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CLOUD Akronym fur englisch Cosmics Leaving OUtdoor Droplets ist ein Projekt in dem mit Labormethoden in der Kernforschungseinrichtung CERN der Einfluss von Ionen auf die Keimbildung von Aerosolen unter atmospharischen Bedingungen untersucht wird Bedingt durch die Forderung aus dem Topf Zusammenarbeit des 7 Forschungsrahmenprogramms der EU 2007 bis 2013 sind 106 Wissenschaftler von 18 Instituten aus neun uberwiegend europaischen Landern beteiligt Stand 2013 1 Weitere Mittel stammen aus dem CERN Etat sowie nationaler Forschungsforderung Deutschlands der Schweiz und Finnlands 2 Von der NASA aus Daten von mehreren Satelliten zusammengestellte Darstellung der Erde u a mit Wolkenbedeckung Vegetation und erhohter Aerosolkonzentration uber Afrika durch Sandsturme und Brande Hintergrund 3 ist die 1997 von den danischen Wissenschaftlern Henrik Svensmark und Eigil Friis Christensen propagierte umstrittene Erklarung eines schon langer vermuteten Einflusses der Sonnenaktivitat auch auf die unteren Schichten der Erdatmosphare uber entsprechende Schwankungen der kosmischen Strahlung der Keimbildungsrate und der Bewolkung weitere Details unter Kontroverse um die globale Erwarmung Erste Ergebnisse zeigten dass unter Umweltbedingungen verschiedene Stoffe konkurrierend zur Keimbildung beitragen und dass unter manchen Bedingungen Ionen eine bedeutende Rolle spielen Inhaltsverzeichnis 1 Planung und Realisierung 2 Versuchsaufbau 3 Ergebnisse 4 Weblinks 5 EinzelnachweisePlanung und Realisierung BearbeitenDas Experiment wurde 1998 erdacht und wird derzeit geleitet von dem Teilchenphysiker Jasper Kirkby 4 Die EU Forderung ab 2007 wurde 2006 bewilligt Ein erster Prototyp Mk1 prototype mit 2 2 2 m3 Volumen wurde ab Ende 2006 getestet Nach drei Jahren Design und Konstruktion wurde die CLOUD Kammer Mk2 prototype 26 m3 im zweiten Halbjahr 2009 aufgebaut Ende 2009 konnten Messkampagnen der internationalen Teams starten Nach zwei bis drei Jahren Erfahrung mit der zweiten Kammer sollte eine noch grossere dritte Kammer aufgebaut werden Stand 2008 5 die aber bisher Stand 2014 nicht realisiert wurde Versuchsaufbau Bearbeiten nbsp Das CLOUD Experiment ist in der Osthalle East Area des Proton Synchrotron PS des CERN untergebracht CLOUD Kammer Mk2 prototype Link zum Schematischen Aufbau Memento vom 12 Dezember 2012 im Internet Archive Link zum Gesamtaufbau am CERN Urheberrechte beachten Die sogenannte CLOUD Kammer engl chamber in der Osthalle des CERN Proton Synchrotrons PS besteht derzeit Mk2 prototype aus einem elektropolierten Edelstahlzylinder mit 3 m Durchmesser und einem Fassungsvermogen von 26 1 m3 in einer Klimakammer fur zunachst 30 bis 40 C inzwischen ertuchtigt bis 65 C Eine Gasmischanlage dosiert kunstliche Luft aus Flussigstickstoff Flussigsauerstoff und deionisiertem nachgereinigtem Wasser Nur so lasst sich ein ausreichend niedriges Niveau an Verunreinigungen erreichen Ozon wird bei Bedarf in einem Teil des Sauerstoffstroms durch einen Ozonisator erzeugt Andere Spurengase werden aus Stahlzylindern zugegeben in denen die Stoffe fur handhabbare Stoffstrome in hoher Verdunnung vorliegen Fur Experimente in ionisierter Luft werden Luftschauer erzeugt deren Primarteilchen hochenergetische Protonen aus dem Speicherring sind Sie werden auf Bestellung in Paketen ausgekoppelt In die Kammer gelangen hauptsachlich Pionen die dort Luftmolekule