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Die Aktion Rose war eine Massnahme der DDR Regierung zur Verstaatlichung von Hotels Erholungsheimen Taxi und Dienstleistungsunternehmen im Februar 1953 Der Schwerpunkt lag auf den Badeorten der Ostseekuste insbesondere Rugen Wegen angeblicher Verstosse gegen das Gesetz zum Schutz des Volkseigentums und anderen gesellschaftlichen Eigentums VESchG kamen uber 400 Unternehmer in Haft 1961 trugen auch Massnahmen zum Bau der Berliner Mauer die Bezeichnung Aktion Rose 1 Inhaltsverzeichnis 1 Politische Hintergrunde 2 Ablauf der Aktion Rose 3 Entwicklung nach dem 17 Juni 1953 4 Klarung der Eigentumsverhaltnisse nach der Wiedervereinigung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePolitische Hintergrunde BearbeitenDie Aktion Rose diente als Fallbeispiel fur die staatlichen Enteignungsvorhaben der SED speziell der strikten Umsetzung des Volkseigentumsschutzgesetzes vom September 1952 Die Justiz der DDR wollte mit flachendeckenden schnellen Strafverfahren und abschreckenden Zuchthausstrafen fur die Mittelstandler der Ostseekuste ein Exempel statuieren um die Uberfuhrung von Betrieben in Volkseigentum zu beschleunigen Ein weiterer Grund fur die Aktion war militarischer Art Um den Nordosten Rugens Glowe und Umgebung zu einem Kriegshafen ahnlich Murmansk auszubauen und eine Schutzzone Ostsee einzurichten benotigte die DDR viele Immobilien zur Unterbringung von Soldaten Arbeitern und Volkspolizisten Dies liess sich durch Zwangsenteignungen rasch einrichten Fur das als Grossunternehmen geplante Vorhaben des Baus eines Kriegshafens in der Ostsee wurden bis zu 5000 Zwangsarbeiter in einem Straflager bei Glowe untergebracht Es gab sogar schon Entwurfe einer Wohnstadt fur 100 000 Menschen Fur das Grossvorhaben war eigens ein Betrieb gegrundet worden der VEB Bau Union Nord er unterstand direkt dem Innenministerium Die DDR sollte damit einen Marinestutzpunkt von den Ausmassen des Hamburger Hafens erhalten 2 Bereits im Juni 1953 wurde die gemeinsam mit der Sowjetunion geplante Anlage erheblich reduziert 3 Die Aktion Rose wurde zudem massiv von propagandistischen Mitteln begleitet etwa aggressiven Zeitungsartikeln die gezielt gegen die als Gauner bezeichneten Besitzer von Ferien Vermietungseinrichtungen gerichtet waren Ein anderer Zweck der Aktion war die Bereitstellung von Ferienunterkunften fur den FDGB Feriendienst und fur die grossen volkseigenen Betriebe speziell der fur den Uranabbau im Erzgebirge eingerichteten Sowjetisch Deutschen SDAG Wismut Fur diese wurden im gleichen Jahr im Stil der damaligen Moskauer Zuckerbackerarchitektur siehe auch die Ostberliner Stalinallee sogenannte Kulturhauser errichtet beispielsweise 1953 in Zinnowitz auf Usedom Ablauf der Aktion Rose BearbeitenLaut Akten der Bezirksbehorde der Volkspolizei Rostock wurde die Aktion seit dem 2 Januar 1953 vorbereitet Am 23 Januar bildete sich in Rostock die Einsatzleitung der auch der spatere DDR Generalstaatsanwalt Josef Streit angehorte Die Aktion Rose begann am 10 Februar Es nahmen 400 Volkspolizisten daran teil Laut Einsatzprotokoll vom 10 Februar sangen sie auf dem Weg ins Einsatzgebiet in den Autobussen revolutionare und Heimatlieder Dann ging es nach drei Stunden Schlaf an die Arbeit Jeder einzelne war davon uberzeugt dass er bei diesem Einsatz einen personlichen Anteil bei der Schaffung der Grundlagen des Sozialismus in der DDR leistet 4 Die Polizisten waren geschult worden gezielt nach Verstossen gegen das VESchG zu suchen Zu den in den nachfolgenden Strafgerichtsprozessen relevanten Belastungsmaterialien gehorten insbesondere Belege uber Kontakte nach Westdeutschland DDR kritische Gesinnung faschistische Tatigkeit vor 1945 sowie das Anlegen von Lebensmittelvorraten Auch das Horen des Westsenders RIAS wurde geahndet Die Polizisten darunter viele die erst in der Ausbildung waren hatten einen Monat Zeit fur ihre Ermittlungen und versetzten die Betreiber von Einrichtungen an der Ostsee in Angst und Schrecken Falco Werkentin zeichnet den Fall der Leiterin eines Kinderheimes nach die am 16 Februar verhaftet und am 6 Marz zu 16 Monaten Zuchthaus verurteilt wurde unter anderem weil sie einen Zentner Zucker nicht gemeldet hatte den sie angeblich zum Kochen von Marmelade fur die Kinder benotigte Spater kam auch die Tochter der Heimleiterin als Besitzerin des Kinderheims vor Gericht Am 1 April wurde