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Beltringharder Koog ist der Name der im Jahr 1987 fertiggestellten Vordeichung eines Teils des schleswig holsteinischen Wattenmeeres im Bereich der Nordstrander Bucht Durch diese Massnahme wurde die ehemalige Insel Nordstrand faktisch an das Festland angebunden und somit zu einem Teil einer Halbinsel Der Name ist dem historischen Verwaltungsbezirk Beltringharde entlehnt dessen Territorium jedoch weiter nordwestlich lag Beltringharder KoogHerbst im Beltringharder Koog in der Nahe vom LuttmoorsielHerbst im Beltringharder Koog in der Nahe vom LuttmoorsielLage Schleswig Holstein DeutschlandFlache 3 350 haKennung 146Geographische Lage 54 33 N 8 55 O 54 55 8 9166666666667 Koordinaten 54 33 0 N 8 55 0 OBeltringharder Koog Schleswig Holstein Einrichtungsdatum 19 Dezember 1991Verwaltung LLURf6 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 1 1 Vor der Eindeichung 1 2 Eindeichung 1 3 Nach der Eindeichung 2 Nutzungen 2 1 Naturschutz 2 2 Landwirtschaft 2 3 Tourismus 2 4 Umschlagplatz 3 Statistische Daten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenVor der Eindeichung Bearbeiten Die Festlandkuste der nordfriesischen Marschen lag noch bis ins 14 Jahrhundert hinein sehr viel weiter im Westen Ein Grossteil des Festlandes ging durch mehrere Sturmfluten verloren Einige von ihnen vor allem die beiden Groten Mandranken die Zweite Marcellusflut im Jahr 1362 und die Burchardiflut im Jahr 1634 brachten die grossten Zerstorungen im Bereich des nordfriesischen Wattenmeeres Der grosste Landverlust trat im nordlichen Bereich der Insel Alt Nordstrand ein Dieses Gebiet zu dem unter anderem die Beltringharde gehorte wurde vollkommen zerstort Der entstandene Strom Norderhever bildete fortan die trennende Wasserlinie zwischen den bis in die heutige Zeit existierenden Uberbleibseln Nordstrand und Pellworm In der Folge veranderten sich die Stromungsverhaltnisse in der Nordsee Parallel wurden von der Festlandkuste aus neue Landflachen erschlossen Vor allem in der Bredstedter Bucht entstanden mit mehreren Kogen die heute Teil der Gemeinde Reussenkoge sind fruchtbare Marschlandereien Das neu entstandene Stromungssystem war durch verschiedenartige Sedimentationsvorgange gepragt Vor allem im Priel des Norderhever Stromes wurden Sedimente abgetragen und an den Randern das heisst der Festlandkuste und den weiter nordlich liegenden Inseln wieder angelandet Diese Bedingungen herrschen bis heute vor Durch die veranderten Stromungsverhaltnisse wurde die Norderhever die inzwischen bis ins Gebiet nordlich der Hamburger Hallig als tiefer Wattenpriel reicht zum dominierenden Wattstrom und loste damit die weiter nordlich gelegene Suderaue entlang der Halligen Nordmarsch Langeness und Grode ab Zudem wurden an den Halliglandereien umfangreiche Landsicherungsmassnahmen notwendig Aus diesem Grund wurden die Halligen in die Kustenschutzprogramme des Landes Schleswig Holstein aufgenommen da die Unterhaltung fur die notwendige Instandhaltung der Deckwerke an den Halligen sehr kostspielig war und noch heute ist Nach der schweren Sturmflut 1962 wurde deutlich dass die Kustenschutzmassnahmen auch an der schleswig holsteinischen Westkuste intensiviert werden mussten Gutachten fuhrten im Nachfolgenden zur Erstellung des sogenannten Generalplan Kustenschutz In diesem wurde auch die Vordeichung der Nordstrander Bucht mit aufgenommen Bevor es aber schliesslich zum Bau kam mussten noch einige Jahre mit Kontroversen uberbruckt werden So wurden im Laufe der 1960er und 1970er Jahre die Planungen an die sich andernden Rahmenbedingungen angepasst Hierbei spielten neben den naturbedingten Erfordernissen auch immer Finanzfragen und solche des Umweltschutzes mit hinein Die Folge waren unterschiedlich Losungsvarianten Sahen die ersten Plane aus dem Jahr 1963 