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Carl Leopold Rollig um 1754 1 4 Marz 1804 in Wien war ein deutscher Glasharmonikaspieler Instrumentenbauer Bibliothekar Schriftsteller Musikjournalist und Komponist Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 3 Werke 3 1 Schriften 3 2 Kompositionen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenDer britische Musikwissenschaftler Nigel Springthorpe der sich intensiv mit der Musikerfamilie Rollig befasste vermutet dass Carl Leopold Rollig ein Sohn des Komponisten Johann Georg Rollig 1710 1790 war oder von dessen Bruder Johann Christian Rollig 1716 Letzterer war 1764 bis 1769 und 1771 72 Kapellmeister bei der Ackermannschen Theater Gesellschaft in Hamburg fur die er mehrere Singspiele komponierte Seine Geburt ist aber in Hamburg nicht nachweisbar 2 Leben BearbeitenAb 1782 betatigte sich Carl Leopold Rollig nach eigener Aussage als Virtuose auf der von Benjamin Franklin erfundenen Glasharmonika 1783 liess er sich in Berlin nieder und sandte dort am 2 Juli 1785 einen bemerkenswerten Brief an Kurfurst Friedrich August III von Sachsen um diesen der selbst eine Glasharmonika besass vor jenem Instrument zu warnen Rollig schrieb dem Kurfursten dass dessen haufiger Gebrauch durch die starke Erschutterungen und dass bestandige Zerren der Schaalen an den zarten Nerven der Finger endlich Krankheiten hervorbringt die mich jetzt noch zittern machen wenn ich ihrer mich erinnere 3 Deshalb erweiterte er die Glasharmonika in den folgenden Jahren durch eine Klaviatur zu einer Tastenharmonika mit der er Tourneen durch mehrere europaische Lander unternahm 1787 bemerkte der Berliner Philosoph Johann Erich Biester dass dies unbeschreiblich schone Instrument Rolligs an Susse und Zartheit des Tons alles und selbst die menschliche Stimme ubertrift Weiter fuhrte er aus Wer diesen Kunstler schon sonst auf seiner ehemaligen Harmonika hat spielen horen wird die Vortreflichkeit seines Spiels die Richtigkeit seines Gefuhls in Bestimmung der fur das Instrument gehorigen Setzart aber auch zugleich den unbeschreiblich schonen und reinen Ton den Er aus seinen Glasschalen ziehn kann bewundert haben Er ist dazu gereiset wie Er denn die meisten Glashutten in Ungarn Bohmen und Deutschland besucht und sich an einem Orte wo er einen geschikten Arbeiter fand Jahre lang aufgehalten hat 4 Fur den 2 Januar 1788 ist ein Konzert nachweisbar in dem Rollig mit seiner Clavierharmonica im Saal des Berliner Hotels Stadt Paris mit zwei Eigenkompositionen auftrat 5 Anlasslich eines Gastspiels in Dresden im Mai 1788 verschaffte sich der dortige Komponist Johann Gottlieb Naumann der selbst mehrere Werke fur Glasharmonika schrieb einen Eindruck von Rolligs Harmonika und resumierte sie hatte alle meine Erwartungen weit ubertroffen 6 Am 2 April 1791 gab Rollig im Wiener Nationaltheater ein Konzert auf einer von ihm ganz neu erfundenen Harmonika 7 Danach nahm er seinen Wohnsitz in Wien und erhielt im April 1792 durch Gottfried van Swieten eine Anstellung als Bibliothekar an der Kaiserlichen Hofbibliothek 8 In den folgenden Jahren war er vorzuglich bemuht die in dem grossen Bibliotheksaale aufbewahrten theoretischen und praktischen Werke der Tonkunst zu vereinigen und systematisch zu ordnen 9 So legte er den Grundstein fur die heutige Musiksammlung der Osterreichischen Nationalbibliothek nbsp Orphica aus der Werkstatt von Carl