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Die angeborene Immunantwort ist neben der adaptiven Immunantwort eine mogliche Immunreaktion in allen Organismen auf als fremd eingestufte Stoffe und Lebewesen Im Unterschied zur adaptiven Antwort ist die Struktur der beteiligten Proteine genetisch festgelegt und kann nicht angepasst werden Hierbei stehen eine Vielzahl von Zelltypen und loslichen Faktoren zur Verfugung die jeder fur sich schnell und effizient wirken konnen Nur Minuten nach dem Eindringen werden die meisten Erreger erkannt und angegriffen und oftmals bereits nach wenigen Stunden sind sie vollstandig beseitigt In vielen Fallen ist sie allein schon wirksam genug um Infektionen zuverlassig abzuwehren Zelltypen die in Wirbeltieren an der angeborenen Immunitat beteiligt sind UbergeordnetImmunantwortAbwehr Biologie UntergeordnetAntwort auf Typ I III g InterferonKomplementsystemNK vermittelte ImmunitatKoagulationMelanisierungPflanzl ImmunantwortVireninduziertes Gen SilencingGene OntologyQuickGO Inhaltsverzeichnis 1 Bestandteile des angeborenen Immunsystems der Saugetiere 1 1 Zellulare Bestandteile 1 1 1 Granulozyten 1 1 2 Makrophagen 1 1 3 Naturliche Killerzellen 1 2 Humorale Bestandteile 1 2 1 Komplementsystem 1 2 2 Zytokine 2 Pflanzliche Immunantwort 3 Erkennung von Erregern 4 Ablauf der angeborenen Immunantwort 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBestandteile des angeborenen Immunsystems der Saugetiere BearbeitenDie Bestandteile des Angeborenen Immunsystems englisch innate immune system sind bestimmte Immunzellen wie z B Granulozyten oder Naturliche Killerzellen NK Zellen die in allen Organen zu finden sind Proteine die im Blutplasma und in der Lymphe zirkulieren und als Botenstoffe oder direkt zur Abwehr von Krankheitserregern dienen Zellulare Bestandteile Bearbeiten nbsp neutrophiler Granulozyt wandert aus dem Blutgefass in das Gewebe ein sezerniert proteolytische Enzyme um interzellulare Verbindungen zu losen zur Verbesserung seiner Beweglichkeit und phagozytiert BakterienDie Zellen der angeborenen Immunantwort zirkulieren in den Blutgefassen und der Lymphe und kommen auch in den Geweben des Korpers vor Dringt ein Krankheitserreger in den Korper ein so konnen die Abwehrzellen ihn bekampfen Neutrophile Granulozyten Monozyten Makrophagen und dendritische Zellen konnen beispielsweise durch Aufnahme und Verdauung Phagozytose den Erreger selbst vernichten oder durch die Produktion von Zytokinen und Chemokinen die Immunreaktion des Organismus steuern und andere Abwehrzellen zum Ort der Entzundung locken Granulozyten Bearbeiten Granulozyten von lat Granulum Kornchen machen den Grossteil der weissen Blutkorperchen Leukozyten aus Sie konnen die Blutbahn verlassen und ins Gewebe einwandern Granulozyten haben in ihrem Zytoplasma zahlreiche Blaschen Vesikel oder Granula genannt die aggressive Stoffe enthalten mit denen Krankheitserreger unschadlich gemacht werden konnen Makrophagen Bearbeiten Makrophagen Riesenfresszellen stellen ebenfalls einen Teil der Patrouille des Immunsystems dar Makrophagen reifen aus Monozyten einkernige weisse Blutkorperchen mononukleare Leukozyten heran die die Blutbahn verlassen Makrophagen halten sich im Gewebe auf dort erkennen und fressen phagozytieren sie eingedrungene Erreger Zudem konnen Makrophagen die adaptive Immunabwehr aktivieren Makrophagen spielen ausserdem bei der Bekampfung und Beseitigung von schadlichen Substanzen und Abfallprodukten beispielsweise Teer aus Zigarettenrauch in der Lunge eine entscheidende Rolle weshalb sie gelegentlich auch als Mullabfuhr des Korpers bezeichnet werden Naturliche Killerzellen Bearbeiten Die 1975 entdeckten Naturlichen Killerzellen NK Zellen sind Teil der angeborenen Immunabwehr und eine der ersten Verteidigungslinien im Kampf gegen Infektionen und Krebs weil sie infizierte Zellen oder Tumorzellen vernichten konnen ohne vorher mit dem Krankheitserreger selbst in Kontakt gewesen zu sein Sie verwenden dazu einen Mechanismus der in den 1980er