www.wikidata.de-de.nina.az
Bona Peiser geboren 26 April 1864 in Berlin gestorben 17 Marz 1929 ebenda war die erste deutsche Bibliothekarin d h die erste Frau in Deutschland die hauptberuflich in Bibliotheken gearbeitet hat Ab 1895 leitete sie die Bibliothek des Kaufmannischen Verbandes fur weibliche Angestellte die zu der Zeit die grosste Frauenbibliothek in Berlin war 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die erste offentliche Lesehalle in Berlin 1 2 Erfolge und Entwicklungen 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Gedenktafel Engeldamm 2 in Berlin MitteBona Peiser wurde als Tochter des judischen Verlagsbuchhandlers Wolf Peiser und seiner Frau Rosalia geb Gottheil in Berlin geboren und verbrachte ihre ersten Lebensjahre in der Auguststrasse 73 und Linienstrasse 80 in der Spandauer Vorstadt am Rande des Scheunenviertels Ab 1875 bis zu ihrem Tod wohnte sie in der Brandenburgstrasse 11 heute Lobeckstrasse in der Luisenstadt Sie besuchte weil mehr fur Madchen nicht moglich war eine Hohere Tochterschule wahrscheinlich zunachst die Luisenschule und spater die Viktoriaschule in der Nahe ihrer jeweiligen Wohnorte Im Gegensatz zu der beschleunigten Entwicklung der Public Libraries in den angloamerikanischen Landern fuhrten die in Berlin seit 1850 vorhandenen offentlichen Bibliotheken eine kummerliche Randexistenz in Schulen wurden ehrenamtlich von Lehrern betreut und boten keine Ausbildungs und Anstellungsmoglichkeiten Bona Peiser beschloss sich durch Eigeninitiative fur die bibliothekarische Arbeit auszubilden u a durch Fachstudien in England wo sie eines der am besten entwickelten offentlichen Bibliothekssysteme die Public Library of Manchester genauer kennenlernte uber deren vorbildliche Volkslesehallen sie 1894 einen Aufsatz in der Ethischen Kultur publizierte In Berlin engagierte sie sich fur den 1889 von Minna Cauer u a gegrundeten Kaufmannischen und gewerblichen Hilfsverein fur weibliche Angestellte spater Verband fur weibliche Angestellte VWA der sehr bald die Schaffung einer eigenen Bibliothek anstrebte und die 1892 gegrundete Deutsche Gesellschaft fur Ethische Kultur DGEK eine der wichtigsten Unterstutzerinnen der Bucher und Lesehallen Bewegung in Deutschland Bona Peiser wurde Grundungsmitglied der Bibliotheks Kommission der DGEK deren Vorsitzende Jeannette Schwerin sich auch als Koordinatorin der sozialen Arbeit der DGEK und in der Frauenbewegung Madchen und Frauengruppen fur soziale Hilfsarbeit Bund Deutscher Frauenvereine BDF besondere Verdienste erwarb Die erste offentliche Lesehalle in Berlin Bearbeiten Die Bibliotheks Kommission sammelte Bucher und Geldspenden gewann den Bibliothekar Ernst Jeep von der Koniglichen Bibliothek als Mitarbeiter und eroffnete am 1 Januar 1895 im Hofgebaude der von Alfred Messel errichteten Volks Kaffee und Speise Halle in der Neuen Schonhauser Strasse 13 die Erste offentliche Lesehalle zu Berlin Gleichzeitig erschien in allen wichtigen Zeitungen Berlins ein von klangvollen Namen verschiedener politischer Richtungen und gesellschaftlicher Gruppen unterzeichneter Aufruf fur die Errichtung offentlicher Lesehallen der an den Gemeinsinn aller Mitburger appellierte angesichts des zogerlichen Verhaltens der Behorden den Ausbau von Lesehallen tatkraftig zu unterstutzen Im ersten Jahr ihres Bestehens besuchten fast 50 000 Personen die Lesehalle taglich 122 an Sonntagen 232 sie liehen sich uber 21 000 Bucher in den Lesesaal aus oder nutzten das reichhaltige Angebot an Zeitschriften und Zeitungen Die Lesehalle war an Wochentagen von 18 bis 22 Uhr ab Ende 1897 auch mittags von 12 bis 15 Uhr geoffnet an Sonntagen von 9 30 bis 13 Uhr und 17 bis 22 Uhr Bis Ende 1895 wuchs der Bucherbestand auf 3 500 Bande und konnte aus den eingehenden Geldspenden von Ernst Jeep und Bona Peiser auch gezielt erganzt werden Ab 1900 wurden auch Bucher ausser Haus verliehen und die Besucherzahlen stiegen im folgenden Jahr auf 110 000 Bona Peiser und Ernst Jeep hielten in ihrem ersten Jahresbericht fest Die neue Bildungsanstalt nun zu deren Einburgerung in Berlin die Deutsche Gesellschaft fur ethische Kultur den ersten Versuch machte soll wie ihr Vorbild die Public Library Englands und Amerikas sich nicht blos an die unteren Klassen wenden sie gehort der Gesammtheit des Volkes Sie muss den Anforderungen der popularen