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Als Bewusstseinszustand werden Arten des bewussten Erlebens bezeichnet die sich durch die Merkmale Wahrnehmung Selbstbewusstsein Wachheit Handlungsfahigkeit und Intentionalitat auszeichnen Der Begriff Bewusstseinsform wird meist synonym gebraucht Dagegen impliziert der Begriff Bewusstseinsebene eine Hierarchie oder auch eine Entwicklung der Bewusstseinszustande und wird somit nur innerhalb von bestimmten Theorien und Systemen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Objektive Merkmale 1 1 1 Gehirnwellen 1 1 2 Wachheit und Handlungsfahigkeit 1 2 Subjektive Merkmale 2 Einzelne Bewusstseinszustande 2 1 Wachzustand 2 2 Hypnagogie 2 3 Schlafzustand 2 4 Traumzustand 2 4 1 Klartraum 2 5 Koma 2 6 Trance 3 Literatur 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenObjektive Merkmale Bearbeiten Gehirnwellen Bearbeiten Eine weit verbreitete Methode um empirische Daten uber Gehirnstrome zu erhalten ist die Aufzeichnung von EEG Signalen Es ist damit moglich anhand der Verteilung typischer Schwingungsfrequenzen bestimmte Grundtypen von Bewusstseinszustanden festzustellen Hauptsachlich benutzt man hierfur Frequenzen zwischen 0 4 und 40 Hz und zwar bei Bewusstseinszustanden wahrend Aufmerksamkeits und Ruhephasen Der Zustand des Alltagsbewusstseins der so genannte Beta Zustand der sich typischerweise zwischen 13 Hz und 21 Hz befindet entspricht einem Zustand guter Aufmerksamkeit und Intelligenzleistung wahrend der Bereich mit einem Schwerpunkt von 21 bis 38 Hz als der Bereich einer permanenten Alarmbereitschaft Fritz Perls bezeichnet wird Der Alpha Bereich 8 12 Hz entspricht dem Zustand leichter Entspannung Der Theta Zustand 3 8 Hz steht fur Meditation und tiefe Entspannung Die niedrigste Frequenz findet sich beim Delta Zustand 0 4 3 Hz der auf verschiedene Bewusstseinszustande wie Tiefschlaf Trance oder Tiefenhypnose hinweist Eine Aussage uber den Grad der Wachheit ist mit Hilfe eines einzelnen Frequenzwertes nicht moglich es mussen vielmehr die Frequenzverteilungskurve und die Unterschiede zwischen verschiedenen Elektrodenpunkten in Betracht gezogen werden In den letzten Jahren ist der Gamma Bereich zwischen 40 Hz und 80 Hz durch erweiterte Messverfahren in den Blickpunkt der Forschung geruckt Da in diesem Bereich die primare Verarbeitung der Sinneswahrnehmung vermutet wird erhofft man sich dadurch fur die Zukunft auch objektivierbare Aussagen uber die Art der Wahrnehmung und die Wahrnehmungsinhalte Verschiedene Gemutszustande und Emotionen lassen sich fur den Wachzustand heute schon unterscheiden Wachheit und Handlungsfahigkeit Bearbeiten Die Wachheit wird unter dem Begriff Vigilanz medizinisch und psychologisch in verschiedene Stadien eingeteilt 1 Diese reichen vom bewusstlosen Koma bis zur hochsten Erregung Die Einteilung erfolgt meist durch phanomenologische Kriterien wie Ansprechbarkeit oder Orientierungssinn kann aber auch durch physiologische Kriterien unterstutzt werden Man unterscheidet zum Beispiel zwischen Sopor Somnolenz und Benommenheit Subjektive Merkmale Bearbeiten Wahrnehmung aus der Sicht des bewussten Erlebens umfasst alle Eindrucke die bewusst werden Darunter fallen die sinnliche Wahrnehmung Handlungsintentionen rein mentale Bilder und Gedanken ohne konkrete aussere Reize Gedachtnisinhalte Stimmungen Emotionen Affekte Raum und Zeitempfinden und die so genannte aussersinnliche Wahrnehmung Synasthetiker konnen die Eindrucke eines Sinnesorgans als Wahrnehmungen eines anderen Sinnesorgans erleben Einzelne Bewusstseinszustande Bearbeiten Hauptartikel Veranderter Bewusstseinszustand Wachzustand Bearbeiten Die wesentlichen Eigenschaften zur Unterscheidung von anderen Bewusstseinszustanden sind Gedanken die in der Regel sprachlich organisiert sind und Handlungsfahigkeit Sprachlich gefasstes Denken ermoglicht und erweitert viele kognitive Fahigkeiten Dieser Bewusstseinszustand ermoglicht somit ein sehr weit reichendes Planen der Lebensumstande was als Vorteil im Kampf ums Uberleben angesehen wird Der wachbewusste Zustand wird in der Regel so weit gefasst dass auch Krankheitsbilder wie Halluzinationen und Psychosen dazu gerechnet werden Tagtraume sind bildhafte mit Traumen vergleichbare Phantasievorstellungen und Imaginationen die im wachen Bewusstseinszustand erlebt werden Hypnagogie Bearbeiten Hypnagogie bezeichnet einen Bewusstseinszustand der beim Einschlafen oder zumeist nachtlichen Erwachen auftreten kann 2 Eine Person im hypnagogischen Zustand kann visuelle auditive und taktile Halluzinationen erleben unter Umstanden ohne sich bewegen zu konnen 3 Schlafzustand Bearbeiten Physiologie und Veranderungen wahrend des