Jahren von dem schwedischen Immunologen Klas Karre entdeckt wurde und als Fehlendes Selbst englisch missing self bezeichnet wird NK Zellen erkennen unter anderem den MHC I Komplex der auf nahezu allen gesunden Korperzellen vorkommt Wird eine Zelle durch Viren infiziert oder wandelt sie sich in eine Tumorzelle um so geht unter Umstanden der MHC I Komplex auf der Oberflache verloren Das fein ausbalancierte Gleichgewicht von inhibierenden und aktivierenden Rezeptorsignalen wird dadurch zugunsten der NK Zell Aktivierung verschoben und die erkrankte Zelle fallt einer durch NK Zellen ausgelosten Immunreaktion zum Opfer Humorale Bestandteile Bearbeiten Die humoralen Bestandteile des Immunsystems von lateinisch humor Flussigkeit bezeichnen verschiedene Plasmaproteine die passiv im Blut bzw der Gewebsflussigkeit zirkulieren Sie sind im Gegensatz zu den Abwehrzellen nicht in der Lage aktiv an den Ort einer Infektion zu wandern Komplementsystem Bearbeiten Das Komplementsystem ist Teil der angeborenen Immunantwort es besteht aus einer Gruppe von uber 30 Plasmaproteinen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften Ein Teil der zum Komplementsystem gehorenden Proteine sind zum Beispiel Proteasen die sich an Mikroorganismen binden konnen und die Zellwande des Eindringlings abbauen wodurch der Eindringling zerstort wird Andere Proteine des Komplementsystems die Anaphylatoxine haben gefasserweiternde Wirkung und fordern die Entzundungsreaktion Viele Komplementfaktoren konnen ausserdem Abwehrzellen zum Ort der Infektion locken und sind in der Lage Fresszellen zu aktivieren die die Eindringlinge dann verschlingen Zytokine Bearbeiten Die zu den Zytokinen gehorenden Interleukine sind korpereigene Botenstoffe die von den Zellen des Immunsystems gebildet werden Man kennt heutzutage bereits eine grosse Zahl von Interleukinen IL 1 bis IL 35 Stand November 2009 die jeweils auf ganz unterschiedliche Abwehrzellen wirken manche regen beispielsweise Leukozyten zu Wachstum Reifung und Teilung an oder sorgen fur deren Aktivierung Pflanzliche Immunantwort Bearbeiten Hauptartikel Pflanzliche Immunantwort Pflanzen haben weder ein adaptives Immunsystem noch mobile Abwehrzellen Ihre Immunantwort basiert auf der Immunantwort des jeweils angegriffenen Gewebes Diese so genannte induzierte Abwehr findet innerhalb von Minuten statt Daruber hinaus konnen Stresssignale eine so genannte hypersensitive Reaktion veranlassen Dabei sterben beschleunigt Zellen ab die die Infektionsstelle umgeben so dass dem Pathogen mit dem Entzug von Nahrstoffen keine Ausbreitungsmoglichkeit mehr gegeben wird Erkennung von Erregern BearbeitenErreger weisen eine Reihe von unveranderlichen Merkmalen auf die sie eindeutig von den korpereigenen Zellen des infizierten Gewebes unterscheiden Einige Bestandteile der Bakterienhulle z B Lipopolysaccharide oder bestimmte Strukturmerkmale von Nukleinsauren z B die doppelstrangige RNA mancher Viren kommen im Tier oder der Pflanze nicht vor und konnen daher leicht als fremd erkannt werden Diese Merkmale werden als pathogen associated molecular patterns PAMPs bezeichnet Immunzellen erkennen diese PAMPs durch eine Fulle von verschiedenartigen Membranrezeptoren die unter dem Begriff Pattern Recognition Receptors PRRs zusammengefasst werden Eine im Immunsystem weit verbreitete Untergruppe dieser Rezeptoren sind die Toll like Receptors TLRs die Strukturen von fast allen Erregertypen erkennen und daraufhin Signale auslosen welche Immunzellen zur Produktion von Zytokinen und anderen Abwehrstoffen anregen 1 Daruber hinaus melden Zellen Schaden uber zelleigene Schaden assoziierte Molekule DAMPs die zu einer Verstarkung der angeborenen Immunantwort fuhren Unterstutzung bei der Erkennung von Erregern erhalten Immunzellen durch verschiedene losliche Faktoren Eine wichtige Rolle spielt bei Tieren dabei das Komplementsystem dessen Faktoren sich an fremdartige Oberflachen binden und somit eingedrungene Erreger markieren bzw opsonisieren Eine andere Form der Opsonisierung