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Andreas Gau 2 November 1800 in Flerzheim bei Rheinbach 1 5 November 1862 in Aachen war ein katholischer Theologe Dozent und Subregens im Priesterseminar des Erzbistums Koln Stiftherr an der Stiftskirche zu Aachen Andreas Gau zeitgenossische Lithographie Gemalt von J Weber gedruckt bei J C Baum Coln auf Stein gezeichnet von J C Baum Inhaltsverzeichnis 1 Reformbestrebungen im Erzbistum Koln 2 Die Restauration des 19 Jahrhunderts 3 Veroffentlichungen 4 Anmerkungen 5 Quellen 6 Literatur 7 WeblinksReformbestrebungen im Erzbistum Koln BearbeitenIm Jahre 1820 nahm der zwanzigjahrige Andreas Gau nach dem Besuch des Gymnasiums das Studium der katholischen Theologie an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat in Bonn auf Dogmatik horte er bei Georg Hermes der soeben auf Veranlassung des designierten Kolner Erzbischofs von Spiegel dorthin berufen worden war und auf die Studenten eine ungeheure Anziehungskraft ausubte 2 Nach Abschluss der Universitatsstudien besuchte Gau 1823 das Priesterseminar in Koln Er gab wahrend dieser Zeit an beiden Gymnasien in Koln Unterricht in Hebraisch Am 29 Mai 1825 empfing er in Munster die Priesterweihe Seine erste Bestimmung erhielt er als Religionslehrer am Karmeliter Gymnasium in Koln Am Jesuiten Gymnasium gab er weiterhin Hebraisch Unterricht den er anfangs auch noch als Dozent des Priesterseminars beibehielt 3 Auf Vorschlag von Hermes wurde Gau 1827 zum Dozenten am Kolner Priesterseminar berufen das soeben im ehemaligen Jesuitenkollegium an der Marzellenstrasse neu eroffnet worden war Hier sollte Gau fur nahezu 25 Jahre ein segensreiches Schaffensfeld finden Die Dozenten hiessen offiziell Repetenten um gegenuber der preussischen Regierung die Tatsache zu verschleiern dass hier eine theologische Lehranstalt im Aufbau begriffen war Erst spater wurde der Professorentitel eingefuhrt 4 Im Priesterseminar gab Gau Vorlesungen in Moraltheologie und Liturgik und leitete die zugehorigen wissenschaftlichen Abhandlungen und Disputationen Zum Unterrichtsstoff gehorten ausserdem Vorlesungen uber Rubriken sowie Ubungen im Kirchenritus 5 Einige Vorlesungsthemen hat Gau in seinen Veroffentlichungen festgehalten Vor allem wegen seiner bemerkenswerten Fahigkeiten im Fach Liturgik wurde Gau 1831 zum Subregenten des Priesterseminars berufen 6 Er war einer der sehr wenigen die damals wissenschaftliche Liturgie betrieben haben wie der Kirchenhistoriker Heinrich Schrors feststellt 7 1832 ist Andreas Gau von der katholisch theologischen Fakultat der Julius Maximilians Universitat Wurzburg zum Doktor der Theologie promoviert worden Seine Dissertation De valore manuum impositionis atque unctionis in sacramento confirmationis behandelt in 21 Kapiteln die Bedeutung der liturgischen Handlungen bei der Spende des Firmsakramentes unter historisch dogmatischer Sicht 8 Durch Gaus Wirken ist in der Erzdiozese Koln eine ganze Generation von Priestern gepragt worden Der spatere Bischof Konrad Martin blickt in seinen Memoiren dankbar auf das Priesterseminar zuruck das er in den Jahren 1835 36 durchlaufen hatte Zu Andreas Gau bemerkt er Mehr Beifall fanden die Vortrage vom damaligen Subregens Gau welcher das Fach der Liturgik besorgte Er stellte das Wesentliche klar und ubersichtlich zusammen und trug wenn er sich auch des Geschriebenen bediente mit mehr Unbefangenheit und Freiheit auch mit einem ziemlich angenehmen Organe vor Ausserdem ubte er taglich mit den Zoglingen des Seminars den Ritus ein und gab ihnen allabendlich die Punkte der Betrachtung fur den anderen Morgen an 9 Gau wurde vielfach zu den Hermesianern gezahlt Wahrend sich die