ionisieren Die thermalisierten Elektronen lagern sich bevorzugt an das in den Experimenten verwendete Schwefelsauremolekul an Die Ionen konnen innerhalb einer Sekunde abgezogen werden indem zwischen zwei gitterformigen Elektroden oben und unten eine elektrische Feldstarke von 10 kV m aufgebaut wird Zur Anregung von Photochemie ist Bestrahlung mit UV Licht 250 400 nm uber Lichtleiter moglich die gleichmassig verteilt im Deckel enden In der Kammer sorgen Ventilatoren fur eine gleichmassige Verteilung des dosierten Gemischs der Ionen und der Reaktionsprodukte Durch fingerdicke Teflonschlauche die seitlich in die Kammer ragen werden aus der kunstlichen Atmosphare kontinuierlich und zugig Probestrome an Analysegeraten vorbeigefuhrt um Verfalschungen klein zu halten Fur viele Analysen ist es wichtig dass die Schlauche ausserhalb der Klimakammer keine andere Temperatur haben Dazu sind sie uber Kupferdrahte thermisch mit der Klimakammer verbunden und gut isoliert umhullt Zu den Instrumenten gehoren mehrere Flugzeit Massenspektrometer mit verschiedenen Interfaces CI chemische Ionisation PTR Protonenubertrag APi Atmospheric Pressure interface zur Messung von neutralen und geladenen Molekulen und Partikeln bis etwa zwei Nanometer Durchmesser Kondensationspartikelzahler bis herab zu zwei bis drei Nanometern differentielle Mobilitatsanalysatoren ein Spektrophotometer mit Langwegabsorptionszelle LOPAP und Feuchtesensoren 6 Die Kammer wird meist im Durchfluss betrieben und stets unter leichtem Uberdruck gehalten um das Eindringen von Verunreinigungen z B uber die Analytik zu vermeiden In einer alternativen Betriebsart wird das Gemisch bei einem erhohten Druck prapariert und dann in kurzer Zeit entspannt um durch die damit verbundene Abkuhlung eine Ubersattigung zu erreichen Ergebnisse BearbeitenIm Februar 2010 wurden Ergebnisse eines 4 wochigen Testlaufs der Pilot Anlage Mk1 prototype im Oktober 2006 prasentiert Sie deuteten auf einen existierenden Zusammenhang zwischen Ionen induzierter Kondensationskeimbildung und der Bildung von Aerosolen hin Fur eine genaue Quantifizierung unter welchen Bedingungen diese Aerosolbildung eine signifikante Grosse erreicht waren noch Verbesserungen am Versuchsaufbau notig die in die Konstruktion der 2 CLOUD Kammer Mk2 prototype eingeflossen sind 7 8 Die Veroffentlichung erster Ergebnisse mit dem Mk2 prototype erfolgte 2011 9 in der Fachzeitschrift Nature kurze Zusammenfassungen in naturenews online 10 und der CERN Pressemitteilung 11 und enthielten wie von CERN Generaldirektor Rolf Dieter Heuer angemahnt 12 klare Darstellungen der Versuchsdaten ohne jegliche Interpretation bezuglich einer moglichen Klimawirkung Es konnte ein verstarkender Effekt der ionisierend wirkenden kosmischen Strahlung auf die Zusammenballung von Aerosolpartikeln in den simulierten kalteren Schichten der mittleren Troposphare eindeutig nachgewiesen werden Die ionisierten Molekulcluster aus Schwefelsaure zeigten dabei eine 10 mal hohere Nukleationsrate als elektrisch neutrale Cluster Fur die unteren Atmospharenschichten bis 1000 m konnte weiterhin gezeigt werden dass die vorherrschende Annahme nicht zutrifft dass Schwefelsaure Ammoniak und Wasserdampf als alleinige Aerosolpartikel fur die Bildung der Kondensationskeime verantwortlich sind Unter den Laborbedingungen konnte nur eine 10 bis 1000 mal kleinere Nukleationsrate von Kondensationskeimen mit diesen Bestandteilen