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Als Black spot afrikaans swartkol deutsch schwarzer Fleck sinngemass auch gefahrliches Problemgebiet werden in Sudafrika kleine Gebiete im Besitz der schwarzen Bevolkerung in solchen Regionen bezeichnet deren Flache mehrheitlich von weissen Eigentumern zu Wohn und Erwerbszwecken genutzt wurden 1 Durch die ungleichen Lebensverhaltnisse in Folge langjahriger kolonialer Segregationstendenzen und der spateren Apartheidspolitik entwickelten sich zwischen den Bevolkerungsgruppen inselformig auftretende soziale und okonomische Konflikte Im Verlauf der Homelandkonsolidierung vor deren Unabhangigkeit dienten die Black spots einigen Bantufuhrern als Verhandlungsinstrument gegenuber der sudafrikanischen Regierung 1 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Historische Zusammenhange 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenAllgemeines BearbeitenDie seit dem 19 Jahrhundert von einer weissen Oberherrschaft fortschreitend und bewusst ungleich ausgestalteten Burgerrechte fur die europaischstammigen Bewohner einerseits und den mehrheitlichen anderen Bevolkerungsgruppen im sudlichen Afrika hemmten den notwendigen Interessensausgleich untereinander Im Wesentlichen konzentrierten sich diese Interessenskonflikte auf die freie Wahl des Wohnortes den Landerwerb nach gleichen Rechten und die Landnutzung als Lebensgrundlage sowie die Anerkennung von Stammesland als Eigentumstitel innerhalb der europaisch gepragten Rechtsnormen Als Losung dieser Interessenskonflikte und im Zuge der sogenannten Neuordnung der Landverteilung in der Sudafrikanischen Union wurde es den Behorden auf der Grundlage des Native Trust and Land Act von 1936 ermoglicht solche Black spots durch Zwangsenteignungen aufzulosen Dieses Handlungsziel bekraftigte die 1950 gegrundete Tomlinson Kommission nochmals in ihrem wenige Jahre spater vorgelegten Bericht in dem sie eine Landrekultivierungspolitik als einen der drei Kernpunkte kunftigen Regierungshandelns im Apartheidsystem empfahl Es kam auch zu Ankaufen durch den Staat Bei Grundstucken in Stammesbesitz bot die Bantu Administration ofters Alternativflachen zu einem minimalen Vergleichswert aber nicht zwingend in gleichwertigen Gebieten an 1 Als neuer Wohnsitz wurden den Betroffenen sogenannte released areas deutsch etwa freigegebene Gebiete zugewiesen die in der Nahe von Reservaten bzw spateren Homelands lagen Die mit polizeilichen Mitteln militant vertriebenen Personen erhielten eine Zuweisung zu jenem Reservat Homeland das ihrer ethnischen Klassifizierung nach den regierungsamtlichen Vorgaben am besten entsprach Nach dieser Verfahrensweise verloren durch die sudafrikanischen Behorden zwischen 1948 und 1970 mehr als 100 000 Personen ihren einst rechtlich gesicherten Wohnsitz Im Zeitraum von 1970 bis 1979 wurden weitere 304 980 Afrikaner zwangsumgesiedelt Es handelte sich bei Black spots neben vereinzelten Gruppen von Hausern oder Hutten auch um dorfliche Siedlungen Im Fall des Dorfes Driefontein heute Teil der Lokalgemeinde Merafong City kam es am 2 April 1983 zu Demonstrationen wobei Saul Mhakize der Sprecher des Widerstandskomitees durch die Polizei erschossen wurde Das Land des Dorfes war 1912 rechtmassig durch die South African Native Farmers Association mit Unterstutzung von Pixley ka Isaka Seme erworben worden 2 3 Im legislativen und administrativen Prozess vor der Unabhangigkeit der Bantustaaten forderten einige Fuhrer aus den inzwischen selbstverwalteten Homelands die Arrondierung ihrer Gebietsgrenzen In diesem Zusammenhang forderte Chief Lucas Mangope Bophuthatswana Chief Mangosuthu Buthelezi KwaZulu und Cedric Phatudi Lebowa die Eingliederung weiterer Flachen mit deren Bewohnern und beriefen sich dabei auf den 1936 erlassenen Native Trust and Land Act der eine Ausdehnung der Eingeborenensiedlungsgebiete vorsah 1 4 Historische Zusammenhange BearbeitenDie historischen Wurzeln fur den restriktiven Umgang mit den Black spots begannen in der Landverteilungspolitik der Kapkolonie die zunachst teilweise eingeborenenfreundlich mit dem Glen Grey Act von 1894 eine regionale Konzentration schwarzer Landeigentumer vorsah Einen anderen hierfur nicht unbedeutenden Weg beschritt man in der