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Ambros Uchtenhagen 23 August 1928 in Basel 10 September 2022 1 in Zurich 2 war ein Schweizer Psychiater Psychoanalytiker Hochschullehrer und Suchtspezialist Ambros Uchtenhagen 1986 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sozialpsychiatrie 3 Drogenpolitik 4 Anmerkungen 5 Publikationen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie Mutter Uchtenhagens entstammte einer Baselbieter Handwerkerfamilie der Vater wurde wahrend des Ersten Weltkrieges als deutscher Berufsoffizier in der Schweiz interniert nahm das Schweizer Burgerrecht an und fand im kaufmannischen Bereich Arbeit Uchtenhagen hatte zwei Bruder Nach mehreren Orts und Schulwechseln besuchte Uchtenhagen schliesslich das Kantonale Realgymnasium in Zurich das er 1947 mit der Matura abschloss Uchtenhagen absolvierte das Studium der Philosophie an der Universitat Zurich und fugte diesem im Anschluss das Studium der Medizin bei Nach eigenen Angaben wurde Uchtenhagen nachhaltig durch die Humanisten Ernesto Grassi der als Gastdozent in Zurich lehrte und Rene Konig der spater das Soziologische Institut der Universitat Koln leitete gepragt Zu beiden blieb lange ein Kontakt bestehen Sein Doktorvater Hans Barth genehmigte eine Dissertation uber Machttheorien von Platon bis Machiavelli Gleichzeitig absolvierte Uchtenhagen bei Gustav Bally eine Lehranalyse Nach dem Studium liess sich Uchtenhagen zum Spezialarzt in Psychiatrie und Psychotherapie ausbilden Er war von 1977 bis zu seiner Emeritierung 1995 Professor fur Sozialpsychiatrie und Direktor des Sozialpsychiatrischen Dienstes spater Direktor der Psychiatrischen Universitatsklinik Zurich Sektor West Ambros Uchtenhagen war von 1956 bis zu ihrem Tod 2016 mit Lilian Uchtenhagen verheiratet die als eine der ersten Nationalratinnen der Schweiz und Kandidatin fur den Bundesrat bekannt wurde Der sozialpolitische Weg der SP und entsprechende Werte waren fur beide wesentlich 1966 nahm das Ehepaar drei Waisenkinder aus Madagaskar auf die durch Terre des Hommes in die Schweiz gebracht wurden Sein Hobby war das Malen sein beachtliches Werk zeigte er erstmals kurz vor seinem Tod offentlich 3 Er starb im September 2022 im Alter von 94 Jahren in Zurich 1 2 Sozialpsychiatrie BearbeitenAmbros Uchtenhagen galt als einer der Begrunder der Sozialpsychiatrie in der Schweiz Ab 1970 baute er den Sozialpsychiatrischer Dienst an der Psychiatrische Universitatsklinik Zurich auf ein Netzwerk aus ambulanter teilstationarer und stationarer Versorgung fur Psychosekranke Suchtpatienten und psychisch Alterskranke Er war Grunder und Stiftungsratsvorsitzender des Instituts fur Sucht und Gesundheitsforschung Er war auch als Gutachter der Weltgesundheitsorganisation WHO namentlich in Entwicklungslandern tatig Uchtenhagen war Mitglied des WHO expert panel on drugs und fungierte als Vizeprasident bis anfangs Juli 2018 Prasident der Stiftung fur Suchtforschung mit Sitz in Zurich Uchtenhagen war Mitglied und lange Zeit Vorstand in der Schweizerischen Gesellschaft fur Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie SGGG Drogenpolitik BearbeitenAmbros Uchtenhagen war Berater der Parlamentskommissionen bei der Betaubungsmittelgesetzrevision 1975 Anm 1 welche eine Verscharfung der repressiven Massnahmen ermoglichte Im Streit um die Spritzenabgabe und Spritzentausch 1985 1986 vertrat Uchtenhagen die repressive Ideologie der Zurcher Gesundheitsdirektion Anm 2 Bis mindestens 1992 stellte sich Ambros Uchtenhagen gegen die Schadenminderung und gegen die Heroinabgabe 4 die prioritaren Ziele waren fur ihn Abstinenz Therapie und Drogenentzug Anm 3 5 Das von Uchtenhagen gegrundete Zurcher Institut fur Suchtforschung wertete die eidgenossischen Heroinversuche Prove aus Er machte sich in den 1970er Jahren international einen Namen als Suchtspezialist da er die Methadon Abgabe aufbaute und das Schweizer Modell der kontrollierten Heroinabgabe entwarf welches die Schweizer Drogenpolitik bis heute auf den Arbeiten von Uchtenhagen und dem Arzt Andre Seidenberg pragt 1 Anmerkungen Bearbeiten Gemass Protokollen der eidgenossischen Rate liessen sich die Kommissionen des Nationalrates und des Standerates durch Prof Uchtenhagen seine Institutionen zeigen Seine Frau Nationalratin Lilian Uchtenhagen bedauerte im Nationalrat zwar die Einfuhrung von Zwangsmassnahmen gegen den alleinigen Konsum von Drogen sie kritisierte aber vor allem die ungenugenden Finanzmittel fur die therapeutischen Massnahmen Sozialpsychiatrische Therapie ist teuer Vergeblich kritisierte die rechte Ratsminderheit an der Gesetzesrevision dass Therapie quantitativ nie ein genugend taugliches Mittel darstellen kann den Drogenproblemen Herr zu werden Man wusste dass dafur genugende therapeutische Kapazitaten jenseits jeder