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Alfred Wilhelm Hermann Zingler 6 Juni 1885 in Sprottau Landkreis Sprottau Provinz Schlesien 28 August 1944 im Zuchthaus Brandenburg war ein deutscher Journalist Politiker SPD und ein Opfer der NS Kriegsjustiz Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 2 Gedenken 3 Familie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit BearbeitenAlfred Zingler war der Sohn eines preussischen Amtsgerichtssekretars Nach dem Besuch der Volksschule in Hoyerswerda der Realschule und des humanistischen Gymnasiums in Gorlitz beendete er seine Schulbildung mit dem Erwerb des Einjahrigen an der Landwirtschaftsschule in Liegnitz Anschliessend begann er eine Ausbildung fur den mittleren Justizdienst die er jedoch vorzeitig abbrach Stattdessen widmete er sich schongeistigen Interessen Ab 1909 arbeitete er als Schauspieler 1913 vollzog Zingler einen erneuten Karrierewechsel Er wandte sich von der Schauspielerei ab und wurde Journalist Er wurde Chefredakteur der Breslauer Morgenzeitung Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs an dem er nicht teilnahm da die Rekrutierungsbehorde ihn als untauglich einstufte arbeitete er fur das Wolffs Telegraphisches Bureau 1916 siedelte er nach Tilsit uber wo er die Schriftleitung der Tilsiter Zeitung ubernahm Politisch orientierte Zingler sich mit der Zeit immer weiter nach links Am 10 Februar 1919 trat er in die SPD ein in der er sich dem reformorientiert pragmatischen Flugel anschloss Bald danach wurde er Stadtverordneter in Tilsit Zum 1 April 1919 ubernahm Zingler den Chefredakteursposten der neugegrundeten sozialdemokratischen Zeitung in Tilsit der Tilsiter Volksstimme Im Mai 1921 wechselte er in die Redaktion der Volkswacht in Regensburg 1923 liess Zingler sich im Ruhrgebiet nieder Er wurde zunachst Redakteur bei der Neuen Freien Presse in Hagen und dann noch im selben Jahr Lokalredakteur der sozialdemokratischen Tageszeitung Volkswille in Gelsenkirchen wo er fortan seinen Lebensmittelpunkt hatte Diese Stellung behielt er bis zum Verbot der Zeitung am 27 Februar 1933 bei In der Gelsenkirchener SPD gehorte Zingler schliesslich dem Ortsvorstand und dem Vorstand der lokalen Sektion des Reichsbanner Schwarz Rot Gold an Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 entschied sich Zingler in die Emigration zu gehen Im Mai 1933 siedelte er in die Niederlande uber Mit Hilfe der niederlandischen Sozialdemokratie fand er Zuflucht in Hengelo von wo aus er sich als Redakteur der Freien Presse einer sozialdemokratisch orientierten Exil Zeitung publizistisch gegen das sich in Deutschland etablierende Regime betatigte Er belieferte die Zeitungen Freies Deutschland Amsterdam Freie Presse Amsterdam und Der Neue Vorwarts Prag mit anti nationalsozialistischen Artikeln Daneben half er bei der Einschmuggelung der Sozialistischen Aktion einem sozialdemokratischen Widerstandsblatt und anderen gegen das dort herrschende Regime gerichteten Propagandaschriften ins deutsche Staatsgebiet wo sie vor allem im Ruhrgebiet verbreitet wurden Umgekehrt empfing er von den zuruckkehrenden Kurieren Informationen die er innerhalb von Emigrantennetzwerken in den Niederlanden und Europa zur Forderung ihrer politischen Arbeit verbreitete Von den Polizeiorganen des in Deutschland herrschenden Systems wurde Zingler derweil als Staatsfeind angesehen Er wurde um 1937 ausgeburgert 1 Da man ihn irrtumlich in Grossbritannien vermutete wurde er zudem Anfang 1940 vom Reichssicherheitshauptamt auf die Sonderfahndungsliste G B gesetzt ein Verzeichnis von Personen die im Falle einer erfolgreichen Besetzung und Invasion der britischen Insel durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Prioritat ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten Im Gefolge der deutschen