www.wikidata.de-de.nina.az
Der differentielle Mobilitatsanalysator DMA engl Differential Mobility Analyser wirkt wie ein grossenselektierender Elektrofilter der abhangig von seinen geometrischen Abmessungen und der veranderbaren angelegten elektrischen Spannung aus einem Aerosolstrom nur Partikel einer bestimmten elektrischen Mobilitat durchlasst Ein DMA ist in der Regel zylindrisch aufgebaut und benotigt zum Betrieb zusatzlich zum Aerosoleinlass und auslass einen Hilfs Gasstrom und besitzt dementsprechend zusatzliche Anschlusse Zusammen mit einem elektrischen Auflader in der Regel ein Neutralisator oder ein bipolarer Diffusionsauflader wird der DMA zu einem Online Klassierer fur Aerosole nach der elektrischen Mobilitat Wird zusatzlich ein Gerat zur Bestimmung der Partikelkonzentration nachgeschaltet z B Kondensationspartikelzahler Elektrometer FCE so entsteht ein Differential Mobility Analysing System DMAS je nach Betriebsweise als Differential Mobility Particle Sizer DMPS oder als Scanning Mobility Particle Sizer SMPS In der zukunftigen CEN Richtlinie fur atmospharische Messungen werden diese Systeme allgemein als Mobility Particle Size Spectrometer MPSS bezeichnet Dies gilt fur auch fur Richtlinien des WMO GAW Netzwerkes World Meteorological Organization Global Atmosphere sowie der europaischen Forschungsinfrastruktur ACTRIS Aerosols Clouds and Trace gases Research InfraStructure Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 DMPS SMPS bzw MPSS 3 Kalibrierung Wartung und Betrieb 4 Literatur 5 Siehe auchFunktionsweise BearbeitenDer DMA besteht aus einem Kondensator der in der Regel zylindrisch ausgefuhrt wird um Randeffekte des elektrischen Feldes zu vermeiden An seiner Aussenwand werden elektrisch geladene Partikel eingeleitet und innerhalb einer laminaren Stromung mitgefuhrt Partikelfreie Luft Hullluftvolumenstrom oder Sheath Volumenstrom wird entlang der Innenelektrode gefuhrt welche die Partikel von der inneren Zylinderelektrode trennt Wird nun eine elektrische Spannung an die Zylinderelektroden gelegt so driften die geladenen Partikel je nach ihrer elektrischen Polaritat zur Innen oder Aussenelektrode Nur die Partikel die einen schmalen Ringspalt an der Innenelektrode erreichen konnen dem DMA entnommen und einem Partikelzahler zugefuhrt werden Die entnommene Fraktion der Partikel besitzt eine bestimmte elektrische Mobilitat Z p displaystyle Zp nbsp die mit der angelegten Spannung korreliert nach U Q ln R a R i 2 p L Z p displaystyle U frac Q cdot ln left frac R mathrm a R mathrm i right 2 cdot pi cdot L cdot Zp nbsp Hierbei ist Q displaystyle Q nbsp der Gasvolumenstrom der durch den Kondensator geleitet wird R a displaystyle R mathrm a nbsp der Radius der Aussenelektrode R i displaystyle R mathrm i nbsp der Radius der Innenelektrode und L displaystyle L nbsp die Elektrodenlange zwischen Aerosoleinlass und auslass Die elektrische Mobilitat ist uber das Stokessche Gesetz eine Funktion des Partikelradius D p displaystyle D p nbsp Z p n e C c 3 p h D p displaystyle Zp n e C c 3 pi eta D p nbsp mit der elektrischen Ladungszahl pro Partikel n displaystyle n nbsp Elementarladung e displaystyle e nbsp Cunningham Schlupf Korrekturfaktor C c displaystyle C c nbsp dynamischer Viskositat h displaystyle eta nbsp von Luft siehe auch ISO 15900 DMPS SMPS bzw MPSS BearbeitenDurch das Scannen d h durch die kontinuierliche Spannungserhohung wird aus dem Klassierer ein Messgerat und man erhalt eine elektrische Mobilitatsverteilung des geladenen Aerosols Ist die Ladungsverteilung auf den Partikeln bekannt so kann man durch Ruckrechnung mit Hilfe eines Inversionsalgorithmus auf die Mobilitatsverteilung und damit indirekt auf die Grossenverteilung der Partikel schliessen In der Regel ist die Ladungsverteilung des zu analysierenden Aerosols unbekannt und die Partikel mussen zuvor definiert aufgeladen werden um die Ruckrechnung auf die Partikelgrosse anwenden zu