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Das Berliner Kunstlerprogramm des DAAD ist ein Artist in Residence Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD in Berlin Der DAAD fuhrt das 1963 von der Ford Foundation initiierte Programm seit 1965 in eigener Regie und mit Mitteln des Auswartigen Amtes und des Berliner Senats fort er vergibt jahrlich etwa 20 Stipendien fur einen einjahrigen Arbeitsaufenthalt in Berlin an Kunstler aus aller Welt aus u a den Sparten Bildende Kunst Literatur und Musik 1978 wurde im Rahmen des Berliner Kunstlerprogramms die DAAD Galerie eigene Schreibweise daadgalerie als Galerie fur Zeitgenossische Kunst gegrundet um den DAAD Stipendiaten eine Plattform fur ihre kunstlerischen Aktivitaten zu geben In der DAAD Galerie finden entsprechend dem Spektrum der Gastkunstler neben Kunstausstellungen auch Lesungen Konzerte Filmvorfuhrungen und Performances statt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Leitung 3 Stipendien 4 DAAD Galerie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1963 anderthalb Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer legte die Ford Foundation ein Dreijahresprogramm auf um die Ressourcen West Berlins auf dem Gebiet der Kunst Bildung und Kultur zu starken Die Foundation stattete das Programm fur den Beginn mit drei Millionen Dollar aus und ernannte den ehemaligen Harvard Prasidenten und US Botschafter in Deutschland James B Conant zum Leiter Aus dem Programm gingen 300 000 Dollar an den Fachbereich Amerikanistik und 350 000 Dollar an das Seminar fur vergleichende Musikwissenschaft beides an der FU Berlin 590 000 Dollar wurden aufgewendet um es Kunstlern Schriftstellern Hochschullehrern Wissenschaftlern und Komponisten zu ermoglichen fur ausgedehnte Zeitraume in Berlin zu leben und zu arbeiten Darin eingeschlossen war die Unterstutzung des neugegrundeten Literarischen Colloquiums Berlin das sich mit der Verbreitung von Literatur uber Radio Fernsehen und Film befassen sollte 1 Das 1963 begonnene artist in residence program der Ford Foundation war der Ursprung des Berliner Kunstlerprogramms des DAAD Bereits im April 1963 wurde dem DAAD die Organisation des Kunstleraustauschs ubertragen die damit Peter Nestler beauftragte der zugleich Leiter des Berliner Buros des DAAD wurde bis 1972 1965 beschloss der Berliner Senat ab 1966 die Finanzierung des Kunstleraustauschs zu ubernehmen Die ersten Stipendiaten des Programms waren die osterreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und der polnische Exilautor Witold Gombrowicz Bachmann traf Anfang Mai 1963 in Berlin ein und wohnte vorerst im Gastestudio der Akademie der Kunste am Hanseatenweg 10 im Hansaviertel Auch Gombrowicz bezog dort ein Gastestudio so dass sich Unternehmungen und Gesprache ergaben In den ersten Monaten in Berlin verbrachten sie ihre Zeit fast ausschliesslich als seltsames Gespann Beide bezogen sich spater in ihren Schriften auf ihre gemeinsame Zeit in Berlin Bachmann in einem fragmentarischen Essay Witold Gombrowicz 1964 und Gombrowicz in seinen Berliner Notizen 1965 Im August 1963 zog Bachmann in die Villa Hecht in der Koenigsallee im Grunewald um Ingeborg Bachmann die das Stipendium in Berlin dankbar und undankbar annahm dankbar fur den einjahrigen Geldsegen undankbar ein Jahr an einen Ort gefesselt zu sein der nach Krankheit und Tod riecht blieb noch uber das Ende ihres Stipendiums hinaus bis Ende 1965 in der Stadt und verfasste in Berlin grosse Teile ihres Romans Malina 2 1965 ubernahm der DAAD von der Ford Foundation die gesamte Organisation des artist in residence program und benannte es in