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Bowiea volubilis gartnerisch auch Kletterzwiebel oder Zulukartoffel genannt ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Scilloideae von einigen Botanikern alternativ wie vor 2009 allgemein weiterhin als Familie Hyazinthengewachse Hyacinthaceae aufgefasst Bowiea volubilis ist die einzige Art der monotypischen Gattung Bowiea Die Gattung wurde zu Ehren des englischen Botanikers James Bowie benannt Die Pflanze ist giftig wird aber dennoch fur Anwendungen in der Medizin stark besammelt und ist daher gefahrdet Zu den zahlreichen lokalen Namen gehort Nyalakhobvu oder Khobvumutovu in Tshivenda Bowiea volubilisBowiea volubilis Habitus und Bluten rechts ist die grune Knolle SystematikMonokotyledonenOrdnung Spargelartige Asparagales Familie Spargelgewachse Asparagaceae Unterfamilie ScilloideaeGattung BowieaArt Bowiea volubilisWissenschaftlicher Name der GattungBowieaHarv ex Hook f Wissenschaftlicher Name der ArtBowiea volubilisHarv ex Hook f Zwiebeln von Bowiea volubilisBowiea mit einer neuen TochterzwiebelBluten Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Systematik 3 1 Unterarten 4 Verwendung 5 Wirkstoffe 6 Symptomatik 7 Pharmakologie 8 Erste Hilfe 9 Gefahrdung 10 Literatur 11 Einzelnachweise 12 WeblinksMerkmale BearbeitenBei der Art 1 ist eine eigentliche Sprossachse mit Laubblattern weitgehend reduziert erkennbar ist meist nur der oberirdische Teil der Zwiebel die aber auch vollkommen unterirdisch sein kann Was wie der rankende Spross aussieht ist der Blutenstand Die kugelige bis etwas abgeplattete viele Jahre ausdauernde Zwiebel erreicht bis etwa 15 Zentimeter Durchmesser Ihre weiss gefarbten fleischigen Wurzeln erreichen 5 Millimeter Durchmesser Meist ragt ihr oberer Abschnitt mehr oder weniger weit uber die Erdoberflache und ist grun gefarbt Die Zwiebel wird gebildet aus den Blattbasen von Niederblattern diese sind zunachst grun im Schatten weiss fleischig und werden im Alter trockenhautig Eine Blattspreite wird nur an immaturen nicht bluhenden Jungpflanzen ausgebildet diese ist dann fleischig linear lanzettlich und rinnig sie ist sehr kurzlebig 2 Es ist gewohnlich immer nur ein Blatt gleichzeitig vorhanden Der oberirdische Teil der Pflanze oberhalb der Zwiebel ist der Blutenstand der bei dieser Art hauptsachlich die Pflanze durch Photosynthese ernahrt Dieser ist jung grun im Alter oft graugrun gefarbt und weich fleischig sukkulent Er ist mehrfach stark verzweigt und erreicht etwa zwei bis drei maximal bis vier Meter Lange Er ist in der Regel als Kletterpflanze an anderen Pflanzen emporrankend kann aber in felsigen Lebensraumen wenn eine Unterlage fehlt auch auf der Oberflache kriechen oder von Felsen herabhangen Er tragt keine Laubblatter die Tragblatter der Bluten sind lanzettlich Die sechszahligen Bluten besitzen 16 bis 24 Millimeter Durchmesser sie sitzen einzeln an langen gebogenen Blutenstielen Sie haben eine einfache freie Blutenhulle aus grunlich oder gelblich seltener weiss gefarbten Perigonblattern Sie sind langlich bis lanzettlich etwas zugespitzt mit zuruckgeschlagenen Randern Die sechs Staubblatter sind frei und etwas spreizend Der konische Fruchtknoten ist halb unterstandig dreikammerig mit kurzem Griffel er ist auf der Oberseite drusig klebrig Er entwickelt sich zur Fruchtreife zu einer langs aufreissenden Kapselfrucht Die kleinen Samen sind schwarz und glanzend Die Pflanze uberdauert als Zwiebel Die oberirdischen Blutenstande erscheinen im Fruhjahr Die Art ist durch den sukkulenten rankenden Blutenstand unverkennbar Die ahnliche und nahe verwandte Gattung Schizobasis besitzt stattdessen aufrechte drahtig harte Blutenstande 