erfolgt durch so genannte naturliche Antikorper die im Unterschied zu den Antikorpern der adaptiven Immunantwort schon vorbeugend in grosser Menge gebildet werden Diese Opsonisierungen erleichtern es den Immunzellen die markierten Erreger mit Hilfe unterschiedlicher Rezeptoren zu erkennen und effizient zu phagozytieren Es wird angenommen dass circa 90 Prozent aller Infektionen durch die angeborene Immunabwehr erkannt und erfolgreich bekampft werden konnen Im Laufe der stammesgeschichtlichen phylogenetischen Entwicklung von einfachen Lebewesen bis hin zu komplexen Organismen wurden diese Abwehrstrategien daher fast unverandert ubernommen So ergibt zum Beispiel ein Vergleich der Immunabwehr von Insekten mit dem angeborenen Teil der menschlichen Immunabwehr vielerlei Gemeinsamkeiten 2 Ablauf der angeborenen Immunantwort BearbeitenSo unterschiedlich die eingedrungenen Erreger sind so variabel ist auch der Ablauf der angeborenen Immunantwort Welche Zellen und Faktoren beteiligt sind in welcher Reihenfolge sie eingreifen und welche letztlich fur den Erfolg entscheidend sind das alles hangt stark von Art und Ort der jeweiligen Infektion ab Dringen etwa Bakterien in eine Hautwunde ein sind es vor allem Makrophagen die als erste mit ihnen in Beruhrung kommen und eine Abwehrreaktion einleiten Zwei Vorgange sind dabei entscheidend Die Makrophagen beginnen sofort mit der Phagozytose und Vernichtung der Erreger und zeitgleich setzen sie eine Fulle von Botenstoffen frei die eine Aktivierung der umliegenden Zellen und den Einstrom weiterer Immunzellen auslosen Zu diesen Botenstoffen gehort das Zytokin TNF a das eine Entzundungsreaktion im umliegenden Gewebe hervorruft und dabei eine Vielzahl von Zellen aktiviert Dazu zahlen auch die Endothelzellen die das Innere der Blutgefasse auskleiden und unter normalen Bedingungen auch dicht versiegeln In Gegenwart von TNF a jedoch rucken sie voneinander ab die Gefasswand wird durchlassiger und erlaubt den Ausstrom von zahlreichen Blutfaktoren Antikorper und Komplementproteine gelangen so ins Gewebe und opsonisieren die Erreger die dadurch leichter von Makrophagen phagozytiert werden konnen Makrophagen und neutrophile Granulozyten enthalten das Inflammasom einen Proteinkomplex der durch Bestandteile von Bakterien oder durch Harnsaurekristalle stimuliert wird Dadurch wird eine Serie von Reaktionen angestossen die letztendlich zur Aktivierung des proinflammatorischen Zytokins Interleukin 1b fuhren Dieses wird von den Makrophagen abgesondert und lost die Entzundungsreaktion aus Wurde das Inflammasom durch Bakterienbestandteile aktiviert spielt die Entzundungsreaktion eine wichtige Rolle bei der Abwehr der Infektion Wurde die Entzundung dagegen durch Harnsaure Kristalle ausgelost kommt es zum Gichtanfall Die angeborene Immunabwehr ist daneben auch in der Lage korpereigene Zellen von fremden Strukturen zu unterscheiden Hierfur verfugt praktisch jede Zelle im Korper uber den so genannten Haupthistokompatibilitatskomplex MHC der quasi den Mitgliedsausweis der Zelle darstellt Korperfremde oder erkrankte Zellen die nicht uber den MHC verfugen werden so zwangslaufig erkannt und unweigerlich das Ziel einer Abwehrreaktion 3 4 Weitere durch Makrophagen freigesetzte Botenstoffe sind Chemokine eine Gruppe von Proteinen die weitere Zellen aus dem Blut anlocken Als erstes treffen Neutrophile ein ebenfalls sehr potente Fresszellen und unterstutzen die Makrophagen bei der Beseitigung der Bakterien Weiterhin wandern Monozyten ein entwickeln sich vor Ort zu Makrophagen und erhohen so zusatzlich die Anzahl der Fresszellen Falls Bakterien in Gewebezellen eindringen um so dem Angriff der Fresszellen zu entgehen werden diese infizierten Zellen von NK Zellen erkannt und abgetotet Eine besondere Rolle spielen dendritische Zellen Auch sie phagozytieren die Bakterien prasentieren aber im Anschluss deren Bestandteile auf ihrer Zelloberflache und ermoglichen so die Aktivierung von T Zellen Sollte also die angeborene Immunantwort eine Infektion