Berliner Kunstlerprogramm des DAAD um Finanziert wurde das Programm nun anteilig vom Auswartigen Dienst und vom Berliner Senat Der langjahrige DAAD Prasident Hansgerd Schulte bezeichnete das Kunstlerprogramm als Orchidee im Knopfloch also als etwas Besonderes selbst unter den vielfaltigen Forderprogrammen des DAAD 3 Leitung Bearbeiten1963 1972 Peter Nestler 1972 1978 Karl Ruhrberg 1978 1986 Wieland Schmied 1986 1994 Joachim Sartorius 1994 1999 Heinz L Nastansky 1999 2003 Ulrich Podewils 2003 2007 Nele Hertling 2007 2008 Annette Julius 2008 2017 Katharina Narbutovic 2018 heute Silvia FehrmannStipendien BearbeitenDas Programm besteht im Kern aus einem Stipendium fur den einjahrigen Aufenthalt eines Kunstlers in Berlin mit Unterkunft Jahrlich verleiht der DAAD auf Empfehlung einer Jury rund 20 Stipendien in den funf Sparten Bildende Kunst Film Literatur Musik und Tanz Performance Fur Stipendiaten aus der Bildenden Kunst gehort zum Kunstlerprogramm die Organisation einer Ausstellung in der DAAD Galerie und die Erstellung eines Katalogs Literatur Stipendiaten treten in Lesungen auf Seit 1964 waren rund 1000 Kunstler im Rahmen des Berliner Kunstlerprogramms des DAAD in Berlin zu Gast 4 In der Sparte Bildende Kunst erhielten von 1963 bis 2009 gut 370 Kunstler ein DAAD Stipendium im Berliner Kunstlerprogramm Dazu gehorten Jorge Castillo Stipendiat 1969 Daniel Spoerri 1973 Joel Fisher 1973 Richard Hamilton 1974 Duane Hanson 1974 Christian Boltanski 1975 Lawrence Weiner 1975 On Kawara 1976 Maria Lassnig 1978 Jannis Kounellis 1980 Nam June Paik 1983 Erwin Wurm 1987 Ilja Kabakow 1989 Nan Goldin 1991 Marina Abramovic 1992 Rachel Whiteread 1992 Damien Hirst 1993 Andrea Zittel 1995 Pipilotti Rist 1996 Allan Sekula 1997 Rineke Dijkstra 1998 Steve McQueen 1999 Mark Wallinger 2001 und Willem de Rooij 2006 5 Die Stipendien fur Bildende Kunst sind mittlerweile so begehrt dass Initiativbewerbungen in dieser Sparte nicht angenommen werden und stattdessen eine Kommission selbst Kandidaten sucht und vorschlagt In allen anderen Sparten konnen sich Bewerber selbst vorschlagen Zwischen 1963 und 2009 wurden gut 310 DAAD Stipendien der Sparte Literatur an Autoren vergeben Dazu gehorten Ingeborg Bachmann Stipendiatin 1963 Peter Handke 1968 Ernst Jandl 1970 George Tabori 1971 Lars Gustafsson 1972 Friederike Mayrocker 1973 Stanislaw Lem 1977 Gyorgy Konrad 1977 Margaret Atwood 1984 Gao Xingjian 1985 Carlos Fuentes 1988 Susan Sontag 1989 Cees Nooteboom 1989 Antonio Lobo Antunes 1989 Harold Brodkey 1992 Wladimir Sorokin 1992 Imre Kertesz 1993 Ryszard Kapuscinski 1994 Richard Ford 1997 Jeffrey Eugenides 1999 und Raj Kamal Jha 2012 5 Knapp 270 Komponisten und Musiker erhielten bis 2009 ein DAAD Stipendium der Sparte Musik darunter Isang Yun Stipendiat 1964 Krzysztof Penderecki 1968 Gyorgy Ligeti 1969 Morton Feldman 1971 und John Cage 1972 6 Im Bereich Film erhielten 105 Kunstler ein Stipendium darunter Yvonne Rainer 1976 Istvan Szabo 1977 Andrei Tarkowski 1985 und Jim Jarmusch 1987 5 Die restlichen 13 Stipendien im Zeitraum bis 2009 fielen auf die Sparte Tanz Performance in der erstmals 1989 ein Stipendium vergeben wurde 5 Die Stipendien sollen in allen Sparten an Kunstler vergeben werden die bereits betrachtliche Leistungen vorzuweisen haben aber noch nicht ganzlich etabliert sind Besonders aus der Konfrontation mit dem Osten im ersten Jahrzehnt des Programms ergab sich dabei eine Bevorzugung der Avantgarde Aus dieser Kombination heraus fungierte das Berliner Kunstlerprogramm bereits einige Male als Fruherkennungssystem fur den nachsten Grossen Star der Kunstszene der beruhmteste