www.wikidata.de-de.nina.az
Der Blaue Wildbacher ist eine alte Rotweinsorte die erstmals im 16 Jahrhundert nachgewiesen ist Sie wird vor allem in Osterreich kultiviert insbesondere im Weinbaugebiet Weststeiermark 3 Dort wird aus ihr der rosafarbene Schilcher hergestellt Wegen der spaten Traubenreife wurde die Sorte fruher ausschliesslich als Rosewein ausgebaut 4 seit dem Ende des 20 Jahrhunderts erfolgt auch Ausbau als Rotwein 5 6 Blauer WildbacherSynonyme Schilcher fur weitere siehe Abschnitt SynonymeArt Edle Weinrebe Vitis vinifera subsp vinifera Beerenfarbe blauschwarzVerwendung RotweintraubeHerkunft Weststeiermark Osterreich bekannt seit 1580 1 VIVC Nr 13234AbstammungSamling aus der Sorte Heunisch 2 Liste von RebsortenDer Anbau der Rebe erfolgt im weststeirischen Hugelland bis zu einer Seehohe von 500 m Im Jahr 2009 betrug die Anbauflache 365 ha 1999 noch 464 ha Eine kleine Anbauflache von 4 ha befindet sich in Venetien Italien 7 Der Bekanntheitsgrad der kleinen Anbauflache und des daraus gekelterten Schilchers ist hoch Als solcher bezeichnet werden darf er nur wenn er aus den Weinbaugebieten der Steiermark kommt 8 Inhaltsverzeichnis 1 Abstammung Herkunft 2 Genotypen 2 1 Genotypen aus Deutschland 2 2 Genotypen aus Osterreich 3 Ampelographie 4 Anspruche und Eigenschaften 5 Wein 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAbstammung Herkunft BearbeitenDer Blaue Wildbacher ist ein naturlicher Samling aus der Sorte Heunisch aus der Steiermark 2 9 10 und aufgrund des gleichen Elternteils Heunisch nah verwandt mit der Rotweinsorte Blaufrankisch 2 Die Sorte wurde bereits 1580 als Schilcher im Weinbuch von Johann Rasch Nachdruck der Ausgabe durch Renate Schoene zum ersten Mal schriftlich erwahnt 1 Hierbei durfte es sich jedoch nicht um die Rebsorte Wildbacher sondern um die historisch bekannte Weinsorte Wippacher aus dem Wippachtal handeln denn Rasch schreibt wortwortlich Der Widpacher wird auch gepreist Der bekannte und beruhmte Weinname des Wippachers konnte jedoch bei der Namenswahl forderlich gewesen sein Die Rebsorte ist nach dem Ort Wildbach und dem gleichnamigen Fluss bei Deutschlandsberg benannt 11 Die monomeren Anthocyane der Sorte Blauer Wildbacher enthalten keine Anthocyanidin Diglucoside also keinen Direkttragerfarbstoff Vieles spricht dafur dass die Sorte aus Wildreben selektiert wurde 12 Es gibt auch keinen genetischen Hinweis dass eine andere Rebsorte bei der Entstehung beteiligt war Genotypen BearbeitenVon der langen Tradition der Rebsorte in der Weststeiermark wird schon sehr fruhzeitig berichtet Hermann Goethe beschreibt sie 1887 in seinem Handbuch der Ampelographie als urwuchsige Sorte die sich jedem Boden jeder Lage und jeder Pflanzart anpasst Von Babo und Mach wird 1881 angefuhrt dass dem Aussehen dieser Sorte nach der Name nicht nur allein vom weststeirischen Ort Wildbach stammen durfte sondern dass sie vermutlich als wilde Rebe gefunden und kultiviert wurde Dieser Ansatz ist plausibel da im Allgemeinen am Ursprungsort einer Rebsorte diese nicht mit dem Ortsnamen sondern nach ihrem Aussehen beschrieben wird In der Tat werden etwas fruher 1826 von Lorenz Chrysanth von Vest in den Orten Landsberg und Wildbach einige Rebsorten aufgezahlt Darunter findet sich unter anderem eine Rebsorte mit dem Namen Wildblaue Um 1800 ist der Blaue Wildbacher nach Italien gelangt wo er heute noch in der Nahe von Treviso im geringen Umfang aber nur als Rotwein kultiviert wird 13 12 Auch der Deutsche Ampelograph Johann Philipp Bronner vermutet 1856 dass der Wildbacher von der wilden Vogeltraube abstammt die an den Ufern der Flusse wachst Er beschaftigte sich viel mit der Herkunft von Rebsorten und hat die Gebiete bereist Wildbacher ist tatsachlich wie oben beschrieben ein Samling vom Heunisch und einer blauen Wildreben ahnlichen Sorte 14 Auch in Deutschland gab es Blauen Wildbacher auch Willbacher geschrieben vor allem an der Hessischen Bergstrasse Die Namen Echter Blauer Wildbacher Schlehenblattriger Blauer Wildbacher Spatblauer Wildbacher oder Blauer Wildbacher