www.wikidata.de-de.nina.az
Berthold Rubin 10 Juli 1911 in Mannheim 7 Oktober 1990 war ein deutscher Althistoriker und Byzantinist Das Grab von Berthold Rubin im Grab seiner Eltern auf dem Friedhof Lankwitz in Berlin Wahrend Rubin bis etwa 1961 als Fachmann fur die Spatantike hervorgetreten war erregte er in spateren Jahren vor allem als rechtsextremistischer Publizist Aufsehen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Studium 2 Forschung 3 Politische Aktivitat und Kritik 4 Krankheit und Tod 5 Publikationen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Studium BearbeitenBerthold Rubin wurde in Mannheim geboren Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin wo er spater bei Wilhelm Weber studierte und 1938 mit einer Dissertation zum Thema Zwei Kapitel uber Herrscherbild und Ostpolitik des Kaisers Iustinian promoviert wurde 1942 wurde er zum Dozenten an der Universitat Berlin ernannt anschliessend zum stellvertretenden Ordinarius fur byzantinische Philologie an der Deutschen Universitat Prag 1943 zum planmassigen Extraordinarius und Direktor des Instituts fur Balkankunde an der Universitat Wien Alle drei Stellen konnte er jedoch nicht antreten da er sich im Kriegsdienst befand 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft Seine Dissertation bildete zusammen mit der Fortsetzung Der Untergang der Vandalen und Goten die Grundlage seines spateren Hauptwerkes Das Zeitalter Iustinians Die Arbeit an diesem Werk und dessen fruhen Manuskripten wurde wahrend des Zweiten Weltkrieges unterbrochen Forschung BearbeitenNachdem er bereits 1945 wieder aus der Gefangenschaft entlassen worden war kehrte er nicht nach Wien zuruck sondern setzte seine Forschungen uber Justinian in Berlin fort 1952 begann seine Mitarbeit am Osteuropa Institut Munchen und am Institut fur Balkankunde Die 1950er Jahre bildeten insgesamt den Hohepunkt seiner wissenschaftlichen Tatigkeit Nach seiner 1957 begonnenen Lehrtatigkeit an der Universitat Erlangen und der Veroffentlichung des ersten Bandes seines Hauptwerkes wurde er 1960 Ordinarius fur Byzantinistik und Osteuropakunde an der Universitat zu Koln und zeitweise Direktor des Instituts fur Altertumskunde Er beteiligte sich zudem an den Jahrbuchern fur Geschichte Osteuropas und am Jahrbuch des Ostdeutschen Kulturrates Neben seinem Hauptwerk waren auch andere seiner Veroffentlichungen zur Spatantike zum Beispiel uber den ostromischen Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea lange Zeit der wissenschaftliche Standard in den entsprechenden Forschungsgebieten und werden bis heute oft herangezogen Im Rahmen seiner Forschung hat Rubin sich fur die Schaffung der Quellensammlung zur byzantinischen Geschichte Corpus Fontium Historiae Byzantinae von ihm ursprunglich als Monumenta Byzantina geplant eingesetzt 1 Von der tatsachlichen Schaffung dieses internationalen Werkes wurde er allerdings spater vermutlich wegen seines fragwurdigen politischen Engagements ausgeschlossen 2 Der zweite Band seiner Untersuchung der Herrschaft Kaiser Justinians wurde 1995 aus seinem Nachlass der durch seine Frau Jutta Rubin verwaltet wird von seinem ehemaligen Schuler Carmelo Capizzi herausgegeben Ursprunglich sollte das Gesamtwerk sechs Bande umfassen Politische Aktivitat und Kritik BearbeitenBereits im Vorwort des ersten Bandes seines Werkes Das Zeitalter Justinians gibt es Hinweise auf die spatere Orientierung im rechten Bereich des politischen Spektrums Er schreibt hier sarkastisch weniger Dank schulde er den alliierten Bomberpiloten und russischen Eroberern Berlins die es versaumten die erste Fassung seines Werkes in Asche zu verwandeln 3 Das