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Alexander Schwan 17 Februar 1931 in Berlin 30 November 1989 ebenda war ein deutscher Politikwissenschaftler Grabstein fur Alexander Schwan auf dem Friedhof Nikolassee in Berlin Nikolassee Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Amter und Mitgliedschaften 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer katholische Sohn eines Verlagsbuchhandlers besuchte Schulen in Berlin Borken Geisa und Dusseldorf sein Abitur legte er am humanistischen Gymnasium Steglitz ab Anschliessend studierte er an den Universitaten Bonn Koln Freiburg im Uechtland Schweiz Basel und Freiburg Br Philosophie Geschichte Politische Wissenschaften und katholische Theologie Sein Studium finanzierte er zeitweilig durch eine Buchhandlertatigkeit 1959 wurde er in Freiburg im Breisgau bei Arnold Bergstraesser mit einer Arbeit uber Politische Philosophie im Denken Heideggers zum Dr phil promoviert 1965 folgte ebenfalls in Freiburg die Habilitation uber Politische Ethik in der Geschichtstheologie Gogartens und Bultmanns In den 1960er Jahren pragte er die normativ ontologische Ausrichtung der Freiburger Schule der Politikwissenschaft mit Nach kurzer Zeit als Privatdozent und Lehrstuhlvertreter wurde Schwan 1966 als ordentlicher Professor fur Geschichte der politischen Theorien an die Freie Universitat Berlin berufen Vorganger auf diesem Lehrstuhl war Otto Heinrich von der Gablentz Von 1967 bis 1968 war er in Berlin Geschaftsfuhrender Direktor des Otto Suhr Instituts OSI und setzte sich fur eine grundlegende von ihm mitkonzipierte Satzungsreform am OSI ein Erstmals wurde mit dieser neuen Satzung den Studenten und Assistenten in den Entscheidungsgremien je ein Drittel aller Stimmen eingeraumt Drittelparitat Schwan engagierte sich stark in der Bildungspolitik was unter anderem in der Mitarbeit bei der Formulierung von Hochschulgesetzen sowie in der Beteiligung an Tagungen der Bundes und Landeszentralen beziehungsweise Akademien fur politische Bildung der kirchlichen und parteipolitischen Akademien oder des Kolner Ostkollegs zum Ausdruck kam Die Erfahrungen mit den zum Teil gewalttatigen Versuchen der rebellierenden Studenten ihr Mitbestimmungsrecht weiter auszuweiten liessen ihn dann jedoch immer mehr zu einem Sprecher der nichtmarxistischen Dozenten werden denn Schwan sah in zunehmendem Masse die Gefahr einer marxistischen Ideologisierung der Wissenschaft und einer linksdogmatischen Ubermachtigung der Universitat 1 Ein Flugblatt linker Studenten bezeichnete ihn wegen seiner Plane zur Starkung staatlicher und professoraler Autoritat als professionellen Konterrevolutionar Im Juni 1971 entging Schwan der leicht zu provozieren war 2 mit knapper Not dem Versuch radikaler Studenten ihn zum Fenster hinauszuwerfen Dahlemer Fenstersturz Er hatte sich geweigert mit Studenten die sein Seminar gesprengt hatten zu diskutieren 3 Angesichts der Polarisierung und Politisierung an den Hochschulen ausserte sich Schwan in der Folge eher kritisch uber Hochschulreform Experimente und sah sich als Vertreter der burgerlichen Wissenschaft angegriffen zeitweilig gezwungen Seminare in seiner Wohnung durchzufuhren Rufe an andere Universitaten lehnte er trotzdem ab Ein wichtiges Anliegen Schwans war aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der damit verbundenen Offnung zur Okumene demokratierelevante Schlusse zu ziehen Schwan engagierte sich im linkskatholischen Bensberger Kreis bis dieser seine friedens und versohnungsorientierten Zielsetzungen zugunsten