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Der Betriebshof Mullerstrasse ist ein Betriebshof der Berliner Verkehrsbetriebe im Ortsteil Wedding Der 1927 eroffnete Hof war bei seiner Inbetriebnahme nach dem Betriebshof Lichtenberg der zweitgrosste Strassenbahnhof Berlins Er diente bis 1958 der Strassenbahn und wird seit 1960 als Omnibushof genutzt Die nach einem Beitrag von Max Osborn auch als Strassenbahnstadt 1 bezeichnete Anlage umfasst neben dem eigentlichen Hof einen ihn umgebenden Wohnblock mit etwa 300 Wohnungen Sie wurde nach Planen von Jean Kramer in Zusammenarbeit mit Gerhard Mensch und Richard Bauroth im Stil des Berliner Expressionismus entworfen und steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz 2 Hofeinfahrt mit Verwaltungsgebaude und Wagenhalle im HintergrundGleisplan nach Entwurf Kramers 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Aufbau 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage und Aufbau BearbeitenDer Betriebshof befindet sich im Norden des Ortsteils Wedding dem sogenannten Englischen Viertel Das Gelande wird von der Belfaster Strasse im Nordwesten der Mullerstrasse im Sudwesten und der Londoner Strasse im Sudosten begrenzt Die nordostliche Grundstucksgrenze lag an der Themsestrasse die in einer Flucht mit der heutigen Edinburger Strasse verlief Um 1960 wurde diese Strasse entwidmet und der Betriebshof um dieses Gelande erweitert Den nordostlichen Abschluss bildet seitdem die Kleingartenanlage Sonntagsfreude Das Karree hat eine Flache von etwa 6 1 Hektar von denen der Betriebshof rund drei Viertel 44 547 m einnimmt Davon wiederum sind 17 740 m bebaut Die Gesamtanlage weist einen annahernd symmetrischen Grundriss auf Die Wagenhalle mit einer Grundflache von 115 m 122 m befindet sich im ruckwartigen Teil des Grundstucks und schloss mit der ehemaligen Themsestrasse ab Die Wohnbebauung umschliesst die anderen Seiten des Hofes und offnet sich zur Mullerstrasse hin Zwei jeweils 32 Meter hohe Turme bilden den Abschluss Die zentrale Wagenhalle besteht aus drei Giebelhallen mit je 31 6 Metern Spannweite 3 Im vorderen Hallenbereich befanden sich auf je 40 Metern Lange die Revisionsschachte im hinteren Teil der Halle waren Werkstatten und Aufenthaltsraume angeordnet seitlich davon befanden sich Stellmacherei Schlosserei und Schmiede In zwei jeweils etwa zehn Meter breiten flachgedeckten Seitenhallen sind Gerateraume und Materiallager untergebracht Die ebenfalls in der Haupthalle gelegene Waschanlage wurde von zwei im oberen Teil der Torbauten gelegenen Wassertanks gespeist 4 Die Konstruktion besteht aus vollwandigen Eisenblechbindern Die Hallendacher weisen durchlaufende Oberlichter mit einem geknickten Querschnitt auf Die Hallenwande sind von aussen mit blauroten Eisenschmelzklinkern verkleidet 2 Wohnbebauung nbsp Verwaltungsbau des Betriebshofs nbsp Mullerstrasse nordwestlich der Einfahrt nbsp Belfaster StrasseDie Wohnbebauung weist eine auf den ersten Blick einheitliche Struktur auf Die Bebauung an der Londoner und Belfaster Strasse weist drei Geschosse auf die Mittel und Eckbauten an diesen Strassen verfugt uber vier Geschosse Die an der Mullerstrasse liegende Seite hat hingegen funf Vollgeschosse Die Fassaden sind rotbraun verputzt und mit ornamentaler Keramik verziert Die Obergeschosse sind durch horizontale Bander aus sich abwechselnden Putzstreifen und Klinkerlagen optisch voneinander abgetrennt Das Erdgeschoss wird hingegen von Klinkern umrahmt Der expressive Charakter der Anlage wird hier durch die von Richard Bauroth gestalteten spitz vorkragende Wandvorlagen mit prismatischen Kapitellsteinen unterstrichen Der gesamte Block umfasst etwa 280 300 Wohnungen Diese verfugen uber zwei bis drei Zimmer Bad und Kuche sowie vereinzelt uber eine Loggia Die Hofseiten werden durch dreieckig hervorspringende Treppenhauser vertikal gegliedert Um Wohnen und Arbeiten optisch voneinander zu trennen liess Kramer einen 35 Meter breiten Grunstreifen zwischen dem Wohnblock und dem Hofgelande anlegen 2 Das Markenzeichen der Strassenbahnstadt bilden die beiden jeweils 32 Meter hohen Torbauten an der Mullerstrasse In ihnen befinden sich neben Wohnungen auch die Verwaltung des Hofs und weitere Dienstraume Im Erdgeschoss der Turme offnen sich an die Gotik angelehnte Parabelbogen aus gemauerten roten Klinkern Deren Schlusssteine leiten auf die prismatisch gefaltete Turmwand uber Die Fenster sind von violettem Klinker umrahmt Uber dem sechsten Geschoss befinden sich die beiden Wasserbehalter die durch die gegenlaufige Mauerfaltung und die ebenfalls aus violettem Klinker bestehende Wandverkleidung hervorgehoben werden Die zwischen den