ihr Vermogen eingezogen und eine Haftstrafe von neun Monaten uber sie verhangt weil die Volkspolizisten der Aktion Rose bei der Hausdurchsuchung zwei Quittungen aus West Berlin bei ihr gefunden hatten fur ein paar Stiefel 27 Westmark und einen Mantel 684 DDR Mark 5 Im Urteil hiess es Es geht nicht an dass sie ihr Geld im Gebiet unserer Republik verdient um es nach Westberlin zu bringen wo es nur zur Vorbereitung eines Dritten Weltkrieges Verwendung findet 6 Die Presse begleitete die Aktion mit Artikeln wie diesem Wir stellen vor Schieber unter sich Frohliche Feste mit reich gedeckten Tafeln voller Sekt und Champagner bis zum Uberfluss waren bei ihnen nicht selten So gefiel ihnen das Leben Und dafur konnten die Hausangestellten zehn bis zwolf und noch mehr Stunden am Tage arbeiten Ostsee Zeitung vom 17 Marz 1953 Ahnlich wie in diesem Fall wurden viele Geschaftsinhaber unter dem Vorwand der Wirtschaftskriminalitat oder Agententatigkeit fur den Westen in Schnellverfahren verurteilt daraufhin enteignet und ins Zuchthaus gebracht viele nach Butzow Dreibergen oder in weit entfernte Regionen der DDR zwangsumgesiedelt 219 Personen entzogen sich der Festnahme durch eine Flucht aus der DDR was ihre automatische Enteignung zur Folge hatte Die Prozesse wurden zentral beim Kreisgericht Butzow gefuhrt Die enteigneten Hotels und Pensionen sollten offiziell dem FDGB uberschrieben oder uber das volkseigene Reiseburo vermittelt werden Tatsachlich wurden zunachst Unterkunfte fur die Kasernierte Volkspolizei KVP geschaffen Aufgrund der militarischen Planungen und des Stillstands der enteigneten Hotelbetriebe brach der Fremdenverkehr auf Rugen 1953 fast vollig zusammen Entwicklung nach dem 17 Juni 1953 BearbeitenNach dem Volksaufstand am 17 Juni 1953 wurden viele Hotelbesitzer aus dem Zuchthaus entlassen Rehabilitiert wurden sie jedoch nicht lediglich eine Teilnutzung ihrer Hotels wurde ihnen zugestanden Viele entschlossen sich zum Verlassen der DDR Klarung der Eigentumsverhaltnisse nach der Wiedervereinigung BearbeitenIm Rahmen der Deutschen Wiedervereinigung wurden nach 1990 die Immobilien vieler Hotelbesitzer ruckubertragen vorwiegend jedoch derer die aus dem Westen zuruckkamen Die Besitzer die nach der Aktion Rose ihre Immobilien weiter fuhrten konnten aufgrund der vorgeschriebenen niedrigen Mieten und weiterer Einschrankungen kaum in ihre Objekte investieren so dass die Hauser einem schleichenden Verfall unterlagen und oft in den 1970er Jahren zu geringen Preisen verkauft wurden Sehr viele Gebaude wurden zweckentfremdet oder umgewidmet In der DDR verbliebene ehemalige Besitzer denen dieses Unrecht widerfahren war wurden zwar auf Antrag rehabilitiert jedoch meistens nicht fur den materiellen Verlust entschadigt Auch eine Ruckubertragung ist nicht moglich Manchen wurde der Ruckkauf zum Verkehrswert angeboten was sich die wenigsten von ihnen leisten konnten Literatur BearbeitenMartin Holz Die Aktion Rose 1953 an der Ostseekuste In Rugia Rugen Jahrbuch Putbus 12 2004 Klaus Muller Die Lenkung der Strafjustiz durch die SED Staats und Parteifuhrung der DDR am Beispiel der Aktion Rose Frankfurt M u a 1995 ISBN 3 631 48492 5Weblinks BearbeitenInternetbuch uber die Aktion Rose auf der Insel Rugen mit Stasiakte und Problematik der Eigentumsfreigabe von Siegfried Schmidt Ostseebader Gohren und Baabe auf der Insel Rugen Informationen des NDR uber die Aktion Rose Klassenkampf an der Ostsee Die Aktion RoseEinzelnachweise Bearbeiten Artikel uber den Mauerbau auf der Seite des BStU Zeit Die Festung Rugen Die New York Times zitierte am 11 Juni eine Meldung von AP wonach die Russen den Bau einer gigantischen Marinebasis auf der baltischen Insel Rugen abrupt abgebrochen hatten und auch der Anteil der ostdeutschen kommunistischen Regierung an der riesigen Baustelle um mehr als die Halfte gekurzt wurde Wenig spater so die New York Times vom 29 Juli 1953 gestattete die Regierung der DDR den Fahren der Schwedischen Eisenbahn wieder das seit Oktober 1952 unterbundene Anlaufen von Sassnitz auf Rugen zitiert nach Falco Werkentin Politische Strafjustiz in der Ara Ulbricht Ch Links Berlin 1997 ISBN 978 3 86153 069 5 S 59ff Falco Werkentin Politische Strafjustiz in der Ara Ulbricht Ch Links Berlin 1997 ISBN 978 3 86153 069 5 Kreisgericht Butzow 1 April 1953 Urteil Ds 6 53 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aktion Rose amp oldid 234608074