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Alfred Kuhn geboren am 1 Februar 1885 in Mannheim gestorben am 2 September 1940 in Kappel bei Freiburg war ein deutscher Kunsthistoriker Lovis Corinth Portrat Dr Alfred Kuhn 1923Nachdem er sich zu Beginn seiner Tatigkeit vor allem mit dem Romantiker Peter von Cornelius auseinandersetzte wurde er spater als Autor zahlreicher Schriften zur zeitgenossischen Kunst bekannt In den 1920er Jahren gehorte er neben Adolf Behne Paul Westheim Carl Einstein und Max Osborn zu den produktivsten Kunsthistorikern Berlins Zudem organisierte er mehrere Ausstellungen deutscher Kunst fur auslandische Museen Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wurde seine Publikationstatigkeit zunehmend eingeschrankt und kam schliesslich vollstandig zum Erliegen Nach 1933 sind nur noch wenige Werke bekannt und er geriet nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Ausbildung und fruhe Publikationen 1 2 Konzentration auf die zeitgenossische Kunst 1 3 Auswirkungen der Zeit des Nationalsozialismus 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenAusbildung und fruhe Publikationen Bearbeiten Alfred Kuhn wurde 1885 als Sohn einer zum Christentum konvertierten judischen Familie in Mannheim geboren Er studierte ab 1905 Kunstgeschichte Geschichte und romanische Philologie in Berlin Munchen Halle Wien Paris und Freiburg 1910 wurde er an der Universitat Freiburg promoviert mit einer Arbeit zum Thema Die Illustration des Rosenromans Nach seiner Promotion arbeitete er 1911 bis 1912 als wissenschaftlicher Assistent bei den Stadtischen Sammlungen Freiburg und 1912 bis 1917 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an den Koniglichen Museen in Berlin 1917 bis 1919 folgte ein Wehr Ersatzdienst als Gymnasiallehrer in Berlin da er fur den Militareinsatz untauglich war nbsp Mein schones Fraulein darf ich wagen meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen Bin weder Fraulein weder schon kann ungeleitet nach Hause gehn Faust bietet Gretchen den Arm von Peter von Cornelius 1811 In der Fachzeitschrift Museumskunde publizierte Kuhn kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 einen Beitrag uber Museen als Foren der Volkerverstandigung und Instrumente der Popularisierung der Kunst Ab 1914 beschaftigte er sich mit dem Maler Peter von Cornelius und vor allem dessen Illustration zu Goethes Faust 1916 schrieb er die Einleitung zu einem Neudruck der Originalstiche unter dem Titel Die Faustillustrationen des Peter Cornelius in ihrer Beziehung zur deutschen Nationalbewegung 1920 folgte das Vorwort zur illustrierten Ausgabe des Faust Eine Tragodie 1921 schliesslich folgte seine Monografie zu Peter Cornelius mit dem Titel Peter Cornelius und die geistigen Stromungen seiner Zeit Mit Briefen des Meisters an Ludwig I von Bayern und an Goethe Konzentration auf die zeitgenossische Kunst Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte sich Kuhn auf die zeitgenossische Kunst wobei er den Entwicklungen der Moderne allerdings kritisch gegenuberstand In dem Buch Die neuere Plastik von 1800 bis zur Gegenwart von 1921 stellte er erstmals die Entwicklung der zeitgenossischen und modernen Bildhauerei dar zudem publizierte er zu Rudolf Belling und anderen zeitgenossischen Bildhauern Alfred Kuhn schrieb in der Folge fur die Zeitschrift Feuer Besprechungen uber aktuelle Kunstausstellungen 1922 23 war er als Redaktionsleiter der Zeitschrift Kunstchronik und Kunstmarkt tatig 1925 26 als ihr Herausgeber Er schrieb vor allem als Chronist und Kritiker des zeitgenossischen Kunstwesens In popularen Buchreihen veroffentlichte er Einfuhrungen zu verschiedenen Kunstlern darunter zu Kathe Kollwitz 1921 Emy Roeder 1921 Anselm Feuerbach 1922 und Asmus Carstens 1924 Ebenfalls 1924 schrieb er die Einleitung zu Max Liebermann Gedanken und Bilder fur die Reihe der Delphin Kunstbucher des Delphin Verlags Ein Jahr spater veroffentlichte er eine Monographie uber den Kunstler Lovis Corinth die kurz nach dessen Tod erschien Corinth selbst portratierte Alfred Kuhn