dreieckigen Fenstern gelegenen Mauerfalten gehen im oberen Bereich in zweiflugelige Fenster uber die ihren Abschluss unter einem ockerfarbenen Gesims finden 2 Geschichte BearbeitenAb 1919 wurden die zahlreichen Einzelbetriebe der Strassenbahn unter dem Dach der stadtischen Berliner Strassenbahn BSt zusammengefasst die am 10 September 1923 in die privatrechtliche Berliner Strassenbahn Betriebsgesellschaft mbH BSBG umgewandelt wurde Zum 1 Januar 1929 vereinigte sich diese mit der Hochbahngesellschaft und der ABOAG zur BVG Unter der Regie der BSBG wurden neben der umfangreichen Neubeschaffung von Fahrzeugen auch die alten Strassenbahnbetriebshofe modernisiert beziehungsweise neugebaut Der Betriebshof Mullerstrasse stellte mit der als Strassenbahnstadt titulierten Wohnbebauung das grosste dieser Vorhaben dar 3 Am 5 September 1927 wurde der neue Hof 2 offiziell eingeweiht Der bisherige Hof 2 an der Brandenburgstrasse in Kreuzberg erhielt die Nummer 7 5 Ab etwa 1935 erhielt er das Kurzel Mul Gleichzeitig konnte der Betriebshof 8 an der Ofener Strasse durch den Neubau stillgelegt werden In der Wagenhalle fanden auf drei mal neun Gleisen bis zu 320 Strassenbahnwagen Platz Zusatzlich waren die Fahrschule der Strassenbahn die Schaffnerschule die Kleiderkammer und das Strassenbahnmuseum auf dem Hof untergebracht 3 Im Hof waren vor dem Zweiten Weltkrieg vor allem die Zuge der Linien 15 Wilhelmsruh Neukolln 25 Reinickendorf Mariendorf 41 Alexanderplatz Tegel und 68 Herzberge Wittenau beheimatet hinzu kamen vereinzelt andere Linien wie etwa der Nordring Linie 8 ab 1948 Linie 3 Wahrend des Zweiten Weltkriegs erlitt der Hof nur geringfugige Beschadigungen die schnell behoben wurden Am 5 September 1952 beging die BVG das 25 jahrige Bestehen des Hofs in einem Festakt mit Wagenkorso Mit der Einstellung der Strassenbahn nach Tegel und daruber hinaus wurden die Hofe Tegel und Mullerstrasse am 1 Juni 1958 fur den Strassenbahnverkehr geschlossen Zuletzt waren hier die Linien 3 25 41 und 68 sowie deren Einsetzer beheimatet Die Wagen wurden anschliessend auf die benachbarten Hofe Reinickendorf und Moabit verteilt 3 Nach der Schliessung begann die BVG mit dem Umbau des Hofs fur den Omnibusverkehr Samtliche Gleise und Revisionsgruben wurden entfernt Die drei Hallen erhielten zentrale Tore Die im ruckwartigen Teil angrenzende Themsestrasse wurde entwidmet um als Wendeflache dienen zu konnen Die zuvor breite Hofeinfahrt erhielt eine zentrale Ein und Ausfahrt Ferner wurden die Waschanlage umgebaut sowie eine neue Heizungsanlage als auch eine Tankstelle auf dem Vorfeld eingerichtet Nach einer zweijahrigen Umbauzeit konnte der Omnibus Betriebshof M in Betrieb gehen Zum Zeitpunkt seiner Inbetriebnahme hatten bis zu 140 Fahrzeuge Platz 3 6 Seit der Schliessung der Omnibus Betriebshofe Usedomer Strasse und Helmholtzstrasse wird der gesamte Busverkehr im Berliner Norden und Nordwesten von den Hofen Mullerstrasse und Spandau abgedeckt Nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe sind gegenwartig 239 Busse auf dem Hof beheimatet 437 Mitarbeiter des Fahrdienstes haben auf dem Hof ihren Arbeitsplatz Zusatzlich sind vor Ort die als Verkehrsakademie Omnibus bezeichnete Fahrschule der BVG als auch deren Kleiderkammer untergebracht 3 6 Die Wohnungen wurden bis in die 1990er Jahre ausschliesslich an Bedienstete der Berliner Verkehrsbetriebe vermietet 4 Literatur BearbeitenReinhard Arf Von Mul zu M 80 Jahre Bahnen und Busse aus dem Wedding In Verkehrsgeschichtliche Blatter Heft 1 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Betriebshof Mullerstrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Betriebshof Mullerstrasse Obj Dok Nr 09030305 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Berliner Verkehrsbetriebe Betriebshof Mullerstrasse Memento vom 2 Dezember 2013 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Max Osborn Die Strassenbahnstadt in der Mullerstrasse Berlin 1928 a b c d Eintrag zu Betriebshof Mullerstrasse Obj Dok Nr 09030305 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen a b c d e f Reinhard Arf Von Mul zu M 80 Jahre Bahnen und Busse aus dem Wedding In Verkehrsgeschichtliche Blatter Heft 1 2008 S 11 13 a b Aro Kurth BVG Betriebshof Mullerstrasse In Berlin Street 21 Juli 2008 abgerufen am 17 Februar 2013 Siegfried Munzinger Betriebshofe der Berliner Strassenbahnen In Berliner Verkehrsblatter Heft 8 1969 S 146 a b Betriebshof Mullerstrasse Memento vom 2 Dezember 2013 im Internet Archive Berliner Verkehrsbetriebe 52 560427 13 337497 Koordinaten 52 33 37 5 N 13 20 15 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Betriebshof Mullerstrasse amp oldid 226340703