Besetzung der Niederlande im Jahr 1940 ging Zingler in den Untergrund Er lebte mehrere Jahre unerkannt in dem Dorf Almen Am 2 Juli 1943 wurde Zingler schliesslich von den deutschen Besatzungsbehorden in den Niederlanden aufgespurt und ins Gefangnis in Arnheim verschleppt Zusammen mit seiner Frau wurde er zunachst ins KZ Herzogenbusch und ins Durchgangslager Amersfoort verbracht von wo sie im Januar 1944 ins Gefangnis Gelsenkirchen uberfuhrt wurden Alfred Zingler wurde schliesslich nach Berlin gebracht Am 30 Juni 1944 wurde er schliesslich ungeachtet der Tatsache dass er die deutsche Staatsburgerschaft nicht mehr besass und sich daher technisch gesehen dieser Vergehen als nicht deutscher Staatsburger gar nicht schuldig machen konnte wegen der Vorwurfe Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung gegen das Deutsche Reich begangen zu haben vor dem 1 Senat des Volksgerichtshofs angeklagt Konkret wurde ihm vorgehalten in Aufsatzen in den Jahren von 1933 bis 1940 gegen das Deutsche Reich und Volk gehetzt zu haben an der Organisation von NS feindlichen Kurierreisen ins Reich und der Verbreitung von sozialdemokratischen Hetzschriften gegen das NS System mitgewirkt zu haben und durch Ausserungen wahrend seiner Haftzeit in denen er an den Chancen eines fur die deutsche Seite siegreichen Kriegsausgangs zweifelte unseren Kriegsfeinden als deren Propagandaknecht gedient zu haben So hatte er Mithaftlingen erklart dass ein deutscher Kriegssieg fur Europa die Sklaverei bedeuten wurde munterte einen Mitgefangenen dessen Sohn zur Roten Armee ubergelaufen war auf dass der Sohn zuruckkehren werde weil die humanitare Idee letztlich siegen werde und erklarte dass man in Holland allgemein auf einen Sieg der Briten und Amerikaner durch Invasion des Kontinents und Befreiung der kleinen Volker hoffe In der Verhandlung am 17 Juli 1944 unter dem Vorsitz von Roland Freisler Beisitzer Schlemann Daniel Hauer Hangold Winter wurde er fur schuldig befunden und zum Tode verurteilt Alfred Zinglers Hinrichtung wurde schliesslich am 28 August 1944 im Zuchthaus Brandenburg Gorden vollzogen Gedenken BearbeitenHeute erinnern in Gelsenkirchen die Alfred Zingler Strasse sowie das Alfred Zingler Haus 2 an sein Leben und sein Engagement in der Stadt Die Eheleute Zingler werden zudem auf der Homepage gelsenkirchen de gewurdigt 3 Familie BearbeitenAm 26 September 1914 heiratete Zingler die Buchhalterin Margarethe Wiesner 1895 1973 Diese engagierte sich wie er in den 1920er und 1930er Jahren und erneut nach Kriegsende in der Sozialdemokratischen Partei sowie in gemeinnutzigen Einrichtungen in Gelsenkirchen Literatur BearbeitenJ Th M Houwink ten Cate Horst Lademacher Nationalsozialistische Herrschaft und Besatzungszeit Historische Erfahrung und Verarbeitung aus niederlandischer und deutscher Sicht Waxmann Munster 2000 ISBN 3 89325 899 X S 62 65 Zingler Alfred in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 849Weblinks BearbeitenArbeitskreis der Gedenkstatten NRW Kurzbiographie zu Alfred und Margarethe Zingler Todesurteil gegen Zingler vom 17 Juli 1944Einzelnachweise Bearbeiten Michael Hepp Hans Georg Lehmann Die Ausburgerung deutscher Staatsangehoriger 1933 45 nach den im Reichsanzeiger veroffentlichten Listen de Gruyter Berlin 1985 S 21 Alfred Zingler Haus info Gelsenkirchener Personlichkeiten abgerufen am 8 Marz 2023Normdaten Person GND 119378272 lobid OGND AKS VIAF 42646861 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zingler AlfredALTERNATIVNAMEN Zingler Alfred Wilhelm Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und Politiker SPD GEBURTSDATUM 6 Juni 1885GEBURTSORT Sprottau Landkreis Sprottau Provinz SchlesienSTERBEDATUM 28 August 1944STERBEORT Zuchthaus Brandenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Zingler amp oldid 235393034