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Jacob Ludolf Arthur Scherbius 30 Oktober 1878 in Frankfurt am Main 13 Mai 1929 in Berlin war ein deutscher Unternehmer und vielseitiger Erfinder Bekannt ist er hauptsachlich durch die Erfindung der zum 23 Februar 1918 patentierten Rotor Schlusselmaschine Enigma die ab 1930 von der Reichswehr und spater von den Achsenmachten zur Verschlusselung geheimen Nachrichtenverkehrs eingesetzt wurde Arthur Scherbius 1913 Inhaltsverzeichnis 1 Berufsausbildung 2 Erste Erfindungen 3 Die Entwicklung der Enigma 4 Patente zur Enigma 5 Unfalltod 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBerufsausbildung BearbeitenArthur Scherbius war ein Sohn des Frankfurter Kaufmannes Gustav Scherbius 1836 1907 und seiner Frau Hedwig geb Nacken 1854 1954 Er besuchte die Grundschule und Oberrealschule in seiner Heimatstadt und studierte von 1899 bis 1903 Maschinenbau und Elektrotechnik damals noch nicht getrennte Facher an der Technischen Hochschule Hannover unterbrochen von zwei Semestern 1901 1902 an der TH Munchen Im Jahr 1903 erhielt er in Hannover den akademischen Grad Diplom Ingenieur Dipl Ing und arbeitete anschliessend als Projektingenieur bei der Firma Felten amp Guilleaume Lahmayer Zeitgleich schrieb er seine Dissertation mit dem Titel Vorschlage zum Bau eines indirekt wirkenden Wasser Turbinen Reglers und promovierte an der TH Hannover am 14 Juli 1904 zum Doktor Ingenieur Dr Ing 1 Erste Erfindungen BearbeitenNach kurzer Tatigkeit bei der Siemens Schuckert GmbH machte er sich 1905 selbstandig und erfand Schaltungen zur Regulierung von Induktionsmotoren Die Nutzung seiner Patente verkaufte er an die Firma A G Brown Boveri amp Cie in Baden Schweiz General Electric und andere Firmen Bei BBC war er von 1906 bis 1912 in der fast familiaren Gruppe der Eigentumer Brown und Boveri und der Entwicklungsingenieure tatig zu denen u a die Elektrotechniker Karl Schnetzler Heinrich Meyer Delius Fritz Marguerre H A W Klinkhamer und Leo Pungs gehorten 2 Seine Erfindungen wurden dort auch gebaut Beruhmt wurde seine Scherbius Schaltung eine Kaskade aus Drehstrom und Wechselstrom Kommutatormotoren die eine verlustarme Drehzahlregelung moglich machte Diese fand weite Verbreitung in Europa und den USA in Antrieben fur Walzwerke im Berg und Huttenwesen fur Pump und Wasseranlagen sowie fur Kompressoren und Ventilatoren Scherbius beschaftigte sich auch mit Quecksilberdampfgleichrichtern und war beratend fur die Siemens Schuckertwerke tatig In einer Dissertation an der Eidgenossischen Technischen Hochschule in Zurich beschreibt Max Leumann 1933 sowohl Brown Boveri als auch Scherbius Patente 3 Im Ersten Weltkrieg wurde Scherbius zunachst als Lehrer fur drahtlose Telegrafie eingesetzt dann ab 1917 als Hilfsbetriebsleiter d h stellvertretender Leiter einer Abteilung im Waffen und Munitionsbeschaffungsamt WuMBA Nach dem Waffenstillstand trat er Ende 1918 als Referent in die technische Abteilung des Reichsverwertungsamts ein und war ausserdem in der Waffenstillstandskommission und der Heeres Friedensvertrags Kommission tatig Gleichzeitig beschaftigte er sich mit der Energieubertragung mittels hochgespanntem Gleichstrom konnte die Entwicklung einer Hochspannungsgleichstrommaschine jedoch nicht mehr beenden In Schweden hatte er Patente der Birka Regulator AB gekauft nach deren Prinzipien er einen kleinen und preiswerten Thermostaten entwickelte den er als Schlusselbaustein fur elektrische Haushaltsgerate betrachtete 1920 grundete er mit Ernst Richard Ritter in Berlin Wannsee die Firma Scherbius amp Ritter die eine elektrotechnische Fabrik in Wannsee an der Konigstrasse betrieb in der ein thermogeregeltes Heizkissen und Thermostate in grossen Stuckzahlen gefertigt wurden Sie nannten es das Scherip Heizkissen 4 Daneben war die Firma an der Entwicklung der Enigma beteiligt Ritters Firma Dipl Ing E Richard Ritter amp Co vertrat in Berlin seit 1911 