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Der Brandopferplatz auf dem Spielleitenkopfl ist eine eisenzeitliche Kultstatte in der Nahe von Farchant in Oberbayern Seit 1994 untersucht das Institut fur Vor und Fruhgeschichtliche und Provinzialromische Archaologie der Ludwig Maximilians Universitat Munchen unter Projektleitung von Amei Lang den Fundplatz archaologisch Der Brandopferplatz ist auf Basis des Denkmalschutzgesetzes vom 1 Oktober 1973 ein Bodendenkmal mit der Denkmalnummer D 1 8432 0032 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Fundgeschichte 3 Archaologische Grabungen 3 1 Ausgrabung 1994 3 2 Ausgrabung 1995 3 3 Ausgrabung 1996 3 4 Ausgrabung 2009 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeografie Bearbeiten nbsp Das Spielleitenkopfl bei Farchant in Blickrichtung nach WestenDer Brandopferplatz befindet sich 150 m uber den Loisachtal nordwestlich von Farchant im Landkreis Garmisch Partenkirchen Die Kultstatte wurde in 800 m auf einem Hugel errichtet der zu den sanft geschwungenen Auslaufern der Ammergauer Alpen gehort Fundgeschichte BearbeitenSchon seit der Bronzezeit spielte das Loisachtal als Verkehrsweg zwischen dem bayerischen Voralpenraum uber den Seefelder Sattel ins Inntal eine wichtige Rolle Das fur die Bronzeherstellung im Voralpenraum so wichtige Kupfer musste aus dem Inntal beschafft werden das besonders in der Schwazer Gegend reich an Kupfererzen war Dies waren bis zum Fundzeitpunkt theoretische Uberlegungen da nur fur einen Fund aus dem Starnberger Raum Verwendung von Schwazer Kupfer im sudbayerischen Raum archaologisch bestatigt werden konnte Der Oberammergauer Emil Bierling fand bei einem Spaziergang im September 1993 auf dem Spielleitenkopfl Keramikbruch Bronzefibeln Bronzegussstucke Eisengerat und verbrannte so wie unverbrannte Knochen Um den Wert der Fundstucke zu prufen schickte er diese an das Institut fur Vor und Fruhgeschichte der Ludwig Maximilians Universitat in Munchen Die Akademische Direktorin am Institut Amei Lang begutachtete die Stucke und datierte diese in die jungere Hallstattzeit Ebenfalls fand Emil Bierling in der Nahe des heutigen Friedhofes eine Pferdchenfibel sie wird der Fruhlatenezeit ca 450 300 v Chr zugeordnet Da bei den Funden auch Reste von Bronzeverarbeitung zu sehen war aufgrund der isolierten Lage des Fundplatzes zwischen der sudbayerischen und der tirolischen Hallstattgruppe sowie der Vermutung dass ein Brandopferplatz gefunden wurde den man weder den Kelten noch den Ratern zuordnen kann entschloss sich Amei Lang zu einer archaologischen Ausgrabung auf dem Spielleitenkopfl Archaologische Grabungen Bearbeiten nbsp Ausgrabungsstelle auf den Spielleitenkopfl zur Vermeidung von Zerstorungen und Beschadigungen Fundstelle wieder verfullt Ausgrabung 1994 Bearbeiten Nach anfanglichen Schwierigkeiten finanzierten die Ausgrabung 1994 die Ludwig Maximilians Universitat und das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege Grabungsgerat Arbeitskrafte und Arbeitsmaterial wurden von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Gemeinde Farchant zur Verfugung gestellt Es wurden modernste Technik und eine speziell fur archaologische Ausgrabungen programmierte Software eingesetzt Wahrend der Grabungen konnten ein Brandopferplatz Teile eines hallstattzeitlichen Eimers sowie zahlreiche Fibeln Keramiken und Werkzeuge aus Stein Bronze und Eisen gesichert und dokumentiert werden Zusammenfassend muss man sagen dass der Fundplatz an einem Verkehrsweg zwischen dem Inntal und dem Alpenvorland gelegen ist da sudbayerische wie inneralpine Elemente vertreten sind Ebenso stammt das bei den Bronzegegenstanden verwendete Kupfererz mit grosster Wahrscheinlichkeit aus dem Inntal Die Pferdchenfibel muss man den Kelten zuordnen das unterstreicht dass die Gegend um Farchant als direkte Kontaktzone zwischen Kelten und Ratern angenommen werden kann Ausgrabung 1995 Bearbeiten Die Ausgrabungen 1995 vertieften die Kenntnisse zur Anlage des Platzes Es konnten Gruben entdeckt werden in denen die Erbauer Teile