im Jahr 1923 nbsp Aristide Maillol La Nuit 1902 Stuttgart Die Kunstlermonographien Aristide Maillol Landschaft Werke Gesprache erschien ebenfalls 1925 und Der Bildhauer Hermann Haller 1927 als Ergebnis mehrerer Atelierbesuche in Frankreich und der Schweiz Eine Reise nach Spanien war die Grundlage des 1925 erschienenen Buches Das alte Spanien Landschaft Geschichte Kunst In der Folge publizierte Kuhn in verschiedenen Zeitschriften wobei das Spektrum vom Kunstblatt und Horen uber Der Cicerone bei dem er uber kurze Zeit beschaftigt war bis zu Leipziger Illustrierten Zeitung und Die Woche reichte Zugleich belieferte er mehrere Tageszeitungen wie die Deutsche Allgemeine Zeitung den Tag und das Berliner Tageblatt mit Artikeln zum Ausstellungswesen Von 1927 bis 1929 war er Kunstmarktreferent der Frankfurter Zeitung und nach 1928 Autor der Kunstauktion Kuhn beschaftigte sich zudem mit kulturpolitischer Arbeit insbesondere fur sein Anliegen der Weiterentwicklung der Museen und die Selbstdarstellung deutscher Kunst im Ausland Sein Bestreben war Deutschland nach dem Weltkrieg als Kulturnation zu rehabilitieren und der franzosischen Dominanz im Kunstmarkt entgegenzuwirken Er publizierte Aufsatze zur auswartigen Kunstpolitik und organisierte im Auftrag der Kunstabteilung des Auswartigen Amtes Ausstellungen deutscher Kunst im Ausland 1926 stellte er Ausstellungen mit Graphik deutscher Kunstler fur Spanien und die Schweiz zusammen 1927 ubernahm er die Pressearbeit der von Bruno Paul zusammengestellte Deutsche Abteilung der Internationalen Kunstausstellung in Monza und 1929 organisierte er eine Ausstellung deutscher zeitgenossischer Kunst in Warschau Geplant war eine Gegenausstellung polnischer Kunst in Deutschland die jedoch aus politischen Grunden nicht zustande kam auf der Basis seiner Beschaftigung mit dem Thema veroffentlichte Kuhn allerdings 1930 sein Buch Die polnische Kunst von 1800 bis zur Gegenwart das 1937 erneut in einer veranderten 2 Auflage erschien Im Auftrag des Leipziger Borsenvereins der Deutschen Buchhandler betreute er nachfolgend eine Ausstellung deutscher Graphik fur Sudamerika und 1931 bis 1933 organisierte er fur die Deutsche Kunstgesellschaft Ausstellungen deutscher Kunst und Architektur in Jugoslawien 1 und der Sowjetunion nbsp Reichsknappschaftshaus 1930 von Max Taut am Breitenbachplatz in BerlinVereinzelt publizierte Alfred Kuhn auch zur zeitgenossischen Architektur wobei er sich beispielsweise 1922 sehr kritisch uber die expressionistische Phase von Bruno Taut in Magdeburg ausserte und lobte die Tendenz zur Versachlichung der Architektur der Novembergruppe in seiner Berichterstattung 1923 1925 26 berichtete er uber das Bauhaus und stand in enger Korrespondenz mit Walter Gropius 1932 veroffentlichte er die erste Monographie uber den Architekten Max Taut den Bruder von Bruno Taut die zugleich seine letzte grossere Publikation bleiben sollte Auswirkungen der Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wahrend der Wirtschaftskrise konnte sein bereits abgeschlossenes Manuskript uber Bronzeplastiken 1932 nicht erscheinen danach wirkte sich die Machtubernahme der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in Deutschland stark auf seine Publikationen aus Kuhn galt als publizistischer Forderer der Kunst der Systemzeit und als Reprasentant der judischen Kunstkritik obwohl er sich wahrend der Weimarer Republik weder politisch noch avantgardistisch geaussert hatte und stattdessen eher eine konservative Kunstbetrachtung verfolgte Aufgrund seiner judischen Abstammung war er nach nationalsozialistischer Auffassung ein Nichtarier und ihm wurden zunehmend die Publikationsmoglichkeiten beschnitten 1935 zog sich Alfred Kuhn aus Berlin zuruck und versuchte trotz der Widerstande seine Publikationsfreiheit wieder zu erlangen Er marginalisierte seinen Einsatz fur die moderne Kunst und betonte seine nationale Haltung bei seiner Arbeit um die deutsche Kunst im Ausland Um schreiben zu konnen musste er seine Artikel der Reichsschrifttumskammer vorlegen und veroffentlichte