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Als BAWAG Affare werden die im Marz 2006 bekannt gewordenen Verlustgeschafte der osterreichischen Bank fur Arbeit und Wirtschaft AG BAWAG bezeichnet Die BAWAG Affare fuhrte zum Rucktritt von OGB Prasident Fritz Verzetnitsch und dem BAWAG Aufsichtsratsvorsitzenden Gunter Weninger Die neue Gewerkschaftsspitze um Rudolf Hundstorfer entschied sich die BAWAG zu verkaufen Der Totalverkauf der Gewerkschaftsbank war allerdings vorerst innerhalb des OGB umstritten Da im Zuge des BAWAG Skandals aber eine Verschuldung des osterreichischen Gewerkschaftsbundes OGB von uber 2 Milliarden Euro verursacht wurde musste die BAWAG zur Ganze an den US Fonds Cerberus Capital Management verkauft werden um eine Insolvenz des OGB zu vermeiden Inhaltsverzeichnis 1 Refco Kredite und Refco Beteiligung 2 Karibik Geschafte 3 Bundeshaftung 4 Folgen 4 1 BAWAG Verkauf 4 2 Politische Auswirkungen 5 Juristische Aufarbeitung 5 1 Ermittlungen 5 2 Erster BAWAG Prozess 5 3 Zweite Instanz 5 4 Zweiter BAWAG Prozess 5 5 Kritik 6 Antrag Wiederaufnahme des Verfahrens und Paradise Papers 7 Trivia 8 Einzelnachweise 9 WeblinksRefco Kredite und Refco Beteiligung BearbeitenIm Oktober 2005 gewahrte die BAWAG Phillip Bennett damals Chef des Derivatehandlers Refco einen Kredit von uber 350 Millionen Euro nur wenige Tage bevor Bennett wegen Bilanzfalschung verhaftet wurde und Refco Glaubigerschutz anmeldete Als Sicherung akzeptierte die BAWAG von Bennett etwa 34 Aktien an Refco Das an die Firma Refco geliehene Kapital betragt 10 des Kapitals der BAWAG Nach Bekanntwerden des Kredits und der Refco Pleite wurde Kritik am Vergabeverfahren laut Die Finanzmarktaufsichtsbehorde kundigte daraufhin eine mehrwochige Sonderprufung an Im November 2005 trat der Vorstandsvorsitzende Johann Zwettler trotz eines bis 2007 laufenden Vertrags zuruck um wieder Ruhe in die Bank zu bringen Nachfolger wurde Ewald Nowotny der unter anderem vier Jahre lang Vizeprasident der Europaischen Investitionsbank gewesen war Am 24 April 2006 wurde bekannt dass der BAWAG von den Glaubigern des zusammengebrochenen US Brokers Refco eine Milliardenklage bevorstehe Sie beschuldigten die Bank die Bilanzmanipulationen von Refco unterstutzt zu haben In einer ersten Klageschrift bezichtigten sie die Bank der Mithilfe zum Betrug forderten 1 3 Mrd Dollar und beantragten das US Vermogen der Bank einzufrieren Selber sah sich die BAWAG als Opfer eines Grossbetruges und wies alle Vorwurfe zuruck Sie bot dennoch den Refco Glaubigern einen aussergerichtlichen Vergleich an und begrundete das mit den hohen Kosten einer lang dauernden gerichtlichen Auseinandersetzung in den USA und mit den negativen Folgen einer fortgesetzten negativen Medienprasenz Am 5 Juni 2006 wurde der nach wochenlangen Verhandlungen zustande gekommene Vergleich zwischen der BAWAG und den Refco Geschadigten offiziell bestatigt Die Bank musste 683 Millionen US Dollar an die Glaubiger und Aktionare des insolventen US Finanzhauses Refco zahlen 75 davon bekamen laut Wall Street Journal die Glaubiger Der Rest floss an Aktionare US Behorden und in einen Opferfonds Daruber hinaus verzichtete die BAWAG auf alle Forderungen aus dem knapp