Leopold Rollig Rom Museo Nazionale degli Strumenti Musicali di Roma1795 erfand Rollig ein als Orphica bezeichnetes tragbares Klavier das den Klangcharakter einer Laute nachahmte Er charakterisierte das Instrument als fur die Ruhe und die sanften Gefuhle geschaffen und verfasste selbst einige Stucke dafur 1798 komponierte auch Ludwig van Beethoven zwei Stucke fur Orphica WoO 51 die fruher irrtumlich als Leichte Klaviersonate bezeichnet wurden 10 1801 konstruierte Rollig die Xanorphika eine Art Bogenklavier die er von dem Wiener Klavierbauer Mathias Muller herstellen liess Von 1798 bis zu seinem Tod war er zudem Wiener Korrespondent der Leipziger Allgemeinen musikalische Zeitung fur die er auch einige grossere Essays verfasste Er wohnte zuletzt im sogenannten Burgerspital Zinshaus am Spitalplatz Nr 1166 heute Lobkowitzplatz wo er im Alter von 50 Jahren an der Auszehrung starb 11 Leopold Rollig k k Hofbibliothekdiener war laut Sterbeeintrag in den Kirchenbuchern der Augustinerkirche evangel ischer Religion und wurde am 6 Marz begraben 12 Werke BearbeitenSchriften Bearbeiten Uber die Harmonika Ein Fragment von J L Rollig Berlin 1787 Google Books Orphica Ein musikalisches Instrument Erfunden von C L Rollig Wien A Blumauer 1795 Google books Die Orphica ein neues musikalisches Instrument erfunden von Hr C L Rollig zu Wien in Journal des Luxus und der Moden Jg 11 Februar Heft 1796 S 87 98 Digitalisat Xanorphica ein musikalisches Geigenbogen Instrument mit einer Claviatur Erfunden von Carl Leopold Rollig in Journal des Luxus und der Moden Jg 16 Februar Heft 1801 S 80 92 Digitalisat Ehrenrettung des beruhmten Ritters Renaut Schatline de Cousy Troubadours aus dem 12ten Jahrhundert gegen einige neuere wider ihn erhobene Vorwurfe und Beschuldigungen in Allgemeine Musikalische Zeitung Jg 4 Nr 39 vom 23 Juni 1802 Sp 625 632 Digitalisat Ueber die Stellung einiger Tasten Instrumente in Wohnzimmern in Allgemeine Musikalische Zeitung Jg 5 Nr 49 vom 31 August 1803 Sp 802f Digitalisat Kompositionen Bearbeiten Kleine Tonstucke fur die Harmonika oder das Pianoforte nebst einigen Liedern fur das letztere gewidmet Freiherrn von Massow Leipzig Breitkopf amp Hartel 1789 Kleine und leichte Tonstucke fur die Orphica Nebst drey Solfeggy fur eine Hand allein Wien 1797 Digitalisat Sechs deutsche Tanze fur das Forte Piano Wien Loschenkohl 1804 13 Konzert fur Glasharmonika und Orchester Es Dur ungedruckt Autograph in der Osterreichischen Nationalbibliothek Mus Hs 18562 Quintett fur Glasharmonika und Streichquartett c Moll YouTube Video Siciliano fur Glasharmonika YouTube Video Literatur BearbeitenJohann Erich Biester Nachricht von der Rolligschen Harmonica in Berlinische Monatsschrift Band 9 Nr 2 vom Februar 1787 S 175 186 Digitalisat Nachdruck im Magazin der Musik Jg 2 2 Halfte 1786 87 S 1389 1399 Digitalisat Ernst Ludwig Gerber Historisch Biographisches Lexicon der Tonkunstler Band 2 Leipzig 1792 Sp 307 309 hier Rollig J L Digitalisat Anonym Rollig s Tasten Harmonika in Journal des Luxus und der Moden Jg 19 Dezember Heft 1804 S 604 f Digitalisat Ignaz Franz von Mosel Geschichte der kaiserlich koniglichen Hofbibliothek zu Wien Wien 1835 S 200 f 214 Digitalisat Gustav Schilling Encyclopadie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal Lexicon der Tonkunst Band 6 Stuttgart 1838 S 33 Digitalisat Anonym Geschichtliche Ruckblicke in Allgemeine Wiener Musik Zeitung