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Der Zweipunkt Marienkafer oder nur Zweipunkt Adalia bipunctata ist ein Kafer aus der Familie der Marienkafer Coccinellidae Zweipunkt MarienkaferZweipunkt Marienkafer Adalia bipunctata SystematikOrdnung Kafer Coleoptera Unterordnung PolyphagaFamilie Marienkafer Coccinellidae Unterfamilie CoccinellinaeGattung AdaliaArt Zweipunkt MarienkaferWissenschaftlicher NameAdalia bipunctata Linnaeus 1758 Zweipunkt Adalia bipunctata schwarze Variante1 Larvenstadium2 Larvenstadium4 Larvenstadium Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Vorkommen und Verbreitung 4 Fortpflanzung 5 Einsatz in der Schadlingsbekampfung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenZweipunkte werden 3 5 bis 5 5 Millimeter lang Der Korper ist oval allerdings eher rund als langlich Die Beine sind schwarz Die Fuhler sind recht kurz und verdicken sich am Ende leicht Bei der Farbung gibt es zwei Varianten die in keiner Weise etwas mit Geschlecht oder Alter der Tiere zu tun haben Die erste Variante hat eine rote Grundfarbe auf jeder Flugeldecke befindet sich ein schwarzer Punkt Der Thorax ist gelb und hat einen schwarzen Fleck in der Mitte Variante Nummer zwei ist fast ganzlich schwarz doch kann man hier auf jeder Flugeldecke zwei bis drei rote Punkte erkennen Rund 15 Prozent der Kafer sind so gefarbt Neben den Genen spielen auch Umwelteinflusse eine Rolle fur die Farbung der Kafer Die roten Formen uberstehen den Winter besser dafur sind die schwarzen aktiver beim Fortpflanzen Lebensweise BearbeitenDie tagaktiven Tiere krabbeln rege auf Blattern umher auf denen sie nach Blattlausen und Blattflohen suchen daher sind sie fur den Gartner sehr nutzlich Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier auf eine Pflanze die sich meist in der Nahe einer Blattlaus Kolonie befindet Die Larven leben und ernahren sich ahnlich wie die ausgewachsenen Tiere Die Puppen hangen meist an der Unterseite eines Blattes Aus den Puppen schlupfen die vollstandig entwickelten Kafer Marienkafer gehoren zu den wechselwarmen poikilothermen Tieren d h ihre Korpertemperatur richtet sich in erster Linie nach der Umgebungstemperatur Jedoch kann das Licht die Korpertemperatur verandern Beleuchtet man Marienkafer steigt ihre Korpertemperatur da ein Teil des Lichtes absorbiert und in Warme umgewandelt wird Schwarz gefarbte Korperteile absorbieren starker als rot gefarbte Korperteile Bei Beleuchtung liegt die Korpertemperatur der schwarzen Variante ca 5 5 C die der roten Variante ca 3 C uber der Umgebungstemperatur von 18 C Mit der Korpertemperatur steigt die Stoffwechselaktivitat Die schwarze Variante hat demnach einen hoheren Nahrungsbedarf um nicht zu verhungern Im Winter bedeutet die erhohte Stoffwechselaktivitat einen Nachteil da schwarze Marienkafer ihre Fettreserven schneller verbrauchen und leichter verhungern als die roten Wahrend der Winterstarre zehren die Marienkafer namlich von ihren Fettreserven Im Fruhling wachen nun uberwiegend rote Individuen aus der Winterstarre auf da die Wintersterblichkeit aufgrund des hoheren Stoffwechsels der schwarzen Form grosser als die der roten ist Dies ist ein gutes Beispiel fur die naturliche Selektion als ein gerichteter Prozess der zu mehr Anpassung der Lebewesen an ihre Umwelt fuhrt Die rote Form der Marienkafer ist rezessiv die schwarzen multiplen Allele bestimmen die Ausdehnung der schwarzen Flecken Bei veranderten Umweltbedingungen konnen sich jedoch die besser angepassten Varianten erfolgreicher fortpflanzen so dass der Bestand der Population nicht gefahrdet wird vgl Fitness Biologie Die Variabilitat bildet eine genetische Reserve fur die Art und hat grosse evolutionsbiologische Bedeutung Jede Population rot und schwarz erzeugt mehr Nachkommen als uberleben konnen Betrachtet man die Haufigkeit der schwarzen und roten Marienkafer uberwiegen jeweils im Fruhjahr deutlich die roten Individuen in ihrer Haufigkeit Im Herbst hingegen dominieren die schwarzen Marienkafer in ihrer Population Anscheinend haben die schwarzen Individuen in den warmen Monaten bessere Voraussetzungen sind also ihrer Umwelt angepasster als die roten Marienkafer Im Winter nimmt die Stoffwechselaktivitat der Marienkafer ab sie uberwintern indem sie an geschutzten Orten in die Winterstarre fallen und von ihrem im Sommer angelegten Fettvorrat zehren Ohne die roten Marienkafer mit dem niedrigeren Stoffwechsel waren diese Marienkaferart vom Aussterben bedroht vgl balancierter Polymorphismus Die schwarzen Marienkafer haben namlich ein dominantes Allel im Genotyp wahrend sich die rote Farbe der Flugeldecken im Erbgang rezessiv verhalt Folglich wachst die Anzahl der schwarzen Marienkafer in den warmen Monaten in