von Tieren deponierten sogenannte Bothroi aber auch kleine Mauern die als Unterbau von Hutten dienen konnten Zu den am meisten gefundenen Tierknochen gehorten die von grossen kraftigen Schafen und Ziegen gefolgt von denen kleiner schmachtiger Rinder Alle bis jetzt gefundenen Funde entstammen dem mannlichen Lebensbereich jedoch ist bis jetzt nur ein Viertel der Kuppengesamtflache archaologisch untersucht worden und es besteht durchaus die Moglichkeit an anderer Stelle Gegenstande zu finden die aus dem weiblichen Lebensbereich stammen Wegen der schlechten Witterung konnten die Grabungen nicht zu Ende gebracht werden Ausgrabung 1996 Bearbeiten Vom 5 bis 30 August 1996 fuhrte das Institut fur Vor und Fruhgeschichtliche und Provinzialromische Archaologie der Ludwig Maximilians Universitat in Munchen die Ausgrabungen von 1995 weiter Das Grabungsteam fand 1996 hauptsachlich Tierknochen Es wurden aber auch zwei bemerkenswerte Stucke gefunden Eine Nahnadel aus Knochen und die Bugelzier einer Fibel Die Form der Bugelzier ist bis jetzt nur in einem sehr eng begrenzten Gebiet in Oberitalien vorgekommen Die sogenannte Dragofibel vom Spielleitenkopfl ist die erste ihrer Art ausserhalb dieses Gebietes Ausgrabung 2009 Bearbeiten Die Ludwig Maximilians Universitat Munchen begann im Herbst 2009 wieder mit Ausgrabungen auf dem Spielleitenkopfl Diese Ausgrabung hatte zum Ziel die kleinen Steinmauern die in den vorangegangenen Ausgrabungen nur in Abschnitten erfasst worden waren komplett freizulegen Es konnten nach vier Wochen zwei Gebaude freigelegt werden die zeitlich aufeinander folgten Das altere Gebaude ist um etwa 640 625 v Chr errichtet worden Es war ungefahr 9 7 m gross und die Fundamentstarke betrug zwischen 40 und 50 cm An der Sudostwand entdeckte das Ausgrabungsteam funf Zentimeter dicke halbrunde Lehmtenne Sie ist 120 cm breit und 100 cm lang und wahrscheinlich der Uberrest einer Ofenanlage Der etwas nach Sudwesten verschobene jungere Bau ist zwolf Quadratmeter gross und die Fundamentstarke betrug zwischen 50 und 80 cm Das gesamte Kultgebaude wurde um 450 v Chr aus bisher unbekannten Grunden abgerissen und anschliessend verfullt und uberdeckt Das Grabungsteam unter Leitung von Heiner Schwarzberg fand in einer in den Kalkfels eingehauenen Grube uberraschend grobkeramische Scherben die von Gefassen aus der jungeren Bronzezeit stammen diese Fundstucke sind auf ca 1700 v Chr bis 1500 v Chr zu datieren und damit ein Beweis dass schon 1000 Jahre vor der Errichtung der Kultgebaude auf dem Spielleitenkopfl Opfervorgange stattgefunden haben Dass sich eine Hohensiedlung der jungeren Fruhbronzezeit an dieser Stelle befunden hat ist eher unwahrscheinlich Die Grube ist als Deponierung zu sehen die in dieser Zeit recht haufig an unzuganglichen Platzen angelegt wurden Dennoch belegt dieses am weitesten in die Alpen vorgeschobene und fruhbronzezeitliche Fundensemble die Bedeutung des Loisachtals als Teil eines fruhbronzezeitlichen Verkehrswegs zwischen dem Alpenvorland und dem Inntal Literatur BearbeitenAmei Lang Die eisenzeitliche Kultstatte auf dem Spielleitenkopfl bei Farchant In forcheida Beitrage des Farchanter Heimatvereins Nr 4 selbstverl Farchant 1995 S 4 12 Amei Lang Die Kultstatte auf dem Spielleitenkopfl bei Farchant In forcheida Beitrage des Farchanter Heimatvereins Nr 5 selbstverl Farchant 1996 S 20 41 Amei Lang Heiner Schwarzberg Der hallstattzeitliche Brandopferplatz auf dem Spielleitenkopfl bei Farchant In forcheida Beitrage des Farchanter Heimatvereins Nr 16 selbstverl Farchant 2010 S 9 13 Weblinks BearbeitenAmei Lang Eisenzeitliche Brandopferplatze In Materialsammlung zur Archaologie in Bayern Kurt Scheuerer abgerufen am 3 Mai 2011 Einzelnachweise Bearbeiten Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Brandopferplatz der spaten Hallstattzeit Spielleitenkopf In bayern de Abgerufen am 21 November 2022 47 536145 11 105662 Koordinaten 47 32 10 1 N 11 6 20 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brandopferplatz auf dem Spielleitenkopfl amp oldid 234864299