noch eine grosse Eindeichung vom Elisabeth Sophien Koog auf der Insel Nordstrand bis zum Hauke Haien Koog und die Anlage eines Sicherungsdammes vom Festland zur Insel Pellworm im Wattbereich nordlich der Hamburger Hallig vor so musste dieser Plan immer wieder abgeandert werden Teilweise wurden Varianten verfolgt die keine Vordeichung der Nordstrander Bucht vorsahen sondern lediglich Deichverstarkungen entlang der alten Deichlinie oder aber Deichneubauten mit einem Abstand von 200 m vor dieser Schlussendlich wurde aber die sogenannte Kleine Losung des Vordeichungsprojektes gewahlt die eine Verbindung von der Nordspitze der Insel Nordstrand beim Elisabeth Sophien Koog zur Sudspitze des Sonke Nissen Koogs eine daran anschliessende Deichverstarkung entlang des Aussendeichs und einen Sicherungsdamm zur Insel Pellworm vorsah Der auf diese Weise eingedeichte Bereich wurde schliesslich nach der im Jahre 1634 untergegangenen Beltringharde benannt Die Planfeststellung fur diese Losung erfolgte im Jahr 1982 Eindeichung Bearbeiten Im Jahr 1982 begannen auch bereits die ersten Arbeiten Zunachst wurden die Zufahrten zu den Ansatzstellen errichtet Im Winter 1982 83 wurden die ersten Baumaterialien fur den Deichbau angeschafft unter anderem 60 000 t Geroll Im Jahr 1983 begannen schliesslich die ersten Spularbeiten sowie die Arbeiten zur Erstellung eines Ringdeiches fur die Baustelle Holmer Siel Im April 1983 verfugte das Landesverwaltungsgericht auf Betreiben der Gegner des Projekts einen Baustopp Der beim Oberverwaltungsgericht in Luneburg daraufhin eingegangene Einspruch wurde ebenfalls kurzfristig verhandelt und der Baustopp Anfang Mai 1983 wieder aufgehoben Die daraufhin erhobenen acht Klagen wurden bis zum Sommer 1985 rechtskraftig abgewiesen W 1 Der Ablauf wurde in mehrere Bauabschnitte unterteilt Zunachst erfolgte der Bau eines Deiches von der Nordspitze Nordstrands bis zur Holmer Fahre einem Seitenarm des Norderhever Stroms An dieser Stelle wurde Sand angespult und ein Ringdeich als Schutzmassnahme fur den Bau des Holmer Siels errichtet Im darauf folgenden Jahr begann der Deichvortrieb von der Nordseite des zu erstellenden Kooges Deichkilometer 8 9 vom Sonke Nissen Koog bis zur Deichschlussstelle Nord bei Deichkilometer 5 6 Ebenso erfolgte der Bau des 3 35 km langen Transportdamms vom Cecilienkoog entlang des Lorendamms zur Hallig Nordstrandischmoor Dieser war notwendig fur die Arbeiten des Deichmittelstucks zwischen den beiden Deichschlussstellen Diese beiden zuletzt zu schliessenden Lucken waren notwendig da ansonsten die Erosionskraft an den bestehenden Deichabschnitten zu gross gewesen ware Die Erosionsgefahren konnten durch die Deichlucken in den hier vorhandenen tiefsten Prielen vermindert werden Im Jahr 1986 entstand schliesslich das Deichstuck zwischen dem Kopf des Transportdamms bei Deichkilometer 4 6 und der zweiten Deichschlussstelle am Holmer Siel bei Deichkilometer 1 4 Im Jahr 1987 konnten die Deichschlussstellen schliesslich im Laufe der gunstigen Monate April bis Juni geschlossen werden W 2 Beim Bau der Deichabschnitte im Jahr 1983 und 1986 wurden auch die Spundwande fur die an diesen Stellen zu errichtenden Durchlasse Sonke Nissen Koog Siel und Luttmoorsiel gesetzt Die fur den Bau der Deiche notwendige Klei und Sandentnahme erfolgte im Wattbereich des neuen Kooges Hierbei lagen drei von vier Kleientnahmestellen im festlandnahen Bereich entlang des alten Seedeiches die Sandentnahmestellen allesamt im ausseren parallel zum neuen Aussendeich Eine Kleientnahmestelle bildet heute das Ruckhalte und Speicherbecken an der Sonke Nissen Koog Siel W 3 Der neue Deich zeigt sich heute grosstenteils als sogenannter Schardeich Lediglich im nordlichen Bereich sind grossflachigere Vorlandereien entstanden die auch zum Schutz der Hamburger Hallig angelegt wurden Der