vor der Refco Insolvenz gewahrten Kredit von 454 Millionen Dollar Es wurde auch vereinbart 30 des uber 1 8 Milliarden Euro ubersteigenden Verkaufserloses der BAWAG den Refco Opfern zu bezahlen Dieser variable Teilbetrag war laut Vertrag mit 200 Mio Dollar begrenzt Dazu kamen noch die Honorare der US Anwalte Insgesamt kostete der BAWAG Refco Vergleich 1 334 Milliarden US Dollar das sind nach dem zum Vergleichzeitpunkt gultigen Wechselkurs etwas mehr als eine Milliarde Euro Damit hat sich die Bank von der angedrohten Milliardenklage freigekauft Die Bilanz per 31 Dezember 2005 konnte endlich erstellt werden und der angestrebte Verkauf der Bank wurde moglich Am 30 Juni 2006 genehmigte der zustandige Konkursrichter in New York den ausgehandelten Vergleich mit den Glaubigern und Investoren von Refco der damit rechtsgultig wurde Karibik Geschafte BearbeitenIm Marz 2006 gab die osterreichische Finanzmarktaufsichtsbehorde bekannt dass auch die hoch riskanten Karibik Geschafte der BAWAG die im Zuge der Ermittlungen des Refco Kreditdebakels bekannt wurden einer Prufung unterzogen werden Bei den so genannten Karibik Geschaften handelte es sich um riskante Veranlagungen vor allem in Form von Zins und Wahrungs Swaps in betrachtlicher Hohe Schlusselfigur dabei war Wolfgang Flottl ein in den USA als Investmentbanker tatiger Sohn des ehemaligen BAWAG Generaldirektors Walter Flottl Uber Wolfgang Flottl wurden diese Deals in erster Linie abgewickelt Im Zuge dieser Geschafte und besonders bei der Verschleierung der eingetretenen riesigen Verluste grundete man Briefkastenfirmen die unter anderem auf als Steueroasen bekannten Karibikinseln speziell in Anguilla ihren Sitz haben Das osterreichische Nachrichtenmagazin News veroffentlichte in seiner Ausgabe vom 22 Juni 2006 einen umfangreichen Prufungsbericht der Bankenrevisionsabteilung der Osterreichischen Nationalbank vom 3 Mai 2006 1 Darin wird die aktuelle Hohe der Gesamtforderung gegen Wolfgang Flottl die vermutlich mit dem Verlust aus den Karibik Geschaften ziemlich gleich ist mit 1 9 Milliarden Euro angegeben In den Jahren von 1995 bis 2001 wurde diese Summe an Wolfgang Flottl in Teilbetragen zur Veranlagung ubermittelt und von diesem samt und sonders bei den Zins und Wahrungsspekulationen verzockt Die Nationalbankprufer vermerken in ihrem Bericht Es stellt sich in diesem Zusammenhang die grundsatzliche Frage wie wahrscheinlich es ist dass ein erfahrener Portfoliomanager wie Wolfgang Flottl uber Jahre hindurch jedes ihm anvertraute Geld in den Totalverlust fuhrt Bislang ist trotz aller Recherchen der Verbleib dieser BAWAG Gelder ungeklart und die mangelnde Fortune von Wolfgang Flottl geradezu verdachtig schicksalhaft Es sei nicht auszuschliessen dass Betrage an Dritte geflossen sind Von 1998 bis zum Sommer 2005 wurden die Milliardenverluste nicht in den Geschaftsberichten der BAWAG ausgewiesen sondern weltweit verstreut in Briefkastenfirmen und Stiftungen versteckt Die Verluste wurden als Schuldverschreibungen an Gesellschaften verkauft die im Umfeld von BAWAG und OGB eigens dafur gegrundet wurden Gleichzeitig erhielten die Gesellschaften von der BAWAG Kredite um die Schuldverschreibungen kaufen zu konnen So konnten