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Die Alte Post war ein spatbarockes Gebaude im Gebiet der ersten barocken Stadterweiterung von Potsdam Es befand sich an der Ecke der heutigen Friedrich Ebert Strasse und der Yorckstrasse auf der Westseite des Platzes der Einheit Die Hauptfassade des Gebaudes war zum sudlich vorbeifuhrenden Stadtkanal gerichtet Die Alte Post wurde beim Luftangriff am 14 April 1945 weitgehend zerstort und die Ruine in der Nachkriegszeit abgetragen Nach dem 2009 erfolgten Abbruch des 1968 69 auf dem Grundstuck erbauten Wohnhochhauses wurde in den Jahren 2015 bis 2016 ein Neubau errichtet dessen Fassadengliederung Elemente der Alten Post aufnimmt 1 Die Nauensche Brucke das Posthaus und der Wilhelms Platz zu Potsdam Kolorierte Radierung von Johann Friedrich Nagel um 1796 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgangerbau 1 2 Umgestaltung Potsdams unter Konig Friedrich II 1 3 Geschichte des Hauses bis zur Zerstorung 1 4 Neubau des Wohnhochhauses 1968 1969 1 5 Aktuelle Situation 2 Beschreibung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgangerbau Bearbeiten Das Grundstuck der Alten Post wurde im Zuge der ersten Stadterweiterung unter Konig Friedrich Wilhelm I mit einem fur damalige Potsdamer Verhaltnisse reprasentativen Burgerhaus bebaut Dieses zweigeschossige Gebaude besass zum seinerzeit Nauensche Plantage genannten heutigen Platz der Einheit sieben Fensterachsen Die massive Fassade war durch Lisenen Putzspiegel und schlichte Fensterrahmungen gegliedert Eine Giebelgaube und eine zweilaufige Freitreppe betonten die Mittelachse des Hauses Das machtige Mansarddach und der aufgrund einer vollstandigen Unterkellerung vorhandene Sockel sind typisch fur die an Standespersonen vergebenen Potsdamer Hauser aus der Regierungszeit des Soldatenkonigs wie sie sich nur noch vereinzelt insbesondere entlang des Stadtkanals erhalten haben Nach Heinrich Ludwig Mangers Baugeschichte von Potsdam bestanden die Innenwande und die Hofseite des Gebaudes aus Fachwerk Manger gibt die Masse des Hauses mit 94 5 Fuss entspricht ca 29 60 Meter auf der Sudseite zum Stadtkanal und 75 Fuss entspricht ca 23 50 Meter auf der Ostseite zur Nauenschen Plantage an 2 Umgestaltung Potsdams unter Konig Friedrich II Bearbeiten Konig Friedrich II liess ab 1748 ausgehend vom Stadtschloss die Hauser der Residenzstadt nach seinem Architekturempfinden weitgehend neu errichten Nach dem Siebenjahrigen Krieg hatte die planmassige Erneuerung der Strassenfronten die Nauensche Plantage erreicht 1765 wurden die ersten dreigeschossigen Burgerhauser nach Planen Carl von Gontards an der Westseite des Platzes unmittelbar nordlich des Vorgangergebaudes der Alten Post anstelle zweistockiger Fachwerkbauten aus der Zeit um 1722 errichtet Eine Erneuerung des Eckhauses unterblieb vorerst da der Konig zunachst lediglich den Ersatz der alteren Bauten mit sichtbaren Fachwerkfassaden durch massive Gebaude anstrebte Allerdings mussten trotz der Bedenken seiner Fachleute auf Anordnung des Konigs zur Kostenersparnis die fur die wesentlich leichteren Vorgangerbauten bereits unzureichenden Pfahlgrundungen wiederverwendet werden 3 Schon kurz nach Fertigstellung der Neubauten zeigten sich Schaden die durch die ungenugende Fundamentierung verursacht wurden Nach jahrelangen Bemuhungen der Hausbesitzer gegenuber dem Konig und angesichts des sich standig verschlechternden Bauzustandes liess Friedrich II im Herbst 1782 einen Kostenanschlag zum Abtragen und Wiederaufbauen der drei schadhaften