Deich an sich ist ein Sandkerndeich W 4 Fur den Deichbau fanden modernste Berechnungsformen fur die Deichhohe und die Deichprofile Neigungswinkel Anwendung Zeitgemassen Anspruchen entsprechend nahm der Deich auch auf der Aussenseite im Bereich der Aussenberme einen Treibsel Abfuhrweg auf Der Deichverteidigungsweg wurde im Bereich der Innenberme ausgefuhrt Letzterer dient der schnellen Heranschaffung von Materialien zur Sicherung von Deichschaden bei einer Sturmflut W 5 Beide Wege sind nicht fur den allgemeinen motorisierten Verkehr freigegeben Im Bereich des Beltringharder Koogs werden jedoch mehrere Radfahrrouten wie zum Beispiel der Nordseekustenradweg als Teil der internationalen NSCR North Sea Cycle Route uber sie gefuhrt Nach der Eindeichung Bearbeiten Der Beltringharder Koog war wahrend seiner Entstehung nicht nur eine der grossten sondern auch eine der umstrittensten Deichbaumassnahmen in der deutschen Geschichte Seine Anlage war von heftigsten Auseinandersetzungen der Vertreter der Belange des Kustenschutzes sowie des Naturschutzes begleitet Aus diesem Grund wurde der geplante Umfang einer spateren landwirtschaftlichen Nutzung stark eingeschrankt ein geplanter Jachthafen niemals realisiert Als Ausgleichsmassnahme fur die aus Grunden des Kustenschutzes vorgenommenen Eingriffe in die Natur wurde die gesamte 3 350 ha umfassende Flache des Beltringharder Koogs als Salzwasserbiotop 1991 unter Naturschutz gestellt und ist unbesiedelt Nutzungen Bearbeiten nbsp Feuchtgrunland mit rastenden Graugansen nbsp Salzlagune im Beltringharder KoogNaturschutz Bearbeiten In 3 der Naturschutzverordnung heisst es Das Naturschutzgebiet dient der dauerhaften Erhaltung und ungestorten Entwicklung eines durch Eindeichung uberpragten ehemaligen Wattenmeerbereiches mit grossflachigen Salz und Susswasserlebensraumen tidebeeinflussten Uberschwemmungsgebieten mit Sumpfen und sonstigen Feuchtgebieten sowie einer an diese Lebensraume gebundenen charakteristischen Pflanzen und Tierwelt insbesondere dem Schutz der hier rastenden und brutenden Watt und Wasservogeln S 1 Die Flache ist in Zonen Biotope unterteilt die verschiedene Nutzungen zulassen Im Einzelnen sind es im Norden beginnend S 2 das Speicherbecken am Sonke Nissen Koog Siel 36 2 Hektar der Luttmoorsee Bereich nordlich des ehemaligen Transportdamms vom Cecilienkoog zum Aussendeich 275 Hektar die tidebeeinflusste Salzwasserlagune sudlich des Damms 555 4 Hektar das Arlau Speicherbecken daran sudlich als Verbindung zwischen der Arlauschleuse und dem Holmer Siel anschliessend 171 5 Hektar und der Holmer See 258 4 Hektar Sie alle sind zusammen mit der Arlau wichtige Gewasser der Flussgebietseinheit Eider Die restriktiven Nutzungsbedingungen gewahrleisten dass z B der sudliche Teil als Brut und Raststatte von Seevogeln nicht betreten werden darf Das NSG Beltringharder Koog wird unter dem Namen Arbeitsgemeinschaft Naturschutz im Beltringharder Koog 1 gemeinsam betreut von NABU Schleswig Holstein Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer BUND Schleswig Holstein und WWF Deutschland 2 Das Naturschutzgebiet wird in der Liste des United Nations Environment World Conservation Monitoring Centre UNEP WCMC mit der Nummer WDPA ID 64666 gefuhrt 3 Landwirtschaft Bearbeiten Auf einigen Flachen ist trotzdem eine extensive landwirtschaftliche Nutzung moglich Diese beschrankt sich jedoch auf die vor der alten Deichlinie entlang der Hattstedtermarsch des Cecilienkoogs und des Sonke Nissen Koogs gelegenen Vorlandflachen Tourismus Bearbeiten Uber den ehemaligen Transportdamm wahrend der Zeit der Eindeichung verlauft heute die offentlich zugangige Strassenverbindung zur sogenannten Badestelle Luttmoorsiel Sie weist bisher binnendeichs sanitare Anlagen und eine kleine Gastronomie Kiosk auf der im Laufe der Zeit um einen kleinen Kinderspielplatz