sozialismusnaher aufgab in der Paulus Gesellschaft und im Zentralkomitee der deutschen Katholiken Ab 1967 war Schwan Mitglied der SPD Dort war er zeitweise Berater der Grundwerte Kommission und arbeitete in diesem Gremium eng mit Hans Jochen Vogel zusammen Innerhalb der Partei positionierte er sich gegen Versuche die Partei nach links zu orientieren und im Godesberger Programm aufgegebene marxistische Traditionsbestande zu reaktivieren Er wurde ein fuhrender Funktionar der Notgemeinschaft fur eine freie Universitat und war von 1978 bis 1982 Mitglied des erweiterten Vorstands des Bundes Freiheit der Wissenschaft 4 Im Juni 1977 fasste der Landesparteitag der Berliner SPD einen Beschluss in dem SPD Mitgliedern in der Notgemeinschaft parteischadigendes Verhalten vorgeworfen wurde 5 Als Reaktion darauf trat er im Oktober 1978 beim Landesparteitag der Berliner CDU auf wo er dem damaligen SPD Senator fur Wissenschaft und Forschung Peter Glotz vorwarf er dulde und fordere an den Hochschulen Statten kommunistischer Agitation und linkssozialistischer Aktionsbundnisse Wegen der zunehmenden hochschul und bildungspolitischen Differenzen trat er am Tag nach der Verabschiedung des Berliner Hochschulgesetzes im November 1978 aus der Partei aus und kam damit einem drohenden Parteiausschlussverfahren zuvor 6 Gleichzeitig mit seinem Austritt grundete Schwan die Wahlerinitiative Bildung und Wissenschaft fur Richard von Weizsacker 1979 wurde er Mitglied der CDU Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten stand die Beschaftigung mit politischer Theorie und Philosophie insbesondere mit Demokratie und Pluralismustheorie aber auch mit dem Marxismus Dabei befasste er sich insbesondere mit der ethischen und ideellen Position der Politik Die Forderung nach ideeller Verankerung der freiheitlichen Demokratie gemass den Grundwerten westlicher politischer Kultur Karl Dietrich Bracher in einem Nachruf bildete eine wesentliche Zielsetzung seiner spateren Schriften Das Werk Schwans durchzieht die Frage welche massgeblichen normativen Grundlagen fur die pluralistische Demokratie bestimmend sind wie sie begrundbar sind und wie sie nicht zuletzt dank standiger Reflexion auf die Begrundung dieser Zusammenhange verlebendigt werden konnen 7 Nach der Scheidung von seiner ersten Frau war er ab 1969 mit Gesine Schwan geborene Schneider verheiratet Die beiden adoptierten zwei Kinder Alexander Schwan verstarb am 30 November 1989 im Alter von 58 Jahren nach einem Krebsleiden 8 Amter und Mitgliedschaften BearbeitenAb 1964 war Schwan Vorstandsmitglied des Arnold Bergstraesser Instituts fur kulturwissenschaftliche Forschung Freiburg Br dort fungierte er ab 1969 als Zweiter Vorsitzender Schwan war im Bund Freiheit der Wissenschaft Vorstandsmitglied Von 1970 bis 1978 war er Mitglied des Akademischen Senats der FU Berlin Von 1975 bis 1981 gehorte er dem Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an Von 1980 bis 1981 war Schwan Research Fellow am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington D C 1984 wirkte er als Visiting Fellow am Robinson College in Cambridge Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenPolitische Philosophie im Denken Heideggers Dissertation 1959 Politische Ethik in der Geschichtstheologie Gogartens und Bultmanns Habilitation 1965 Katholische Kirche und pluralistische Politik Politische Implikationen des II Vatikanischen Konzils Mohr Tubingen 1966 mit Kurt Sontheimer Reform als Alternative Hochschullehrer antworten auf die Herausforderung der Studenten Westdeutscher