Hauser sowie der angrenzenden Gebaude anfertigen da abzusehen war dass das Einschlagen neuer Pfahle auch diese irreparabel schadigen wurde 1783 begann die vollstandige Erneuerung der Westseite der Nauenschen Plantage vom Stadtkanal bis zur heutigen Ebraerstrasse die aufgrund der komplizierten Grundungsarbeiten erst im folgenden Jahr abgeschlossen werden konnte Manger widmete dieser ingenieurtechnischen Leistung eine eigene Publikation 4 Die drei bis heute mitsamt der 1783 geschaffenen Grundungen erhaltenen Hauser heute Friedrich Ebert Strasse 112 113 und 114 wurden beim Wiederaufbau wiederum nach Planen Carl von Gontards errichtet wobei Anderungen der Fassadendetails und eventuell sogar der Achszahlen erfolgten 5 Der Neubau 1783 84 des spater Alte Post genannten Schlinckschen Eckhauses entstand nach Planen Georg Christian Ungers eines Schulers Carl von Gontards der auch fur das westlich angrenzende Haus Am Kanal 20 heute Yorckstrasse 2 verantwortlich zeichnete Das Eckhaus wurde zur Zeit seines Neubaus als Posthaus genutzt In Potsdam ist kein offentliches Gebaude zum Posthause bestimmt sondern der jedesmalige Postmeister muss fur eine gewisse Vergutigung den notigen Gelass zum Postamte besorgen 6 Entsprechend der Bestimmung des Hauses erhielten die Fassaden von den Brudern Johann Christoph und Michael Christoph Wohler geschaffene Puttenreliefs mit ins spielerische gewandelten Postszenen 7 sowie Bekronungen mit Meilenzeigern Diese waren von Skulpturen flankiert welche Personifikationen der vier Erdteile Europa Asien Afrika und Amerika sowie Merkur und Fama darstellten 8 Im Jahre 1790 wurde es von der Postverwaltung fur den Preis von 10 000 Thalern angekauft bis zum 24 Juli 1829 zu Postzwecken benutzt und sodann fur 13 805 Thaler offentlich verkauft 9 Geschichte des Hauses bis zur Zerstorung Bearbeiten Aufgrund der zunachst nicht an ein bestimmtes Gebaude gebundenen Nutzung als Posthaus erfullte der reprasentative Bau aus der Spatzeit Friedrichs II diesen Zweck nur fur relativ kurze Zeit 1828 wurde das am nunmehrigen Wilhelmsplatz gegenuberliegende Eckhaus Am Kanal 18 fur die Post erworben Nach Grundung der Oberpostdirektion 1850 sind im Umfeld der Sudostecke des Wilhelmsplatzes Erweiterungen fur die Nutzung durch die Post vorgenommen worden die schliesslich im Jahr 1900 in der Fertigstellung der neuen Hauptpost gipfelten 10 Die Alte Post erfuhr im 19 Jahrhundert eine der reprasentativen Lage gemasse Verwendung als Wohn und Geschaftshaus Die drei markanten Meilenzeiger oder Obelisken auf der Attika waren aufgrund von Bauschaden bereits fruhzeitig beseitigt worden Die Nutzung des Erdgeschosses als Bankfiliale zum Anfang des 20 Jahrhunderts durch die Deutsche Bank fuhrte zur Vergrosserung der Erdgeschossfenster und zur Anbringung von Reklametafeln am Haus Daruber hinaus waren im 19 Jahrhundert zwei Balkone hinzugefugt worden Der hohe baukunstlerische Wert der Alten Post ist allerdings bereits fruhzeitig erkannt worden Hans Kania wurdigte 1915 Ungers Schopfung in seinem Buch Potsdamer Baukunst als herrlich 11 Bei den Bombenangriffen auf Potsdam im April 1945 wurde die Alte Post schwer beschadigt wobei die Fassade zu grossen Teilen erhalten blieb Entsprechend ersten Wiederaufbauplanungen sollte das Haus analog zu zeitgleichen Bauvorhaben in der benachbarten Wilhelm Staab Strasse hinter der Fassade neu errichtet werden Allerdings erfolgte dann 1958 der vollstandige Abbruch der Ruine Dem Potsdamer Architekten Christian Wendland gelang seinerzeit noch die Bergung eines Teils