1 Die Chromosomenzahl ist 2n 20 3 4 Vorkommen BearbeitenDie Art ist in Sudafrika und in Ostafrika nordlich bis Kenia und Uganda verbreitet Sie kommt ausserdem vor in Namibia Mosambik Sambia Simbabwe Angola und Tansania In Sudafrika ist sie in Westkap Nordkap Ostkap KwaZulu Natal Freistaat Mpumalanga Gauteng Nordwest und Limpopo nachgewiesen 2 Bowiea volubilis subsp volubilis wachst in humiden bis semiariden Berglandern und in gut bewasserten Flussauen bei jahrlichen Regenmengen etwa von 200 bis 800 Millimeter im recht schattigen Unterwuchs subtropischer Walder wo sie lokal durchaus haufig sein und hohe Dichten erreichen kann 5 6 Systematik BearbeitenDie Art wurde offenbar unabhangig voneinander im Jahr 1862 von zwei britischen Pflanzenjagern und sammlern in Natal Sudafrika gesammelt einmal von Thomas Cooper 1815 1913 und einmal von Henry Hutton 1825 1896 Basierend auf dem Material von Hutton beschrieb der englische Botaniker Joseph Dalton Hooker die Art nach in den Kew Gardens kultivierten Exemplaren im Jahr 1867 in einer neu aufgestellten monotypischen Gattung Bowiea neu wobei er den Namen William Henry Harvey zuschreibt der ihn in einem unveroffentlichten Manuskript gepragt hatte das Hooker vorlag 4 Der Gattungsname ehrt den britischen Botaniker James Bowie Der Gattungsname Bowiea wurde allerdings zweimal vergeben 1824 beschrieb der Botaniker Adrian Hardy Haworth eine homonyme Gattung Bowiea fur die Art Bowiea africana heute in die grosse Gattung der Aloen transferiert und Aloe bowiea benannt der Name Aloe africana war bereits fur eine andere Art vergeben wodurch bei der Umkombination ein neuer Name gepragt wurde 7 Bowiea Harv wurde gegenuber Bowiea Haw formell festgeschrieben Nomen conservandum so dass der Name bei der hier behandelten Art verblieb 8 Synonyme sind Schizobasopsis volubilis Harv ex Hook f Macbr Ophiobostryx volubilis Skeels Bowiea kilimandscharica Mildbraed Bowiea kilimandscharica wurde 1936 nach Pflanzen beschrieben die weitab des damals bekannten Verbreitungsgebiets am Kilimandscharo entdeckt worden waren weitere fast zeitgleiche Funde stammen aus den Ngong Bergen in Kenia Sie wurde nach Neuuntersuchung 1987 synonymisiert 4 Die Gattung Bowiea gehort in die Unterfamilie der Urgineoideae benannt nach den Meerzwiebeln z B Weisse Meerzwiebel ehemals Gattung Urginea heute Drimia der Name von hoheren Taxa wird bei solchen Umkombinationen nicht angepasst Folgt man den Botanikern die der Einstufung des ubergeordneten Taxons als Unterfamilie Scilloideae folgen wird dieselbe Gruppe einen Rang zuruckgestuft und dann als Tribus Urgineeae gefasst Nach phylogenomischen Analysen ist Bowiea deren basalste Gruppe und Schwestergruppe zu allen anderen zusammengenommen wobei die Abgrenzung der traditionellen Gattungen als monophyletischen Einheiten schwierig ist Einige Botaniker haben daraus den radikalen Schluss gezogen alle anderen Arten der Urgineoideae in einer einzigen Gattung Drimia zu vereinen 9 die damit allein im sudlichen Afrika der vermuteten Herkunftsregion und dem Mannigfaltigkeitszentrum der Gruppe 10 uber 200 Arten umfassen wurde Andere unterscheiden hier bis zu zwolf eigenstandige Gattungen 11 Uber die Stellung von Bowiea selbst als eigene Gattung herrscht dabei aber Einigkeit Unterarten Bearbeiten Man kann zwei Unterarten unterscheiden 12 Bowiea volubilis subsp gariepensis van Jaarsv Bruyns Endemisch in Sudafrika an schattigen sudexponierten Felswanden in den ariden Berglandern am Oranje vom Richtersveld Nationalpark bis zur Region Kakamas Unterscheidet sich durch immer graugrunen Blutenstand rein weisse Bluten mit nicht zuruckgekrummten Perianthblattern Bluht von Mai bis Juli 5 