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Blul armenisch Բլուլ auch sring սրինգ ist eine armenische holzerne Langsflote Das traditionelle Melodieinstrument der Hirten wird uberwiegend in der Volksmusik solistisch und im Ensemble gespielt Die Flote geniesst wie die armenische Kurzoboe duduk einen guten Ruf als edles Instrument der Kammermusik im Unterschied zur Trichteroboe zurna die mit ihrem niedrigen sozialen Status in der lauten Unterhaltungsmusik im Freien eingesetzt wird Inhaltsverzeichnis 1 Bauform und Spielweise 2 Herkunft und Verbreitung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBauform und Spielweise BearbeitenDie blul besitzt kein Mundstuck Sie wird schrag nach unten gehalten und mit halbseitig geschlossenem Mund uber eine scharfe Kante angeblasen Die zylindrische an beiden Enden offene Spielrohre wird bevorzugt aus Aprikosenholz gedrechselt Andere Materialien fur armenische Floten sind Schilfrohr und Metall Die Lange betragt 38 bis 65 Zentimeter nach einigen Angaben bis zu 70 Zentimeter Der Durchmesser der Bohrung erweitert sich von 10 bis 15 Millimeter am nahen Ende bis 15 20 Millimeter an der unteren Offnung Neun Fingerlocher befinden sich an der Oberseite von denen die beiden unteren nicht abgedeckt werden Hinzu kommt ein gegenuberliegendes Daumenloch Varianten mit weniger Lochern funf und sieben sind ebenfalls gebrauchlich Nach der Tonhohe werden blul ublicherweise mit den tiefsten Tonen C D D und E unterschieden Die Tonstufen sind diatonisch und entsprechen dem aolischen Modus Die Zwischennoten der chromatischen Tonleiter erzeugt der Spieler durch teilweises Abdecken der Fingerlocher Die blul kann leicht uberblasen werden wodurch sich der Tonumfang wesentlich vergrossert Die mittleren Tonhohen lassen sich um eine Quinte oder Oktave erhohen die oberen Tone um eine Terz Ein Vibrato entsteht durch schnelle Fingerbewegungen oder Schutteln des Instruments Der Klang ist samtig weich rauschhaft und etwas nasal 1 Herkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Armenische Kernspaltflote shvi aus SchilfrohrAbwandlungen der semitischen Konsonantenschreibweisen b l r und b r l mit dem Wortumfeld leuchten Licht ausstrahlen kommen im Syrischen als bĕrula oder bĕlura Kristall Edelstein und in derselben Bedeutung in der mandaischen Sprache als bilur bilura billur vor Der Name Beryll fur einen glanzenden Kristall geht ebenfalls auf diese Wurzel zuruck Das syrische Wort bilura steht daneben fur ein Blasinstrument bei dem der Ton durch Atemluft erzeugt wird 2 Namensverwandt ist die von Kurden im Sudosten der Turkei gespielte Hirtenflote bilur In der turkischen Provinz Mus bedeutet bulur eine bestimmte Flotenmelodie Eine regionale Bezeichnung fur eine turkische Hirtenflote in Bitlis lautet bilor 3 Im Nordosten des Irak heisst eine Schnabelflote blur Das armenische Wort sring Schaferflote ist von altgriechisch sῦrig3 Latein syrinx Pfeife Rohre abgeleitet einem alten Namen der Panflote der auf die griechische Nymphe Syrinx verweist und einen mutmasslich phrygischen Ursprung hat 4 Das aserbaidschanische Gegenstuck ist die mit maximal 35 Zentimetern kurzere Hirtenflote tutak aus Schilfrohr oder Holz Sie ist regional auch als duduk namensgleich mit der armenischen Kurzoboe sumsu und blul bekannt In Ordubad im Suden der Region Nachitschewan wird diese Flote shuva genannt 5 Der bekannteste Name fur verwandte Hirtenfloten in der Turkei und auf dem Balkan ist kaval Schwerpunktmassig im Osten Georgiens ist die maximal 40 Zentimeter lange Hirtenflote salamuri verbreitet Eher der klassischen Musik zugerechnet wird die orientalische Langsflote nay in der Volksmusik gespielte orientalische Floten heissen schabbaba Shvi oder tutak t ut ak heisst die armenische Kernspaltflote Sie besteht aus einer typischerweise 32 Zentimeter langen Spielrohre aus Aprikosenholz einem ahnlichen festen Holz oder aus Pflanzenrohr und hat sieben Fingerlocher an der Oberseite und ein Daumenloch 6 Zu den altesten im Gebiet des heutigen Armenien gefundenen Musikinstrumenten gehoren Vogelknochenfloten Auf etwa 1000 v Chr wird eine Flote aus einem Storchenbein datiert die 1962 