des ebenfalls zur Beseitigung vorgesehenen Bauschmucks 12 Neubau des Wohnhochhauses 1968 1969 Bearbeiten nbsp Wohnhochhaus 2007Ende der 1960er Jahre erfolgte die Neubebauung des Grundstucks der Alten Post das mittlerweile die Adresse Friedrich Ebert Strasse 115 besass mit einem neungeschossigen Scheibenhochhaus nach Planen des Architekten Dietrich Schreiner Die beiden unteren Etagen dienten dem staatlichen Reiseburo der DDR sowie als Leitzentrale der Potsdamer Verkehrsbetriebe Die sieben Etagen daruber waren in jeweils vier zum Platz der Einheit ausgerichtete Kleinwohnungen mit Laubengangerschliessung auf der Westseite aufgeteilt Ein zweigeschossiger Anbau auf der Westseite leitete zum 1965 restaurierten Barockgebaude Yorckstrasse 2 ehemals Am Kanal 20 uber Die geschlossene Sudfassade des Hochhauses erhielt als besonderen Akzent die Metallplastik Flugschiff des Kunstlers Peter Rohn die auf die Funktion des Hauses als Reiseburo verwies Zusammen mit dem im Suden auf der anderen Seite der Yorckstrasse gelegenen Eckhaus des Potsdamer Autosalons sowie der schrag gegenuber errichteten Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek war dieser Bereich der Innenstadt Potsdams entsprechend dem Zeitgeist der 1960er Jahre umgestaltet worden 13 Aktuelle Situation Bearbeiten nbsp FinanzCenter der Berliner Volksbank in Potsdam Die Fassade wurde der ehemaligen Alten Post nachempfunden Aufgrund der kritischen bis ablehnenden Haltung gegenuber den DDR zeitlichen Uberformungen des Potsdamer Stadtbildes und der Nachkriegsmoderne sowie wegen der ohnehin mittelfristig notwendigen Sanierung des heute als Haus des Reisens bezeichneten Hochhauses erfolgte im Jahr 2009 dessen Abbruch 14 Die Metallplastik Flugschiff ist hierbei gesichert worden und befindet sich jetzt am Parkhaus in dem Kultur und Erlebniszentrum Schiffbauergasse 2014 verkaufte die stadtische Pro Potsdam GmbH das Grundstuck an die Berliner Volksbank die dort die Einrichtung ihrer Brandenburg Zentrale plante 15 Der 2015 begonnene Neubau folgt in seiner Fassadengliederung der Gestaltung des historischen Vorbilds ohne dieses im Detail zu rekonstruieren 16 Beschreibung BearbeitenDie Alte Post war ein zweieinhalbgeschossiges Eckgebaude das zum Stadtkanal Yorckstrasse neun und zur Nauenschen Plantage Platz der Einheit sieben Fensterachsen besass Die Gliederung der Fassaden erfolgte durch stark plastisch hervortretende Kolossalpilaster mit Kompositkapitellen die Erdgeschoss und erstes Obergeschoss zusammenfassten wahrend das niedrigere dritte Obergeschoss als Mezzanin in der Attikazone untergebracht war Die dritte und siebte Fensterachse der breiteren Sudfassade sowie die Mittelachse der Ostfassade sprangen als Risalite vor die auf der Attika mit jeweils zwei achtfussigen das heisst etwa 2 50 Meter hohen Sandsteinfiguren zuseiten eines Meilenzeigers oder Obelisken bekront waren Die beiden Figuren auf dem zum Platz der Einheit zeigenden Risalit stellten Merkur mit Flugelhelm und einem Briefkuvert und eine geflugelte Fama mit einem Horn dar Die beiden Risalite zum Stadtkanal waren mit weiblichen Personifikationen der Erdteile versehen Europa mit Krone und Zepter sowie Kugeln und auf einem Buch stehenden Globus zu ihren Fussen Asien mit einer Mondsichel in der Hand und einem Turban auf dem Boden Afrika mit einem Bogen in der Hand und Oberarmreifen sowie Amerika mit einer Bekleidung aus Federn und einem Kocher mit Pfeilen 17 Der niedrige Sockel war gebandert und wies nur kleine querrechteckige Offnungen fur Kellerfenster auf