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Arnold Durig 12 November 1872 in Innsbruck 18 Oktober 1961 in Schruns war ein osterreichischer Physiologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Studium in Innsbruck 1 2 Wissenschaftliche Karriere in Wien 1 3 Zeit des Nationalsozialismus in Tschagguns 1 4 Nachkriegszeit in Tschagguns 2 Werk 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Schriften Auswahl 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Studium in Innsbruck Bearbeiten Arnold Durig war der Sohn von Josef Durig Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck und Karoline Durig geborene Haselwandter Der Vater stammte aus einer kleinbauerlichen Familie aus Tschagguns im Montafon Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Innsbruck studierte Arnold Durig an der dortigen Leopold Franzens Universitat Medizin In Innsbruck wurde er Mitglied der schlagenden Studentenverbindung Akademischer Gesangsverein 1 Daneben arbeitete er am Hygienischen und am Chemischen Institut Er bestand samtliche medizinischen Examina mit Auszeichnung und promovierte am 26 Januar 1898 zum Doktor der gesamten Heilkunde Anschliessend war er Sekundararzt und Volontar an verschiedenen Innsbrucker Kliniken Zeitweise arbeitete er als Zahnarzt und schliesslich als Landarzt in Niederosterreich Bereits seit 1891 war er Mitglied im Osterreichischen Alpenverein Wissenschaftliche Karriere in Wien Bearbeiten 1900 wechselte Durig an das Physiologische Institut der Universitat Wien wo er am 25 Juni 1902 fur Physiologie habilitierte Nach einem Studienaufenthalt in Oxford arbeitete er bei Nathan Zuntz an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin 1903 wurde Durig an die Hochschule fur Bodenkultur in Wien berufen und im Marz 1904 zum ausserordentlichen im Januar 1905 zum ordentlichen Professor ernannt Im selben Jahr heiratete er Alexandra Rohorska mit der er in der Folge eine Tochter Ilse hatte 2 Im Ersten Weltkrieg war er ab Juli 1915 Abteilungsleiter im Lazarett der Festung Sarajevo 3 Gegen Kriegsende leitete er als Oberstabsarzt das k u k Kriegsspital Grinzing 4 mit 60 Baracken fur 6 000 verwundete Soldaten vermutlich das grosste Notspital der Monarchie 5 Die Universitat Wien berief ihn am 2 Dezember 1918 auf den Lehrstuhl fur Physiologie an der medizinischen Fakultat womit er die Nachfolge von Siegmund Exner Ewarten antrat Sein Institut zahlte in der Zwischenkriegszeit zu den arbeitsfreudigsten der Medizinischen Universitat 6 1924 forderte Durig ein Gutachten uber die sogenannte Laienanalyse die durch Nicht Arzte ausgeubt wird von Sigmund Freud an und diskutierte spater mit Freud daruber Durig war sehr wahrscheinlich das Modell fur jenen Unparteiischen in Freuds Tendenzschrift Die Frage der Laienanalyse Unterredungen mit einem Unparteiischen 1926 7 Zeit des Nationalsozialismus in Tschagguns Bearbeiten Durig war vor dem Anschluss im Februar 1938 zum Vorsitzenden des Landessanitatsrats fur Wien gewahlt worden ein Gremium welches mit dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich ausser Kraft gesetzt wurde Zum 31 Mai 1938 wurde er als Ordinarius fur Physiologie zwangspensioniert und vorubergehend verhaftet 8 9 Andererseits soll er den Nationalsozialisten keineswegs feindlich gegenubergestanden haben und zum Beispiel den Kontakt zu judischen Kollegen wie dem 1934 entlassenen Direktor des Kaiser Wilhelm Instituts fur Biochemie Carl Neuberg abgebrochen haben 10 Am 18 Oktober 1939 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai 1938 aufgenommen Mitgliedsnummer 6 384 715 11 12 Durig zog sich nach Latschau zuruck von wo aus er weiter Kontakt mit Kollegen und Studenten hielt Am 1 Mai 1945 wurde er aus Altersgrunden in den Ruhestand versetzt Nachkriegszeit in Tschagguns Bearbeiten Durig wurde als Pensionist ehrenhalber seitens des Landesschulrates