bei Grabungen in Garni ans Tageslicht kam 7 Auf die musikalische Verwendung verweist eine ins 14 15 Jahrhundert v Chr datierte Knochenflote in Ostgeorgien die im Grab eines jungen Schafers lag und als Vorlaufer der salamuri angesehen wird 8 Aus dem 5 Jahrhundert v Chr wurden Vogelknochenfloten in Dvin ausgegraben Mittelalterliche Floten produzierten ahnliche Tonstufen wie die heutigen Armenische Volksmusik einschliesslich der Begleitmusik von Tanzen ist wie in der Vergangenheit uberwiegend vokal Landliche Volkslieder sind allgemein monophon und werden von einem Solisten oder einem unisono singenden Chor vorgetragen Die landliche Instrumentalmusik deren Melodien auf der blul der tutak oder der duduk gespielt werden entspricht dem Muster der Vokalmusik 9 Die Melodien in langsamem Tempo klingen unabhangig von den zahlreichen regionalen Formen oft wehmutig Der aschugh ein Sanger epischer Lieder und seit dem 17 Jahrhundert Nachfolger des mittelalterlichen gusan spielt selbst nur Saiteninstrumente wie saz tschungur ahnlich der georgischen tschonguri oder tar Auch zu seinem Begleitorchester gehoren keine Blasinstrumente Dagegen kann die blul in den Kammerorchestern der stadtischen Unterhaltungsmusik neben den genannten Saiteninstrumenten zusammen mit der Stachelgeige k yamancha der arabischen Knickhalslaute ʿud und der Trapezzither kanun spielen Fur den Rhythmus sorgen die Zylindertrommel dhol verwandt mit der georgischen doli die Rahmentrommel ghaval oder das Kesseltrommelpaar naghara Wie die Instrumente stammen auch vom Mugham abgeleiteten Melodiefolgen aus der persisch islamischen Kultur Die stadtische Instrumentalmusik geht auf die seit dem 19 Jahrhundert im Sudkaukasus verbreiteten orientalischen Instrumentaltrios sazandar benannt nach der Langhalslaute saz armenisch nvagurd zuruck 10 Hirten spielten die blul auf der Weide solistisch Die Melodien wahlten sie dem Anlass entsprechend aus Ihre Rinder trieben die Hirten mit einer heiteren Melodie auf die Weide oder zu den Wasserplatzen Die Flote bliesen sie auch wenn der Hirtenhund auf eine Gefahr aufmerksam gemacht oder die Lammer zu den Muttertieren gefuhrt werden sollten Allgemein wurde der Musik zugetraut magische Fahigkeiten zu besitzen weshalb Musik bei Heilungsritualen eine Rolle spielte In armenischen Volkserzahlungen kommen magische Floten vor mit denen Prinzen verfuhrt oder die bosen Widersacher der Helden bis zu ihrer Erschopfung zum Tanzen verleitet werden konnten 11 Literatur BearbeitenRobert At Ayan Jonathan McCollum Blul In Grove Music Online 13 Januar 2015Weblinks BearbeitenLevon Tevanyan D Blul Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten Robert At Ayan Jonathan McCollum 2015 Kjell Aartun Studien zur ugaritischen Lexikographie Mit kultur und religionsgeschichtlichen Parallelen Teil II Beamte Gotternamen Gotterepitheta Kultbegriffe Metalle Tiere Verbalbegriffe Neue vergleichbare Inschriften A Harrassowitz Wiesbaden 2006 S 60 Laurence Picken Folk Musical Instruments of Turkey Oxford University Press London 1975 S 412 418 Hrach Martirosyan Origins and historical development of the Armenian language 2014 S 1 23 hier S 6 Saadat Abdullayeva Shepherd s Pipe Sounds in Orchestras PDF 396 kB IRS November 2012 S 54f Robert At ayan Shvi In Grove Music Online 25 Mai 2016 Emma Petrosian Ian Quinn Theatrical and Musical Features of Armenian Manuscripts in the Walters Art Gallery Baltimore In RIdIM RCMI Newsletter Vol 19 No 2 Research Center for Music Iconography City University of New York Herbst 1994 S 39 53 hier S 52f Joseph Jordania Georgia In Thimothy Rice James Porter Chris Goertzen Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Volume 8 Europe Routledge New York London 2000 S 839 Alina Pahlevanian Armenia Folk Music In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Vol 2 Macmillan Publishers London 2001 S 10 12 14 Alina Pahlevanian Armenia Folk Music S 18 Hripsime Pikichian The Call of Zurna In Levon Abrahamian Nancy Sweezy Hrsg Armenian Folk Arts Culture and Identity Indiana University Press Bloomington 2001 S 243 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blul amp oldid 225408579