denen sie aufgrund ihrer hoheren Warmeabsorption zusatzlich noch fruher am Tag aktiv sein konnen Sie erreichen fruher die richtige Betriebstemperatur und haben mehr Zeit fur die Fortpflanzung Die Verschiedenheit der Umwelt in diesem Fall die Temperatur und die Lichtstrahlung selektiert die Marienkafer mit unterschiedlichen Flugeldeckenfarben erhalt oder balanciert also das verschiedengestaltige polymorphe Merkmal Vorkommen und Verbreitung BearbeitenDie Kafer sind in Europa und Asien sehr weit verbreitet und wurden auch nach Nordamerika eingefuhrt verbreiteten sich in der Folge auch bis nach Mittelamerika Sie bewohnen Garten Walder und Hecken kommen im Herbst aber auch in Hauser um dort zu uberwintern Wenn man einen im Winter in der Wohnung findet sollte man ihn an einen kalten Ort Dachboden setzen Frost schadet ihnen nicht Bleiben sie den Winter uber im Warmen sterben sie Normalerweise findet die Uberwinterung unter Rinde und Moos statt Adalia bipunctata gehorte mit Coccinella septempunctata zu den beiden haufigsten Marienkaferarten in Europa doch sind ihre Bestande seit der Einschleppung der invasiven Art Harmonia axyridis besonders stark zuruckgegangen 1 2 Adalia bipunctata verfugt im Gegensatz zu Harmonia axyridis uber keine Immunabwehr gegen die von dieser in der Hamolymphe beherbergten Mikrosporidien Nach Einschatzung der Entomologen Jens Esser von der Entomologischen Gesellschaft ORION und Werner Schulze vom Naturschutzbund Deutschland steht die Art in Deutschland vor dem Aussterben 3 Fortpflanzung BearbeitenBei der Fortpflanzung dieser Tiere gehen uberraschenderweise 80 bis 90 Prozent weibliche Nachkommen hervor Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben dass das auf symbiotische Bakterien zuruckzufuhren ist die in den Geschlechtszellen der Weibchen leben Diese fordern bevorzugt die Vereinigung zweier X Chromosomen und somit die Zeugung eines Weibchens Weiter haben Forscher von der University of Western Australia in Perth 2005 herausgefunden dass die Adalia bipunctata aufgrund ihrer Promiskuitat ein hohes Risiko eingehen sich mit einer Geschlechtskrankheit zu infizieren Dabei konnen uber 90 Prozent der Marienkafer einer Kolonie im Laufe eines Sommers infiziert werden Nach dem Uberwintern beginnen Marienkafer im Fruhjahr sich fleissig zu paaren Alle zwei Tage wechseln die Kafer dabei ihre Partner und gehoren so zu den paarungsfreudigsten Insekten Beim Geschlechtsakt wird jedoch auch die Milbe Coccipolipus hippodamiae ubertragen die weibliche Marienkafer unfruchtbar macht Allerdings geschieht dies erst drei Wochen nach dem Befall und so bleibt noch genug Zeit zur Eiablage 4 5 Einsatz in der Schadlingsbekampfung BearbeitenZweipunkte werden gewerblich gezuchtet und als Nutzlinge zur Bekampfung von Blattlausen im okologischen Land und Gartenbau eingesetzt 6 Literatur BearbeitenHarde Severa Der Kosmos Kaferfuhrer Die mitteleuropaischen Kafer Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co Stuttgart 2000 ISBN 3 440 06959 1 Jiri Zahradnik Irmgard Jung Dieter Jung et al Kafer Mittel und Nordwesteuropas Parey Berlin 1985 ISBN 3 490 27118 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zweipunkt Marienkafer Album mit Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Peter M J Brown Robert Frost Julian Doberski Tim Sparks Richard Harrington Helen E Roy Decline in native ladybirds in response to the arrival of Harmonia axyridis early evidence from England Ecological Entomology 36 2 2011 S 231 240 Helen E Roy Tim Adriaens Nick J B Isaac Marc Kenis Thierry Onkelinx Gilles San Martin Peter M J Brown Louis Hautier Remy Poland David B Roy Richard Comont Rene Eschen Robert Frost Renate Zindel Johan Van Vlaenderen Oldrich Nedved Hans Peter Ravn Jean Claude Gregoire Jean Christophe de Biseau Dirk Maes Invasive alien predator causes rapid declines of European ladybugs Diversity and Distributions 18 2012 S 717 725 Jens Esser Andreas Vilcinskas und Werner Schulze zitiert in dpa Meldung Marienkafer mit zwei Punkten werden immer seltener Die Welt 8 Mai 2017 Gregory D D Hurst Rosie G Sharpe Angela H Broomfield Linda E Walker Tamsin M O Majerus Ilia A Zakharov Michael E N Majerus 1995 Sexually transmitted disease in a promiscuous insect Adalia bipunctata Ecological Entomology 20 S 230 236 K Mary Webberley Jaroslaw Buszko Valerie Isham Gregory D D Hurst 2006 Sexually transmitted disease epidemics in a natural insect population Journal Of Animal Ecology 75 1 S 33 43 Adalia bipunctata Zweipunktmarienkafer In Oekolandbau de Informationsportal der Bundesanstalt fur Landwirtschaft und Ernahrung 25 November 2010 abgerufen am 4 Juni 2019 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweipunkt Marienkafer amp oldid 238951771