bevollmachtigt ortliche Schulen zu inspizieren im Sinne einer Berichterstattung ohne Weisungsvollmacht Der Pfarrkirche Tschagguns schenkte er ein Bild welches an die Not in Kriegen erinnert 13 Er hielt 1960 die Festrede zur Ehrenburgerschaft von Edwin Albrich Werk Bearbeiten nbsp Die Teilnehmer der Expedition nach Teneriffa 1910 in der hinteren Reihe als dritter von rechts Arnold Durig Durigs Werk umfasst etwa 1 000 Publikationen zur Ernahrungs Stoffwechsel und Hohenphysiologie 14 Speziell auf dem Gebiet der Hohenphysiologie muss man ihn neben seinem Lehrer Zuntz sowie Adolf Loewy und Angelo Mosso zu den Pionieren zahlen Er unternahm mehrere Expeditionen ins Hochgebirge um Feldforschung auch am eigenen Korper zu betreiben 1903 verbrachte er mit Zuntz drei Wochen in der Schutzhutte Capanna Regina Margherita auf der Signalkuppe 4 554 m u NN im Monte Rosa Massiv der Walliser Alpen Ziel der Forscher war es die Atmungs und Stoffwechselversuche von Zuntz und Loewy aus dem Jahre 1901 zu erganzen Die Folgeexpedition im Jahre 1906 leitete bereits Durig 1910 war Durig neben Zuntz Carl Neuberg und dem Wiener Physiologen Hermann von Schrotter Teilnehmer einer Expedition nach Teneriffa Schon wahrend der Anreise per Schiff absolvierte er mit Zuntz ein sorgfaltig geplantes Programm zur physiologischen Wirkung des Seeklimas Der Schwerpunkt der Untersuchungen auf Teneriffa war erneut der Einfluss der Hohe allerdings unter was Temperatur und Lichtintensitat anbetrifft ganzlich anderen klimatischen Verhaltnissen als zuvor in den Alpen In den Nachkriegsjahren beschaftigte ihn das Problem der Volksernahrung Seine Antrittsvorlesung an der Universitat Wien hielt er 1918 zum Thema Physiologie als Unterrichtsgegenstand Erhebungen uber die Ernahrung der Wiener Bevolkerung Spater wandte er sich verstarkt arbeitsphysiologischen Fragestellungen zu Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Gaswechselphysiologie und Physiologie des Stoffwechsels Arbeits und Sportphysiologie die Fragen der Ermudung und des Kreislaufs 15 Ehrungen BearbeitenDurig wurde fur seine Verdienste zu Lebzeiten und posthum vielfach geehrt Bereits 1906 erhielt er von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien den Ignaz L Lieben Preis zuerkannt 16 Diese machte ihn 1911 zum korrespondierenden und 1915 zum Vollmitglied Durig war seit 1917 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 17 und seit 1953 auch korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Fur seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg bekam er das Offizierskreuz des Franz Joseph Ordens mit Kriegsdekoration die Militar Verdienstmedaille am Bande der Tapferkeitsmedaille das Ehrenkreuz I Klasse des Ehrenzeichens fur Verdienste um das Rote Kreuz und die Preussische Rote Kreuz Medaille II und I Klasse Durig war Burger ehrenhalber der Stadt Wien 1932 und Ehrenburger Tschagguns Im Montafon sind Strassen nach ihm benannt der Hofrat Durig Weg in Schruns und die Hofrat Durig Strasse in Tschagguns Ortsteil Latschau Ihm und Lorenz Bohler zu Ehren wird seit Jahren der Durig Bohler Preis in Vorarlberg vergeben Die Osterreichische Gesellschaft fur Ernahrung vergibt in regelmassigen Abstanden den Arnold Durig Award Auf ihren Jahrestagungen wurden in den Jahren 1972 bis 2006 in Erinnerung an Arnold Durig insgesamt 31 Gedachtnisvorlesungen gehalten 18 Literatur BearbeitenRudolf Werner Soukup Arnold Durig 1872 1961 Einer der letzten grossen Physiologen die das gesamte Fach noch souveran uberblickten In R Werner Soukup Hrsg Die wissenschaftliche Welt von gestern Die Preistrager des Ignaz L Lieben Preises 1865 1937 und des Richard Lieben Preises 1912 1928 ein Kapitel osterreichischer Wissenschaftsgeschichte in Kurzbiografien Bohlau Verlag Wien 2004 S 128 132 Gerhard Oberkofler Arnold Durig In Vorarlberger Verlagsanstalt Hrsg Montfort Vierteljahresschrift