Werk weist insgesamt einen bereits fruh kritisierten betont germanozentristischen tendenziosen Sprachstil auf und ist an vielen Stellen im Zusammenhang der Lebensgeschichte Rubins zu betrachten Um 1960 begann Rubin sich politisch zunehmend offentlich zu aussern Besonders seit dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 begann er sich fur ein geeintes Deutschland einzusetzen und die sowjetische Besatzung im Osten des Landes zu kritisieren 4 Die Vereinigung 17 Juni 1953 e V die sich der Erinnerung an den Volksaufstand vom 17 Juni 1953 in der Deutschen Demokratischen Republik widmet fuhrt Rubin weiterhin als Beiratsmitglied 5 Am 2 Oktober 1962 beteiligte er sich an einer von dem Inder Tapeshwar Nath Zutshi angekundigten Mauerabriss Aktion vor der Versohnungskirche in Berlin Dieser durch die Alliierten und den Berliner Senat verbotenen und unterbundenen Aktion folgte eine Demonstration mit etwa 1000 Beteiligten 6 Bald aber vertrat Rubin zunehmend radikale Positionen Auch die Bundesrepublik wurde nun Ziel seiner Kritik wobei er den Bonner Staat als weichgepolsterte Gummizelle beschimpfte und die Grundung eines Vierten Reiches propagierte 7 Sein Engagement nahm mehr und mehr rechtsextremistische Zuge an So beteiligte er sich ab 1963 an der Nationalzeitung und trat 1964 als Festredner bei der Grundung der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands auf Auf die studentische Revolte seit 1967 reagierte Rubin mit einer weiteren Radikalisierung Seine Aktivitaten gingen nun so weit dass er 1968 von der Universitat Koln suspendiert wurde Er forschte inzwischen auch immer weniger Bezeichnend hierfur ist dass die geplante Fortsetzung seiner grossen Justinian Darstellung nie fertiggestellt wurde Rubin trat stattdessen als Grunder Grundungsmitglied oder Initiator verschiedener verfassungsfeindlicher rechter Organisationen und Gruppierungen wie der Deutschen Volksunion der Aktion Deutscher Osten eine Splittergruppe der Aktion Oder Neisse des Freiheitlichen Rates und verschiedener CSU naher sogenannter Freundeskreise auf 8 Den Hohepunkt erreichten diese Aktivitaten als Rubin 1971 unter Beteiligung des rechtsextremen Anwalts Jurgen Rieger seine eigene Entfuhrung inszenierte Er falschte Drohbriefe hielt sich fur mehrere Tage versteckt und wollte so den Eindruck eines Verbrechens linksradikaler Gruppen erwecken um ein harteres Vorgehen gegen diese zu provozieren Fur diese Vortauschung einer Straftat wurde er zu sechs Monaten Haft verurteilt Jetzt wurde Rubin endgultig zum Politikum so dass sich gemassigt konservative Kreise zunehmend von ihm distanzierten 9 Sein einstmals grosses Ansehen als Wissenschaftler begann dagegen zu verblassen In den 1980er Jahren erregte er mit einem Aufsatz in der nationalistischen Zeitschrift Nation und Europa 10 uber Rudolf Hess und dessen angebliche Ermordung noch einmal Aufsehen 11 Unter anderem vertrat er die Position die NSDAP sei von den Kommunisten unterwandert und entscheidend beeinflusst worden weshalb in Wahrheit die Linken fur die Verbrechen des Dritten Reichs verantwortlich seien Folgendes Zitat aus diesem Aufsatz verdeutlicht anschaulich die politischen Vorstellungen Rubins Einen erfolgreicheren Wahlhelfer als diesen plumpen Berufsproleten Thalmann konnte Hitler kaum unter seinen fanatischsten Getreuen finden Thalmann starb 1944 im KZ Buchenwald aber lange vorher war es diesem Finsterling gelungen Hitlers Freiheitspartei eine Giftspritze zu verpassen die auf den Waagschalen des Zweiten Weltkrieges einen verhangnisvollen Beitrag zur deutschen Katastrophe geleistet hat Zitat in Rubin Hess S 23 30 In ahnlichem Kontext steht sein