Typ Melber weisen auf eine starke genetische Aufspaltung hin Bei umfassenden Untersuchungen durch Hohere Bundeslehranstalt und Bundesamt fur Wein und Obstbau Klosterneuburg sowie Hochschule Geisenheim wurden folgende Ergebnisse erzielt Genotypen aus Deutschland Bearbeiten Die aus Deutschland stammenden Wildbacher Typen konnten auf Grund ausserer Merkmale in vier Gruppen eingeteilt werden Sie unterschieden sich im Ertrag Gehalt an titrierbaren Sauren im Most und im Botrytisbefall Die gentechnischen Analysen zeigten eher ein Naheverhaltnis zur Sorte Blauer Burgunder und nicht zum Blauen Wildbacher Es handelt sich daher um eigenstandige Sorten die aber bis jetzt unbenannt sind oder zumindest nicht richtig benannt wurden 15 Genotypen aus Osterreich Bearbeiten nbsp Schilcher Weinanbau in der WeststeiermarkDer Blaue Wildbacher Typ Fruhblau besitzt im Vergleich zum Typ Spatblau grossere Blatter mit tieferer Lappung drei bis funflappig Die Blattzahnung ist grober und tiefer Die Behaarung auf der Blattunterseite ist stark und eher borstig Der Triebwuchs erscheint aufrechter Die Trauben sind gross geschultert und dichtbeerig Die Beerenreife tritt etwas fruher ein Man kann davon ausgehen dass dieser Typ auf Grund der agrarischen und morphologischen Merkmale am ehesten dem autochthonen Blauen Wildbacher zugeordnet werden kann Diesem Typ entsprechen die Klone Haidegg 23 24 und der Klon A14 2 Der Blaue Wildbacher Typ Spatblau hat mittelgrosse Blatter mit feiner und spitzer Zahnung Das Blattprofil ist eher schusselformig und die Trauben sind kleiner und lockerbeerig Die kleinen Beeren farben und reifen etwas spater Diesem Typ entsprechen die Klone Haidegg 21 und 22 Beide Genotypen waren durch die Ertragsdaten nicht zu unterscheiden Ein deutlicher Unterschied ergab sich allerdings beim durchschnittlichen Traubengewicht welches beim Blauen Wildbacher Typ Fruhblau im langjahrigen Schnitt mit 155 g pro Traube um 28 hoher liegt als beim Blauen Wildbacher Typ Spatblau Der Melber fruher als Blauer Wildbacher Typ Melber gefuhrt ist eine eigenstandige Rebsorte eine genetische Nahe zur Sorte Blauer Wildbacher ist nicht gegeben Beim Melber sind die morphologischen Unterschiede eindeutiger Er hat kleinere und kaum gelappte Blatter von nahezu rundlicher Form Die Blattzahlung ist feiner und weniger tief Die Blattunterseite ist stark behaart Die Trauben sind lockerbeeriger als bei der Sorte Blauer Wildbacher Ampelographie BearbeitenAmpelographisch wird die Rebe folgendermassen charakterisiert Die Triebspitze ist offen grun und mittelstark wollig behaart mit rotlichem Anflug die Triebe sind rotlich gefarbt und besitzen starke Ranken Der Triebwuchs ist mittelstark bis sehr stark Das ausgewachsenes Blatt hat drei bis funf Lappen stumpf gezahnt mittelgross mit einer V formigen offenen Stielbucht Die Stielbucht ist nicht mit Blattadern begrenzt Die Traube ist klein und kurz dichtbeerig und hat einen langen Traubenstiel Haufig besitzen die Trauben eine Beitraube Die Beeren sind klein und rund haben eine blauschwarze Haut und besitzen ein ungefarbtes Fruchtfleisch mit neutralem bis grasigem Geschmack 16 Synonyme sind Blauer Greutler Blauer Kracher Blauer Wildbacher Dioljak Divljak Echter Blauer Wildbacher Echter Wildbacher Blau Fruehblaue Fruehblauer Wildbacher Graeutler Graeutler Blauer Grosser Mauserl Grosses Mauserl Gutblaue Kauka Schlechte Kleinblaue Kracher Blauer Kraeutler Blau Mali Zherni Maslerl Mauserl Mauserl Grosses Pticnik Crni Ptinik Crni Schilcher Schilchertraube Schillertraube Schlechte Kauka Schlehenblaue Schlehenblauer Wildbacher Spaete Blauer Wildbacher Tizhnik Vildbasske Vranek Wildbacher Wildbacher Nero 17 Anspruche und Eigenschaften BearbeitenDie Rebe bevorzugt Gneis und Schieferboden und braucht warme luftige Lagen weil die Trauben faulnisanfallig sind Die Sorte reift sehr spat und besitzt eine gute Winterfrostwiderstandsfahigkeit sie ist allerdings empfindlich gegen Spatfroste Die Bluteempfindlichkeit wirkt sich nachteilig auf den Ertrag aus Die Rebe kann sich aber gut regenerieren