eigentliche Lehre von Hermes im dogmatischen Bereich abspielte entwickelte sich der Hermesianismus zu einer allgemeinen Geisteshaltung die es unternahm Gedanken aus der Aufklarungsperiode in die neue Zeit hinuberzuretten und zu entfalten Dahin gehort die Behandlung der Theologie mit wissenschaftlicher Methodik und eine klare und grundliche Ausbildung des Klerus in den Glaubenswahrheiten Im Kampf gegen trage Ruckstandigkeit und angstliches Sichabschliessen traditioneller Kreise waren sie voll Eifer dem Katholizismus Ansehen gegen eine feindlich eingestellte Wissenschaft zu verschaffen und Religiositat einen hoheren Stellenwert in der Gesellschaft zu verleihen 10 Nach Hermes Tod im Jahre 1831 wurde seine Schule von zahlreichen namhaften Theologen fortgefuhrt In der Zeitschrift fur Philosophie und katholische Theologie die ab 1832 als Alternative zu den bestehenden katholischen Fachblattern herausgegeben wurde und bis 1852 der fortschrittlichen Richtung der Theologie und der hermesianischen Schule als Organ diente war Gau von Anfang an standiger Mitarbeiter 11 Die Restauration des 19 Jahrhunderts BearbeitenUnter den Nachfolgern von Erzbischof Spiegel anderte sich das fortschrittliche geistige Klima im Erzbistum Koln ins Gegenteil einhergehend mit den Restaurationsbestrebungen in der romischen Kurie Die aus konservativen Kreisen des Diozesanklerus angeregte romische Untersuchung der Schriften von Hermes endete 1835 mit deren Indizierung als glaubensschadliche Lehre Damit sollte die gesamte hermesianische Geisteshaltung getroffen werden 12 Zu den Hermesianern zahlten nicht zuletzt die Lehrkrafte des Priesterseminars Nach seinem Amtsantritt versuchte Erzbischof Droste zu Vischering dem Seminar eine neue Ausrichtung im Sinne der traditionellen Vorstellungen zu geben Doch statt seine Absichten offenzulegen und in geeigneten Schritten zu verwirklichen mied er Begegnung und Auseinandersetzung mit den Betroffenen forderte vielmehr ein Denunziantentum und verfugte ohne Angaben von Grunden zeitweilig ein Vorlesungsverbot 13 Seinem spateren Nachfolger gab Droste 1842 ein schlechtes Zeugnis uber das Seminarkollegium Schrors weist in seinen Untersuchungen dieses Urteil zuruck und bemerkt weiterhin Was hier uber Gau berichtet wird ist nicht gerecht Dieser Mann in dessen Hand die aszetische Bildung lag hatte nie etwas Hermesianisches in seinen Schriften vorgetragen gab sich wie seine spater veroffentlichten Erbauungsvortrage im Seminar zeigen ernstliche und im kirchlichen Geiste gehaltene Muhe und stand in hoher Achtung 14 Nach dem Ausbruch der Kolner Wirren erschienen aus allen Richtungen Streitschriften zu dem kirchenpolitischen Konflikt Von der konservativen Seite wurden die Hermesianer neben dem Kolner Domkapitel als Hauptschuldige am Ausbruch des Konflikts hingestellt Eine von dem romischen Jesuiten Perrone herausgegebene in weiten Teilen falschliche Darstellung des Hermesianismus veranlasste eine Verteidigungsschrift des Priesterseminars den sogenannten Anti Perrone Sie war von Andreas Gau verfasst und wies Perrones Darstellung in ausfuhrlicher Untersuchung und in uberzeugender Weise als unhaltbar zuruck 15 Auch mit einem Deutschkatholizismus wurden die Hermesianer in Zusammenhang gebracht Dazu sondierte der Kolner Landrat und berichtete an das preussische Innenministerium unter Berufung auf Gau dass die Hermesianer sich eher dem konservativen Lager anschliessen wurden als einer Trennung von Rom zuzustimmen 16 Obwohl die antihermesianischen Krafte die Ersetzung aller Lehrkrafte aus dem Priesterseminar forderten begnugte sich Erzbischof von Geissel nach seiner Amtsubernahme 1842 vorerst mit einer unbedingten