Wissenschaft so gut wie denen der Unterhaltung gerecht werden Lesezimmer und Ausleihbibliothek in sich vereinigen und schliesslich den ganzen Tag uber Zutritt und zwar freien Zutritt gewahren Erfolge und Entwicklungen Bearbeiten Der offentliche Erfolg der ersten Lesehalle war so gross dass der Berliner Magistrat dem Stadtbibliothekar Arend Buchholtz endlich die lange verweigerten Mittel zum Ausbau der Volksbibliotheken und zur Einrichtung stadtischer Lesehallen bewilligen musste Zwischen 1896 und 1900 wurden die ersten vier stadtischen Lesehallen eroffnet bis 1914 folgten neun weitere Am 1 Januar 1895 wurde Bona Peiser ausserdem hauptamtliche Leiterin der Bibliothek des VWA die sie ebenfalls bis zum Ende ihres Lebens betreute Beide Bibliotheken waren lange Jahre der wichtigste Ausbildungsplatz fur viele Frauen die den bibliothekarischen Beruf erlernen und in Volksbibliotheken arbeiten wollten Von 1906 bis 1909 befand sich die VWA Bibliothek in der Alten Jakobstrasse 20 22 unter einem Dach mit der Bibliothek zur Frauenfrage des von Minna Cauer gegrundeten Vereins Frauenwohl 1909 konnte die VWA Bibliothek zusammen mit der Verwaltung des Verbandes in einen Neubau in der Kopenicker Strasse 74 ziehen nur wenige Schritte entfernt von dem neuen Standort der Lesehalle Diese befand sich nach einem Umzug im Jahre 1902 in die Munzstrasse 11 ab 1908 in der Rungestrasse 25 27 in einem neu errichteten Gewerbehof heute JannowitzCenter In beiden Bibliotheken fuhrte Bona Peiser den von ihr entwickelten Buchkarten Prasenzkatalog ein Er wurde von vielen deutschen Bibliotheken bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg benutzt als effizientes Arbeitsinstrument zur Organisation der Ausleihe und der Leserberatung in Bibliotheken in denen die Bestande noch nicht frei zuganglich aufgestellt sind Bona Peiser veroffentlichte die ersten informierenden Aufsatze uber den neuen Beruf der Bibliothekarin engagierte sich lebenslang fur die Sicherung der Qualitat der Ausbildung und stellte uber einen Wanderbrief und Treffen im Berliner Frauenclub von 1900 Kontakte zu Kolleginnen her die 1907 zur Grundung der Vereinigung bibliothekarisch arbeitender Frauen fuhrten Die Vereinigung organisierte bis 1920 ca 70 aller im Beruf tatigen Frauen und gab ab 1912 die Mitteilungen der Vereinigung bibliothekarisch arbeitender Frauen heraus als Beilage zu den Blattern fur Volksbibliotheken und Lesehallen 1920 loste sie sich zugunsten des gemischtgeschlechtlichen Reichsverbandes deutscher Bibliotheksbeamter und Angestellter auf in dessen Vorstand Bona Peiser von der Grundung an mitarbeitete Bis 1920 hatten uber zwei Millionen Leser die Lesehalle aufgesucht aber nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation wurde ihre finanzielle Lage immer schwieriger 1927 ubergab die DGEK sie schliesslich an den Bezirk Mitte und sie wurde eine der Zweigstellen der Stadtbibliothek Mitte Bona Peiser blieb Leiterin und war bis zu ihrem Lebensende nicht nur im Vorstand des Reichsverbandes sondern auch in der Ortsgruppe des VWA aktiv Uber die fachlichen Fragen hinaus engagierte sie sich fur die Interessen und den Wert der Frauenberufsarbeit und fur eine Neuordnung der bibliothekarischen Ausbildung die wie es in dem Nachruf einer Kollegin heisst auch uns Frauen den notwendigen fraulichen Einfluss in Richtung und Ziel der Volksbuchereiarbeit sichern helfen soll Am 17 Marz 1929 starb Bona Peiser nach langerer Krankheit sie wurde auf dem Judischen Friedhof Weissensee beigesetzt ihr Grabstein ist noch wohlerhalten Feld L Abteilung II Reihe 2 nahe der Friedhofsmauer Ehrungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Gebaude Rungestr 22 25Durch die Aufsatze von Erwin Marks und Thomas Adametz in der Zeitschrift Der Bibliothekar 41 1987 S 57 60 und S 111 113 und die Ausstellung Berliner Bibliotheken einst und jetzt im Jahre 1988 wurde nach langem Vergessen auch in bibliothekshistorischen Darstellungen erstmals wieder an Bona Peiser und die erste offentliche Lesehalle in Berlin erinnert Der von Helga Ludtke 1992 herausgegebene Reader Leidenschaft und Bildung Zur Geschichte der Frauenarbeit in Bibliotheken und die Veroffentlichungen von Frauke Mahrt Thomsen in Buch und Bibliothek 1995 und Ariadne 1998 machten die Leistung und Bedeutung Bona Peisers fur die Entwicklung des bibliothekarischen