da auch die Nebentriebanlagen die sogenannten Beiaugen fruchtbar sind Wein Bearbeiten Hauptartikel Schilcher nbsp Schilcherwein im GlasDer Weinausbau erfolgt uberwiegend als Rosewein Schilcher seltener als Rotwein Eine rassige Saure sowie ein markantes Geruchs und Geschmacksbild kennzeichnen den fruchtig frischen robusten Wein der auch als Aperitif beliebt ist Auf Gneis und Schieferboden erreicht die Sorte ein grasig wurziges Bukett Literatur BearbeitenPierre Galet Dictionnaire encyclopedique des cepages 1 Auflage Hachette Livre 2000 ISBN 2 01 236331 8 Karl Bauer Ferdinand Regner Barbara Schildberger Weinbau 9 Auflage avBuch im Cadmos Verlag Wien 2013 ISBN 978 3 7040 2284 4 Ferdinand Regner Verzeichnis der osterreichischen Qualitatsweinrebsorten und deren Klone LFZ Klosterneuburg 2008 Jancis Robinson Das Oxford Weinlexikon 3 uberarbeitete Auflage Grafe und Unzer Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 8338 0691 9 Jancis Robinson Julia Harding Jose Vouillamoz Wine Grapes 1 Auflage Penguin Books London 2012 ISBN 978 0 06 220636 7 Weblinks BearbeitenErhalt einer uralten Bergstrasser Rebsorte fur kunftige Generationen Der Willbacher Presseveroffentlichung der Bergstrasser Winzer eG des Unesco Geoparks Bergstrasse Odenwald des Instituts fur Rebenzuchtung der FA Geisenheim und der Rebenveredlung Antes zum Kooperationsprojekt Erlebnispfad Wein amp Stein 18 08 2006 Memento vom 25 Dezember 2011 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten a b Johann Rasch Von Baw Pfleg und Brauch des Weins 1580 und 1582 a b c Ferdinand Regner Verzeichnis der osterreichischen Qualitatsweinrebsorten und deren Klone LFZ Klosterneuburg 2008 Osterreichische Weinmarketingserviceges m b H OWM Hrsg Dokumentation Osterreichischer Wein 2007 Wien 2008 oesterreichwein at abgerufen am 19 August 2012 BGBl II Nr 111 2011 1 Abs 2 Z 10 lit a der Weinbezeichnungsverordnung Sortenbeschreibung auf der Website der Schilcherstadt Deutschlandsberg Memento vom 4 Marz 2016 imInternet Archive abgerufen am 3 Janner 2014 Rudolf Steurer Osterreichischer Weinfuhrer Verlag Ueberreuter ISBN 3 8000 9042 2 S 104 K Anderson N R Aryal Database of Regional National and Global Winegrape Bearing Areas by Variety 2000 and 2010 Wine Economics Research Centre University of Adelaide Dezember 2013 1 Revision April 2014 2 Revision Mai 2014 3 Revision Juli 2014 Gebietsschutz des Schilchers auf info bmlrt gv at Jancis Robinson Julia Harding Jose Vouillamoz Wine Grapes 1 Auflage Penguin Books London 2012 ISBN 978 0 06 220636 7 Karl Bauer Ferdinand Regner Barbara Schildberger Weinbau 9 Auflage avBuch im Cadmos Verlag Wien 2013 ISBN 978 3 7040 2284 4 Die fruher selbststandige Gemeinde Wildbach wurde ab dem 1 Janner 1970 mit der Stadtgemeinde Deutschlandsberg vereinigt Kundmachung der Steiermarkischen Landesregierung vom 15 Dezember 1969 Stmk Landesgesetzblatt Nr 226 1969 a b A Babo E Mach Handbuch des Weinbaus und der Kellerwirtschaft Verlag P Parey Berlin 1881 Hermann Goethe Handbuch der Ampelographie Verlag P Parey Berlin 1887 Johann Philipp Bronner Die Bereitung der Rothweine und deren zweckmassige Behandlung Heinrich Ludwig Bronner Frankfurt am Main 1856 S 116 122 274 Wolfgang Renner Tatjana Wolf Reinhard Eder Ferdinand Regner Ampelographische analytische und genetische Aspekte der Rebsorte Blauer Wildbacher Memento vom 13 Marz 2016 imInternet Archive In Mitteilungen Klosterneuburg Nr 55 2005 S 193 200 Beschreibung der Rebsorte Memento des Originals vom 9 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www oesterreichwein at oesterreichwein at abgerufen am 4 September 2017 Blauer Wildbacher in der Datenbank Vitis International Variety Catalogue des Instituts fur Rebenzuchtung Geilweilerhof englisch Autochthone Rebsorten Osterreichs Rotweinsorten Blauer Wildbacher Blaufrankisch St LaurentWeissweinsorten Fruhroter Veltliner Gruner Veltliner Neuburger Osterreichisch Weiss Roter Veltliner Rotgipfler Silvaner Zierfandler Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blauer Wildbacher amp oldid 237895374