Unterwerfungserklarung Gau hat jedoch nie das Vertrauen Geissels zu gewinnen vermocht auch wenn seine Loyalitat ihm gegenuber nicht zu bezweifeln gewesen ist 1850 wurde Gau aus seinem Amt entlassen und als Kanoniker an die Stiftskirche zu Aachen dem heutigen Aachener Dom versetzt Das Amt des Subregenten wurde erst 1863 nach Gaus Tod neu besetzt da der von Geissel ausgewahlte Kandidat die Annahme der Stelle aus Gewissensgrunden abgelehnt hat 17 Die gegen die Hermesianer auch personlich immer starker einsetzende Reaktion hat Gau von weiteren wissenschaftlichen Arbeiten abgehalten 18 1852 liess er sich zum Abgeordneten der zweiten preussischen Kammer fur seinen heimatlichen Wahlkreis Bonn Rheinbach wahlen und wurde Mitglied bei der Katholischen Fraktion einem Vorlaufer der Deutschen Zentrumspartei 19 Von der preussischen Regierung wurde Gau 1852 fur eine frei gewordene Stelle im Kolner Domkapitel nominiert Doch das notwendige Idoneitatszeugnis wurde ihm vom Erzbischof Geissel verweigert so dass die Stelle bis nach Gaus Tod unbesetzt blieb 20 Am 5 November 1862 ist Andreas Gau in Aachen nach kurzer Krankheit im Alter von 62 Jahren verstorben Veroffentlichungen BearbeitenHistorisch dogmatische Untersuchungen uber die Natur des Messopfers oder Beantwortung der Frage in wie fern die Messe ein Opfer sey Verlag Du Mont Schauberg Koln 1830 45 Seiten De valore manuum impositionis atque unctionis in sacramento confirmationis Dissertatione historico dogmatica Verlag Du Mont Schauberg Koln 1832 90 Seiten Preces quotidianae in usum Seminarii Archiepiscopalis Coloniensis omniumque clericorum et sacerdotum Verlag Du Mont Schauberg Koln 1839 270 Seiten 2 erweiterte Auflage 1851 306 Seiten Uber den Ursprung und die Bedeutung der Festtage der Heiligen In Zeitschrift fur Philosophie und kath Theologie Bonn VII 98 123 VIII 52 62 Anti Perrone oder aktenmassige Rechtfertigung des erzbischoflichen Klerikalseminars zu Koln gegen die Beschuldigungen des P Perrone zu Rom und dessen Verteidiger Nebst einer Nachschrift an Dr Benkert zu Wurzburg Verlag Eisen Koln 1840 Ascetische Vortrage gehalten im Erzbischoflichen Clerical Seminar zu Koln Verlag Du Mont Schauberg Koln 1851 345 Seiten Betrachtungen uber die christlichen Sittenlehren und uber die Festtage des Kirchenjahres Kurze Betrachtungen zum Privatgebrauch 2 Bande Verlag Hurtes Schaffhausen 1852 334 Seiten Bemerkungen und unmassgebliche Vorschlage die innere Einrichtung des Erzbischoflichen Seminars zu Koln betreffend Manuskript Anmerkungen Bearbeiten Geburtsdatum in der ADB 8 414 falschlicherweise 2 Mai 1800 Geburtsurkunde der Marie Rheinbach Andreas Gau 11 Brumaire IX 2 November 1800 3 Uhr nachmittags in der Ortschaft Flerzheim Mairie von Rheinbach Gemeindebezirk von Bonn Sohn der Eheleute Johann Peter Gau Ackermann und Anna Catharina Bomerichs sonst Pommerich genannt Die Schwester Anna Maria des Theologen Andreas Gau hat einen Neffen des Kolner Domherrn Johann Joseph Muller 1768 Rheinbach geheiratet Biografische Daten im Familienbuch Euregio Hegel 208 211 Lill 22 Trippen Priesterseminar 66 Martin 128 ADB 8 414 Hecker 135 Hegel 243 Trippen Priesterseminar 59 66 Hecker 135 Hegel 242 Trippen Priesterseminar 65 Schrors Braun 71 72 Vorlesungsverzeichnisse 1836 38 bei Lentzen 9 12 28 29 36 37 Tagesordnung ebd 61 63 Hecker 135 Schrors Fakultat 331 332 Schrors Braun 20 Zeitschrift 1832 2 145 Dissertation De valore manuum impositionis atque unctionis in sacramento confirmationis Dissertatio historico dogmatica Auctore Andrea Gau ss theologiae doctore et seminarii archiep colon subregente Coloniae apud M Dumont Schauberg 1832 Martin 119 121 Schrors Braun 2 3 Trippen Priesterseminar 