eine Reihe von Herstellern elektrotechnischer Gerate Scherbius und Ritter bauten 1923 24 auf einem ihrer gemeinsamen Firma gehorenden Grundstuck Lindenstrasse 5 und 6 Berlin Wannsee je ein Haus Das Haus von Ritter war grosser und mit den neuesten Errungenschaften der angewandten Elektrizitat ausgestattet 5 Das Haus von Scherbius wurde vom gleichen Architekten Otto Streu aus Nowawes geplant 6 Im September 1924 zogen die Familie Ritter und Scherbius mit seiner Frau Elisabeth 1896 1945 in ihre Hauser ein Die Entwicklung der Enigma Bearbeiten nbsp Markenschild seiner wohl beruhmtesten Erfindung nbsp Abbildungen der Handelsmaschine in einem Aufsatz von Scherbius in der Elektrotechnischen Zeitschrift von 1923 nbsp Zeichnung aus US Patent 7 Hauptartikel Enigma Maschine Wahrend des Ersten Weltkriegs war Scherbius mit den Problemen der Chiffrierung gefunkter Nachrichten vertraut geworden und fand damit ein neues Betatigungsfeld Bereits am 23 Februar 1918 hatte er sein erstes Patent fur eine Verschlusselungsmaschine angemeldet 8 die nach dem Rotorprinzip arbeitete Im April 1918 bot die Firma Dipl Ing E Richard Ritter amp Co die die kommerzielle Vertretung ubernommen hatte die Chiffriermaschine dem Grossen Hauptquartier und dem Reichsmarineamt an Diese Enigma Probemaschine demonstrierte das Prinzip der Rotormaschine und zeigte dem Patent entsprechend das Resultat durch Gluhlampen an Dann wurden noch wahrend des Krieges zwei Exemplare vom Militar erprobt Die grundsatzliche Eignung wurde anerkannt eine Einfuhrung zu der Zeit jedoch nicht vorgesehen Er wurde an das Auswartige Amt verwiesen Nachdem auch dieses kaum Interesse gezeigt hatte sollte die Maschine in einer offentlich zuganglichen Version von der 1920 gegrundeten Firma Scherbius amp Ritter vertrieben werden Die ab 1919 folgenden Maschinen dieses Typs wurden spater Enigma A genannt Das erste zivile Modell die Handelsmaschine Bild war noch sehr gross wog ca 50 kg und sah einer Registrierkasse ahnlich Die dann folgenden Modelle B und C setzten die Reihe der Gluhlampen Maschinen fort waren tragbar und sahen aus wie eine Schreibmaschine in einem holzernen Kasten der dann nur 34 28 15 Zentimeter mass und 12 kg wog und die spater nach dem griechischen Wort ainigma ENIGMA genannt wurde deutsch Ratsel Scherbius trat seine Rechte im November 1921 an die Berliner Firma Gewerkschaft Securitas ab der 1925 dann das Patent DRP 416219 auf einen Chiffrierapparat erteilt wurde 8 Am 9 Juli 1923 9 grundete diese zusammen mit mehreren Investoren die Chiffriermaschinen Aktiengesellschaft Chiffriermaschinen AG in Berlin W 35 Steglitzer Str 2 heute Pohlstrasse Berlin Tiergarten in deren Vorstand zeitweise auch Scherbius war Entwicklungsingenieur in dieser Firma war bis 1925 Paul Bernstein 1923 24 wurde die Enigma auf mehreren Kongressen und Post Ausstellungen in Bern Stockholm und Leipzig der Offentlichkeit prasentiert Sie wurde als Gerat zur Ubermittlung von geschaftlichen Mitteilungen und Telegrammen angepriesen und vermarktet Weil die von der Post ubermittelten Telegramme von Unberufenen in einfachster Weise abgehort werden konnten empfahl die Chiffriermaschinen AG das Chiffriersystem der Enigma In der Elektrotechnischen Zeitschrift von 1923 beschreibt Scherbius die Funktionsweise im Einzelnen und bemerkt Neben der Sicherheit muss die Radiotelegraphie noch die scharfsten Anforderungen an betriebsmassige Verwendbarkeit an Schnelligkeit Einfachheit der Bedienung zur Vermeidung von Fehlerquellen und leichte Ausmerzbarkeit von Ubertragungsfehlern stellen Im letzten Satz des Artikels heisst es dann Die Maschine ist von der Firma Scherbius amp Ritter in Berlin Wannsee entwickelt worden Das abgebildete neueste Modell dagegen ist von der Gewerkschaft Securitas Berlin W 35 Steglitzer Str 2 welche die samtlichen Patente zwecks Verwendung ubernommen hat unter Mitarbeit der ersteren Firma gebaut worden 10 Patente zur Enigma Bearbeiten