konnen Hierzu wird haufig ein Neutralisator bipolarer Diffusionsauflader eingesetzt der das Aerosol in ein Ladungsgleichgewicht versetzt Typischerweise wird das Aerosol an einer schwach radioaktiven Quelle z B das Krypton 85 Isotop 85Kr als Betastrahler oder auch anderen Nukliden z B Po210 Ni63 oder Am241 vorbeigefuhrt Die Strahlung bewirkt in erster Linie eine Ionisation des Umgebungsgases d h es entstehen sowohl negative als auch positive Ladungstrager die sich durch Diffusion an die Partikel anlagern Das Resultat ist eine definierte bipolare Ladungsverteilung Boltzmann Ladungsverteilung bzw die Fuchs Ladungsverteilung die sich aus positiven negativen und elektrisch neutralen Partikeln zusammensetzt und in erster Naherung unabhangig vom Partikelmaterial ist Der Begriff Neutralisator ist somit zunachst irrefuhrend da die Partikel nicht entladen werden sondern sich ein nach aussen betrachtet neutrales bipolares Ladungsgleichgewicht einstellt Der Nachteil hierbei ist dass ein Grossteil der Partikel ungeladen oder falsche Polaritat nicht fur die Analyse herangezogen werden kann Weiterhin ist die bipolare Ladungsverteilung zu mehr negativ geladenen Partikeln verschoben Dies ist die eine hohere mittleren elektrische Mobilitat der negativen Luftionen bedingt International wird nur noch die bipolare Ladungsverteilung nach Alfred Wiedensohler 1 benutzt die auch in der ISO Norm 15900 beschrieben ist Bei anderen Verfahren zur definierten Aufladung von Aerosol Partikeln wird eine Korona lokal begrenzte Teilentladung des Umgebungsgases dazu genutzt die emittierten Ladungstrager uber Feld und Diffusionsaufladung an die Partikel anzulagern Da hier nur Ladungstrager einer bestimmten Polaritat verwendet werden ist das Resultat eine unipolare Ladungsverteilung Der Vorteil der unipolaren Aufladung von Aerosolpartikeln ist dass nahezu alle Partikel fur die Analyse herangezogen werden konnen so dass auch Elektrometer zur Bestimmung der Konzentration genutzt werden konnen Ultrafine Particle Monitor Nachteile der unipolaren Diffusionsauflader ist dass die Ladungsverteilung sehr breit wird viele Ladungszustande und ein Teil der Partikel bereits in der Aufladezone abgeschieden wird Kalibrierung Wartung und Betrieb BearbeitenEin DMPS SMPS bzw ein MPSS sollte regelmassig kalibriert werden Dazu gehort die grossenaufgeloste Kalibrierung des Kondensationspartikelzahlers die Partikelgrossen Kalibrierung mit PSL Partikeln Polystyrene Latex und der Vergleich der Partikelgrossenverteilung gegenuber einem Referenzsystem 2 Empfehlungen fur den Betrieb atmospharischer Messungen werden in 3 ausfuhrlich beschrieben Literatur Bearbeiten 1 Alfred Wiedensohler 1988 An approximation of the bipolar charge distribution for particles in the submicron size range J Aerosol Sci 19 387 389 2 Wiedensohler A A Wiesner K Weinhold W Birmili M Hermann M Merkel T Muller S Pfeifer A Schmidt T Tuch F Velarde P Quincey S Seeger and A Nowak 2018 Mobility Particle Size Spectrometers Calibration Procedures and Measurement Uncertainties Aerosol Science amp Technology 52 2 146 164 3 Wiedensohler A W Birmili A Nowak A Sonntag K Weinhold M Merkel B Wehner T Tuch S Pfeifer M Fiebig A M Fjaraa E Asmi K Sellegri H Venzac P Villani P Laj P Aalto J A Ogren E Swietlicki P Roldin P Williams P Quincey C Huglin R Fierz Schmidhauser M Gysel E Weingartner F Riccobono S Santos C Gruning K Faloon D Beddows R Harrison C Monahan S G Jennings C D O Dowd A Marioni H G Horn L Keck J Jiang J Scheckman P H McMurry Z Deng C S Zhao M Moerman B Henzing G d Leeuw G Loschau and S Bastian 2012 Mobility Particle Size Spectrometers Harmonization of Technical Standards and Data Structure to Facilitate High Quality Long term Observations of Atmospheric Particle Number Size Distributions AMT 5 657 685 Siehe auch BearbeitenElektrostatik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Differentieller Mobilitatsanalysator amp oldid 216293479