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Branko Mikulic 10 Juni 1928 in Bugojno Konigreich Jugoslawien 12 April 1994 in Sarajevo Bosnien und Herzegowina war ein jugoslawischer Politiker Mikulic war unter anderem Vorsitzender des Staatsprasidiums der SR Bosnien und Herzegowina sowie von 1986 bis 1989 Ministerprasident Jugoslawiens In den 1970er Jahren war er Gegner der liberalen Reformkommunisten in Serbien Slowenien und Kroatien und verfolgte einen orthodox kommunistischen Kurs Branko Mikulic 1988 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Politische Karriere 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenBranko Mikulic entstammte einer kroatischen Bauernfamilie aus Gornji Vakuf Sein Vater war Mitglied der Kroatischen Bauernpartei die er wahrend des Zweiten Weltkriegs im Antifaschistischen Rat zur Volksbefreiung Bosnien Herzegowinas vertrat Mikulic studierte nach dem Krieg in Zagreb Okonomie und schloss sich der Kommunistischen Partei Jugoslawiens an Politische Karriere BearbeitenNach dem Studium kehrte er in seine Heimatregion zuruck und begann seine Karriere als hauptamtlicher Funktionar Zuerst war er in lokalen Parteigremien in Gornji Vakuf Bugojno Livno und Zenica tatig Danach Parteisekretar in Bugojno und spater in Jajce war er auch Mitglied im Zentralkomitee der bosnischen Kommunisten 1965 stieg Mikulic zum Sekretar des Zentralkomitees auf Ein Jahr spater wurde er zum bosnischen Parteivorsitzenden gewahlt Zwischenzeitlich war er auch Prasident des bosnischen Parlaments und 1967 wurde er Mitglied des Zentralkomitees des gesamtjugoslawischen Bundes der Kommunisten Wahrend die Republik Bosnien Herzegowina in den ersten beiden Jahrzehnten des sozialistischen Jugoslawiens nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte gelang es Mikulic ihren Einfluss im Gesamtstaat zu steigern und nicht nur die okonomischen Interessen Bosniens erfolgreich zu vertreten Zum grossten Teil finanziert aus Bundesmitteln startete er ein umfangreiches Investitionsprogramm und es wurden im ganzen Land zahlreiche Strassen und Schulen gebaut In den 1970er Jahren liess er ein eigenes bosnisches Energiekombinat grunden und siedelte zahlreiche Betriebe der verarbeitenden Industrie in seiner Republik an Ein schwieriges Problem der bosnischen Partei und Staatsfuhrung war in den 1960er Jahren die ungeloste Nationalitatenfrage Mikulic bemuhte sich erfolgreich um die Gleichstellung der muslimischen Bosniaken die in Jugoslawien bisher als national unentschieden gefuhrt wurden und erreichte deren Anerkennung als eigenstandige Nation Die pauschal als Ustascha Anhanger und Klerikalfaschisten ausgegrenzten Kroaten der Herzegowina reintegrierte Mikulic ins politische System der Republik Zu Beginn der 1970er Jahre gehorte Branko Mikulic zu jenen jugoslawischen Politikern die die orthodoxe Parteilinie gegen reformkommunistische Bewegungen in Kroatien vgl Kroatischer Fruhling und Serbien vertraten weil er diese Stromungen in Verbindung mit einem wieder erstarkenden Nationalismus als gefahrlich fur Jugoslawien und besonders fur Bosnien ansah Von serbischen und kroatischen Parteifuhrern wie z B Dobrica Cosic Mihailo Markovic Savka Dabcevic Kucar und Miko Tripalo wurde Mikulics konservativer Kurs hart kritisiert Bosnien Herzegowina unter seiner Fuhrung wurde als stalinistischer Staat dunkles Vilayet und als Bantustan charakterisiert Nach der Unterdruckung der liberalen Reformer war Mikulic einer der Vertrauten des greisen und schon durch Krankheit geschwachten Staatsprasidenten Josip Broz Tito Im Oktober 1978 wurde er deshalb auf Vorschlag Titos zum geschaftsfuhrenden Vorsitzenden des Staatsprasidiums gewahlt In diesem neu geschaffenen Amt sollte Mikulic die alltaglichen Aufgaben wahrnehmen und die Sitzungen des Prasidiums leiten wenn Tito selbst daran gehindert war Gleichzeitig war der bosnische Politiker 1978 79 fur ein Jahr Parteichef des Bundes der Kommunisten Nach dem Tod Titos ging Mikulic nach Sarajevo