revisionistisch gepragter Sammelband War Deutschland allein Schuld Der Weg zum Zweiten Weltkrieg zur Frage der deutschen Schuld am Zweiten Weltkrieg Rubins politische Aktivitaten sein Verhalten und seine Veroffentlichungen wurden wiederum von der DDR Propaganda aufgegriffen und in verzerrender Weise als vorherrschend und typisch fur das damalige Westdeutschland dargestellt Krankheit und Tod BearbeitenBerthold Rubin inzwischen an Leukamie erkrankt verstarb am 7 Oktober 1990 an den Auswirkungen der Krankheit Er wurde auf dem Friedhof Lankwitz beigesetzt Publikationen BearbeitenWissenschaftliche Publikationen Zwei Kapitel uber Herrscherbild und Ostpolitik des Kaisers Iustinian Dissertation Berlin 1938 Der Untergang der Vandalen und Goten Berlin 1941 Theoderich und Iustinian Zwei Prinzipien der Mittelmeerpolitik Munchen 1953 Prokopios von Kaisareia Stuttgart 1954 Das Zeitalter Iustinians 2 Bande de Gruyter Berlin 1960 Bd 1 Berlin New York 1995 Bd 2 postum hrsg von Carmelo Capizzi Byzantinisch osteuropaische Studienhilfen 2 Bande Selbstverlag s l s a Politische Publikationen als Hrsg War Deutschland allein schuld Der Weg zum Zweiten Weltkrieg Munchen 1988 Rudolf Hess in Nation Europa Monatsschrift im Dienst der europaischen Erneuerung Sonderheft Oktober 1987 S 23 30 sogenanntes Rudolf Hess Gedenkheft Gorbatschow nur zusammenfassender Projekttitel unveroffentlichtes Manuskript im Nachlass Literatur BearbeitenGerhard Hertel Die DVU Gefahr von Rechtsaussen Munchen 1998 aktuelle analysen 12 PDF Thomas Flierl Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer Dokumentation Information und Gedenken Berlin 2006 PDF Memento vom 8 Oktober 2006 im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Berthold Rubin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rubin Berthold Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii Rubin Nicht Randerscheinung sondern Symptom PDF Karl Eduard von Schnitzler Der schwarze Kanal Manuskript zur Sendung vom 3 Mai 1971 Deutsches Rundfunkarchiv 6 25 MB Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Rubin Justinian Bd 2 Vorwort von Carmelo Capizzi S VI Vgl Rubin Justinian Bd 2 Vorwort von Carmelo Capizzi S VI u VI Anm 4 Zitate Rubin Justinian Bd 1 S XII Zitat Rubin Justinian Bd 2 Vorwort von Carmelo Capizzi S VI Vorstands und Beiratsubersicht der Vereinigung 17 Juni 1953 e V Memento vom 7 Mai 2006 im Internet Archive siehe auch Die Deutschen Konservativen Vgl Flierl Gesamtkonzept S 30 Brunnenstrasse Hertel DVU S 9 Tirili tirila Artikel vom 10 Juni 1968 auf Spiegel Online Vgl 145d StGB Merkur Online Das schillernde Leben des Bundeschefs der Vereinigung 17 Juni Memento vom 18 August 2013 im Webarchiv archive today Ehemals Nation Europa Monatsschrift im Dienst der europaischen Erneuerung vgl Verfassungsschutz NRW Memento vom 20 November 2005 im Internet Archive Siehe Artikel Tod und Zweifel an der Todesursache Rudolf Hess Inhaber der Lehrstuhls fur Byzantinistik und der ehemaligen Professur fur Byzantinische und Neugriechische Philologie am Institut fur Altertumskunde der Universitat Koln Ordinariat fur Byzantinistik Berthold Rubin 1960 1968 Peter Schreiner 1979 2005 Claudia Sode seit 2005 Professur fur byzantinische und neugriechische Philologie Hans Eideneier bis 1994 Normdaten Person GND 117754234 lobid OGND AKS LCCN nr90022458 VIAF 71472251 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rubin BertholdKURZBESCHREIBUNG deutscher Althistoriker und ByzantinistGEBURTSDATUM 10 Juli 1911GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 7 Oktober 1990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berthold Rubin amp oldid 238997752