Schlafes sind Gegenstand intensiver Forschung Verschiedene Schlafphasen korrelieren mit typischen Unterschieden im EEG Schlafphasen sind bei fast allen Saugetieren und Vogeln nachweisbar Der traumlose Schlaf bleibt fur die betroffene Person ohne spatere mogliche Erinnerung daran Die Handlungsfahigkeit ist dabei eingeschrankt jedoch nicht immer vollstandig Schlafwandler sind in Einzelfallen sogar ansprechbar und konnen antworten Der Schlaf des Menschen erfullt wichtige Funktionen bei der Bereitstellung von kognitiven Fahigkeiten Gedachtnis und ausgeglichener Stimmungslage nbsp Jakobs Traum Die EngelsleiterTraumzustand Bearbeiten Im gewohnlichen Traumbewusstsein erlebt der Mensch die verschiedensten Szenarien die aber wahrend des Traums kaum oder gar nicht reflektiert werden Die Erlebnisse werden hauptsachlich bildlich erfahren Traumhandlungen konnen scheinbar aktiv ausgefuhrt werden Die Bandbreite an Gefuhlen und Gemutszustanden ist sehr gross Verschiedene Schulen der Psychologie wie beispielsweise die Tiefenpsychologie weisen der Bearbeitung erinnerter Traume eine grosse Rolle fur die psychische Gesundheit zu vgl Traumdeutung Klartraum Bearbeiten Eine Person kann im Traum ein reflexives Bewusstsein von der Traumsituation besitzen Aristoteles beispielsweise beschreibt eine solche Situation als haufig oft namlich sagt einem wenn man schlaft etwas in seinem Bewusstsein Was dir da erscheint ist nur ein Traum 4 Leon d Hervey de Saint Denys publizierte 1867 anonym das Buch Les Reves et les moyens de les diriger das Techniken vorschlagt in einer solchen Situation bewussten Traumens Kontrolle uber den Verlauf des Traums auszuuben Frederik van Eeden pragte 1913 in einem psychologischen Fachbeitrag fur diese Situation des reflexiv bewussten Traumens und gegebenenfalls der aktiv bewussten Verlaufssteuerung den Ausdruck luzides Traumen 5 Grundlegende Forschungsarbeiten erfolgten in den 1980er Jahren durch den deutschen Psychologe Paul Tholey Inzwischen wird die internationale Klartraumforschung besonders unter psychiatrischen und sportwissenschaftlichen Zielsetzungen betrieben 6 In einigen Yoga Schulen werden entsprechende Techniken kultiviert Traumyoga Buddhistische Traditionen sehen darin die Moglichkeit sich des illusionaren Charakters der Wahrnehmung insgesamt bewusst zu werden Demnach soll es moglich sein im wachbewussten Zustand ebenso zum wahren Selbstbewusstsein zu erwachen wie im Traum zum Klartraum Koma Bearbeiten Das tiefe Koma wird als das Gegenteil vom Wachbewusstsein angesehen Wahrnehmung und Handlungsfahigkeit sind offenbar zum Erliegen gekommen Es existiert kein Selbstbewusstsein welches den Zustand reflektieren konnte Im so genannten Wachkoma apallisches Syndrom ist der Patient scheinbar wach reagiert aber nicht auf seine Umwelt In allen komatosen Zustanden kann eine elektrische Aktivitat des Gehirn gemessen werden wahrend diese unter anderem beim Hirntod fehlt Trance Bearbeiten Trance bezeichnet einen wach schlafahnlichen oder einen hochst konzentrierten Bewusstseinszustand bei dem eine Person sich intensiv mit einer Thematik beschaftigt Untertypen sind Ekstase hypnotische Trance Halluzinationen und Traumatische Trance Literatur BearbeitenDirk Hartmann Philosophische Grundlagen der Psychologie PDF 17 1 MB WBG Darmstadt 1998 ISBN 3 534 13887 2 Stephan Matthiesen Rainer Rosenzweig Hrsg Von Sinnen Traum und Trance Rausch und Rage aus Sicht der Hirnforschung mentis Verlag 2007 ISBN 978 3 89785 572 4 Ernst Poppel Grenzen des Bewusstseins Frankfurt 2000 ISBN 3 458 34427 6 Dean Cvetkovic Irena Cosic States of Consciousness Experimental Insights into Meditation Waking Sleep and Dreams Springer Berlin Heidelberg 2011 ISBN 978 3 642 18046 0 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Moller Gerd Laux Hans Peter Kapfhammer Hrsg Psychiatrie Psychosomatik Psychotherapie Band 2 Springer Berlin Heidelberg 2011 ISBN 978 3 642 03637 8 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche S 626 Helmut Neundlinger Christian Loidl 1957 2001 StifterHaus 2007 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Max Hirshkowitz Besser schlafen fur Dummies John Wiley amp Sons 2012 ISBN 978 3 527 64245 8 S 233 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Aristoteles De insomniis Uber die Traume III 462a hier nach der Ubersetzung von Eugen Dont in Aristoteles Kleine naturwissenschaftliche Schriften Reclam Stuttgart 1997 S 127 F v Eeden A Study of Dreams In Proceedings of the Society for Psychical Research 26 1913 S 431 461 Klartraume Fliegen lernen In FAZ 18 Januar 2015 abgerufen am 16 Oktober 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bewusstseinszustand amp oldid 210934946