Verlag Koln und Opladen 1969 mit Gesine Schwan Sozialdemokratie und Marxismus Zum Spannungsverhaltnis von Godesberger Programm und marxistischer Theorie Hoffmann und Campe Hamburg 1974 ISBN 3 455 09114 8 Geschichtstheologische Konstitution und Destruktion der Politik Friedrich Gogarten und Rudolf Bultmann de Gruyter Berlin u a 1976 ISBN 3 11 006783 8 Wahrheit Pluralitat Freiheit Studien zur philosophischen und theologischen Grundlegung freiheitlicher Politik Hoffmann u Campe Hamburg 1976 ISBN 3 455 09197 0 Grundwerte der Demokratie Orientierungsversuche im Pluralismus Piper Munchen 1978 ISBN 3 492 00485 7 Theorie als Dienstmagd der Praxis Systemwille und Parteilichkeit von Marx zu Lenin Seewald Stuttgart 1983 ISBN 3 512 00675 2 mit Klaus W Hempfer Hrsg Grundlagen der politischen Kultur des Westens Ringvorlesung an der Freien Universitat de Gruyter Berlin West u a 1987 ISBN 3 11 010786 4 Ethos der Demokratie Normative Grundlagen des freiheitlichen Pluralismus Schoningh Verlag Paderborn Munchen Wien Zurich 1992 ISBN 3 506 73366 4 Literatur BearbeitenGerhard Gohler Politischer Wissenschaftler und Philosoph Zum Tode von Alexander Schwan in Politische Vierteljahresschrift 31 Jg 1990 Heft 1 S 97 100 Internationales Biographisches Archiv Munzinger Archiv 01 1990 vom 25 Dezember 1989 Markus Porsche Ludwig SCHWAN Alexander in Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band 30 Erganzungen XVII Nordhausen 2009 ISBN 978 3 88309 478 6 Sp 1360 1369 Markus Porsche Ludwig Alexander Schwan Fundamente normativer Politik wissenschaft Eine Werkbiographie Lit Verlag Berlin u a 2010 ISBN 978 3 643 10487 8 Helmut Wagner Zum Tode von Alexander Schwan in ZfP 37 Jg 1990 H 2 S 231 f Weblinks BearbeitenUlrike Heuer Serger Freiheit durch Partizipation Alexander Schwan verband Politikwissenschaft und Philosophie PDF 1 2 MB in OSI Club Newsletter 3 2011 S 4 Abruf am 14 August 2012 Alexander Schwan im O Ton im Online Archiv Osterreich am Wort der Osterreichischen Mediathek Salzburger Nachtstudio Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Gohler Politischer Wissenschaftler und Philosoph Zum Tode von Alexander Schwan in Politische Vierteljahresschrift 31 Jg 1990 Heft 1 S 97 100 hier S 98 Vgl dazu die Aussagen von Gesine Schwan zitiert bei Markus Porsche Ludwig Alexander Schwan Fundamente normativer Politik wissenschaft Eine Werkbiographie Lit Verlag Berlin u a 2010 S 47 f James F Tent Freie Universitat Berlin 1948 1988 Eine deutsche Hochschule im Zeitgeschehen Ubersetzung aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber Colloquium Verlag Berlin 1988 ISBN 3 7678 0744 0 S 430 Informationen auf der Website des BFW Informationen auf der Website des BFW PDF 1 3 MB Berufliches Alexander Schwan In Der Spiegel Nr 49 1978 S 284 online 4 Dezember 1978 Alexander Schwan Ethos der Demokratie Normative Grundlagen des freiheitlichen Pluralismus Schoningh Paderborn u a 1992 S 13 ISBN 3 506 73366 4 zitiert nach Markus Porsche Ludwig Alexander Schwan Fundamente normativer Politik wissenschaft Eine Werkbiographie Berlin u a 2010 S 29 f Alexander Schwan ist gestorben In Die Tageszeitung 1 Dezember 1989 abgerufen am 6 Mai 2021 Normdaten Person GND 129586560 lobid OGND AKS LCCN n50004116 VIAF 266492412 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwan AlexanderKURZBESCHREIBUNG deutscher PolitikwissenschaftlerGEBURTSDATUM 17 Februar 1931GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 30 November 1989STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexander Schwan amp oldid 222610624