registriert werden als insgesamt in diesen Atmospharenschichten beobachtbar ist Die Forscher vermuteten fluchtige organische Verbindungen VOC als weitere wichtige Zutat Amine wurden zuerst untersucht da sie noch starker als Ammoniak an Schwefelsaure binden Diese Stoffe kommen allerdings in weit geringerer Konzentration in der Umwelt vor 3 pptv Dank der hochreinen Kammer und empfindlicherer Analytik war es aber moglich mit solchen Konzentrationen zu arbeiten Im Oktober 2013 wurden im Wissenschaftsjournal Nature Ergebnisse mit Dimethylamin publiziert Im Vergleich zu den vorhergehenden Versuchen mit Ammoniak lag die Keimbildungsrate nun in der richtigen Grossenordnung und hing kaum von der Anwesenheit von Ionen ab 13 Die Forscher raumen ein dass konkurrierende Keimbildungsprozesse mit anderen Dampfen starker von der Ionisierung abhangen 14 15 oder dass Ionen statt uber die Keimbildung direkt in die Wolkenphysik eingreifen 16 Weitere Experimente adressieren die Rolle der VOC Als Modellsubstanz dienen hohere Oxidationsprodukte des a Pinens die im Experiment photochemisch erzeugt werden Sie sind aufgrund ihres polaren Charakters viel weniger fluchtig als das a Pinen und andere Monoterpene die im Sommer von Pflanzen insb Pinien emittiert werden Dass sie zur Aerosolbildung beitragen ist schon langer aus Smogkammerexperimenten bekannt Die nun unter kontrollierten Bedingungen extrem geringen fur umweltrelevante Keimbildungsraten notwendigen Konzentrationen ab 0 1 pptv zeigen dass diese Stoffe regional eine wichtige Rolle bei der Keimbildung und beim Keimwachstum spielen konnen Eine Forschergruppe erzeugte geringste Konzentrationen hoherer Oxidationsprodukte des a Pinens indem sie von einem ersten stabilen Oxidationsprodukt ausgingen Pinandiol das sie zudosierten 17 In Kombination mit Spuren von Schwefelsaure zeigte sich ein verstarkender Einfluss von Ionen Bei umweltrelevanten Konzentrationen der Spurengase und Ionen untere Troposphare waren Ionen an der Bildung von 60 der Keime beteiligt Bei hoheren Ionenkonzentrationen obere Troposphare waren es 70 Der Einfluss sank erwartungsgemass bei hoheren Spurengaskonzentrationen drastisch Eine andere Studie 18 ging klassisch von a Pinen aus allerdings von besonders geringen Konzentrationen und beobachtete eine sehr rasche Bildung hoherer Oxidationsprodukte die sie als intramolekulare Kettenreaktion deuten Bei hoheren Konzentrationen wurde diese durch bimolekulare Reaktionen vorzeitig abbrechen Die auch in diesen Experimenten genutzte Ionisation durch Pionen vom Speicherring diente der Analytik denn die gleichzeitige Messung von positiven negativen und neutralen Clustern mit den oben genannten anorganischen Ionen mit drei hochauflosenden TOF Massenspektrometern verbessert die Unterscheidung von Spezies gleicher Massenzahl In einer 2016 publizierten Arbeit schreiben die Autoren dass auf Basis der CLOUD Experimente festgestellt werden kann dass Veranderungen in der Intensitat kosmischer Strahlung keinen spurbaren Einfluss auf das aktuelle Klimageschehen haben 19 Weblinks BearbeitenHomepage des CLOUD Experiments am CERN The CERN Bulletin Happily CLOUDy Copyright CERN 2011 CERN Publications DG CO Jasper Kirkby The CLOUD experiment at CERN Video auf YouTube von der Global Warming Seminar Series 2011 der University of Victoria Kanada Probing the cosmic ray climate link IOP Publishing Ltd physicsworld com mit Video Jasper Kirkby