Stipendiat durfte Damien Hirst sein der mit seiner Ausstellung von 1993 in der DAAD Galerie den Durchbruch erlebte DAAD Galerie BearbeitenDas Programm war von Beginn an mehr als ein befristetes Stipendium nebst Unterkunft Das Kunstlerprogramm sollte West Berlin als verletzliche Insel inmitten des kommunistischen Meeres starken und daher stand die Vernetzung des Programms mit dem West Berliner Kulturleben im Vordergrund Diese Tendenz verstarkte sich durch die teilweise Finanzierung durch den Berliner Senat noch In Folge luden die Programmkoordinatoren die Stipendiaten zu Kulturveranstaltungen in der Stadt ein stellten sie einflussreichen Personen des Kulturlebens vor und setzten sich dafur ein dass die Stipendiaten im Rundfunk auftraten ihre Musikstucke aufgefuhrt wurden sie Filme produzieren konnten und ihre Werke in Ausstellungen gezeigt wurden 7 Um diesen Aktivitaten einen ortlichen Fokus zu geben grundete der DAAD 1978 im Rahmen seines Berliner Kunstlerprogramms die DAAD Galerie um den DAAD Stipendiaten eine eigene Plattform fur ihre kunstlerischen Aktivitaten zu geben Die DAAD Galerie eigene Schreibweise daadgalerie befand sich in der ehemaligen Villa der Schauspielerin Henny Porten in der Kurfurstenstrasse Nr 58 2005 zog die Galerie in die Zimmerstrasse 90 91 nahe dem Checkpoint Charlie Im Januar 2017 eroffnete die neue daadgalerie in der Kreuzberger Oranienstrasse 161 Literatur BearbeitenThomas Deecke Red 10 Jahre Berliner Kunstlerprogramm DAAD Berlin 1975 Wolfgang Siano Balkon mit Facher 25 Jahre Berliner Kunstlerprogramm des DAAD DAAD Berlin 1988 ISBN 3 89357 012 8 Katalog zur gleichnamigen Ausstellung gezeigt 1988 89 in der Akademie der Kunste in Berlin dann DuMont Kunsthalle in Koln und Gemeentemuseum in Den Haag Hans Joachim Neubauer Zeitenwechsel das Berliner Kunstlerprogramm des DAAD und seine Gaste 1988 2000 Bostelmann und Siebenhaar Berlin 2001 ISBN 3 934189 62 8 Weblinks BearbeitenLiteratur zum Schlagwort Berliner Kunstlerprogramm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur zum Schlagwort DAAD Galerie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website des Berliner Kunstlerprogramms des DAAD Website der DAAD GalerieEinzelnachweise Bearbeiten Ford Foundation Annual Report 1963 Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Geschaftsjahr vom 1 Oktober 1962 bis 30 September 1963 S 49 Elke Schlinsog Berliner Zufalle Ingeborg Bachmanns Todesarten Projekt Konigshausen amp Neumann 2005 ISBN 3 8260 3120 2 S 48 52 Friedrich W Hellmann Hrsg Spuren in die Zukunft Band 3 DAAD Bonn 2000 ISBN 3 87192 750 3 S 124 Jessica Schulte am Hulse Hier sind die Grossen der Kunst zu Hause In Die Welt vom 5 Oktober 2008 a b c d Berliner Kunstlerprogramm Gaste 1963 2009 Memento des Originals vom 22 April 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www berliner kuenstlerprogramm de Website des Berliner Kunstlerprogramms Elizabeth Janik Recomposing German music politics and tradition in Cold War Berlin BRILL 2005 ISBN 90 04 14661 X S 257 Verleihungsdaten der Stipendien nach Berliner Kunstlerprogramm Gaste 1963 2009 Memento des Originals vom 22 April 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www berliner kuenstlerprogramm de Website des Berliner Kunstlerprogramms Richard Kostelanetz Hrsg A dictionary of the avant gardes Routledge London 2001 ISBN 0 415 93764 7 Eintrag DAAD Berliner Kunstlerprogramm S 153 Normdaten Korperschaft GND 2042726 8 lobid OGND AKS 52 507416666667 13 388777777778 Koordinaten 52 30 26 7 N 13 23 19 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berliner Kunstlerprogramm des DAAD amp oldid 235666484