Finanzierbarkeit lagen Letztlich vertraute der Gesetzgeber mit seinem drogenpolitische Konsens 1975 auf einen Ausbau der repressiven Mittel Zurcher Richtlinien zur arztlichen Spritzenabgabe vom 31 12 1985 Per Stempel auf einer Bezugskarte sollten die registrierten Drogenabhangigen einmal pro Woche eine sic sterile Spritze und Nadel erhalten Ambros Uchtenhagen schrieb dazu am 15 1 1986 Die Spritzenabgabe soll einer Schadigung der korperlichen Gesundheit insbesondere auch von Dritten durch Risikoinfektionen vorbeugen Sie kann diese Funktion aber nur erfullen wenn gewisse Vorsichtsmassnahmen wahrgenommen werden Ausserdem widerspricht sie meistens der primaren therapeutischen Zielsetzung dem Drogenabhangigen den Weg zur Abstinenz zu erleichtern Die Verschreibung von Injektionsmaterial sollte begleitet sein von einem therapeutischen Kontakt der auf eine Behandlung der Abhangigkeit hin zu arbeiten versucht In der Regel sollte die Verschreibung von Injektionsmaterial eine Behelfsmassnahme nicht eine Dauermassnahme darstellen Kommentar A Uchtenhagen zu Richtlinien zur Spritzenabgabe Jan 1986 In den von ihm verfassten Methadonrichtlinien der Gesundheitsdirektion des Kantons Zurich der Jahre 1987 1990 und 1991 beharrte Uchtenhagen explizit auf dem Primat der Abstinenz in der Behandlung von substituierten Opioidabhangigen Eine niedrigschwellige nicht auf Psychotherapie und Abstinenz ausgerichtete Methadonabgabe lehnte er genauso ab wie die Heroinabgabe Im Kommentar zu den Richtlinien zur methadonunterstutzten Behandlung Heroinabhangiger vom 11 Juni 1991 schreibt Uchtenhagen Die methadonunterstutzte Behandlung ist eine Behandlung zweiter Wahl Entzugs und Entwohnungsbehandlungen mit dem Ziel der Opiatabstinenz haben erste Prioritat Publikationen BearbeitenUntersuchungen zur Theorie der Macht von Platon bis Machiavelli Iuris Verlag Zurich 1963 mit D Zimmer Hofler Heroinabhangige und ihre normalen Altersgenossen Herkunft Lebenssituation und Zweijahresverlauf im Quervergleich Haupt Bern 1985 mit N Jovic Hrsg Psychische Storungen im Alter gutes Umgehen mit eigenem und fremdem Alter Fachverlag Zurich 1990 mit A Dobler Mikola und T Steffen Hrsg Betaubungsmittelverschreibung an Heroinabhangige wichtigste Resultate der Schweizerischen Kohortenstudie Karger Basel 2000 mit W Zieglgansberger Hrsg Suchtmedizin Konzepte Strategien und therapeutisches Management Urban amp Fischer Munchen 2000 Drug abuse treatment in the prison milieu a review of the evidence In Council of Europe Hrsg Prisons Drugs and Society Strassburg 2002 S 79 98 Neu Orientierung der Medizin was tut sich im internationalen Umfeld In J Bircher W Stauffacher Hrsg Zukunft Medizin Schweiz Basel 2003 Kontrollverlust und Verhaltenskontrolle In J Rink Hrsg Die Suche nach der Kontrolle Von der Abstinenzabhangigkeit zur Kontrollabhangigkeit Geesthacht 2004 S 14 23 Gesundheits und Krankheitskonzepte ihre Komponenten und deren Stellenwert fur Diagnostik Therapie Begutachtung In G Riemer Kafka Hrsg Medizinische Gutachten Zurich 2005 S 9 34 Utopische Elemente in den Wissenschaften von der Psyche In B Sitter Lievers Hrsg Utopie heute II Zur aktuellen Bedeutung Funktion und Kritik des utopischen Denkens und Vorstellens Stuttgart 2007 S 155 188 mit U Solberg Guidelines for the evaluation of treatment in the field of problem drug use A manual for researchers and professionals European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction Lisbon 2007 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ambros Uchtenhagen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website von Ambros Uchtenhagen mit CV PDF Dorothee Vogeli Der Doyen der Schweizer Drogenpolitik In Neue Zurcher Zeitung vom 10 November 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Liliane Minor Zurcher Suchtpionier ist tot In Tages Anzeiger 20 September 2022 a b Ambros Uchtenhagen 94 In NZZ am Sonntag 25 September 2022 S 25 Online Jean Martin Buttner Amros Uchtenhagen ist tot Wie aus einem Hardliner ein Pionier der Drogenpolitik wurde In Tages Anzeiger 21 September 2022 Dorothee Vogeli Interview mit Ruth Dreifuss und Ambros Uchtenhagen Der Staat muss den Drogenmarkt regulieren und die Gefahren in den Griff bekommen In Neue Zurcher Zeitung 24 August 2018 abgerufen am 8 Mai 2020 Ambros Uchtenhagen Zurcher Methadonrichtlinien 1996 In www seidenberg ch Abgerufen am 24 Mai 2020 Normdaten Person GND 118152831 lobid OGND AKS LCCN n85177574 VIAF 45092438 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Uchtenhagen AmbrosKURZBESCHREIBUNG Schweizer Psychiater Psychoanalytiker Hochschullehrer und SuchtspezialistGEBURTSDATUM 23 August 1928GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 10 September 2022STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ambros Uchtenhagen amp oldid 236355538