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Der Ansbacher Ratschlag ist ein kirchengeschichtlich bedeutsames Protestschreiben gegen die Barmer Theologische Erklarung das am 11 Juni 1934 von acht Theologen darunter sechs frankischen Pfarrern und den Theologieprofessoren Werner Elert und Paul Althaus in Ansbach unterzeichnet und veroffentlicht wurde Darin wurde eine Theologie postuliert die jedenfalls von Nationalsozialisten als mit deren Ideologie vereinbar angesehen wurde Der Titel ist einem historischen Dokument der Reformationszeit entlehnt dem Ansbacher Evangelischen Ratschlag der 1524 von Johann Rurer verfasst ein frankisches Vorbekenntnis zur Confessio Augustana 1530 wurde Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Kontext 2 Inhalt 3 Rezeption 4 Quellen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHistorischer Kontext BearbeitenDer Ansbacher Ratschlag entstand unmittelbar nach und als Antwort auf die Barmer Theologische Erklarung die auf der 1 Reichsbekenntnissynode in Barmen 29 31 Mai 1934 unter Federfuhrung von Karl Barth verfasst worden war Angeregt und geleitet durch den Pfarrer Hans Sommerer bildete sich im Fruhjahr 1934 der sogenannte Ansbacher Kreis als eine theologische Arbeitsgruppe innerhalb des Nationalsozialistischen Evangelischen Pfarrerbundes NSEP Sommerer war Direktor der Bruckberger Anstalten der Inneren Mission und trotz seines geistlichen Amtes gleichzeitig Mitglied der Sturmabteilung Zum Ansbacher Kreis gehorten ausser ihm die beiden Erlanger Theologieprofessoren Paul Althaus und Werner Elert sowie die Pfarrer Gottfried Fuchs Ansbach Heinrich Griessbach Ansbach Christian Seiler Wildenholz Karl Werlin Kleinhaslach und Studienrat Ernst Fikenscher Ansbach Werner Elert so vermutet die Forschung zeichnet massgeblich fur den Inhalt des Ansbacher Ratschlages verantwortlich 1 Mitglied im NSEP war auch der in Nurnberg 1867 geborene Max Sauerteig der mit Julius Streicher und Adolf Hitler bekannte evangelische Pfarrer von St Johannis in Ansbach der in Franken als Parteiredner der NSDAP und Aktivist der Reichskirchenbewegung der Deutschen Christen tatig war 2 Inhalt BearbeitenDer Ansbacher Ratschlag gliedert sich in eine Einleitung und 8 Thesen von denen die Thesen 1 5 die theologischen Grundlagen des Ansbacher Kreises formulieren wahrend die Thesen 6 8 die Aufgaben der Arbeit der Unterzeichner benennen Als Hauptthese lehnt der Ansbacher Ratschlag die Offenbarungstheologie der Barmer Theologischen Erklarung ab Dem Ansbacher Ratschlag liegt eine volkische Argumentation zugrunde Die Verfasser pladieren fur die aus der naturlichen Theologie abgeleitete Vorstellung Gott und die von ihm geschaffene naturliche Ordnung offenbare sich nicht allein in Christus sondern ebenso in Familie Volk und Rasse im Sinne des Blutzusammenhangs Entsprechend sei es Gottes Wille dass sich jeder seiner Ordnung unterwerfe Zur Verpflichtung der Kirche das Gesetz Gottes zu verkunden komme auch eine zeitlich spezifische historische Aufgabe hinzu welche zu der Zeit auf der volkischen Staatsordnung in Deutschland beruhe Ihnen gemass sei jede Autoritat selbst in entstellter Form zu verehren da diese das Werkzeug gottlicher Entfaltung sei Entsprechend verstanden die Unterzeichner das nationalsozialistische Regime und dessen Fuhrer Adolf Hitler als gottgegebene Ordnung welche ebenfalls Offenbarungscharakter besitze Dadurch sollte es der Ansbacher Ratschlag ermoglichen das Bekenntnis zum Evangelium zu bewahren und gleichzeitig die volkischen Konzepte als gottgewollte Ordnung zu propagieren so bot der Text der deutschen Volksgemeinschaft und dem zunehmend offenen Antisemitismus eine theologische Rechtfertigung 3 Das Begleitschreiben des Ratschlags unterzeichnet von Pfarrer Hans Sommer schloss Mit amtsbruderlicher Hochachtung und Heil Hitler Rezeption BearbeitenGerhard Niemoller bezeichnet das Schreiben als nachtraglichen Querschuss gegen Barmen Von der Bekennenden Kirche wurde es mit Spott als Ansbacher Anschlag aufgenommen der Theologieprofessor Hermann Strathmann bezeichnete es in einem Brief an den Prases der Westfalischen Bekenntnissynode Karl Koch als Radschlag und Fehlschlag 4 Von den NS