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Dieser Artikel beschreibt das Insektizid Aldrin Zu anderen Bedeutungen siehe Aldrin Begriffsklarung Aldrin ist ein Insektizid das unter anderem gegen Termiten Heuschrecken und Drahtwurmer eingesetzt wurde Von Pflanzen und Tieren wird es in Dieldrin umgewandelt In Deutschland wurde der Gebrauch von Aldrin 1981 verboten seit Inkrafttreten des Stockholmer Ubereinkommens im Jahre 2004 gilt ein weltweites Verbot Es ist nach Kurt Alder dem Mitentdecker der Diels Alder Reaktion benannt StrukturformelAllgemeinesName AldrinAndere Namen 1 2 3 4 10 10 Hexachlor 1 4 4a 5 8 8a hexahydro 1 4 endo 5 8 exo dimethanonaphthalin 1R 2R 3R 6S 7S 8S 1 8 9 10 11 11 Hexachlortetracyclo 6 2 1 13 6 02 7 dodeca 4 9 dienSummenformel C12H8Cl6Kurzbeschreibung braune bis weisse geruchlose Kristalle 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 309 00 2EG Nummer 206 215 8ECHA InfoCard 100 005 652PubChem 12310947Wikidata Q409054EigenschaftenMolare Masse 364 91 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 7 g cm 3 1 Schmelzpunkt 105 C 1 Siedepunkt 145 C 2 7 hPa 1 Dampfdruck 3 1 mPa 20 C 1 Loslichkeit praktisch unloslich in Wasser 0 05 mg l 1 bei 20 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 2 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 300 310 351 372 410P 201 202 273 280 301 310 302 352 310 1 MAK DFG Schweiz 0 25 mg m 3 gemessen als einatembarer Staub 1 3 Toxikologische Daten 39 mg kg 1 LD50 Ratte oral 4 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Synthese 3 Verwendung 4 Toxikologie 5 Analytischer Nachweis 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Anwendung wurde in Deutschland wegen der Persistenz und der Anreicherung in der Nahrungskette schon ab 1971 stark eingeschrankt und 1981 schliesslich verboten 5 6 Mit dem Stockholmer Ubereinkommen vom 22 Mai 2001 wurde ein weltweites Verbot zur Herstellung Verkauf und Anwendung von zwolf langlebigen organischen Schadstoffen POP ratifiziert Unter diesem dreckigen Dutzend befindet sich auch Aldrin Mit der Ratifizierung durch den 50 Beitrittsstaat am 17 Mai 2004 erlangte das Ubereinkommen globale Rechtsgultigkeit in den Vertragsparteien Synthese BearbeitenAldrin wird durch eine Diels Alder Reaktion aus Norbornadien das seinerseits durch eine Diels Alder Reaktion von Cyclopentadien und Ethin hergestellt wird und Hexachlorcyclopentadien synthetisiert 7 nbsp Synthese von AldrinTechnisches Aldrin enthielt rund 3 5 Isodrin 8 9 Verwendung BearbeitenIn Deutschland wurde Aldrin vor allem gegen im Boden lebende Schadlinge eingesetzt vor allem gegen Drahtwurmer Engerlinge und die Wiesenschnake Ausserdem wurde es als Beizmittel fur Saatgut verwendet In den Handel kam es als Bestandteil von Spritzpulvern Granulaten Saatgutpudern oder Staubzubereitungen 10 Toxikologie BearbeitenBeim Arbeiten mit Aldrin waren die Inhalation von Stauben oder Dampfen sowie die Aufnahme uber die Haut die haufigsten Aufnahmewege Aldrin hat eine starke neurotoxische Wirkung bei einer akuten Vergiftung treten oft Kopfschmerzen Schwindel und Muskelzuckungen auf Bei einer schweren akuten Vergiftung kommt es auch zu tonisch klonischen Krampfen sowie Bewusstseinsstorungen Dazu konnen schwere Herz Kreislauf Reaktionen Fieber oder Untertemperatur kommen die Leber oder Nierenfunktion kann beeintrachtigt werden auch Leukozytose kann auftreten Die todliche Dosis fur einen erwachsenen Menschen bei einmaliger oraler Aufnahme wurde auf etwa 5 g geschatzt 1 Im Korper wird Aldrin in Dieldrin umgewandelt Das Dieldrin wird in der Leber zu einer hydrophilen