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Der Altaraufsatz des Pilgrim II ist ein mittelalterliches Altarbild das im Dom der italienischen Stadt Cividale steht Der silberne Aufsatz wurde von Pilgrim II dem Patriarchen von Aquileia um das Jahr 1200 gestiftet und kront heute den Hauptaltar der Kirche Santa Maria Assunta 1 Er zeigt Maria und das Jesuskind umgeben von Erzengeln und einer Schar Heiliger 2 Das Kunstwerk ist durch seine reichhaltige Verzierung und die fruhe typographische Herstellungstechnik seiner Inschriften sowohl kunsthistorisch als auch druckgeschichtlich von Interesse 3 Triptychon des Altaraufsatzes das Maria mit dem Jesuskind auf ihrem Schoss von zwei Erzengeln umgeben zeigt Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Typographie 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Blick durch das Hauptschiff zum beleuchteten Altaraufsatz im ChorDas silberne stellenweise vergoldete Reliefbildnis befindet sich heute im Dom Santa Maria Assunta der Kleinstadt Cividale im Friaul Die ungefahr einen Meter hohe und zwei Meter breite rechteckige Platte thront in einer modernen Vitrine uber dem Hauptaltar im Chor Der Aufsatz ist ein Weihegeschenk von Pilgrim II lat Name Pellegrinus der von 1195 bis 1204 das Patriarchat von Aquileia ausubte 1 Der Altaraufsatz ist in vier Teile gegliedert das Zentrum bildet das Triptychon das Maria als die Mutter Gottes lat mater dei mit dem Jesuskind auf ihrem Schoss zeigt von links und rechts eilen die Erzengel Michael und Gabriel auf die sitzende Mutter mit Kind zu Die Szene spielt sich unter einer dreibogigen Arkade ab Das Triptychon ist zu jeder Seite von einer Abteilung flankiert in denen insgesamt 25 mannliche und weibliche Heilige in jeweils drei horizontalen Reihen nebeneinander stehen Alle Figuren mit Ausnahme des Jesuskindes sind namentlich gekennzeichnet Um das Triptychon und die beiden Seitenabteilungen lauft der Rahmen herum in dem Kopfmedaillons ohne Inschriften abgebildet sind Im oberen horizontalen Rahmenstuck werden Christus und Johannes der Taufer sowie die vier Evangelisten dargestellt Im unteren Gegenstuck kann Pilgrim II der sich kniend zu Fussen der Maria befindet durch eine begleitende Inschrift als Stifter des Altaraufsatzes identifiziert werden An der Innenseite beider Rahmenbretter lauft waagerecht die Votivinschrift entlang die zehn leoninische Verse enthalt 2 Typographie BearbeitenAlle Inschriften auf dem Altaraufsatz wurden auf Latein abgefasst Der Schrifttypus der Weiheinschrift wird im Grossen und Ganzen als gotische Kapitalis eingeordnet 4 Zur Produktion der Inschriften wurden die Buchstaben nach ubereinstimmender Ansicht moderner Kommentatoren mittels einzelner Letterpunzen nacheinander in das Silber eingeschlagen 5 Fur die typographische Herstellungsweise spricht dass die Buchstaben augenscheinlich das Kriterium der Typidentitat erfullen demzufolge jedes Buchstabenbild von ein und derselben Letterpunze herruhren muss 6 Dies lasst sich u a an dem fehlerhaften R erkennen dessen Beschadigung sich in allen Rs im Text wiederholt 7 Die Buchstaben ragen im Hochrelief aus rechteckigen Vertiefungen hervor die durch das Fleisch der Tiefreliefpunzen erzeugt wurden die Scheidung der Buchstaben und ihrer Vertiefungen voneinander durch feine Rander ist ein weiteres Indiz fur die sequentielle Verwendung einzelner Lettern 6 Auch die Beobachtung dass die Buchstaben nicht immer die Linie