Jg 1 Nr 27 vom 4 Marz 1841 S 112 Digitalisat Constantin von Wurzbach Biographisches Lexikon des Kaisertums Osterreich Band 26 1874 S 235f Digitalisat Martha Bruckner Bigenwald Die Anfange der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung Hilversum Knuf 1965 Benjamin Vogel Orphicas Genuin Less Genuin and Fakes in The Galpin Society Journal Nr 57 vom Mai 2004 S 19 45 and 204f Klaus Martin Kopitz Beethoven as a Composer for the Orphica A New Source for WoO 51 in The Beethoven Journal Vol 22 No 1 Summer 2007 S 25 30 klaus martin kopitz de PDF 4 5 MB Bruno Hoffmann Rollig Karl Leopold Carl Leopold Johann Ludwig In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Rudolf Hopfner Rollig Carl Leopold In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 Rudolf Hopfner Rollig Carl Leopold In MGG Online Abonnement erforderlich Weblinks BearbeitenIndexeintrag fur Carl Leopold Rollig in der Datenbank der Deutschen Biographie Werke von und uber Carl Leopold Rollig in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Carl Leopold Rollig im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten In der Literatur teilweise zu findende fruhere Geburtsdaten durften auf eine Verwechslung mit dem in Hamburg wirkenden Theatermusiker Johann Christian Rollig zuruckzufuhren sein Vgl Bruno Hoffmann Grove Music Online His birthdate is often given as about 1754 a calculation from the age of 50 given in the Viennese register of deaths but it is presumably too late since Rollig was musical director of Ackermann s theatrical company in Hamburg from 1764 to 1769 and in 1771 2 Nigel Springthorpe The Lives and Works of Johann George Roellig and Johann Christian Roellig with Thematic Catalogue Dissertation Royal Holloway University of London 2020 S 386 Digitalisat F A Drechsel Carl Leopold Rollig und die Glas Harmonika in Zeitschrift fur Instrumentenbau Band 48 Nr 6 vom 15 Dezember 1927 S 260 f Digitalisat Johann Erich Biester Nachricht von der Rolligschen Harmonica in Berlinische Monatsschrift Band 9 Nr 2 vom Februar 1787 S 175 186 hier S 176 und 179 181 Bemerkungen eines Reisenden uber die zu Berlin vom September 1787 bis Ende Januar 1788 gegebene offentliche Musiken Kirchenmusik Oper Concerte und Konigliche Kammermusik betreffend Halle 1788 S 50 54 Digitalisat Johann Gottlieb Naumann Berichtigung in Allgemeine Literatur Zeitung Jg 4 Nr 149 vom 21 Juni 1788 Sp 639 f Digitalisat Wiener Zeitung Nr 25 vom 26 Marz 1791 S 785 Digitalisat Ignaz Franz von Mosel Geschichte der kaiserlich koniglichen Hofbibliothek zu Wien Wien 1835 S 200 Digitalisat Signale fur die musikalische Welt Jg 27 Nr 39 vom 10 Juni 1869 S 610 Digitalisat Vgl Kurt Dorfmuller Norbert Gertsch und Julia Ronge Hrsg Ludwig van Beethoven Thematisch bibliographisches Werkverzeichnis Munchen Henle 2014 Band 2 S 129 131 Wiener Zeitung Nr 20 vom 10 Marz 1804 S 862 Digitalisat Sterbeeintrag im Kirchenbuch der Augustinerkirche Wien Verlagsanzeige in der Wiener Zeitung Nr 7 vom 25 Januar 1804 S 312 Digitalisat Normdaten Person GND 104241160 lobid OGND AKS LCCN no2004083797 VIAF 48944848 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rollig Carl LeopoldKURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist der KlassikGEBURTSDATUM um 1745GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 4 Marz 1804STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Leopold Rollig amp oldid 234781000