zuruck Von 1982 bis 1983 war er Vorsitzender des bosnischen Staatsprasidiums Unter seinem Einfluss fand 1983 ein spatstalinistischer Schauprozess gegen muslimische Intellektuelle darunter Alija Izetbegovic statt Sie wurden wegen angeblichen Planen zur Zerstorung Jugoslawiens zu hohen Haftstrafen verurteilt Die Olympischen Winterspiele in Sarajevo stellten 1984 fur Mikulic den Gipfel des politischen Erfolgs dar Aber die Spiele konnten die tiefe okonomische und politische Krise in der sich Jugoslawien spatestens seit dem Tod Titos befand nur kurz ubertunchen In dieser schwierigen Situation wurde Mikulic 1986 zum jugoslawischen Ministerprasidenten gewahlt Er versuchte mit einer Reihe von halbherzigen und unkoordinierten Wirtschaftsreformen die Staatsverschuldung und die Inflation in den Griff zu bekommen Die Fuhrungen der einzelnen Republiken lehnten diese Politik ab und ubten sich in Obstruktion Unter Druck geriet der Ministerprasident weil er tief in den 1987 offentlich gewordenen Korruptionsskandal um das Handelsunternehmen Agrokomerc unter Leitung von Fikret Abdic verstrickt war Dies war einer der wesentlichen Grunde fur Mikulics Rucktritt im Dezember 1987 Zu diesem Zeitpunkt war die Teuerungsrate auf 250 gestiegen Die offene und verdeckte Arbeitslosigkeit addierte sich auf mehr als die Halfte der aktiven Bevolkerung Gleichzeitig nahm der innerjugoslawische Konkurrenzkampf vor dem Hintergrund der Krise immer hartere Formen an 1 An politischen Reformen insbesondere der notwendigen Demokratisierung Jugoslawiens hatten sich der konservative Kommunist Mikulic und seine Regierung vor diesem Hintergrund gar nicht versucht Bereits in der Endphase seiner Regierung waren die Bundesorgane Jugoslawiens politisch nicht mehr handlungsfahig Deshalb dauerte es auch bis Marz 1989 ehe mit Ante Markovic ein Nachfolger fur das Amt des jugoslawischen Ministerprasidenten gefunden werden konnte Branko Mikulic starb 1994 wahrend der Belagerung Sarajevos in der bosnischen Hauptstadt Literatur BearbeitenSrecko Matko Dzaja Die politische Realitat des Jugoslawismus 1918 1991 Mit besonderer Berucksichtigung Bosnien Herzegowinas Munchen 2002 ISBN 3 486 56659 8 Viktor Meier Der Tito Staat in der Krise Jugoslawien nach 1966 In Dunja Melcic Hrsg Der Jugoslawien Krieg Handbuch zu Vorgeschichte Verlauf und Konsequenzen Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 33219 2 S 201 209 Absurdes Zickzack In Der Spiegel Nr 31 1987 S 98 online Andreas Kohlschutter Das Monopol der Ohnmacht In Die Zeit 7 Februar 1986 Branko Mikulic in Internationales Biographisches Archiv 37 1989 vom 4 September 1989 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Branko Mikulic Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mile Stojic Branko Mikulic socialist emperor manque In Bosnia Report New Series Nr 49 50 2006 Nesuđeni socijalisticki carEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Lohhoff Vom ideellen Gesamtkapitalisten zum reellen Gesamtkriminellen Der Fall Jugoslawien In Krisis Beitrage zur Kritik der Warengesellschaft Band 14 1994 krisis org Premierminister der Sozialistischen Foderativen Republik Jugoslawien Josip Broz Tito Petar Stambolic Mika Spiljak Mitja Ribicic Dzemal Bijedic Veselin Đuranovic Milka Planinc Branko Mikulic Ante Markovic Prasidenten der Sozialistischen Republik Bosnien und Herzegowina Vojislav Kecmanovic Đedo Đuro Pucar Stari Vlado Segrt Rato Dugonjic Dzemal Bijedic Hamdija Pozderac Raif Dizdarevic Branko Mikulic Milanko Renovica Munir Mesihovic Mato Andric Nikola Filipovic Obrad Piljak Alija Izetbegovic Normdaten Person GND 1140605399 lobid OGND AKS LCCN no91029079 VIAF 27198447 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mikulic BrankoKURZBESCHREIBUNG jugoslawischer PolitikerGEBURTSDATUM 10 Juni 1928GEBURTSORT Bugojno Konigreich JugoslawienSTERBEDATUM 12 April 1994STERBEORT Sarajevo Bosnien und Herzegowina Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Branko Mikulic amp oldid 238126563