Hauptartikel Enigma PatenteUnfalltod BearbeitenScherbius starb im Alter von funfzig Jahren nachdem er die Kontrolle uber einen Pferdewagen verloren hatte und gegen eine Mauer geprallt war als Folge seiner dabei erlittenen inneren Verletzungen 11 Literatur BearbeitenFriedrich L Bauer Entzifferte Geheimnisse Methoden und Maximen der Kryptologie 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2000 ISBN 3 540 67931 6 Friedrich L Bauer Historische Notizen zur Informatik Springer Berlin 2009 ISBN 978 3 540 85789 1 Rudolf Kippenhahn Verschlusselte Botschaften Geheimschrift Enigma und Chipkarte Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1999 ISBN 3 499 60807 3 Hartmut Petzold Scherbius Arthur In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 685 f Digitalisat Michael Proese Chiffriermaschinen und Entzifferungsgerate im Zweiten Weltkrieg Technikgeschichte und informatikhistorische Aspekte Verlag Meidenbauer 2006 ISBN 978 3 89975 548 0 Simon Singh Geheime Botschaften Die Kunst der Verschlusselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet Deutsche Ubersetzung Klaus Fritz DTV 2001 ISBN 978 3 423 33071 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Enigma Album mit Bildern Videos und Audiodateien Scherbius Jacob Ludolf Arthur Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Stand 8 November 2018 abgerufen am 9 Januar 2020 Foto Arthur Scherbius Lebenslauf englisch abgerufen 1 September 2017 Arthur Scherbius Enigma Chiffriermaschine PDF 1 MB In Elektrotechnische Zeitschrift November 1923 S 1035 1036 abgerufen 21 Februar 2019 Die schreibende Enigma Chiffriermaschine Verkaufsprospekt Vorderseite ca 1924 12 abgerufen 29 April 2015 Die schreibende Enigma Chiffriermaschine Verkaufsprospekt Ruckseite ca 1924 abgerufen 29 April 2015 Scherbius Maschine in Internationale Patentklassifikation synchrone Induktionsmotoren asynchrone Induktionsgeneratoren Werbeplakat Text Prometheus Scherip Das elektrische Heizkissen 1923 1934 Signatur amp Signet LUDWIG HOHLWEIN MUNCHEN Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Graphische Sammlung Inventar Nr E 1971 88Einzelnachweise Bearbeiten Auskunfte der Archive der TU Hannover der TU Munchen der Stadt Munchen Friedrich L Bauer Historische Notizen zur Informatik Springer Berlin 2009 ISBN 978 3 540 85789 1 S 47 BBC Hauszeitung Nr 9 und 10 1953 Dissertation Max Leumann Basel 1933 PDF 8 3 MB Das Scherip Heizkissen seine Konstruktion Fabrikation u Prufung In Der elektr Betrieb 21 1923 S 263 65 Ernst Richard Ritter Das elektrische Haus Ausgabe 11 Vlg Schubert Berlin Charlottenburg 1927 2 Auflage 1928 Elektromuseum Ernst Richard Ritter Patent US1657411A Ciphering Machine Angemeldet am 6 Februar 1923 veroffentlicht am 24 Januar 1928 Erfinder Arthur Scherbius a b Patent DE416219C Chiffrierapparat Angemeldet am 23 Februar 1918 veroffentlicht am 8 Juli 1925 Anmelder Gewerkschaft Secutitas Louis Kruh Cipher Deavours The Commercial Enigma Beginnings of Machine Cryptography In Cryptologia Vol XXVI Nr 1 Januar 2002 S 1 apprendre en ligne net PDF 0 8 MB abgerufen am 26 Marz 2008 Dr Ing Arthur Scherbius Enigma Chiffriermaschine PDF 623 kB In Elektrotechnische Zeitschrift Heft 47 48 29 November 1923 S 1035 1036 Simon Singh Geheime Botschaften Carl Hanser Verlag Munchen 2000 S 178 ISBN 3 446 19873 3 Louis Kruh Cipher Deavours The Commercial Enigma Beginnings of Machine Cryptography In Cryptologia Vol XXVI Nr 1 Januar 2002 S 11 apprendre en ligne net PDF 0 8 MB abgerufen am 26 Marz 2008 Normdaten Person GND 127822089 lobid OGND AKS LCCN no2019114073 VIAF 188182718 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scherbius ArthurALTERNATIVNAMEN Scherbius Jacob Ludolf ArthurKURZBESCHREIBUNG deutscher Erfinder und UnternehmerGEBURTSDATUM 30 Oktober 1878GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 13 Mai 1929STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arthur Scherbius amp oldid 239162010