ehemaligen Burenrepublik Oranje Freistaat wobei das spatere Basutoland durch kleinere Militaroperationen an Flache verlor Es kam schliesslich 1868 unter britisches Protektorat und wurde faktisch zum wichtigsten Eingeborenenreservat fur den Oranje Freistaat Innerhalb dieser Republik verblieben nur Thaba Nchu und Witsieshoek als kleine Wohngebiete fur Schwarze 5 Nach der Grundung des Sudafrikanischen Union wurde es den Weissen durch den 1913 beschlossenen Natives Land Act verboten Land innerhalb der offiziell erklarten Eingeborenenreservate zu erwerben Die damit verbundenen Regelungen trafen damals unter den Vertretern der schwarzen Bevolkerung auf Unterstutzung da man sich eine fur sie gunstig gestaltende Landreform erhoffte In diesem Prozess festigte die sudafrikanische Gesetzgebung die Auffassung eng begrenzte Landesteile nur den Afrikanern fur ihren Lebensraum vorzubehalten und im Gegenzug die bevorzugte Sicherung des grossten Teils der Sudafrikanischen Union fur europaischstammige Bewohner voranzutreiben Mit demselben Gesetz bereitete man die Errichtung einer Kommission vor die die Landverteilungsfrage weiter untersuchen und mit Vorschlagen zu ihrer Neuordnung betragen sollte Diese sogenannte Beaumont Commission arbeitete zwischen 1913 und 1916 6 Allerdings schrankte ein 1917 ergangenes Gerichtsurteil der Revisionsabteilung am Supreme Court im Fall Thompson und Stilwell gegen Kama die in diesem Gesetz enthaltenen Restriktionen wieder ein und erklarte sie auf dem Gebiet der Kapprovinz fur nicht anwendbar 7 Die Segregationspolitik in Sudafrika nahm in der Amtszeit des Premierministers James Barry Munnick Hertzog 1924 1939 scharfere Formen an Hertzogs Regierung trieb dabei die Spaltung des Landes zwischen Weiss und Schwarz weiter voran indem man sich auch auf Empfehlungen der Inter Colonial Commission aus dem Jahre 1903 stutzte Diese hatte in ihrem Arbeitsbericht angeregt kunftig die Abtrennung schwarzer Wohngebiete von denen der Weissen vorzunehmen und eine gesetzliche Fixierung solcher Reservate zu erreichen Unter dem Eindruck der zunehmenden Krisenwirkungen im Verlauf der Great Depression gewannen Umverteilungsplane beim Landbesitz erneut politische Attraktivitat Mit dem Natives Service Contract Act von 1932 sollte sogar eine Steuer in Hohe von 5 Pfund jahrlich auf jeden Eingeborenen erhoben werden der auf weissem Farmland lebte und dort vom Landeigentumer nicht beschaftigt wurde und demzufolge von ihm zu zahlen sei Diese Bestimmung konnte man jedoch nicht durchsetzen Als ein Ergebnis von erheblicher Wirkung aus der bereits 1903 angeregten Landverteilung beschloss das Parlament der Sudafrikanischen Union 1936 den Natives Trust and Land Act Seit seinem Inkrafttreten war es den Behorden nun auf dem gesamten Gebiet Sudafrikas leichter offiziell und gezielt gegen die Black spots vorzugehen 8 9 Literatur BearbeitenEllen Hellmann Leah Abrahams Hrsg Handbook on Race Relations in South Africa Cape Town London New York Oxford University Press 1949 Liberal Party of South Africa Blackspots a study of Apartheid in action Pietermaritzburg 1964 Christoph Sodemann Die Gesetze der Apartheid Bonn 1986 ISBN 3 921614 15 5Weblinks BearbeitenAlan Paton Centre amp Struggle Archives Land Issues Black spots forced removals and resettlement auf www paton ukzn ac za englisch Forced removals in the apartheid era auf www sahistory org za englisch Fussnoten Bearbeiten a b c d SAIRR A Survey of Race Relations in South Africa 1973 Johannesburg 1974 S 146 147 und Fussnote 6 Sodemann S 76 Nomhlangano Beauty Mkhize bei thepresidency gov za englisch abgerufen am 1 April 2018 SAIRR A Survey of Race Relations in South Africa 1974 Johannesburg 1975 S 182 183 Edward Roux Land and Agriculture in the Native Reserves In Handbook Race Relations S 172 Edward Roux Land and Agriculture in the Native Reserves In Handbook Race Relations S 173 A M Keppel Jones Land and Agriculture Outside the Reservates In Handbook Race Relations S 191 Edward Roux Land and Agriculture in the Native Reserves In Handbook Race Relations S 173 A M Keppel Jones Land and Agriculture Outside the Reservates In Handbook Race Relations S 193 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Black spot Sudafrika amp oldid 235164635