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Die bretonische Musik hat eine im Vergleich zur ubrigen Musik in Frankreich eigenstandige Tradition Die Bretagne liegt im Nordwesten Frankreichs und gehort sprachlich zum inselkeltischen Bereich Inhaltsverzeichnis 1 Typen 1 1 Tanzmusik Fest noz 1 1 1 Rhythmen 1 1 2 Instrumentierung 1 2 Erzahlende Lieder 2 Geschichte 3 Festivals 4 Literatur 5 WeblinksTypen BearbeitenDie bretonische Musik lasst sich je nach Verwendungszweck in zwei Typen unterteilen Tanzmusik Fest noz Bearbeiten Diese wird bevorzugt beim Fest noz oder Bal Folk von Instrumental oder Vokalgruppen vorgetragen Sowohl Instrumental als auch Vokalrepertoire wird dabei fast immer nach der Art des Wechselgesangs bret Kan ha diskan vorgetragen wobei der Partner jeweils kurz vor dem Ende einer musikalischen Phrase in den Vortrag einfallt Dieser Musiktyp ist ganz auf Tanzbarkeit ausgelegt Anders als in den benachbarten keltischen Landern Schottland Irland Wales ist es die Regel dass auch tatsachlich getanzt wird wobei bei manchen Festivals die Zahl der Tanzer in die Tausende gehen kann Die bretonischen Tanze haben zumeist die Form von Ketten Reihen oder Kreistanzen Die Reigen konnen eine hohe Anzahl von Tanzern einbinden Rhythmen Bearbeiten Der dominierende Rhythmus ist der 4 4 Takt der manchmal gerade gespielt wird Dans Plin An Dro Pache Pie haufiger jedoch punktiert bzw triolisch swingend auftritt zum Beispiel Laridee 8 temps Gavotte de Montagne Dans Fisel Ronds de St Vincent Kost ar C hoad Der 3 2 Takt ist seltener Hanter Dro Laridee 6 temps Noch seltener sind ungerade Takte wie sie vor allem beim nicht tanzbaren marche zu beobachten sind Einige Tanze alternieren zwischen 6 er und 4 er Takten Hanter Dro An Dro Tricot Im Vergleich zur irischen Musik fallt auf dass die Melodien weitaus mehr Synkopen aufweisen wahrend bei irischen Jigs oder Reels in der Regel auf jeden Schlag ein Ton der Melodie entfallt Instrumentierung Bearbeiten nbsp Bombarde und Biniou kozh bei Festzug in GuerandeDie klassische Instrumentierung besteht wenn auch regional unterschiedlich im 19 Jahrhundert vorzufinden aus einem Sangerduo oder einem Duo mit der bretonischen Schalmei der Bombarde und dem Dudelsack Biniou kozh oder einem Duo mit Violine und Akkordeon KlarinetteDer Zusammenklang von Bombarde und Biniou kozh ist dabei heute anscheinend fur die Bretagne besonders charakteristisch Beide Instrumente sind laut wobei die Bombarde als durchdringend und grell bezeichnet werden kann Der Klang ahnelt dem der Rauschpfeife und der Zurna ist aber noch scharfer und obertonreicher als bei den beiden Instrumenten Seit dem Folk Revival der 1970er Jahre haben jedoch zahlreiche weitere Instrumente Einzug gehalten So gehoren E Bass Percussion Schlagzeug Gitarre und die irische Holzquerflote zum Aufgebot bretonischer Musik Gruppen Ebenso ist die Kombination von Vokal und Instrumentalmusik heute absolut gangig Erzahlende Lieder Bearbeiten Hierzu gehoren etwa Seefahrergesange und Klagelieder die sogenannten Gwerziou Dieser Musiktyp wird traditionell oft von einem unbegleiteten Sanger oder einer Sangerin vorgetragen der oder die dabei in einer relativ hohen Tonlage singt Die Gwerziou werden dabei meist in einem freien Rhythmus vorgetragen der sich nach dem Inhalt des Stucks und der Emotion des Sangers der Sangerin richtet Gwerziou konnen historische Ereignisse oder Legenden besingen aber auch aktuelle Ereignisse wie etwa die Olpest an der bretonischen Kuste nach dem Untergang des Frachters Amoco Cadiz die in dieser Form besungen wurde Gwerziou werden zumeist in bretonischer Sprache gesungen Zu den bekanntesten Interpreten dieser Liedform gehoren u a Erik Marchand Yann Fanch Kemener Denez Prigent und Annie Ebrel Geschichte BearbeitenBis zum Zweiten Weltkrieg war die bretonische Musiktradition im Niedergang begriffen Das erste Anzeichen einer Revitalisierung war das Auftreten der Bagadou in den 1950er Jahren Eine Bagad ist eine nach dem Vorbild der schottischen Pipes amp Drums geformte Gruppe in der neben traditionellen Bombarden und Binou kozh auch schottische Great Highland Bagpipes tiefere Varianten der Bombarde und Schlaginstrumente mitspielen Die bekanntesten Vertreter dieses Genres sind die Bagad Kemper aus der Stadt Quimper bret Kemper und die Bagad de Lann Bihoue der franzosischen Marine aus Lorient Der grosse Aufbruch kam allerdings erst in den 1970er Jahren Alan Stivell war der erste Musiker der unter dem Einfluss des angelsachsischen Folk Rock bretonische Volksmusik mit E Gitarre Schlagzeug und