die Verluste als werthaltige Forderungen in der Bilanz getarnt werden Um die Herkunft der Geldflusse zu verschleiern wurden bei Uberweisungen immer wieder Stiftungen zwischengeschaltet Alle internen Kontrollorgane der BAWAG wurden vom Vorstand systematisch ausgeschaltet oder umgangen Den Prufern der OeNB liegen Protokolle uber die so genannten Sonder Vorstandssitzungen zu diesem Thema vor in denen mehrmals vermerkt ist dass die Sitzungsteilnehmer von Generaldirektor Helmut Elsner angewiesen wurden nach allen Seiten Stillschweigen zu bewahren ausdrucklich auch gegenuber dem Aufsichtsrat den Aktionaren und damit auch der Bayerischen Landesbank Der Aufsichtsratsvorsitzende Gunter Weninger schloss sich diesem Vorstandsbeschluss stets vollinhaltlich an Anfang 2001 ausserten einige Vorstandsmitglieder die Absicht die Bilanz 2000 unter den gegebenen Umstanden nicht mehr unterschreiben zu wollen Es wurde der Aufsichtsratsvorsitzende Weninger kontaktiert der unlimitierte und unbefristete Garantien durch den OGB fur das Flottl Karibik Obligo beibrachte Die Wirtschaftstreuhandfirma KPMG Austria erteilte auf Basis der OGB Garantien einen uneingeschrankten Bestatigungsvermerk fur die Bilanz 2000 und spater auch fur die Bilanzen der Folgejahre Der damalige OGB Prasident Fritz Verzetnitsch genehmigte die Garantie ohne die hierfur zustandigen Organe Aufsichtsrat der BAWAG bzw Prasidium des OGB zu informieren geschweige denn deren Zustimmung einzuholen und verwendete dazu als Besicherung praktisch auch den sogenannten Streikfonds des OGB der aus den Beitragen der Gewerkschaftsmitglieder gespeist wurde Auf einer Pressekonferenz am 24 Marz 2006 bestatigte der BAWAG Aufsichtsratsvorsitzende Gunter Weninger diese Vorgangsweise und kundigte gleichzeitig seinen Rucktritt von den Funktionen in der BAWAG und im OGB an Am 27 Marz 2006 fuhrte die Affare zum Rucktritt des OGB Prasidenten Fritz Verzetnitsch Es bestand die Absicht diese Verluste uber mehrere Jahre bilanzschonend abzuschreiben Unter anderem durch das gute Eigenkapital der ubernommenen P S K und durch Aufwertung der Buchwerte von umgegrundeten Beteiligungsfirmen z B Lotterie konnte die Bank die Verlustpositionen aus den Karibik Geschaften langsam reduzieren Die von Politikern die der BAWAG politisch nahestanden sofort nach dem Bekanntwerden der Verluste im Jahre 2006 verkundete Botschaft Inzwischen ist alles wieder gut gemacht sollte sich in der Folge als voreilig herausstellen Ausreichende Eigenmittel konnte die BAWAG erst nach der Verschmelzung mit der P S K die von 2001 bis 2005 eine Tochtergesellschaft der BAWAG war darstellen Entscheidend dafur war aber dass die alte BAWAG im Zuge der Schaffung der BAWAG P S K Verschmelzung der BAWAG mit der P S K im Jahr 2005 als leere Hulle zuruckgeblieben und auf Anteilsverwaltung BAWAG P S K AG AVB umfirmiert wurde Sie wurde zu einer Finanzholding uber welche der OGB seine Anteile an der BAWAG halt Dabei wurde vom damaligen BAWAG Management beschlossen so viele Eigenmittel wie moglich von der Mutterholding AVB in die operativ tatige Bank zu transferieren So kamen schliesslich die 1 531 Milliarden Euro Schulden des OGB bei der AVB zustande die erst im Juni 2006 der