Berufs wieder einer breiteren Fach und Frauen Offentlichkeit bekannt Die Unterstutzung des Burgervereins Luisenstadt trug massgeblich dazu bei dass die in der Nahe ihrer Wohn und Wirkungsstatten gelegene Stadtteilbibliothek in der Oranienstrasse 72 Berlin Kreuzberg am 27 August 1994 den Namen Bona Peiser Bibliothek erhielt und am 10 September 1995 auf Beschluss der Gedenktafelkommission Mitte am Haus Rungestrasse 25 27 JannowitzCenter eine Gedenktafel fur Bona Peiser angebracht wurde Die Bona Peiser Bibliothek ist seit 2014 durch die Beschlusse der BVV Friedrichshain Kreuzberg in ihrer Weiterexistenz gefahrdet Ebenfalls aufgrund eines Beschlusses im Bezirk Berlin Mitte erfolgte 2004 die Namensgebung Bona Peiser Weg fur die Privatstrasse an der Ver di Bundesverwaltung in Berlin 2 Im Rahmen des 120 jahrigen Jubilaums der Stadtbibliothek Perleberg wurde die Bibliothek in BONA Stadtbibliothek Perleberg umbenannt 3 Bis heute ist kein Einzel Foto von Bona Peiser bekannt aber es existiert eine Aufnahme aus der Lesehalle von 1914 auf der man neben vielen Lesern im Hintergrund eine weibliche Person erkennen kann bei der es sich vermutlich um Bona Peiser handelt Am 6 Mai 2022 wurde in Berlin Mitte Engeldamm Ecke Paula Thiede Ufer eine Gedenktafel enthullt Literatur BearbeitenThomas Adametz Bona Peiser 1864 1929 Wegbereiterin der Bucherhallenbewegung und Deutschlands erste Volksbibliothekarin In Helga Ludtke Hrsg Leidenschaft und Bildung Zur Geschichte der Frauenarbeit in Bibliotheken Berlin 1992 S 133 ff Jessica Bock Birgit Kiupel Die Geschichte und Bedeutung von Frauen Lesbenarchiven und bibliotheken fur die Traditionsarbeit innerhalb der Frauenbewegungen In Angelika Schaser Sylvia Schraut Petra Steymans Kurz Hrsg Erinnern vergessen umdeuten Europaische Frauenbewegungen im 19 und 20 Jahrhundert Campus Verlag Frankfurt am Main 2019 S 233 259 Helga Ludtke Anspruchsvolle Arbeit fur bedurfnislose Frauen Die ersten Bibliothekarinnen in Deutschland In Helga Ludtke Hrsg Leidenschaft und Bildung Zur Geschichte der Frauenarbeit in Bibliotheken Berlin 1992 S 25 ff Frauke Mahrt Thomsen Die offentliche Bibliothek muss jederzeit fur jedermann unentgeltlich offenstehen Bona Peiser Deutschlands erste Bibliothekarin In Buch und Bibliothek Heft 1 Bad Honnef 1995 S 56 60 Frauke Mahrt Thomsen Bona Peiser 1864 1929 Die erste deutsche Bibliothekarin In Ariadne Nr 34 November 1998 S 26 30 Frauke Mahrt Thomsen Bona Peiser die erste deutsche Bibliothekarin Wegbereiterin der Bucher und Lesehallen Bewegung und der Frauenarbeit in Bibliotheken Berlin BibSpider 2013 ISBN 978 3 936960 56 3 Frauke Mahrt Thomsen Bona Peiser In Gunter Benser Dagmar Goldbeck Anja Kruke Hrsg Bewahren Verbreiten Aufklaren Archivare Bibliothekare und Sammler der Quellen der deutschsprachigen Arbeiterbewegung Supplement Bonn 2017 ISBN 978 3 95861 591 5 S 90 99 Online PDF 2 7 MB Bona Peiser Die Bibliothekarin In Centralblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine Berlin 1900 S 180 181 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bona Peiser Sammlung von Bildern Dagmar Jank 2020 Frauenbibliotheken der ersten Frauenbewegung In Digitales Deutsches Frauenarchiv abgerufen am 21 Marz 2023 Literatur von und uber Bona Peiser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek 1 Seite der Bona Peiser Bibliothek in der Berliner Oranienstr 72 Kritische Bibliothek drohende Schliessung der Bona Peiser Bibliothek vorerst abgewendet Jan 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Dagmar Jank 2020 Frauenbibliotheken der ersten Frauenbewegung In Digitales Deutsches Frauenarchiv abgerufen am 21 Marz 2023 Bona Peiser Weg In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert ppagentur Bibliothek heisst jetzt BONA Nicht mehr online verfugbar In Prignitzer Presse Agentur 13 September 2019 ehemals im Original abgerufen am 19 Januar 2020 deutsch 1 2 Vorlage Toter Link pp agentur net Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Normdaten Person GND 1028846428 lobid OGND AKS LCCN n2014044953 VIAF 280042586 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Peiser BonaKURZBESCHREIBUNG deutsche VolksbibliothekarinGEBURTSDATUM 26 April 1864GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 17 Marz 1929STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bona Peiser amp oldid 234694992