erklart das CLOUD Experiment englisch History of CLOUD Goethe Universitat Frankfurt am Main mit Links zu allen Fortschrittsberichten des CLOUD Experiments Jasper Kirby Cloudy climate Change How do clouds affect earths temperature Vortrag im Rahmen der TED KonferenzEinzelnachweise Bearbeiten Participating Institutes PS215 CLOUD Memento vom 9 Juni 2015 im Internet Archive CERN GreyBook Funding Nicht mehr online verfugbar CERN 2010 archiviert vom Original am 22 September 2013 abgerufen am 21 Juni 2016 englisch B Fastrup et al CLOUD Collaboration A Study of the link between cosmic rays and clouds with a cloud chamber at the CERN PS PDF 1 5 MB CERN 2000 CERN SPSC 2000 021 SPSC P317 S 1 32 arxiv physics 0104048 Jasper Kirkby Beam Measurements of a CLOUD Cosmics Leaving OUtdoor Droplets Chamber CERN 1998 CERN OPEN 2001 028 2007 PROGRESS REPORT ON PS215 CLOUD The CLOUD Collaboration CERN Geneva SPS and PS Experiments Committee CERN SPSC 2008 015 SPSC SR 032 April 18 2008 PDF 2009 PROGRESS REPORT ON PS215 CLOUD The CLOUD Collaboration CERN Geneva SPS and PS Experiments Committee CERN SPSC 2010 013 SPSC SR 061 April 7 2010 PDF J Duplissy et al Results from the CERN pilot CLOUD experiment In Atmospheric Chemistry and Physics 10 2010 S 1635 1647 PDF 2006 PROGRESS REPORT ON PS215 CLOUD The CLOUD Collaboration CERN Geneva SPS and PS Experiments Committee CERN SPSC 2007 014 SPSC SR 019 April 12 2007 PDF Jasper Kirkby et al Role of sulphuric acid ammonia and galactic cosmic rays in atmospheric aerosol nucleation In Nature Band 476 2011 S 429 433 doi 10 1038 nature10343 Cloud formation may be linked to cosmic rays NatureNews Online 24 August 2011 CERN s CLOUD experiment provides unprecedented insight into cloud formation CERN Press Release PR15 11 25 August 2011 Wie Illuminati den Cern Forschern geholfen hat Welt Online 15 Juli 2011 Zitat Ich habe die Kollegen gebeten die Ergebnisse klar darzustellen aber nicht zu interpretieren Damit wurde man sich sofort in die hochpolitische Arena der Klimawandeldiskussion begeben J Almeida et al CLOUD collaboration Molecular understanding of sulphuric acid amine particle nucleation in the atmosphere In Nature Letter 6 Oktober 2013 ISSN 0028 0836 doi 10 1038 nature12663 CERN Press Office CERN s CLOUD experiment shines new light on climate change 6 Oktober 2013 Molecular understanding of sulphuric acid amine particle nucleation in the atmosphere PDF 63 kB Nicht mehr online verfugbar CLOUD Collaboration 6 Oktober 2013 archiviert vom Original am 1 November 2014 abgerufen am 21 Juni 2016 englisch Supporting information to press briefing on Nature publication Almeida et al CLOUD Collaboration 2011 PROGRESS REPORT ON PS215 CLOUD Marz 2012 Francesco Riccobono et al Oxidation Products of Biogenic Emissions Contribute to Nucleation of Atmospheric Particles Science 344 2014 S 717 721 doi 10 1126 science 1243527 Arnaud P Praplan et al Elemental composition and clustering behaviour of a pinene oxidation products for different oxidation conditions Atmos Chem Phys 15 2015 S 4145 4159 doi 10 5194 acp 15 4145 2015 E M Dunne H Gordon A Kurten J Almeida J Duplissy Global atmospheric particle formation from CERN CLOUD measurements In Science Band 354 Nr 6316 2 Dezember 2016 ISSN 0036 8075 S 1119 1124 doi 10 1126 science aaf2649 sciencemag org abgerufen am 12 Juni 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title CLOUD Experiment amp oldid 239434716