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Alfred Lohner 16 Juli 1900 in Basel 9 Dezember 1990 in Wettingen Kanton Aargau in der Schweiz war ein international tatiger Schweizer Schauspieler Horspielsprecher und Rezitator Von 1924 bis 1933 war er Ensemblemitglied des Burgtheaters in Wien Alfred Lohner 1953 Foto Fred Erismann Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Die Affare Lohner 3 Weitere Karriere 4 Horspiele Auswahl 5 Auszeichnungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenAlfred Lohner wuchs in Basel auf besuchte hier eine Realschule und machte eine kaufmannische Lehre Schon mit funfzehn Jahren nahm er Schauspielunterricht unter anderem bei Michael Isailovits der am Basler Stadttheater als Schauspieler und Regisseur arbeitete Hier debutierte er 1919 in der Rolle des Beaumarchais in Johann Wolfgang von Goethes Clavigo 1921 bis 1923 war er an den Vereinigten Buhnen Barmen Elberfeld heute Wuppertal tatig und wechselte dann nach Graz wo er am dortigen Schauspielhaus arbeitete 1924 erhielt er einen Vertrag mit dem Wiener Burgtheater wo er in vielen klassischen Rollen vor allem Liebhaber und Helden spielte und als Nachfolger von Josef Kainz galt Unter anderem spielte er den Mortimer in Friedrich Schillers Maria Stuart den Romeo in Shakespeares Romeo und Julia Leonce in Georg Buchners Leonce und Lena den Lysander in Shakespeares Ein Sommernachtstraum und die Titelrolle in Shakespeares Hamlet vor allem aber den Kaiser Franz Joseph I in Hanns Sassmanns Stuck 1848 Uberraschend musste er jedoch da er am 29 April 1933 wegen der Schandung minderjahriger Madchen zu funf Monaten schweren Kerkers verurteilt worden war das Burgtheater verlassen 1 Die Affare Lohner BearbeitenLohner wurde am 14 Februar 1933 verhaftet Vorgeworfen wurden ihm sexuelle Beziehungen zu minderjahrigen Schulerinnen Ein Mazen bot kurz nach der Verhaftung 60 000 Schilling Kaution um Lohners Enthaftung zu erreichen dazu kam es jedoch nicht Und der damalige Burgtheaterdirektor Hermann Robbeling dementierte dass er sich schon nach Ersatz umsehe Wenn sich Alfred Lohners Unschuld herausstellt sagte Robbeling und er freigesprochen wird besteht fur mich keine Veranlassung sein Fach anderweitig zu besetzen Solange die Moglichkeit besteht dass Lohner rehabilitiert in das Burgtheater zuruckkehrt kommt die Verpflichtung einer neuen Kraft nicht in Frage Im Prozess der vom 27 bis zum 29 April 1933 in Wien stattfand war Lohner teilweise gestandig Die Offentlichkeit wurde vom Verfahren ausgeschlossen Nach drei Tagen sah es das Gericht fur erwiesen an dass sich Alfred Lohner der Schandung im Sinne des Paragraphen 128 schuldig gemacht habe Er wurde zu funf Monaten schweren Kerkers verscharft durch einen monatlichen Fasttag verurteilt Da ihm die Untersuchungshaft angerechnet wurde war er zwei Monate spater wieder frei Die Urteilsbegrundung wies auf mildernde Umstande hin ein teilweises Gestandnis sichtlich bekundete Reue dann die gesteigerte Erotik infolge Veranlagung des Angeklagten vor allem aber den Umstand dass Lohner infolge seiner Bedeutung als Kunstler starken Werbungen von Frauen und Madchen aller Altersstufen ausgesetzt gewesen sei 2 Noch wahrend des Verfahrens war im Landesgericht bekannt geworden dass die Kollegen Alfred Lohners am Burgtheater einen Bogen hatten zirkulieren lassen auf dem sie mit ihren Unterschriften ihre Bereitschaft bestatigten weiterhin mit ihm im Ensemble zusammenzuarbeiten Otto Tressler sein Kollege vom Burgtheater trat nach dem Urteil auf ihn zu und umarmte ihn herzlich Willi Frischauer fasste seinen Eindruck in der Wiener Allgemeinen Zeitung so zusammen Und Tressler kann nicht anders er muss angesichts dieses Urteils das ihn erschuttert von den Bedrangnissen sprechen denen alle Schauspieler ausgesetzt sind wenn sie nach der Vorstellung man muss schon sagen in die Hande der jungen Madchen geraten Es gehort viel dazu sich von dieser aggressiven Begeisterung zu befreien Wir lieben Lohner auch jetzt noch jetzt gerade weil er uns braucht Tressler sagt es und versichert dass das ganze Burgtheater dass jeder der Lohner kennt genau so denkt wie er 3 Burgtheaterdirektor Robbeling der sich bisher geweigert hatte Lohners Entlassung auszusprechen bedauerte es sehr den talentierten Schauspieler entlassen zu mussen 4 Felix Salten publizierte am Tag nach dem Urteilsspruch in der Neuen Freien Presse unter dem Titel Prozess der kleinen Madchen einen Artikel in dem er ausfuhrte dass hier die kleinen Madchen in Wahrheit die Schuldigen waren Er vertrat die Ansicht dass nicht die kleinen Madchen die Verfuhrten sind dass vielmehr der junge Mensch der sich je einmal hinreissen liess weit eher als der Verfuhrte oder doch ebenso sehr als der Gefangene dieses