Offentlichkeit bekannt wurden OGB Prasident Rudolf Hundstorfer der im September 2005 die Verschmelzungsvertrage in Vertretung des damaligen OGB Prasidenten abgesegnet hatte hatte nach eigener Aussage damals keine Ahnung uber diese Transaktion die letztendlich fur den OGB weit reichende Folgen hat Durch einen Bericht des Nachrichtenmagazins Profil 2 wurde Anfang Juli 2006 bekannt dass sowohl die osterreichische Finanzmarktaufsicht als auch die Nationalbank bereits 2001 mit dem OeNB Prufbericht vom 27 April 2001 uber Milliardenkredite der BAWAG an drei liechtensteinische Stiftungen und uber die Geschaftsbeziehungen zu Wolfgang Flottl ausfuhrlich informiert war 3 Gegenuber den Medien weisen Vertreter der Nationalbank und der inzwischen pensionierte damalige Bankenaufseher die Verantwortung dafur dass auf den Bericht nicht reagiert wurde der jeweils anderen Institution zu 4 Bundeshaftung BearbeitenAm Nachmittag des 1 Mai 2006 gab der OGB eine schriftliche und unbegrenzte Garantie fur die BAWAG ab in der Nacht zum 2 Mai 2006 beschloss die Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schussel eine bis 1 Juli 2007 befristete Bundesgarantie in der Hohe von maximal 900 Millionen Euro fur die BAWAG Die vier grossen osterreichischen Banken BA CA Erste Bank Raiffeisen Zentralbank und Osterreichische Volksbanken AG und Versicherungen unter anderen die Wiener Stadtische und UNIQA stellten 450 Millionen Euro uber eine Sonderfinanzierungskonstruktion als Eigenkapital zur Verfugung Am 8 Mai wurde im Nationalrat einstimmig beschlossen dass der Bund die Haftung bis zu einer Hohe von 900 Millionen Euro ubernimmt Im Gegenzug mussten die BAWAG und der OGB ihren 20 prozentigen Anteil an der osterreichischen Nationalbank an die Republik abtreten Anfanglichen Angsten der SPO dass die Haftung erst nach einem Konkurs der Gewerkschaft schlagend wird wurde mit dem Zusatz im Gesetz Rechnung getragen in dem festgelegt ist dass die Gewerkschaft so lange selbst haften muss so lange sie noch selbst bilanzieren kann Bei der Erstellung der Bilanz 2005 wurden die den Refco Glaubigern zugesagten Zahlungen und die Abschreibung des im Oktober 2005 gewahrten Refco Kredites berucksichtigt das sind zusammen rund 1 Milliarde Euro Die BAWAG ware nicht mehr in der Lage gewesen ohne Hilfe von aussen die gesetzlich vorgeschriebene Solvabilitat darzustellen Die Ausfallhaftung der Republik Osterreich fur eine Bank die eine Parallele zur bis dahin einzigen Haftung bei der Bodencreditanstalt im Jahr 1929 aufweist wurde auch von der Europaischen Kommission untersucht und genehmigt Die Genehmigung war mit der Auflage verbunden dass die Bank ihren Umstrukturierungsplan umsetzt und Ausgleichsmassnahmen durchfuhrt Nach dem Verkauf der BAWAG an Cerberus Capital Management fur die Summe von 3 2 Milliarden Euro war sichergestellt dass die Bundeshaftung nicht schlagend wird Folgen BearbeitenBAWAG Verkauf Bearbeiten siehe BAWAG P S K Politische Auswirkungen Bearbeiten Der Skandal und seine Ausweitung ziehen Diskussionen uber die wirtschaftliche und soziale Kompetenz des Eigentumers OGB und die Wirksamkeit der Finanzmarktaufsicht als zustandige Kontrollinstanz nach sich Eine weitere Folge sind