www.wikidata.de-de.nina.az
Die Braune Nachtbaumnatter Boiga irregularis ist eine auf Neuguinea den Salomonen vielen Inseln des Sudpazifiks sowie in Australien heimische Natter der Gattung Nachtbaumnattern Boiga Wie die anderen Arten der Gattung ist die Natter giftig wird also gemeinhin den Trugnattern zugeordnet Als Neozoon mit stark negativer Wirkung auf das Okosystem verschiedener Inseln insbesondere auf Guam wird sie als invasive Spezies eingeordnet Braune NachtbaumnatterBraune Nachtbaumnatter Boiga irregularis SystematikUnterordnung Schlangen Serpentes Uberfamilie ColubroideaFamilie Nattern Colubridae Unterfamilie Eigentliche Nattern Colubrinae Gattung Nachtbaumnattern Boiga Art Braune NachtbaumnatterWissenschaftlicher NameBoiga irregularis Merrem in Bechstein 1802 Verbreitungsgebiet der Braunen Nachtbaumnatter Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Korperbau und Grosse 1 2 Farbung 1 3 Beschuppung 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Ernahrung 4 Fortbewegung 5 Bedeutung als Neozoon 6 Schlangengift 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelbelegeMerkmale Bearbeiten nbsp Jungtier mit hervorstehenden AugenKorperbau und Grosse Bearbeiten Der Kopf ist proportional zum Korper sehr breit und stark abgesetzt der Kopf ist fur eine Schlange dieser Lange jedoch nicht ungewohnlich gross sondern der Rumpf ungewohnlich schlank Die Schnauze ist kurz und die Pupillen sind typisch fur nachtaktive Schuppenkriechtiere schlitzformig Die proportional grossen Augen die besonders bei Jungtieren stark hervorstehen brachten der Braunen Nachtbaumnatter in Australien den umgangssprachlichen Namen Doll s Eye Puppenauge ein Der Schwanz macht nur 21 der Gesamtlange aus und ist somit fur baumbewohnende Schlangen verhaltnismassig kurz In den Korperproportionen ist kein Geschlechtsdimorphismus ersichtlich 1 Die Korpergrosse jedoch ist zwischen den Geschlechtern stark unterschiedlich Das grosste je vermessene Mannchen von Guam war ca 3 1 m lang das langste bekannte Weibchen nur 1 9 m Dies sind jedoch Ausnahmen die durchschnittliche Lange der Mannchen auf Guam betragt 2 1 m die der Weibchen 1 5 m Hinzu kommt dass die Population auf Guam offenbar uberdurchschnittlich grosswuchsig ist das langste bekannte Mannchen aus Australien war nur rund 1 8 m lang Das Gewicht ist aufgrund des schlanken Korperbaus vergleichsweise niedrig Bei 1 m langen Exemplaren betragt es im Schnitt 1 kg 1 Die Zahne sind mittellang Die hintersten Zahne im Oberkiefer sind verlangert und haben eine Rille zur Giftubertragung opistoglyphe Zahne Daher gehort die Braune Nachtbaumnatter zu den Trugnattern die jedoch kein monophyletisches Taxon darstellen 1 Farbung Bearbeiten Das Artepitheton irregularis unregelmassig bezieht sich auf die extrem variable Farbung der Art Normalerweise zeigt die Art einen variablen einheitlichen Braunton Bei nicht wenigen Exemplaren gibt es eine undeutliche bis klar abgegrenzte dunkle Banderzeichnung In Australien kann die Banderung jedoch auch weiss rot oder blau sein 1 Beschuppung Bearbeiten Braune Nachtbaumnattern haben fast immer nur ein Praoculare auf den Salomonen gelegentlich auch 2 Postoculare sind stets vorhanden Das Frontale ist etwa so weit von der Schnauzenspitze entfernt wie es lang ist Ausserdem finden sich am Kopf 1 4 Temporale 8 12 Supralabiale und 10 16 Infralabiale sowie eine Lorealschuppe die Nasale von Praoculare