Verbindung weiter oxidiert die nach Glucuronidierung mit dem Urin ausgeschieden werden kann Allerdings geht die Umwandlung des Dieldrin nur langsam voran es reichert sich im Fettgewebe an Die Halbwertszeit zur Elimination von Dieldrin beim Menschen wurde auf etwa ein Jahr geschatzt 1 Bei wiederholter Aufnahme von geringen Mengen Aldrin konnen durch die Dieldrin Anreicherung ahnliche Vergiftungssymptome wie bei einer akuten Vergiftung auftreten Vergiftungserscheinungen sind ab etwa 150 bis 200 µg Dieldrin pro Liter Blut zu erwarten Bei Langzeit Futterungsstudien mit unterschiedlichen Tierarten traten ab etwa 0 05 mg Aldrin pro kg Korpergewicht und Tag artabhangig Leberschaden Schadigungen des zentralen Nervensystems Nierenschaden oder immunosuppressive Effekte auf Embryonale Missbildungen teratogene Wirkung und Fetotoxizitat traten nur auf wenn trachtige Tiere eine akut toxische Dosis Aldrin erhielten Aldrin ist mit hoher Wahrscheinlichkeit krebserregend Bei Mausen traten nach Aldrin Gabe vermehrt Lebertumoren auf was sich bei anderen Tierarten nicht reproduzieren liess Fur eine gentoxische oder mutagene Wirkung gibt es dagegen keine Anhaltspunkte 1 Die LD50 bei Ratten liegt bei 39 mg kg bei oraler Verabreichung Der direkte Zusammenhang von Aldrin Dieldrin Anreicherung im Blut und Brustkrebs ist zwar weiterhin umstritten Einige Studien bestatigen jedoch sowohl das erhohte Brustkrebsrisiko wie auch den schwereren Krankheitsverlauf nach langanhaltender Exposition zu Aldrin bzw Dieldrin 11 Aldrin ist sehr giftig fur Fische und fur Bienen Analytischer Nachweis BearbeitenDer chemisch analytische Nachweis in Umweltproben Lebens und Futtermitteln erfolgt nach geeigneter Probenvorbereitung zur Abtrennung der Matrix und gaschromatographischer Abtrennung von Nebenkomponenten mittels hochauflosender massenspektrometrischer Techniken wie der Flugzeitmassenspektrometrie Time Of Flight Massenspektrometrie 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Eintrag zu Aldrin in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 20 Januar 2022 JavaScript erforderlich Eintrag zu Aldrin im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva Grenzwerte Aktuelle MAK und BAT Werte Suche nach 309 00 2 bzw Aldrin abgerufen am 2 November 2015 Special Publication of the Entomological Society of America 78 1 12 197 L Roth G Rupp M Wissfeld Chlorierte Kohlenwasserstoffe Eigenschaften Umweltrelevanz Toxizitat Therapie Vorschriften Umgang Lagerung Entsorgung ecomed Sicherheit 2007 ISBN 6096513002 Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europaischen Kommission Eintrag zu Aldrin in der EU Pestiziddatenbank Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz Osterreichs und Deutschlands abgerufen am 6 April 2023 John M Tedder Antony Nechvatal A H Jubb Industrial products Basic organic chemistry Nr 5 Wiley Chichester 1975 ISBN 978 0 471 85014 4 Toxicological profile for aldrin dieldrin ATSDR 2022 cdc gov PDF C W Bird R C Cookson E Crundwell 946 Cyclisations and rearrangements in the isodrin aldrin series In J Chem Soc 1961 S 4809 4816 doi 10 1039 JR9610004809 Werner Perkow Wirksubstanzen der Pflanzenschutz und Schadlingsbekampfungsmittel 2 Auflage Verlag Paul Parey Dieldrin and Aldrin In Breast Cancer Prevention Partners BCPP Abgerufen am 19 Marz 2019 amerikanisches Englisch Eric J Reiner Adrienne R Boden Tony Chen Karen A MacPherson und Alina M Muscalu Advances in the Analysis of Persistent Halogenated Organic Compounds In LC GC Europe 23 2010 60 70 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aldrin amp oldid 236412535