidurella acanthopygia Gene in Denmark Dermaptera Entomologiske Meddelelser 59 91 98 Heinz Ellenberg Robert Mayer Jurgen Schauermann Okosystemforschung Ergebnisse des Sollingprojekts 1966 1986 Eugen Ulmer Stuttgart 1986 ISBN 3 8001 3431 4 S 194 Orszagh I 2005 Phenology of Chelidurella acanthopygia Dermaptera Forficulidae nymphal instars in oak hornbeam forests of the Male Karpaty Mts and Trnavska pahorkatina hills SW Slovakia In Ekologia Bratislava Band 24 S 152 160 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wald Ohrwurm amp oldid 237811806