halten sondern auf der Grundlinie gleichsam tanzen weist auf den Einsatz einzelner Letterpunzen hin 6 Insgesamt lasst sich im Schriftbild die Verwendung von circa vierzig Lettern ausmachen die zu ungefahr gleichen Teilen in einer kleineren und einer grosseren Schriftgrosse erscheinen 8 Mit den kleineren Lettern wurden die Heiligennamen und die Stifterinschrift des Patriarchen gepunzt wahrend die anderen fur den Druck der Namen der Erzengel der Muttergottes der Abkurzungen von sanctus sancta heilig und der zweizeiligen Inschrift verwendet wurden 8 Letztere wurde auf acht Silberstreifen geschlagen die anschliessend aneinandergereiht auf den holzernen Untergrund des Altaraufsatzes genagelt wurden 4 Die typographische Technik konnte dem Kunsthistoriker Angelo Lipinsky zufolge dem byzantinischen Kulturraum entlehnt worden sein wo derartig erstellte Inschriften im 10 bis 12 Jahrhundert auf Staurotheken und Lipsanotheken zu finden gewesen seien 9 Eine stichprobenartige Uberprufung dieser Vermutung anhand der Limburger Staurothek ergab jedoch dass deren Inschrift vielmehr direkt in das Metall graviert wurde 10 Die Prufeninger Weiheinschrift von 1119 ist ein weiteres fruhes Beispiel fur typographische Textproduktion im lateinischen Westen 11 das sich allerdings in einigen technischen Merkmalen unterscheidet die Inschrift erscheint im Tiefrelief und die Platte ist aus Ton nicht Silber 12 Entsprechend der geringeren Harte des Bedruckstoffs wurden keine metallenen Punzen sondern Holz stempel eingesetzt 11 Einzelnachweise Bearbeiten a b Brekle 2011 S 1f Lipinsky 1986 S 75f a b Brekle 2011 S 1f Brekle 2011 Visintini 2007 Pertoldi 1997 Koch 1994 Lipinsky 1986 Cuscito 1975 a b Brekle 2011 S 2 Brekle 2011 S 19 Visintini 2007 Fn 82 Pertoldi 1997 Lipinsky 1986 S 78 a b c Brekle 2011 S 19 Brekle 2011 S 17 a b Brekle 2011 S 4 Lipinsky 1986 S 78f Koch 1994 S 213 Brekle 2011 S 2f a b Brekle 2005 S 22 25 Brekle 2011 S 19Literatur BearbeitenHerbert E Brekle Die typographische Herstellungstechnik der Inschriften auf dem silbernen Altaraufsatz im Dom von Cividale Regensburg 2011 Herbert E Brekle Die Prufeninger Weiheinschrift von 1119 Eine palaographisch typographische Untersuchung Scriptorium Verlag fur Kultur und Wissenschaft Regensburg 2005 ISBN 3 937527 06 0 Giuseppe Cuscito La pala di Pellegrino II nel duomo di Cividale in Studi cividalesi Antichita altoadriatiche Bd 7 1975 S 99 108 Walter Koch Literaturbericht zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Epigraphik 1985 1991 Monumenta Germaniae Historica Hilfsmittel Bd 14 Munchen 1994 ISBN 978 3 88612 114 4 S 213 Angelo Lipinsky La pala argentea del patriarca Pellegrino nella collegiata di Cividale e le sue iscrizioni con caratteri mobili in Ateneo Veneto Bd 24 1986 S 75 80 Rudy Pertoldi La pala in argento dorato della basilica di S Maria Assunta a Cividale del Friuli ed il suo committente il patriarca Pellegrino II in Forum Iulii Bd 21 1997 S 91 113 Maria Visintini Alcune osservazioni sulla grande tabula argentea del patriarca Pellegrino II in Forum Iulii Bd 31 2007 S 39 72Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Altaraufsatz des Pilgrim II Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gabinetto fotografico nazionale Gesamtaufnahme des Altaraufsatzes 9 MB Atlante dell arte italiana Photos des Altaraufsatzes Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altaraufsatz des Pilgrim II amp oldid 221140666