trennt Quer um den mittleren Korper sind 17 25 Schuppenreihen ausgebildet an anderen Partien des Korpers weniger Das Anale ist meist ungeteilt auf Neuguinea wurden Nachtbaumnattern sowohl mit geteilten als auch ungeteilten Analen gefunden Subcaudale gibt es 65 130 Sie sind bei allen Braunen Nachtbaumnattern in den Salomonen und den meisten Exemplaren in Australien geteilt ansonsten sind sie nicht geteilt 2 Zur Terminologie der Schuppen siehe auch den Artikel Schlangenbeschuppung Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDie Art ist die am weitesten sudlich und ostlich vorkommende Vertreterin der Nachtbaumnattern Die westlichsten Vorkommen liegen auf den Molukken und ostlich der Wallace Linie erstreckt sich das Verbreitungsgebiet uber Sulawesi Neuguinea und die nordlichen und ostlichen Teile Australiens bis auf die Salomonen Braune Nachtbaumnattern fehlen jedoch auf den Kleinen Sunda Inseln Am haufigsten ist die Art in feucht warmen Waldern und im Regenwald sie kommt jedoch auch in Gras und Buschlandschaften vor wenn auch deutlich seltener 2 Braune Nachtbaumnattern dringen auch in suburbane und urbane Raume vor 1 Die Verbreitung wird durch klimatische Faktoren beschrankt 3 In Australien dringt die Schlange weder ins Landesinnere noch nach Westen vor da es dort zu trocken und zu heiss ist Die sudlichste Grenze der Verbreitung in Australien ist bei Sydney wo auch erstmals Frost vorkommen kann In Neuguinea kommt sie bis in Hohen von 1375 m vor daruber setzt die Moglichkeit von Frost ein 2 Ernahrung Bearbeiten nbsp Braune Nachtbaumnatter auf Guam pirscht sich an einen Rotkehlanolis Anolis carolinensis an Dieser Anolis stammt ursprunglich aus dem Sudosten der USA und wurde ebenfalls auf Guam eingefuhrt Braune Nachtbaumnattern sind keine Nahrungsspezialisten und ernahren sich von Echsen Froschen kleinen Saugetieren Nagetiere und Fledertiere Vogeln und Vogeleiern Jungtiere bevorzugen kleine Echsen wahrend die ausgewachsenen Nattern vor allem endothermer Beute Sauger Vogel nachstellen Grosse Nachtbaumnattern auf grossen Inseln oder dem Festland Neuguinea Australien erjagen vor allem Saugetiere wahrend grosse Exemplare auf kleinen Inseln meist Vogel erbeuten Dies hangt wahrscheinlich mit der Verfugbarkeit der jeweiligen Beute im Habitat zusammen Auf Guam wurden in Magen von Braunen Nachtbaumnattern im Regenwald fast keine Vogel mehr gefunden da diese schon nahezu komplett ausgerottet sind Den absoluten Hauptanteil machen nun kleine Echsen aus meist kleine Geckos ebenso wie die Natter eingefuhrte Anolis und bei auf dem Boden jagenden Schlangen vor allem der Skink Carlia fusca In urbanen Lebensraumen steigt der Anteil von Vogeln oft Huhner und Kuken und Saugetieren wie Ratten wieder an da sich diese Arten hier besser behaupten konnen oder bessere Lebensbedingungen vorfinden 2 Die Braune Nachtbaumnatter sucht nachts nach Nahrung meist in Baumen Nur sehr grosse Exemplare suchen am Boden nach Nahrung womoglich weil sie fur die Jagd auf Baumen zu schwerfallig sind Schnelle aktive Beute wie Geckos und Ratten werden aus dem Hinterhalt angegriffen Sehr gerne greifen Braune Nachtbaumnattern tagaktive Echsen an die ohne Deckung auf Baumen schlafen die in der naturlichen Verbreitung der Nachtbaumnatter vorkommenden Echsen suchen sich deshalb meist Verstecke Der ebenfalls auf Guam eingefuhrte Rotkehlanolis gehort zu den wichtigsten Beutetieren da er ohne