vor allem im Schutz katholischer Organe Im Marz 1935 wurde er auf Basis des so genannten Arierparagraphen von der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und sein Widerspruch gegen diese Massnahme wurde 1936 abgelehnt Ihm wurde jede Veroffentlichung schriftstellerischer Art untersagt und nur unter Nutzung von Sondergenehmigungen durfte er rein wissenschaftliche Arbeiten publizieren vor allem die zweite Auflage seines Buches uber die polnische Kunst Kuhn wiederholte seinen Einspruch mehrfach und wurde 1938 als typischer Reprasentant einer liberalistischen Kunstbetrachtung eingestuft 1939 wurde von Seiten des Reichsministers fur Volksaufklarung verfugt dass jede weitere Tatigkeit Kuhns als unerwunscht angesehen werde Verlage wurden angewiesen Manuskripte von ihm nicht mehr anzunehmen und die Geheime Staatspolizei uberwachte die Einhaltung der Verfugung Alfred Kuhn starb am 2 September 1940 in Kappel bei Freiburg im Alter von 55 Jahren Schriften BearbeitenDie Illustration des Rosenromans Tempsky Wien 1912 Die Faustillustrationen des Peter Cornelius in ihrer Beziehung zur deutschen Nationalbewegung der Romantik D Reimer Berlin 1916 Peter von Cornelius Bilder zu Goethes Faust D Reimer Berlin 1916 Peter Cornelius und die geistigen Stromungen seiner Zeit D Reimer Berlin 1921 Die neuere Plastik von achtzehnhundert bis zur Gegenwart Delphin Verlag Munchen 1921 Emy Roeder Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1921 Kathe Kollwitz Neue Kunsthandlung Berlin 1921 Anselm Feuerbach Bibliothek der Kunstgeschichte 25 E A Seemann Leipzig 1922 Die neuere Plastik von achtzehnhundert bis zur Gegenwart 2 erw Auflage Delphin Verlag Munchen 1922 Max Liebermann Gedanken und Bilder Delphin Verlag Munchen 1924 Jacob Asmus Carstens Bibliothek der Kunstgeschichte 78 E A Seemann Leipzig 1924 Johann Wolfgang von Goethe Italienische Reise Munchen Bruckmann 1925 Nachdruck Bruckmann Munchen 1999 Aristide Maillol E A Seemann Leipzig 1925 Lovis Corinth Propylaen Verlag Berlin 1925 Eine kuriose Festschrift im Bauhausstil und im Stile des Konstruktivismus als Zeichen abwegiger Typographie im Jahre 1925 Leipzig s n 1925 Der Bildhauer Hermann Haller Art Institut Orell Fussli Zurich 1927 Wystawa Niemieckiej Sztuki Wspolczesnej Warschau 1929 s l s n Berlin H S Hermann 1929 Graphik Katalog Verlag Geschaftsstelle des Borsenvereins der Deutschen Buchhandler Leipzig 1930 Die deutsche Graphik der Gegenwart Leipzig s n 1930 Die polnische Kunst von 1800 bis zur Gegenwart Klinkhardt amp Biermann Berlin 1930 Max Taut Bauten Berlin Leipzig Deutsche Architektur Bucherei 1932 Nachdruck Gebr Mann Berlin 2002 ISBN 3 7861 2409 4 Ferdinand von Stumm Antiquitaten und alte Gemalde Berlin W 9 Bellevuestr 13 Dr G Deneke 1932 Die polnische Kunst von 1800 bis zur Gegenwart 2 verand Auflage Klinkhardt amp Biermann Berlin 1937Literatur BearbeitenRoland Jaeger Ein Dokument der zeitgemassen Sachlichkeit Die Max Taut Monografie von Alfred Kuhn darin Alfred Kuhn 1885 1940 In Alfred Kuhn Max Taut Bauten Neu herausgegeben von Roland Jaeger Gebr Mann Verlag Berlin 2002 ISBN 3 7861 2409 4 Uberarbeiteter Reprint der Ausgabe Deutsche Architektur Bucherei GmbH Berlin und Leipzig 1932 Roland Jaeger Alfred Kuhn 1885 1940 Ein vergessener Berliner Kunsthistoriker der zwanziger Jahre In Aus dem Antiquariat 2004 Nr 1 S 21 32 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Alfred Kuhn Quellen und Volltexte Literatur von und uber Alfred Kuhn im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Deutsche zeitgenossische bildende Kunst und Architektur Ausstellungs Katalog Berlin 1931 hazu hr abgerufen am 2 Februar 2017 Normdaten Person GND 116601884 lobid OGND AKS LCCN no2015046785 VIAF 64238613 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuhn AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker und AutorGEBURTSDATUM 1 Februar 1885GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 2 September 1940STERBEORT Kappel bei Freiburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Kuhn Kunsthistoriker amp oldid 230430538