erweitert wurde Die Ende August 2021 eroffnete sogenannte Integrierte Station Beltringharder Koog 4 verbindet Naturschutz Naturerlebnis und nachhaltigen Tourismus vereint die das Gebiet betreuenden Personen und Organisationen unter einem Dach und bietet Besuchern eine Aussichtsplattform sowie ein Informationszentrum 5 in dem uber Kustenschutz Halligen Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer Nordsee informiert wird Umschlagplatz Bearbeiten Die Lorenbahn zur Hallig Nordstrandischmoor beginnt hier In einer Halle stehen Autos der Halligbewohner die hier ihre Einkaufe zum Weitertransport umschlagen Statistische Daten BearbeitenDer Beltringharder Koog hat eine Gesamtflache von 33 4 km S 3 Zum 1 Januar 2005 wurde eine Flache von 35 5 km offiziell unter sieben Gemeinden aufgeteilt wobei der Beltringharder Koog funf Gemeinden betraf S 4 Gemeinde Flache km Prozent LageHattstedtermarsch 12 42 35 0 Zentraler TeilNordstrand 12 17 34 3 SudteilReussenkoge 9 31 26 3 NordteilDagebull 0 70 2 0 nicht Beltringharder KoogOckholm 0 58 1 6 nicht Beltringharder KoogSchobull 1 0 18 0 5 kleiner Teil im SudostenElisabeth Sophien Koog 0 10 0 3 kleiner Teil im SudwestenTeile in 7 Gemeinden 35 46 100 0 1 am 1 Januar 2007 nach Husum eingemeindetSiehe auch BearbeitenOostvaardersplassenLiteratur BearbeitenWalter Saggau Robert Stadelmann Ein Deich wird gebaut Vordeichung Nordstrander Bucht 2 Auflage Husum Druck und Verlagsgesellschaft Husum 2001 ISBN 978 3 88042 442 5 Harry Kunz Albert Panten Die Koge Nordfrieslands Nordfriisk Instituut Bredstedt 1997 ISBN 3 88007 251 5 S 47 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Beltringharder Koog Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Beltringharder Koog von Klaus Bolling Der Beltringharder Koog von der Naturschutzstation Arlau Schopfwerk Der Beltringharder Koog Naturschutz contra Kustenschutz Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive von Jana Kotzerka Christian Albrechts Universitat zu KielEinzelnachweise BearbeitenWalter Saggau Robert Stadelmann Ein Deich wird gebaut Vordeichung Nordstrander Bucht Husum Druck u Verlagsgesellschaft Husum 1988 ISBN 3 88042 442 X S 37f S 44ff S 44 S 46ff S 46Weitere Einzelnachweise Naturschutzverordnung Beltringharder Koog Nicht mehr online verfugbar In sh juris de Ehemals im Original abgerufen am 20 Marz 2023 1 2 Vorlage Toter Link sh juris de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Naturschutzverordnung Beltringharder Koog S 42 Nicht mehr online verfugbar In sh juris de Ehemals im Original abgerufen am 20 Marz 2023 1 2 Vorlage Toter Link sh juris de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Harry Kunz Albert Panten Die Koge Nordfrieslands Mit Karte Nordfriisk Instituut 1997 ISBN 3 88007 251 5 Bevolkerung der Gemeinden in Schleswig Holstein am 31 12 2005 PDF 755 kB Statistisches Amt fur Hamburg und Schleswig Holstein 19 Oktober 2006 abgerufen am 3 Marz 2009 Allgemeine Einzelnachweise Arbeitsgemeinschaft Naturschutz im Beltringharder Koog Betreuung geschutzter Gebiete in Schleswig Holstein gem 20 LNatSchG In siehe Tabelle Lfd Nr 1 1 48 Landesamtes fur Landwirtschaft Umwelt und landliche Raume des Landes Schleswig Holstein April 2017 abgerufen am 11 Marz 2020 Beltringharder Koog in Germany WDPA ID 64666 Nicht mehr online verfugbar United Nations Environment World Conservation Monitoring Centre UNEP WCMC 2020 ehemals im Original abgerufen am 11 Marz 2020 1 2 Vorlage Toter Link www protectedplanet net Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Neu Integrierte Station Westkuste im Beltringharder Koog In Amt Mittleres Nordfriesland 12 September 2022 abgerufen am 5 August 2023 Schutzstation Wattenmeer Beltringharder Koog Abgerufen am 5 August 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beltringharder Koog amp oldid 236163352