fur Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs 24 Jahrgang Heft 3 4 1972 Andreas Brugger Martin Burtscher Werner Nachbauer Professor Arnold Durig 1872 1961 Einem bedeutenden Physiologen anlasslich seines 150 Geburtstags zum Gedenken In Andreas Raffeiner Hrsg Aspekte der Vorarlberger Landesgeschichte Festschrift fur Franz Mathis zum 75 Geburtstag Verlag Dr Kovac Hamburg 2023 Schriftenreihe geschichtswissenschaftliche Studien 9 ISBN 978 3 339 13562 9 S 43 45 Schriften Auswahl BearbeitenBeitrage zur Physiologie des Menschen im Hochgebirge Pflugers Arch 113 1906 213 316 Physiologische Ergebnisse der im Jahre 1906 durchgefuhrten Monte Rosa Expedition Holder Wien 1909 mit N Zuntz Zur physiologischen Wirkung des Seeklimas Biochem Z 39 1912 422 434 mit H v Schrotter und N Zuntz Uber die Wirkung intensiver Belichtung auf den Gaswechsel und die Atemmechanik Biochem Z 39 1912 469 495 Die Ermudung Holder Wien 1916 Uber physiologische Grundlagen bei der Ernahrung Tuberkuloser Perles Wien 1930 Uber Blutdruck und Blutdruckmessung Perles Wien 1932 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Arnold Durig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Arnold DURIG 1872 1961 Vertrieben 1938 20 in VAN SWIETEN blog vom 7 April 2008 Fotografie der Teilnehmer an der Teneriffa Expedition 1910Einzelnachweise Bearbeiten Albin Kulhanek Chronik des AGV Innsbruck 1863 1906 Innsbruck 2003 S 50 Soukup S 132 Soukup S 130 Arnold Durig Ausstellung der Hauptschule Schruns Dorf im Gesundheits und Sozialzentrum Montafon 2008 Franz Mazanec Wien Dobling Archivbilder Fruhere Verhaltnisse Sutton Verlag Erfurt 2005 Seite 36 ISBN 3 89702 823 9 arbeitsfreudigsten Seite 152 im Kapitel Die Wiener Medizinische Schule in Das Osterreich Buch von Ernst Marboe Hrsg Wien 1948 Sigmund Freud Gesammelte Werke Nachtragsband S 715 716 Frankfurt am Main 1987 Helmut Groger Die Folgen des Nationalsozialismus fur das Wiener Gesundheitswesen S 163 In Sonia Horn und Peter Malina Medizin im Nationalsozialismus Wege der Aufarbeitung OAK Wien 2001 ISBN 3 901488 21 9 Judith Bauer Merinsky Die Auswirkungen der Annexion Osterreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultat der Universitat Wien im Jahre 1938 Biographien entlassener Professoren und Dozenten Wien Diss 1980 S 38 40 PDF 85 kB H Conrads B Lohff und T Ripperger Carl Neuberg Biochemie Politik und Geschichte Steiner 2006 ISBN 3 515 08894 6 S 22 Aus einem Brief von Neuberg an H Wastel am 22 April 1946 Durig war damals den Neuerungen keineswegs abgeneigt und ich erhielt kurze Zeit spater von ihm einen Brief dass es an der Zeit sei die Korrespondenz mit mir abzubrechen Ich will keinesfalls behaupten dass er ein Nazi war aber bedeutenden Mut hat er nicht bewiesen Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 7071430 https geschichte univie ac at en persons arnold durig prof dr AUSTRIA CATHOLICA Unsere Liebe Frau von Tschagguns H C Gunga Leben und Werk des Berliner Physiologen Nathan Zuntz 1847 1920 Husum Matthiesen 1989 S 284 285 ISBN 3 7868 4058 X Elisabeth Simons Sonnenbrand fur die Forschung Selbstversuche in der Medizin Memento vom 17 Februar 2006 im Internet Archive R W Rosner R W Schlogl und R W Soukup Der Ignaz L Lieben Preis ein osterreichischer Nobelpreis Memento vom 9 Marz 2010 imInternet Archive Mitgliedseintrag von Arnold Durig bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 1 Mai 2022 Information auf der Website der Osterreichischen Gesellschaft fur Ernahrung abgerufen am 7 Januar 2016 Normdaten Person GND 117663824 lobid OGND AKS VIAF 37699575 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Durig ArnoldKURZBESCHREIBUNG osterreichischer PhysiologeGEBURTSDATUM 12 November 1872GEBURTSORT InnsbruckSTERBEDATUM 18 Oktober 1961STERBEORT Schruns Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arnold Durig amp oldid 235293311