wusten Treibens zu betrachten ist 5 Fur Salten war Alfred Lohner das Opfer Das Gesetz so Salten habe ihn dafur bestraft Man frage sich allerdings ob es das wert gewesen sei die Burgtheaterexistenz dieses Kunstlers zu vernichten Weitere Karriere BearbeitenAlfred Lohner wurde schon im August desselben Jahres 1933 vom Theater in Mahrisch Ostrau engagiert und konnte seine Karriere zwar nicht am Burgtheater aber doch an bedeutenden Buhnen des deutschen Sprachraums fortsetzen In der Schweiz wurde der Fall Lohner uberhaupt nicht zur Kenntnis genommen Auch in keinem der spateren Lexikoneintrage und Nachrufe war je etwas von der Affare im Jahr 1933 zu lesen Er absolvierte in der Folge zahlreiche Gastspiele an deutschen Buhnen in der Tschechoslowakei aber auch in Polen Holland Serbien Ungarn und vor allem am Deutschen Theater Prag und gastierte 1934 35 am Schauspielhaus Zurich sowie an den Munchner Kammerspielen Ab 1938 spielte er hauptsachlich am Stadttheater Bern meist Titel oder Hauptrollen in den Dramen grosser Klassiker 1947 1948 gastierte er erstmals nach der Affare wieder am Burgtheater in Wien Neben zahlreichen Tourneen ubernahm er Gastverpflichtungen beispielsweise in Athen Delphi 1957 in Graz 1958 in Bonn dann auch in Paris Ab den 1960er Jahren wurde er haufig von Radio Film und Fernsehen engagiert nahm Schallplatten auf und begann eine intensive Rezitationstatigkeit Horspiele Auswahl Bearbeiten1956 Reinhold Schneider Innozenz und Franziskus Guido v Praneste Bearbeitung und Regie Herbert Spalke Horspielbearbeitung ORF 1957 Valentin Gitermann Ulrich Zwingli Konrad Grebel Regie Walter Wefel Horspiel DRS 1958 Georges Simenon Der Minister nach Maigret und der Minister Mascoulin Regie Albert Rosler Horspielbearbeitung Kriminalhorspiel DRS 1959 Josef Martin Bauer Der schwarze Anzug Wirtschaftsminister Regie Nicht angegeben Original Horspiel DRS 1963 Ludwig Thoma Moral Otto Wasner Gymnasiallehrer Bearbeitung und Regie Werner Hausmann Horspielbearbeitung DRS SR 1963 Richard Beer Hofmann Jaakobs Traum Stimme Regie Willy Trenk Trebitsch Horspielbearbeitung HR NDR DRS 1963 Rolf und Alexandra Becker Mein Name ist Paul Cox 5 Teile Sir Arthur Lenner Regie Hans Hausmann Originalhorspiel Kriminalhorspiel DRS 1965 Walther Franke Ruta Zirkus Nero Regie Werner Hausmann Originalhorspiel DRS Quellen ARD Horspieldatenbank deutsche Co Produktionen OE1 Horspieldatenbank ORF Produktion Internetdatenbank HorDat DRS Produktionen Auszeichnungen Bearbeiten1952 Ehrenmitglied der griechischen Nationaltheater fur die Titelrolle in Aischylos Der gefesselte Prometheus Literatur BearbeitenPeter Melichar Ein Lehrstuck der Verlogenheit Wie man den Tater zum Opfer macht Vor neunzig Jahren erschutterte der Fall des padophilen Schauspielers Alfred Lohner das Wiener Burgtheater aber nur kurz In Frankfurter Allgemeine Zeitung 1 Februar 2023 Nr 27 S 9 Paul Konig Alfred Lohner 1900 1990 In Badener Neujahrsblatter 67 1992 S 192 200 archiviert in E Periodica der ETH Zurich Thomas Blubacher Alfred Lohner In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz 3 Bde Chronos Verlag Zurich 2005 ISBN 3 0340 0715 9 S 1124 1125 Lohner Alfred in Deutsches Biographisches Archiv II S 828 308 310 Lohner Alfred in Schweizer Biographisches Archiv Bd 5 1955 S 544 Lohner Alfred in Kurschners Biographisches Theater Handbuch 1956 S 585 Lohner Alfred in Wilhelm Kosch Deutsches Theaterlexikon Bd 2 1960 S 96 Lohner Alfred in Schweizer Lexikon Bd 4 1992 S 97 Weblinks BearbeitenAlfred Lohner In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Peter Melichar Ein Lehrstuck der Verlogenheit Wie man den Tater zum Opfer macht Vor neunzig Jahren erschutterte der Fall des padophilen Schauspielers Alfred Lohner das Wiener Burgtheater aber nur kurz In Frankfurter Allgemeine Zeitung 1 Februar 2023 Nr 27 S 9 Burgschauspieler Lohner zu funf Monaten Kerker verurteilt Die Urteilsbegrundung In Arbeiter Zeitung 30 April 1933 S 12 Willi Frischauer Das Urteil im Lohner Prozess Der Schandung schuldig erkannt und zu funf Monaten schweren Kerkers verurteilt In Wiener Allgemeine Zeitung 30 April 1933 S 13 Direktor Robbeling uber die Lohner Affare Keine Moglichkeit einer weiteren Tatigkeit am Burgtheater In Neue Freie Presse 30 April 1933 S 10 Felix Salten Prozess der kleinen Madchen In Neue Freie Presse 30 April 1933 S 1 3 Normdaten Person GND 117196746 lobid OGND AKS VIAF 22912796 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lohner AlfredKURZBESCHREIBUNG Schweizer Schauspieler Horspielsprecher und RezitatorGEBURTSDATUM 16 Juli 1900GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 9 Dezember 1990STERBEORT Wettingen Kanton Aargau Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Lohner Schauspieler amp oldid 238628899