Bowiea volubilis subsp volubilis Sie kommt von Uganda bis zum sudlichen Afrika vor 12 Bowiea volubilis subsp gariepensis wurde durch den Geologen und Botaniker Paul Range 1909 nahe Pelladrift am Oranje entdeckt aber erst 1989 durch den sudafrikanischen Botaniker Ernst van Jaarsfeld beschrieben ursprunglich als eigene Art 5 so auch in der ebenfalls von Jaarsfeld verfassten Darstellung im Illustrated Handbook of Succulent Plants 1 Sie wurde 1989 durch Peter V Bruyns und Canio G Vosa zur Unterart zuruckgestuft 4 was allgemein akzeptiert worden ist Verwendung BearbeitenTraditionell ist die Verwendung als Heilmittel in Afrika weit verbreitet und bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt In Limpopo setzen traditionelle Heiler sie unter anderem ein gegen Hautausschlag Wurmerkrankungen Entzundungen der Leber Unterleibsbeschwerden bei Frauen und Neugeborenengelbsucht 13 Durch das nicht genau umrissene Anwendungsspektrum kann es zu todlichen Vergiftungen wegen einer Uberdosierung kommen Wirkstoffe BearbeitenAls Wirkstoffe sind in den Teilen der Pflanze mehrere Bufadienolide enthalten welche strukturell mit Bovosid A verwandt sind Die Haupt Aglyka sind hierbei Bovorubosid Bovokryptosid und Bovogenin A Der Gehalt an Bufadienoliden der Zwiebel betragt etwa 0 4 mg g Symptomatik BearbeitenDie Aufnahme einer konzentrierten Abkochung der Zulukartoffel fuhrt rasch zum Tod durch Herzversagen welcher nach nur wenigen Minuten eintreten kann Die Symptome umfassen dabei Ubelkeit Erbrechen erhohter Speichelfluss Krampfe Magendarmbeschwerden und heftigen Durchfall Ausserdem kommt es zu allgemeiner Erschopfung und Funktionsstorungen von Atmung und Herz wie Arrhythmien Hypertonie Koma und Herzstillstand Insgesamt alles Symptome die fur Vergiftungen mit Herzglykosiden typisch sind Ebenfalls beschrieben sind Hautreizungen bei Kontakt mit Pflanzenmaterial Pharmakologie BearbeitenDie Wirkstoffe sind als ausserst giftiges Herzgift eingestuft Ia Besonders toxisch sind dabei die Zwiebel und oberirdische Pflanzenteile Diese sind in etwa 30 mal giftiger als Digitalis und haben in Afrika zu vielen Todesfallen bei Menschen und Tieren gefuhrt Allerdings sind Viehvergiftungen selten Die mittlere letale Dosis LD50 fur die hauptsachlich enthaltenen Bufadienolide bei einer Katze liegt bei 0 11 0 19 mg kg bei einer intravenosen Applikation Bei Schafen kann das Fressen von etwa 15 g frischem Zwiebelmaterial den Tod bewirken Die Bufadienolide hemmen die Na K ATPase und wirken daher als starke Nerven und Zellgifte Diese fur den Aufbau von Ionengradienten notwendige membranstandige Ionenpumpe ist fur die axonale Reizweiterleitung und aktive sekundare Transportprozesse von essentieller Bedeutung Wird diese ATPase gehemmt fuhrt dies zu einer Unterbrechung der neuromuskularen Reizleitung und somit zum Herzstillstand Die Wirkweise entspricht dabei der anderer Herzglykoside Bovosid A wird ahnlich wie Digitoxin im Korper angereichert Erste Hilfe BearbeitenBei einer Aufnahme von Pflanzenmaterial daraus isolierten Herzglykosiden oder auch der Verletzung durch mit den Wirkstoffen vergifteten Pfeilen sind sofortige Massnahmen notig Nach dem Auslosen von Erbrechen mussen weitere Entgiftungsmassnahmen erfolgen wie sie fur die Behandlung von Vergiftungen mit Herzglykosiden typisch sind Gefahrdung BearbeitenDie Art wird als traditionelle Heilpflanze stark besammelt und ist dadurch lokal bestandsbedroht Ein Anzeichen dafur ist auch dass das Durchschnittsgewicht der auf Markten angebotenen Zwiebeln in den letzten Jahren stark abgenommen hat Sie wird in ihrem Verbreitungszentrum in Sudafrika als gefahrdete vulnerable Heilpflanze eingeschatzt 14 Die