Deckung schlaft und sich annahernde Nattern nicht bemerkt Er ist in einigen Regionen von Guam nur noch in urbanen Raumen zu finden Um inaktive Echsen und Vogeleier zu finden suchen die Schlangen langsam kriechend und zungelnd grossflachige Gebiete ab 2 Das Gift spielt beim Beutefang generell keine Rolle kleine Beutetiere werden direkt geschluckt grosse Beutetiere erwurgt 2 Wie die grossen Augen andeuten spielt die visuelle Wahrnehmung bei der Braunen Nachtbaumnatter neben dem Zungeln eine wichtige Rolle bei der Jagd 1 Die Braune Nachtbaumnatter kann Beutetiere von bis zu 70 ihres eigenen Gewichts verschlingen und benotigt im Monat etwa 40 ihres eigenen Gewichts an Nahrung 2 Fortbewegung BearbeitenNach Beobachtungen US amerikanischer Biologen hat die Braune Nachtbaumnatter eine Klettertechnik die bis dahin 2021 von keiner anderen kletternden Schlange beschrieben wurde Sie wurde Lasso Bewegung lasso locomotion genannt und ermoglicht der Schlange das Erklimmen zylinderformiger Objekte Dabei sind Kopf und vorderer Rumpf nach oben gerichtet wahrend der restliche Korper das Objekt in einer Art Schlaufe umschliesst Durch wellenartige Bewegungen die durch die Schlaufe laufen kann sich die Schlange langsam am Objekt hinauf ziehen Diese Art der Fortbewegung ist fur die Schlange sehr anstrengend ermoglicht ihr aber Baume mit besonders glatter Rinde erklettern zu konnen und dabei auch die ofenrohrartigen Vorrichtungen zu uberwinden die auf Guam zum Schutz bedrohter Vogelarten angebracht wurden Die Wissenschaftler bringen diese Klettermethode auch in Zusammenhang mit der Fahigkeit der Schlangen auf Strommasten zu klettern und mit den dadurch immer wieder verursachten Stromausfallen auf Guam 4 Bedeutung als Neozoon Bearbeiten nbsp Auf Guam eingesetzter Koder bestehend aus einer biologisch abbaubaren temporaren Hulle mit einer darin fixierten toten Maus mit 80 mg Paracetamol Der Koder ist so konstruiert dass sich die Hulle offnet und sich im Astwerk von Baumen verfangen soll wo die Schlangen lebenAuf einige Pazifikinseln wurde die Braune Nachtbaumnatter durch Menschen eingeschleppt wo sie sich aufgrund fehlender Feinde ausbreitete und als invasive Art betrachtet wird 1 5 Nach der Einschleppung nach Guam wahrscheinlich durch Truppentransporte wahrend des Zweiten Weltkrieges oder in den 1950er Jahren kam es durch das Fehlen von naturlichen Feinden zu einer starken Vermehrung der Schlangen Heute leben auf der Insel etwa 10 000 bis 13 000 Individuen dieser Art pro Quadratkilometer Dies hatte eine verheerende Wirkung auf die Fauna und Flora der Insel Innerhalb weniger Jahre waren die meisten Vogelarten und andere Kleintiere der Insel die als Beutetiere der Schlange in Frage kamen ausgestorben Bis heute Stand 2008 sind zehn der zwolf auf Guam ansassigen Vogelarten ausgestorben die beiden verbleibenden Arten wurden durch das schadliche Einwirken der Schlange jeweils bereits auf weniger als 200 Exemplare dezimiert Als Folge der weitreichenden Ausrottung der Vogel ist nun auch die Flora Guams bedroht da Vogel fur einen grossen Teil der Pflanzen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung ihrer Samen spielen 6 Es wird versucht die Schlangen mittels aus Helikoptern abgeworfener toter Mause zu bekampfen Diese Koder werden zuvor mit Paracetamol versehen Der Wirkstoff ist fur Schlangen bereits in geringen Dosen todlich und der Tod tritt weitgehend schmerzfrei