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Bleiorganische Verbindungen auch Bleiorganyle Organobleiverbindungen oder Organoplumbane sind chemische Verbindungen des Bleis mit organischen Resten Im Vergleich zu vielen organischen Verbindungen anderer Elemente sind sie haufig verhaltnismassig stabil und reagieren bei Normalbedingungen nicht mit Luft oder Wasser Organobleiverbindungen sind giftig Die bekannteste dieser Verbindungen ist Tetraethylblei das in grossen Mengen als Antiklopfmittel Benzin beigemischt wurde Tetraethylblei Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 4 Sicherheitshinweise 5 Verwendung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUber Hexaethyldiblei die erste organische Bleiverbindung wurde 1853 von Carl Lowig berichtet 1 2 1922 entdeckten Thomas Midgley und T A Boyd die Wirkung von Tetraethylblei als Antiklopfmittel in Benzinmotoren Gewinnung und Darstellung BearbeitenEs gibt mehrere Moglichkeiten organische Bleiverbindungen darzustellen Technisch wurden Tetraethyl und Tetramethylblei vorwiegend durch Reaktion einer Blei Natrium Legierung mit Ethylchlorid oder Methylchlorid hergestellt 3 4 P b N a 4 C 2 H 5 C l P b C 3 H 5 4 4 N a C l 3 P b displaystyle mathrm 4 PbNa 4 C 2 H 5 Cl longrightarrow Pb C 3 H 5 4 4 NaCl 3 Pb nbsp Weiterhin lassen sich Tetraalkylbleiverbindungen durch Reaktion von Bleisalzen wie Blei II chlorid oder Blei IV acetat mit Grignard Verbindungen oder Organolithiumverbindungen darstellen P b O A c 4 4 R M g C l P b R 4 4 M g C l O A c displaystyle mathrm Pb OAc 4 4 RMgCl longrightarrow PbR 4 4 MgCl OAc nbsp Eine andere Moglichkeit ist die Reaktion einer Grignard Verbindung und eines Alkylhalogenids mit einer loslichen Bleianode in Gegenwart einer inerten Kathode 1 2 R C l 2 R M g C l P b A n o d e P b R 4 2 M g C l 2 displaystyle mathrm 2RCl 2 RMgCl xrightarrow Pb Anode PbR 4 2 MgCl 2 nbsp Blei II verbindungen sind weniger stabil und reagieren unter Disproportionierung 1 2 P b X 2 4 R M g X 4 M g X 2 2 P b R 2 P b R 4 P b displaystyle mathrm 2 PbX 2 4 RMgX xrightarrow 4MgX 2 2PbR 2 longrightarrow PbR 4 Pb nbsp Aus den Tetraalkylbleiverbindungen lassen sich durch Reaktion mit Halogenen Halogenwasserstoffen ode Thionylchlorid die Organobleihalogenide R3PbX und R2PbX2 X Halogen gewinnen P b R 4 H C l P b R 3 C l R H displaystyle mathrm PbR 4 HCl longrightarrow PbR 3 Cl R H nbsp Diese sind wiederum Ausgangsprodukt fur die Darstellung anderer organischer Bleiverbindungen bei denen das Halogen durch Hydroxid Alkoxide ein Wasserstoffatom oder auch andere Alkylreste ausgetauscht wird Die entsprechenden Alkylbleihydride sind dabei deutlich weniger thermisch stabil als die entsprechenden zinnorganischen Verbindungen und zersetzen sich rasch teilweise explosionsartig bei Temperaturen uber 0 C 1 4 R 3 P b C l L i A l H 4 lt 60 C R 3 P b H L i C l A l C l 3 displaystyle mathrm 4 R 3 PbCl LiAlH 4 xrightarrow lt 60 circ C R 3 PbH LiCl AlCl 3 nbsp Eigenschaften BearbeitenIn organischen Bleiverbindungen liegt das Blei fast immer in der Oxidationsstufe 4 vor Verbindungen in niedrigeren Oxidationsstufen sind selten und instabil Ketten bildet Blei auf Grund der niedrigen Bindungsenergie von Blei Blei Bindungen nur schwer Die Blei Kohlenstoff Bindung ist verhaltnismassig schwach und polarisierbar so dass ein Bruch dieser Bindung sowohl in Radikale als auch in Ionen moglich ist Sie hat eine Lange von 225 pm welche deutlich grosser ist als die Lange der Kohlenstoff Kohlenstoff Einfachbindung mit 154 pm Auch liegt die Energie der Blei Kohlenstoff Bindung mit 206 kJ mol deutlich unter der Energie der Kohlenstoff Kohlenstoff Bindung Dies ist fur den Einsatz als Antiklopfmittel wichtig Die Blei Kohlenstoff Verbindung ist in Blei IV Organylen hydrolysestabil besitzt aber in der Gruppe die geringste thermische Stabilitat weshalb sich die Verbindungen bei 100 bis 200 C zersetzen 4 Ist ein Teil der Alkylreste durch andere Gruppen ersetzt wird die Verbindung deutlich reaktiver Dabei ist es so dass die Reaktivitat mit abnehmender Zahl an Alkylgruppen zunimmt Verbindungen des Typs RPbX3 sind ahnlich instabil wie Blei IV chlorid In ihren Reaktivitaten ahneln die