treuen Deutschen Christen hingegen wurde das Schreiben positiv aufgenommen und vereinnahmt In der von ihnen herausgegebenen Zeitschrift Evangelium im Dritten Reich wurde es am 1 Juli 1934 unter der Uberschrift Fuhrende Theologen widerlegen Barmen vollstandig abgedruckt grafisch ein Gedicht Baldur von Schirachs umschliessend 5 Dass zwei angesehene Erlanger Theologieprofessoren sich dadurch mit den NS beeinflussten Kirchengruppen einliessen sorgte fur scharfe Kritik unter Studenten Pfarrern und der Kirchenleitung in Bayern Der bayerische Landesbischof Hans Meiser kritisierte den Ratschlag da er Gefahr laufe die Kirche zu spalten und liess Althaus Rechtfertigung nicht gelten beim Ratschlag handle es sich nur um eine Erganzung der Barmer Erklarung Durch das Schreiben fuhlten sich die Deutschen Christen bestarkt und kundigten dem Landesbischof das Treuegelobnis auf Als am 9 September 1934 frankische Pfarrer zur Eingliederung der bayerischen Landeskirche in die Reichskirche aufriefen trennten sich Althaus und Elert vom Ansbacher Kreis 3 Wahrend Elert auch in der Folgezeit an den dort getroffenen Aussagen festhielt distanzierte sich Althaus bei der zweiten Bekenntnissynode in Berlin Dahlem im Oktober 1934 vom Ansbacher Ratschlag 6 Quellen BearbeitenDer Ansbacher Ratschlag zu der Barmer Theologischen Erklarung In Kurt Dietrich Schmidt Die Bekenntnisse und grundsatzlichen Ausserungen zur Kirchenfrage Bd 2 Das Jahr 1934 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1935 S 102 104 Literatur BearbeitenKarlmann Beyschlag Die Erlanger Theologie Luther Erlangen 1993 S 160 206 Jorg Haustein Der Ansbacher Ratschlag In Helmut Edelmann u a Hrsg Nation im Widerspruch Aspekte und Perspektiven aus lutherischer Sicht heute Kaiser Gutersloh 1999 ISBN 3 579 02643 7 S 221 227 Tanja Hetzer Deutsche Stunde Volksgemeinschaft und Antisemitismus in der politischen Theologie bei Paul Althaus Allitera Munchen 2009 ISBN 978 3 86520 328 1 Gotthard Jasper Paul Althaus 1888 1966 Professor Prediger und Patriot in seiner Zeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2013 ISBN 978 3 525 55053 3 Georg Merz Ansbacher Ratschlag In Heinz Brunotte u a Evangelisches Kirchenlexikon Band 1 A G 2 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1961 S 128 129 Axel Tollner Eine Frage der Rasse Die Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern der Arierparagraf und die bayerischen Pfarrfamilien mit judischen Vorfahren im Dritten Reich Kohlhammer Stuttgart 2007 Kapitel 2 2 2 Der Ansbacher Ratschlag als genuin lutherische Gegenstimme zur Theologischen Erklarung von Barmen S 102 106 und Kapitel 2 2 3 Die Rezeption des Ansbacher Ratschlags S 106 112 Einzelnachweise Bearbeiten Jorg Haustein Der Ansbacher Ratschlag In Helmut Edelmann u a Hrsg Nation im Widerspruch Aspekte und Perspektiven aus lutherischer Sicht heute Gutersloh 1999 S 222 Wolfgang Muck NS Hochburg in Mittelfranken Das volkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922 1933 Verlag Philipp Schmidt 2016 Streiflichter aus der Heimatgeschichte Sonderband 4 ISBN 978 3 87707 990 4 S 263 f a b Tanja Hetzer Ansbacher Ratschlag In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Band 4 Ereignisse Dekrete Kontroversen De Gruyter Saur Berlin 2011 ISBN 978 3 598 24076 8 S 4 f Gerhard Niemoller Die erste Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu Barmen Bd 1 Geschichte Kritik und Bedeutung der Synode und ihrer Theologischen Erklarung Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Bd 5 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1984 S 142 Gerhard Niemoller Die erste Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu Barmen Bd 1 Geschichte Kritik und Bedeutung der Synode und ihrer Theologischen Erklarung Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Bd 5 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1984 S 143 Axel Tollner Eine Frage der Rasse Die Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern der Arierparagraf und die bayerischen Pfarrfamilien mit judischen Vorfahren im Dritten Reich Kohlhammer Stuttgart 2007 S 108 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ansbacher Ratschlag amp oldid 237330562