ein 7 8 Ebenfalls eingeschleppt wurde die Braune Nachtbaumnatter bereits vor 1980 in Hawaii wo sie ebenfalls indigene Tiere bedroht allein die Kosten fur durch Schlangen verursachte Schaden an Elektroinstallationen uberstiegen im Zeitraum 1978 1997 jahrlich etwa 4 5 Millionen Dollar 5 Schlangengift BearbeitenDie Braune Nachtbaumnatter ist wie die anderen Arten der Nachtbaumnattern giftig Ihre Zahne im hinteren Bereich des Oberkiefers sind vergrossert und mit einer Rinne fur das Gift aus den Giftdrusen versehen ophistoglyphe Giftzahne Die Schlange ist als aggressiv bekannt und beisst bei Bedrohung haufig ohne Warnung zu und zieht sich danach meistens direkt wieder zuruck Das Gift ist ein Neurotoxin welches beim Menschen zu leichten Lahmungen und zu einer Ptosis fuhren kann Zumeist werden jedoch nur lokale Symptome an der Bissstelle Schwellung Schmerz beobachtet 9 Todesfalle sind nicht bekannt Literatur BearbeitenG H Rodda et al An Overview of the Biology of the Brown Tree Snake Bioga irregularis a Costly Introduced Pest on Pacific Islands In G H Rodda Y Sawai D Chiszar amp Hiroshi Tanaka Hrsg Problem Snake Management The Habu and Brown Treesnake Cornell University Press Ithaca 1999 ISBN 0801435072 Volltext PDF Datei 2 96 MB Gordon H Rodda Julie A Savidge Biology and impacts of Pacific island invasive species 2 Boiga irregularis the brown tree snake Reptilia Colubridae 1 In Pacific Science Band 61 Nr 3 2007 S 307 324 PDF Datei 526 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Braune Nachtbaumnatter Boiga irregularis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Boiga irregularis In The Reptile Database Eintrag in der Global Invasive Species Database Species profile beim United States Department of Agriculture mit weiterfuhrender Literatur Einzelbelege Bearbeiten a b c d e f g Gordon H Rodda Julie A Savidge Biology and impacts of Pacific island invasive species 2 Boiga irregularis the brown tree snake Reptilia Colubridae 1 In Pacific Science Band 61 Nr 3 2007 S 307 324 PDF Datei 526 kB a b c d e f g G H Rodda et al An overview of the biology of the brown tree snake Bioga irregularis a costly introduced pest on Pacific Islands In G H Rodda Y Sawai D Chiszar Hiroshi Tanaka Hrsg Problem Snake Management The Habu and Brown Treesnake Cornell University Press Ithaca 1999 ISBN 0801435072 N L Anderson et al Thermoregulation in a nocturnal tropical arboreal snake In Journal of Herpetology Band 39 Nr 1 2005 S 82 90 Julie A Savidge Thomas F Seibert Martin Kastner Bruce C Jayne Lasso locomotion expands the climbing repertoire of snakes In Current Biology Band 31 Nr 1 2021 doi 10 1016 j cub 2020 11 050 Martin Vieweg Lasso Klettermethode bei Schlangen entdeckt In wissenschaft de 11 Januar 2021 abgerufen am 10 Februar 2021 a b Hawaii Invasive Species Council Brown tree snake abgerufen 9 Februar 2017 J E Hill et al in einem Beitrag auf dem Jahrestreffen der Okologischen Gesellschaft von Amerika Milwaukee 2008 Siehe auch Die Terrorschlange von Guam Auf wissenschaft de vom 9 August 2008 J A Shivik P J Savarie L Clark Aerial delivery of baits to brown treesnakes In Wildlife Society Bulletin Band 30 Nr 4 2002 S 1062 1067 Mice join fight against invasive snakes on Guam University of Adelaide Clinical Toxinology Resources Boiga irregularis aufgerufen am 8 Juli 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Braune Nachtbaumnatter amp oldid 219334409