parteipolitische Auseinandersetzungen vor allem in Hinsicht auf den im Herbst 2006 folgenden Nationalratswahlkampf in deren Zuge einerseits die Sozialdemokratische Partei Osterreichs als die dem OGB politisch nachststehende Partei und andererseits die Regierungsparteien als die fur die Aufsichtsbehorde politisch verantwortlichen Krafte fur den Skandal und seine Ausweitung verantwortlich gemacht werden Dem zu diesem Zeitpunkt amtierenden Finanzminister und der OVP nahestehenden Karl Heinz Grasser wurde ebenfalls von verschiedenen Seiten vorgeworfen bereits im Jahre 2001 von den Zustanden in der BAWAG gewusst aus politischem Kalkul heraus jedoch nicht reagiert zu haben Dieser Vorwurf wurde weder bewiesen noch widerlegt und ging im allgemeinen Trubel der Wahlkampfmonate unter Am 28 April 2006 gab der Osterreichische Gewerkschaftsbund bekannt dass nicht nur die BAWAG sondern auch der OGB durch einen nicht autorisierten Alleingang weniger Funktionare mit der Firma Refco uber liechtensteinische Tochterfirmen in geschaftlicher Verbindung gestanden ist Die BAWAG hatte uber eine von der OGB Vermogensverwaltung gegrundete Stiftung in Liechtenstein sowie uber eine US Firma Kredite an Refco vergeben und im Gegenzug Aktien in der Grossenordnung von rund 27 Prozent als Sicherstellung erhalten Dies erschien vor allem deshalb bemerkenswert weil Spitzenfunktionare der sozialdemokratischen Gewerkschaftsfraktion und der Sozialdemokratischen Partei oftmals in der Offentlichkeit als erklarte Gegner derartiger Finanzgeschafte aufgetreten sind und Firmen wie Hedgefonds Derivatehandler Warentermin Broker etc als Heuschrecken bezeichnet haben Umso mehr war die Offentlichkeit uberrascht dass die BAWAG mit der Derivate Handlerfirma Refco so intensive geschaftliche Verbindungen hatte Juristische Aufarbeitung BearbeitenErmittlungen Bearbeiten Am 28 Marz 2006 leitete der Staatsanwalt Vorerhebungen ein Am 25 Oktober 2006 brachte die Staatsanwaltschaft die BAWAG Anklage bei Gericht ein Die Staatsanwaltschaft warf den ehemaligen BAWAG Generaldirektoren Helmut Elsner 71 und Johann Zwettler 65 dem fruheren BAWAG Aufsichtsratsprasidenten und OGB Finanzchef Gunter Weninger 66 dem Investmentbanker Wolfgang Flottl 51 und funf weiteren Mitangeklagten in abgestufter Form und teilweise als Beitragstater Untreue schweren Betrug und Bilanzfalschung vor Den Gesamtschaden beziffert die Anklage mit 1 5 Mrd Euro Der Strafrahmen betragt im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft Laut Anklage war die BAWAG bei redlicher Betrachtungsweise Ende 2000 zahlungsunfahig Am 16 Februar 2007 wurde bekannt dass sich Helmut Elsner einer dringend notwendigen Herzoperation unterziehen musste was den Prozessbeginn auf Juli 2007 verzogerte Kurz vor Prozessbeginn Mitte Juli 2007 wurde Staatsanwalt Ronald Schon der neben Staatsanwalt Georg Krakow fur diesen Prozess zustandig gewesen ware abgesetzt Als Grunde wurden zu enge private und geschaftliche Verbindungen mit dem Strafverteidiger des Angeklagten Flottl genannt Auch soll er bei einem Scheidungsfall zu Gunsten dieses Rechtsanwaltes interveniert haben Erster BAWAG Prozess Bearbeiten Am Montag dem 16 Juli 2007 um 9 15 Uhr begann im Wiener Landesgericht