in relativ abgelegenen Gebieten in unzuganglichen Habitaten wachsende Unterart gariepensis ist hingegen nicht gefahrdet 15 Literatur BearbeitenEwald Kleiner Bowiea volubilis Kuas Heft 8 1980 Seite 240 241 Michael Wink Ben Erik van Wyk Coralie Wink Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2008 ISBN 3 8047 2425 6Einzelnachweise Bearbeiten a b c E van Jaarsveld Bowiea In Urs Eggli Hrsg Illustrated Handbook of Succulent Plants Monocotyledons Springer Berlin Heidelberg New York 2001 ISBN 3 540 41692 7 S 276 277 In der Neuauflage 2020 Eggli U Nyffeler R editors Monocotyledons Illustrated Handbook of Succulent Plants Springer Berlin Heidelberg doi 10 1007 978 3 662 56486 8 9 auf S 1243 1244 a b R Williams Hyacinthaceae Bowiea Harv ex Hook f Keys to the flora of southern Africa South African National Biodiversity Institute SANBI nach O A Leistner editor 2000 Seed plants of southern Africa families and genera Strelitzia 10 National Botanical Institute Pretoria abgerufen am 22 Mai 2021 Tropicos 1 a b c d Peter V Bruyns amp Canio G Vosa 1987 Taxonomic and Cytological Notes on Bowiea Hook F and Allied Genera Liliaceae Caryologia 40 4 287 297 doi 10 1080 00087114 1987 10797831 a b c Ernst van Jaarsveld 1992 Bowiea gariepensis and Bowiea volubilis British Cactus amp Succulent Journal 10 4 96 98 JSTOR 42794343 Bowiea volubilis PlantZAfrica Plant of the Week plants of southern Africa SANBI South African National Biodiversity Institute Gideon F Smith The correct publication date of Chamaealoe Berger Asphodelaceae Alooideae Taxon 39 2 332 334 JSTOR 1223065 International Code of Botanical Nomenclature Saint Louis Code Electronic version Appendix IIIa Nomina Generica Conservanda et rejiciendia J C Manning P Goldblatt M F Fay 2003 A revised generic synopsis of Hyacinthaceae in Sub Saharan Africa based on molecular evidence including new combinations and the new tribe Pseudoprospereae Edinburgh Journal of Botany 60 3 533 568 doi 10 10M S0960428603000404 Martin Pfosser 2013 Out of Africa Miocene Dispersal Vicariance and Extinction within Hyacinthaceae Subfamily Urgineoideae Journal of Integrative Plant Biology 55 10 950 964 doi 10 1111 jipb 12065 M Martinez Azorin M B Crespo M A Alonso Vargas A P Dold N R Crouch M Pfosser L Mucina M Pinter W Wetschnig 2019 New combinations in the tribe Urgineeae Asparagaceae subfam Scilloideae with comments on contrasting taxonomic treatments Phytotaxa 397 4 291 299 doi 10 11646 phytotaxa 397 4 3 a b Bowiea In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 4 September 2016 L J Ramarumo A Maroyi M P Tshisikhawe 2019 Bowiea volubilis Harv ex Hook f subsp volubilis A therapeutic plant species used by the traditional healers in the Soutpansberg Region Vhembe Biosphere Reserve Limpopo Province South Africa Journal of Pharmaceutical Science amp Research 11 7 2538 2542 V L Williams J E Victor N R Crouch 2013 Red Listed medicinal plants of South Africa Status trends and assessment challenges South African Journal of Botany 86 23 35 doi 10 1016 j sajb 2013 01 006 E J van Jaarsveld amp L Potter 2005 Bowiea volubilis Harv ex Hook f subsp gariepensis Van Jaarsv Bruyns National Assessment Red List of South African Plants version 2020 1 abgerufen am 4 Juni 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bowiea volubilis Album mit Bildern Kompakte Information zur Art und deren Pflege englisch Kompakte Information zur Art und deren Pflege Dort wird geschrieben sehr giftig Andere Autoren schreiben die Knolle sei essbar englisch Bowiea volubilis bei giftpflanzen com Uber die Giftigkeit der Art englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bowiea volubilis amp oldid 228740391