66 Hegel 210 Schrors Braun 19 20 71 72 153 187 Die Titelseite der Zeitschrift weist die Liste der standigen Mitarbeiter auf Hegel 210 211 Lill 22 25 Lill 45 Schrors Wirren 427 432 434 622 623 Trippen Priesterseminar 73 83 Lentzen 126 127 mit dem Wortlaut der Verfugungen vom 1 11 bzw 10 November 1837 zu dem Vorlesungsverbot Schrors Braun 341 mit A 1 Wirren 595 Hecker 136 Schrors Braun 319 325 Wirren 535 536 mit A 832 Lill 53 55 Anti Perrone oder aktenmassige Rechtfertigung des erzbischoflichen Klerikalseminars zu Koln gegen die Beschuldigungen des P Perrone zu Rom und dessen Verteidiger Nebst einer Nachschrift an Dr Benkert zu Wurzburg 1840 Nach dem Verlagskatalog des Verlages Eisen Koln 1841 ist Gau der Verfasser Beilage der Zeitschrift 1841 Siehe auch Zeitschrift 1840 1 187 190 Nach Schrors ist der Seminardozent Reber der Verfasser Schrors Wirren 593 595 mit dem Zitat des Landrats Schnabel von Mulheim am Rhein der damit am 9 Dezember 1838 an den Minister Rochow berichtete Zum Deutschkatholizismus siehe auch Hegel 492 493 Hegel 489 490 Schrors Braun 341 mit A 1 375 377 Trippen Priesterseminar 88 89 Domkapitel 134 mit A 95 Hecker 137 ADB 8 414 Handbuch 1850 XXIX XXX 1857 28 30 Schrors Fakultat 332 ADB 8 414 Schrors Braun 542 545 544 A 1 ADB 8 414 Trippen Domkapitel 134 Quellen BearbeitenGeburtsurkunde der Mairie Rheinbach Andreas Gau 11 Brumaire IX 2 November 1800 3 Uhr nachmittags in der Ortschaft Flerzheim Mairie von Rheinbach Gemeindebezirk von Bonn Hand und Adress Buch der Erzdiocese Coln Spater Handbuch der Erzdiozese Koln 1 Auflage Coln 1827 2 Auflage 1830 4 Auflage 1840 7 Auflage 1854 8 Auflage 1857 Sterbeurkunde der Burgermeisterei Aachen Andreas Gau Aachen 5 November 1862 Verlagskatalog des Verlages Eisen Koln 1841 Zeitschrift fur Philosophie und katholische Theologie Jahrgange Koln 1832 Bonn 1852 Literatur BearbeitenHermann Joseph Hecker Chronik der Regenten Dozenten und Okonomen im Priesterseminar des Erzbistums Koln 1615 1950 Dusseldorf 1952 Eduard Hegel Das Erzbistum Koln zwischen der Restauration des 19 Jahrhunderts und der Restauration des 20 Jahrhunderts 1815 1962 In Eduard Hegel Geschichte des Erzbistums Koln 5 Band Koln 1987 Johann Heinrich Lentzen zugeschrieben Das Priesterseminar zu Koln unter den Erzbischofen Ferdinand August Grafen Spiegel zum Desenberg und Canstein und Clemens August Freiherrn von Droste Vischering Koln 1838 Rudolf Lill Die Beilegung der Kolner Wirren 1840 1842 Dusseldorf 1962 Konrad Martin Zeitbilder oder Erinnerungen an meine verewigten Wohltater Mainz 1879 Franz Heinrich Reusch Gau Andreas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 414 Heinrich Schrors Geschichte der katholisch theologischen Fakultat zu Bonn 1818 1831 Koln 1922 Heinrich Schrors Ein vergessener Fuhrer aus der rheinischen Geistesgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts Johann Wilhelm Joseph Braun 1801 1863 Professor der Theologie in Bonn Bonn und Leipzig 1925 Heinrich Schrors Die Kolner Wirren 1837 Studien zu ihrer Geschichte Berlin und Bonn 1927 Norbert Trippen Das Domkapitel und die Erzbischofswahlen in Koln 1821 1929 Koln und Wien 1972 Norbert Trippen Hrsg Das Kolner Priesterseminar im 19 und 20 Jahrhundert Siegburg 1988 Weblinks BearbeitenAusfuhrliche Biographie im Familienbuch EuregioNormdaten Person GND 104057009 lobid OGND AKS VIAF 69064034 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gau AndreasKURZBESCHREIBUNG katholischer Theologe Dozent Subregens StiftsherrGEBURTSDATUM 2 November 1800GEBURTSORT Flerzheim bei RheinbachSTERBEDATUM 5 November 1862STERBEORT Aachen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andreas Gau amp oldid 238709249