unter grossem Medieninteresse der mit Spannung erwartete BAWAG Prozess Neun Personen waren angeklagt die ehemalige Gewerkschaftsbank BAWAG durch Untreue in abgestufter Form und Bilanzfalschung in einer Hohe von bis zu 1 44 Mrd Euro geschadigt zu haben Der gesamte Verlust einschliesslich der Kosten der Refco Pleite der den Osterreichischen Gewerkschaftsbund zum Verkauf der Bank gezwungen hatte war mehr als doppelt so hoch Ein schuldhaftes bzw verbrecherisches Verhalten der Angeklagten wird vom Gericht nur bis zu maximal 1 44 Mrd Euro vermutet Neun Personen davon sieben ehemalige BAWAG Spitzenmanager sassen auf der Anklagebank Der prominenteste davon war der ehemalige BAWAG Generaldirektor Helmut Elsner Am Freitag dem 4 Juli 2008 wurden alle neun Angeklagten schuldig gesprochen und zu teilweise unbedingten Haftstrafen verurteilt Helmut Elsner Generaldirektor 9 5 Jahre Haft 6 Mio Euro Schadenersatz Wolfgang Flottl Investmentbanker 2 5 Jahre Haft davon 20 Monate bedingt Johann Zwettler Generaldirektor 5 Jahre Haft Peter Nakowitz Generalsekretar 4 Jahre Haft Christian Buttner 1 5 Jahre Haft bedingt Gunter Weninger Aufsichtsratsprasident 2 5 Jahre Haft davon 2 Jahre bedingt Hubert Kreuch Mitglied des Vorstands 3 5 Jahre Robert Reiter Wirtschaftsprufer 3 Jahre davon 2 Jahre bedingt Josef Leo Schwarzecker Mitglied des Vorstands 3 5 JahreAlle neun Angeklagten wurden wegen Untreue bzw Beihilfe dazu schuldig gesprochen alle Beschuldigten ausser Flottl auch wegen Bilanzfalschung Elsner ist auch wegen schweren Betrugs im Zusammenhang mit seiner Pensionsabfindung von 6 8 Mio Euro verurteilt worden die er an die BAWAG zuruckzahlen muss Laut Urteil hat er der BAWAG einen Schaden von 1 72 Mrd Euro verursacht Die Angeklagten ausser Buttner wurden zudem zu ungeteilter Hand zur Schadens Wiedergutmachung in Hohe von rund 67 6 Mio Euro verurteilt Helmut Elsner Johann Zwettler Wolfgang Flottl und Peter Nakowitz wurden zur Zahlung von zusatzlich rund 8 6 Mio Euro verurteilt 5 6 Alle Verurteilten legten gegen die noch nicht rechtskraftigen Urteile Rechtsmittel ein Zweite Instanz Bearbeiten Nachdem die Generalprokuratur am 19 Oktober 2010 schwere Mangel bei den erstinstanzlichen Urteilen gegen Ex BAWAG Chef Elsner und weitere Ex BAWAG Manager festgestellt hatte 7 verkundete der Oberste Gerichtshof am 23 Dezember 2010 dass er der Nichtigkeitsbeschwerde des ehemaligen Bawag Generaldirektors Helmut Elsner gegen seine erstinstanzliche Verurteilung teilweise stattgegeben hat Dennoch wurde Elsner gleichzeitig zu einer insgesamt zehnjahrigen Freiheitsstrafe verurteilt was der gesetzlich vorgesehenen Hochststrafe entspricht Die vom Erstgericht uber Elsners Nachfolger Johann Zwettler verhangte Freiheitsstrafe wurde vom Hochstgericht bestatigt Die Urteile gegen Wolfgang Flottl die fruheren Bawag Vorstande Christian Buttner Josef Schwarzecker und Hubert Kreuch sowie gegen den Wirtschaftsprufer Robert Reiter und Peter Nakowitz hat der OGH zur Ganze aufgehoben Die Falle wurden an das Erstgericht zuruckverwiesen und mussen neu verhandelt werden Das Urteil gegen Ex Bawag Aufsichtsratschef Gunter Weninger wurde grossteils aufgehoben 8 In der Folge geriet die damalige Richterin Claudia