Zwischen Erd und erstem Obergeschoss befand sich eine Zone mit Puttenreliefs die in die Putzflachen eingelassen waren und von diesen gerahmt wurden Uber den Reliefs bildete ein mit einem gitterartigen Ornament versehenes Gesims den unteren Abschluss der Obergeschossfenster Die Pilaster schlossen oben mit einem schlichten Hauptgesims ab welches nur im Bereich der schmalen Risalite durch Konsolen mit dazwischen befindlichen Gehangen verziert war In der Attikazone setzten sich die Pilaster der unteren Etagen als flache Lisenen fort Die Faschen der Fenster des zweiten Obergeschosses verfugten uber in den Ecken angebrachte Konsolen Daruber schloss sich das Traufgesims an Das Dach des Gebaudes war ein relativ flachgeneigtes Satteldach Unger orientierte sich bei seinem Entwurf an der Architektur von Palasten die der hervorgehobenen stadtebaulichen Lage des Hauses entsprach Literatur BearbeitenAstrid Fick Potsdam Berlin Bayreuth Carl Philipp Christian von Gontard 1731 1791 und seine burgerlichen Wohnhauser Immediatbauten und Stadtpalais Imhof Petersberg 2000 ISBN 3 932526 42 2 Jutta Gotzmann Hrsg Friedrich und Potsdam Die Erfindung seiner Stadt Ausstellungskatalog Munchen 2012 ISBN 978 3 7774 5541 9 Hans Kania Potsdamer Baukunst Reprint Barleben 2008 ISBN 978 3 939665 70 0 Heinrich Ludwig Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam besonders unter der Regierung Konig Friedrichs des Zweiten Zweiter Band Berlin und Stettin 1789 Reprint Leipzig 1987 Friedrich Mielke Das Burgerhaus in Potsdam Tubingen 1972 ISBN 3 8030 0017 3 und ISBN 3 8030 0016 5 Friedrich Mielke Potsdamer Baukunst Berlin 1998 ISBN 3 549 05668 0 Friedrich Nicolai Beschreibung der koniglichen Residenzstadte Berlin und Potsdam Berlin 1786 Leipzig 1993 ISBN 3 379 01465 6 Paul Sigel Silke Dahmlow Frank Seehausen Lucas Elmenhorst Architekturfuhrer Potsdam Berlin 2006 ISBN 3 496 01325 7 Christian Wendland Georg Christian Unger Baumeister Friedrichs des Grossen in Potsdam und Berlin J Strauss Verlag Potsdam 2002 ISBN 3 929748 28 2 Einzelnachweise Bearbeiten Die Alte Post ist grau nicht ocker Memento des Originals vom 17 Februar 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www maz online de Markische Allgemeine Zeitung vom 11 August 2016 Manger 1789 S 465 Manger 1789 S 292 466 Heinrich Ludwig Manger Nachricht von dem neuen Grundbaue zu einer Anzahl Hauser in Potsdam 3 Bande Potsdam 1783 Dessau Leipzig 1784 Potsdam 1786 Fick 2000 S 209 f Nicolai 1993 S 268 Abbildung bei Mielke 1972 Tafeln 204 c f und 205 c f Abbildung bei Mielke 1972 Tafeln 226 a d und 227 a b Allegorische Darstellung des Postwesens an dem vormaligen Posthause in Potsdam Archiv fur Post und Telegraphie 6 Jhrg S 649 650 In Beihefte zum Amtsblatt der Deutschen Reichs Post und Telegraphenverwaltung Berlin 1878 Mielke 1998 S 374 Kania 2008 S 61 Friedrich und Potsdam 2012 S 134 f Sigel 2006 S 24 PRO POTSDAM Haus des Reisens fallt Memento vom 12 Februar 2009 im Internet Archive Markische Allgemeine Zeitung vom 12 Februar 2009 Alte Post Grundstuck an Bank verkauft Memento des Originals vom 9 November 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www pnn de Potsdamer Neueste Nachrichten vom 19 April 2014 Alte Post Baustart ruckt naher Memento des Originals vom 9 November 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www pnn de Potsdamer Neueste Nachrichten vom 8 Mai 2015 Mielke 1972 S 485 f 52 397533 13 0579 Koordinaten 52 23 51 1 N 13 3 28 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Post Potsdam amp oldid 238181737