weiteren Rock Instrumenten kombinierte Seine gefeierten Auftritte im Pariser Olympia gehoren wahrscheinlich zu den einflussreichsten Zeugnissen bretonischer Musik im 20 Jahrhundert auch da er mit der Betonung der bretonischen Sprache und dem Ruckgriff auf keltische Mystik den Nerv der Zeit traf Neben elektrischen und elektronischen Instrumenten ist auch die Einfuhrung der Keltischen Harfe in die bretonische Musik ein Verdienst Stivells Allerdings scheint diese Innovation weit weniger nachhaltig gewirkt zu haben denn in heutigen Besetzungen ist die Harfe eher selten zu finden Ebenso wie Stivell setzten auch Tri Yann aus Nantes fruh auf die Fusion von Volksmusik Folk und Rock wobei sie fast ausschliesslich in franzosischer Sprache singen und inhaltlich eher politisch als mystisch ausgerichtet sind Gleichzeitig wurde Diaouled ar Menez deutsch Die Bergteufel bekannt Sie singen ausschliesslich bretonische Texte Nach den von Stivell und Tri Yann massgeblich mitgepragten wilden Jahren dominierten in den spaten 1980er und 90er Jahren Gruppen die eher dem Genre Folk als Folk Rock zuzurechnen sind Gruppen wie Gwerz Skolvan oder Bleizi Ruz zeigen sich in ihren Interpretationen teilweise stark vom irischen Folk Revival beeinflusst Jean Michel Veillon Flotist der Gruppe Barzaz etablierte dabei die irische holzerne Querflote in der Bretagne Ihre Musik verzichtet weitgehend auf verzerrte E Gitarren und hammernde Schlagzeugbatterien jedoch nicht auf Innovation So haben etwa Bleizi Ruz und Gwerz erstmals Elemente der Musiken Sudosteuropas vor allem aus Bulgarien und Rumanien integriert einschliesslich der dort ublichen ungeraden Rhythmen Der Pianist Didier Squiban hat mit seinen Kombinationen von traditioneller bretonischer Musik Jazz Improvisation und klassischem Romantizismus das Instrumentarium der modernen bretonischen Musik um das Klavier bereichert Insgesamt haben weltmusikalische Einflusse seit den 90er Jahren in der Bretagne deutlich zugenommen Der Sanger Erik Marchand veroffentlichte 1991 mit An Tri Breur ein Album auf dem er bretonische Gwerziou und Tanze begleitet von indischen Tablas und der arabischen Laute Oud interpretierte 1993 erntete seine Zusammenarbeit mit der Roma Kapelle Taraf de Caransebes aus dem rumanischen Banat begeisterte Kritiken Zwischenzeitlich sind zahlreiche andere Interpreten ahnliche Kooperationen eingegangen sodass Fusionen zwischen bretonischen und zentralafrikanischen Musikern oder eine berberisch bretonische Koproduktion wie die Gruppe Thalweg keine besondere Aufregung mehr hervorrufen Eher ungewohnlich war es als 1998 mit L Occidental de Fanfare erstmals eine hochkaratige Gemeinschaftsproduktion bretonischer Musiker mit solchen aus einer anderen franzosischen Region der Gascogne die Festivalbuhnen Europas betrat Zu den neueren Entwicklungen zahlt auch die Fusion traditioneller bretonischer Musik mit Hip Hop zum Beispiel Manau Rap Rai Startijenn Techno oder gar Grunge im Nirvana Stil Der Sanger und Musiker Pascal Lamour mischt bretonischen Gesang und das Spielen bretonischer Instrumente mit Ambient und Trance Musik Insgesamt bleibt die bretonische Musikszene auch im 21 Jahrhundert innovativ und lebendig Festivals BearbeitenDie grossen bretonischen Festivals wie etwa das Festival Interceltique in der Stadt Lorient das Festival de Cornouaille in Quimper und das Festival Yaouank in Rennes werden alljahrlich von hunderttausenden Besuchern besucht Literatur BearbeitenJonathyne Briggs Sounds French Globalization Cultural Communities and Pop Music in France 1958 1980 Oxford University Press Oxford 2015 Kapitel 4 Sounds Regional The World in Breton Folk Music S 110 143 ISBN 978 0 19 937709 1 Jean Michel Guilcher La tradition populaire de danse en basse bretagne Coop Breizh Chasse Maree Armen Spezet Douarnenez 1995 nouvelle edition Yves Guilcher La danse traditionelle en France d une ancienne civilisation paysanne a loisir revivaliste Librairie de la Danse FAMDT 1998 Courlay Polig Monjarret Toniou Breizh Izel Dastum 2005 ISBN 2 908604 08 6 wichtigste Sammlung traditionellen Notenmaterials Corina Oosterveen 40 bretonische Tanze mit ihrem kulturellen Hintergrund Verlag der Spielleute Hofmann amp Co KG Brensbach 1995 ISBN 3 927240 32 X hierzu Begleit CD der Gruppe La Marmotte Nous les ferons danser Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bretonische Musik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website zur bretonischen Musik franzosisch Website zum Fest Noz franzosisch Bretonische 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