Bandion Ortner die zur Zeit der Beurteilung durch den OGH das Amt der Justizministerin ausubte in die Kritik vor allem der Opposition aber auch der mitregierenden SPO Sie fertigte das Urteil zu einer Zeit aus als sie schon fur das neue Amt durch die OVP designiert war 9 Zweiter BAWAG Prozess Bearbeiten Der zweite BAWAG Prozess am Wiener Landesgericht begann am 25 April 2012 vor einem Schoffensenat unter der Leitung von Richter Christian Bohm 10 Peter Nakowitz wurde bereits kurz nach Prozessbeginn vom Vorwurf der Untreue freigesprochen allerdings in 2 weiteren Anklagepunkte fur schuldig befunden und zu einer Haftstrafe von 3 Jahren davon 2 Jahre bedingt verurteilt Die Strafe wurde spater vom Oberlandesgericht Wien aus generalpraventiven Erwagungen in 3 Jahre unbedingte Haftstrafe umgewandelt 11 Der Prozess endete schliesslich am 18 Dezember 2012 mit 5 Freispruchen fur Wolfgang Flottl Hubert Kreuch Josef Schwarzecker Christian Buttner und Robert Reiter Gunter Weninger wurde wegen Bilanzdelikten beim OGB zu einer bedingten Haftstrafe von einem Monat verurteilt 12 Am 15 Mai 2013 wurde schliesslich bekanntgegeben dass die Staatsanwaltschaft auf weitere Rechtsmittel verzichtete wodurch die Freispruche rechtskraftig wurden 13 Die Schuldfrage Elsners und Zwettlers und somit auch ihre Verurteilung waren bereits nach dem ersten Prozess durch den OGH bestatigt worden und erlangten somit Rechtskraft Die juristische Aufarbeitung der BAWAG Affare ist somit nach knapp 6 Jahren beendet die Richterspruche kurz zusammengefasst Helmut Elsner 10 Jahre Haft Johann Zwettler 5 Jahre Haft Peter Nakowitz 3 Jahre Haft Wolfgang Flottl Freispruch Christian Buttner Freispruch Gunter Weninger 1 Monat Haft bedingt Hubert Kreuch Freispruch Robert Reiter Freispruch Josef Schwarzecker FreispruchKritik Bearbeiten In den Medien wurde kritisiert dass im Rahmen der BAWAG Prozesse kein ernsthafter Versuch gemacht wurde den Verbleib der angeblich vollstandig verspekulierten 1 4 Milliarden Euro zu klaren Die Tageszeitung Die Presse sprach in diesem Zusammenhang von einem politischen Schweigekartell 14 Antrag Wiederaufnahme des Verfahrens und Paradise Papers BearbeitenIm Februar 2015 stellte Helmut Elsner gemeinsam mit seinem Anwalt Andreas Stranzinger einen Wiederaufnahmeantrag des Verfahrens Elsner beschuldigt Wolfgang Flottl des Betrugs 15 Dieser solle zur Rechenschaft gezogen werden und sein eigenes Urteil wegen Untreue neu verhandelt werden Helmut Elsner wirft Flottl vor mindestens eine Milliarde Euro gestohlen zu haben 16 Der Antrag wurde im Dezember 2016 abgewiesen woraufhin Elsners Anwalt eine Beschwerde an das Oberlandesgericht Wien einreichte das nun daruber entscheidet 15 Aufgrund der Paradise Papers wurde publik dass auf der Insel Aruba binnen eines Monats im Jahr 1990 sieben Firmen gegrundet wurden und Flottl bei all diesen als Direktor fungierte Er hielt diese Gesellschaften bis 1999 und loste sie im Jahr 2000 auf Die Gesellschaften hatten laut Anwalt Andreas Stranzinger wahrend des Verfahrens offen gelegt werden mussen Es habe sich die Frage gestellt ob Flottl noch uber ein Vermogen verfugte um die Verluste auszugleichen die bei den Geschaften entstanden sind Laut Stranzinger