substituierten Organobleiverbindungen den entsprechenden Zinnverbindungen sind im Allgemeinen jedoch reaktiver So reagieren Organobleihydride leicht mit Aldehyden Ketonen organischen Halogenverbindungen und Alkinen Sicherheitshinweise BearbeitenOrganobleiverbindungen sind oft fettloslich und konnen dann leicht uber die Haut oder die Lunge in den menschlichen Korper und so uber den Blutkreislauf in Leber Nieren und Muskeln gelangen 5 Im menschlichen Korper werden Tetraalkylverbindungen in der Leber rasch zu Trialkylverbindungen umgewandelt 5 Insbesondere die Trialkylbleiverbindungen konnen die Blut Hirn Schranke passieren und sich im Gehirn anreichern 5 Als Symptome treten Kopfschmerzen Depressionen Schlafstorungen Halluzinationen und Krampfe auf 6 5 Parkinsonismus und Lahmungen werden als Spatfolgen beschrieben 6 4 Ahnlich wie bei den zinnorganischen Verbindungen sind die Substanzen die Ionen vom Typ R3Pb und R2Pb2 freisetzen besonders giftig da sie unter anderem die Glutathiontransferase oder Enzyme blockieren 7 Dabei sind bleiorganischen Substanzen toxischer als die zinnorganischen Verbindungen 8 Verwendung BearbeitenDie Verwendungsmoglichkeiten der organischen Bleiverbindungen etwa als Biozide oder Kunststoffadditive sind stark durch ihre Giftigkeit eingeschrankt 7 Daher werden in Synthesen die entsprechenden Zinnverbindungen den Bleiverbindungen meist vorgezogen obwohl letztere meist reaktiver sind und daher mildere Reaktionsbedingungen erlauben Tetramethyl und Tetraethylblei wurden in grossen Mengen als Antiklopfmittel verwendet Beide Verbindungen besitzen hohe Oktanzahlen da sie wirksam Radikale abfangen konnen Durch den weiten Einsatz reicherten sich bleiorganische Verbindungen in der Umwelt an z B stieg der Gehalt an bleiorganischen Verbindungen in Wein von den 1950er bis in die 1970er Jahre an 9 Auf Grund der Giftigkeit ist der Einsatz von organischen Bleiverbindungen als Antiklopfmittel inzwischen in vielen Landern verboten Global wurden im Jahr 2000 aber immer noch 34 000 Tonnen Bleiorganyle als Antiklopfmittel eingesetzt 10 Einige weitere organische Bleiverbindungen wie Tributylbleiacetat konnen als Holz oder Baumwollschutzmittel eingesetzt werden 3 Literatur BearbeitenChristoph Elschenbroich Organometallchemie 6 Auflage Teubner Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 8351 0167 8 S 190 200 A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 017770 1 S 1028 1041 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Bernard Jousseaume Organometallic Synthesis and Chemistry of Tin and Lead Compounds In Microchimica Acta Band 109 Nr 1 4 1992 S 5 12 doi 10 1007 BF01243203 englisch Ueber Methplumbathyl In Annalen der Chemie und Pharmacie Band 88 Nr 3 1853 S 318 doi 10 1002 jlac 18530880318 a b Dodd S Carr Lead Compounds In Ullmann s Encyclopedia of Industrial Chemistry Wiley VCH Weinheim 2005 doi 10 1002 14356007 a15 249 a b Christoph Janiak Hans Jurgen Meyer Dietrich Gudat Ralf Alsfasser Riedel Moderne Anorganische Chemie Walter de Gruyter 2012 ISBN 978 3 11 024901 9 S 619 google com a b c d Toxikologie von Arbeitsstoffen von Hermann M Bolt Institut fur Arbeitsphysiologie an der Universitat Dortmund IfaDo 2005 PDF Datei a b Axel Diefenbach Schwermetalle in der Umwelt Nicht mehr online verfugbar In chemryb at Archiviert vom Original am 30 Oktober 2015 abgerufen am 18 Oktober 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www chemryb at a b Christoph Elschenbroich Organometallchemie Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 322 99393 9 S 200 google com A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 101 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 012641 9 S 983 Alfred Hirner Heinz Rehage M Sulkowski Umweltgeochemie Herkunft Mobilitat und Analyse von Schadstoffen in der Pedosphare Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 642 93711 8 S 412 google com Manfred Baerns Arno Behr Axel Brehm Jurgen Gmehling Kai Olaf Hinrichsen Hanns Hofmann Ulfert Onken Regina Palkovits Albert Renken Technische Chemie Wiley 2014 ISBN 978 3 527 67409 1 S 687 google com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bleiorganische Verbindungen amp oldid 234675134