nicht eigenstandig abwehren konnen wird auf diese Weise nahtlos die spezifische Immunantwort und somit die nachste Phase der Abwehr eingeleitet Einen Sonderfall der angeborenen Immunantwort bildet die Abwehr von Parasiten an der im Wesentlichen Mastzellen Eosinophile und Basophile beteiligt sind Diese Zellen speichern toxische Substanzen in zahlreichen Granula und auf ihrer Oberflache finden sich Rezeptoren fur Antikorper des IgE Subtyps Sie sind allerdings von der Vorarbeit des spezifischen Immunsystems abhangig das einen Befall zuerst bemerkt und daraufhin spezifische IgE Antikorper produziert die an den Parasiten binden und ihn opsonisieren Die Zellen erkennen nun den opsonisierten Parasiten und schutten in dessen unmittelbarer Nahe die toxischen Substanzen aus die den Parasiten auf unterschiedliche Weisen schadigen und letztlich dessen Absterben herbeifuhren Ein weiterer Prozess der bei Infektionen vermittelt wird ist die bei der Koagulation des Blutes in Gang kommende Freisetzung antimikrobieller Stoffe durch die Blutplattchen beta Lysin Akute Phase Proteine Nicht zuletzt wird bei Keimbefall ausserdem Laktoferrin ausgeschuttet und durch Zuruckhaltung von Eisen im RES ein kunstlicher Eisenmangel herbeigefuhrt Im Allgemeinen reagiert die angeborene Immunantwort zwar ausserst schnell auf eine Infektion sie verandert sich dabei aber nicht und wird nach einer erneuten Infektion mit demselben Erreger genauso wirksam oder auch unwirksam ablaufen wie beim ersten Mal Ein immunologisches Gedachtnis das eine wirksamere Reaktion auf einen erneuten Befall ermoglicht und auf dem die schutzende Wirkung einer Impfung beruht kann von der angeborenen Immunantwort nicht ausgebildet werden sondern bleibt ein exklusives Merkmal der erworbenen Immunantwort jedoch konnen einige Zellen des angeborenen Immunsystems trainiert werden und auf einen zweiten Stimulus starker reagieren als auf den ersten 5 Literatur BearbeitenC Janeway et al Immunobiology 6 Auflage ISBN 0 8153 4101 6 Die 5 englische Ausgabe ist online auf den Seiten des NCBI Bookshelf frei verfugbar online Christine Schutt Barbara Broker Grundwissen Immunologie 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2646 8 J D Jones J L Dangl The plant immune system In Nature Band 444 Nummer 7117 November 2006 S 323 329 doi 10 1038 nature05286 PMID 17108957 Review L C Van Loon Plant Innate Immunity Band 51 von Advances in Botanical Research Academic Press 2009 ISBN 978 0 12 374834 8 Einzelnachweise Bearbeiten A M Armant M J Fenton Toll like receptors a family of pattern recognition receptors in mammals In Genome Biol Nr 3 8 2002 S reviews3011 1 reviews3011 6 PMID 12186654 C Martinelli J M Reichhart Evolution and integration of innate immune systems from fruit flies to man lessons and questions In J Endotoxin Res Nr 11 4 2005 S 243 248 PMID 16176662 Joost P H Drenth Jos W M van der Meer The Inflammasome A Linebacker of Innate Defense In New England Journal of Medicine Nr 355 2006 S 730 732 PMID 16914711 Sanjeev Mariathasan Denise M Monack Inflammasome adaptors and sensors intracellular regulators of infection and inflammation In Nature Reviews Immunology Nr 7 2007 S 31 40 PMID 17186029 Sadia Saeed Jessica Quintin Hindrik H D Kerstens NageshaA Rao AliAghajanirefah Filomena Matarese Shih Chin Cheng Jacqueline Ratter KimBerentsen Martijn A van der Ent Nilofar Sharifi Eva M Janssen Megens Menno TerHuurne Amit Mandoli Tom van Schaik Aylwin Ng Frances Burden Kate Downes Mattia Frontini Vinod Kumar Evangelos J Giamarellos Bourboulis Willem H Ouwehand Jos W M van der Meer Leo A B Joosten Cisca Wijmenga Joost H A Martens Ramnik J Xavier Colin Logie Mihai G Netea Hendrik G Stunnenberg Epigenetic programming of monocyte to macrophage differentiation and trained innate immunity In Science Band 345 Nr 6204 26 September 2014 ISSN 0036 8075 S 1251086 doi 10 1126 science 1251086 PMID 25258085 PMC 4242194 freier Volltext Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angeborene Immunantwort amp oldid 228076018