sei nun ein neuer Ermittlungsansatz der Strafverfolgungsbehorden da 17 Christian Pilnacek der Leiter der Strafrechtssektion im Justizministerium kritisierte im November 2017 die Staatsanwaltschaft Wien Ruckblickend gesehen wurde die ganze Geschichte falsch verfolgt das ist nicht gerade erfreulich Aber Flottl habe sich auch nicht ungeschickt angestellt 18 Trivia BearbeitenDas Wort Penthouse Sozialismus wurde zum Wort des Jahres 2006 gekurt Einzelnachweise Bearbeiten OeNB Prufbericht zur causa BAWAG Memento vom 1 Juli 2006 im Internet Archive PDF 755 kB http www networld at index html articles 0626 12 144653 shtml 1 2 Vorlage Toter Link www networld at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis https www news at articles 0613 12 136589 spoe grasser soll 2001 bawag geschaefte bescheid ORF https newsv1 orf at href https newsv1 orf at ticker 222932 html tagesschau de Ex BAWAG Banker veruntreuten Milliarden Haftstrafen in Osterreichs grosstem Wirtschaftsprozess Memento vom 14 Marz 2009 im Internet Archive Bawag Alle schuldig 9 5 Jahre Haft fur Elsner diepresse com 4 Juli 2008 abgerufen am 25 November 2016 Aufhebung des Strafausspruchs empfohlen in der ORF vom 19 Oktober 2010 Nach OGH Entscheid Elsner zu Hochststrafe verurteilt in der Presse vom 23 Dezember 2010 Justizministerin unter Druck auf ORF vom 24 Dezember 2010 Elsner Bawag Geld nach Osterreich zuruckgeflossen in der Presse vom 19 April 2012 Gericht verscharft Strafe von Nakowitz auf orf at vom 17 April 2013 Abgerufen am 14 Mai 2022 Freispruch fur Flottl Strafe nur fur Weninger auf orf at vom 21 Dezember 2012 Abgerufen am 14 Mai 2022 BAWAG Alle Freispruche rechtskraftig auf orf at vom 15 Mai 2013 Abgerufen am 14 Mai 2022 Die Bawag und das nicht geknackte Schweigekartell Die Presse 17 Mai 2013 Abgerufen am 19 Mai 2013 a b Michael Nikbakhsh Helmut Elsner Die warten auf meinen Tod In profil 26 Januar 2017 archiviert vom Original am 27 Januar 2017 abgerufen am 6 November 2017 Elsner Flottl hat mindestens eine Milliarde gestohlen Addendum 6 November 2017 abgerufen am 7 November 2017 Bisher unbekannte Gesellschaften In ORF 5 November 2017 abgerufen am 14 Mai 2022 Bawag Affare Justizministerium kritisiert Staatsanwaltschaft In profil 11 November 2017 abgerufen am 25 November 2017 Weblinks BearbeitenMit dem Vermogen der Genossen Casino gespielt Frankfurter Allgemeine Zeitung profil at Bawag Circulus vitiosus Zustandekommen der OGB Schulden www heise de Bawag Refco Bilanzfalschung auf Gegenseitigkeit Telepolis Interview mit Helmut Elsners Addendum Elsner Flottl hat mindestens eine Milliarde gestohlen Fakten zu den Flottl Verlusten Wort des Jahres in Osterreich Sondierungsgesprache 1999 Sanktionen 2000 Nulldefizit 2001 Teuro 2002 Hacklerregelung 2003 Pensionsharmonisierung 2004 Schweigekanzler 2005 Penthouse Sozialismus 2006 Bundestrojaner 2007 Lebensmensch 2008 Audimaxismus 2009 Fremdschamen 2010 Euro Rettungsschirm 2011 Rettungsgasse 2012 Frankschamen 2013 situationselastisch 2014 Willkommenskultur 2015 Bundesprasidentenstichwahlwiederholungsverschiebung 2016 Vollholler 2017 Schweigekanzler 2018 Ibiza 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title BAWAG Affare amp oldid 234813038