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Die Sinfonie G Dur Hoboken Verzeichnis I 47 komponierte Joseph Haydn im Jahr 1772 wahrend seiner Anstellung als Kapellmeister beim Fursten Nikolaus I Esterhazy Die Sinfonie wird teilweise mit dem Beinamen Palindrom versehen da Menuett und Trio als Spiegelung vorwarts und ruckwarts zu spielen sind Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Zur Musik 2 1 Erster Satz Allegro 2 2 Zweiter Satz Un poco adagio cantabile 2 3 Dritter Satz Menuet al Roverso 2 4 Vierter Satz Finale Presto assai 3 Einzelnachweise Anmerkungen 4 Weblinks Noten 5 Siehe auchAllgemeines Bearbeiten nbsp Joseph Haydn Gemalde von Ludwig Guttenbrunn um 1770 Das Autograph der Sinfonie Nr 47 ist vom Jahr 1772 datiert 1 Haydn war zu dieser Zeit Kapellmeister beim Fursten Nikolaus I Esterhazy Der gelegentlich fur diese Sinfonie verwendete Beiname Palindrom stammt nicht von Haydn Er bezieht sich auf die Struktur von Menuett und Trio wo jeweils der erste Teil exakt ruckwarts zu spielen ist und dadurch den zweiten Teil ergibt siehe unten Wolfgang Amadeus Mozart notierte die Anfange der ersten Satze der Sinfonien Nr 47 Nr 62 und Nr 75 moglicherweise in der Absicht sie bei einem seiner Konzerte aufzufuhren 2 Einflusse vom ersten Satz der Sinfonie Nr 47 zeigen sich im Anfang vom Klavierkonzert in B Dur KV 456 3 vom zweiten Satz in der Blaserserenade KV 361 4 2 sowie vom dritten Satz in der Blaserserenade KV 388 5 Die Symphone G Nr 47 ist ein typisches Werk aus dem Jahr 1772 und zugleich eines von Haydns glanzendsten und uberzeugendsten 2 Zur Musik BearbeitenBesetzung zwei Oboen zwei Horner zwei Violinen Viola Cello Kontrabass Zur Verstarkung der Bass Stimme wurde damals auch ohne gesonderte Notierung ein Fagott eingesetzt Uber die Beteiligung eines Cembalo Continuos in Haydns Sinfonien bestehen unterschiedliche Auffassungen 6 Auffuhrungszeit ca 25 Minuten je nach Einhalten der vorgeschriebenen Wiederholungen Bei den hier benutzten Begriffen der Sonatensatzform ist zu berucksichtigen dass dieses Schema in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts entworfen wurde siehe dort und von daher nur mit Einschrankungen auf ein 1772 komponiertes Werk ubertragen werden kann Die hier vorgenommene Beschreibung und Gliederung der Satze ist als Vorschlag zu verstehen Je nach Standpunkt sind auch andere Abgrenzungen und Deutungen moglich Erster Satz Allegro Bearbeiten G Dur 4 4 Takt 159 Takte nbsp Beginn des ersten SatzesDer Satz im Autograph ohne Tempobezeichnung 1 beginnt mit einem durch seine punktierten Rhythmen marschartig 3 martialischen 7 Kontrast Thema 8 bei dem sich die Blaser mit ihrem fanfarenartigen Signalmotiv aus Tonwiederholung forte mit Unisonoeinwurfen der Streicher piano abwechseln Das Signalmotiv in den Blasern schichtet sich dabei terrassenartig auf 3 8 Bei Signal 1 spielt nur das 2 Horn bei Signal 2 zusatzlich das 1 Horn als dissonante Sekunde bei Signal 3 zusatzlich die 2 Oboe als Oktave bei Signal 4 zusatzlich die 1 Oboe als Quarte Horner nun als Quinte und bei Signal 5 spielen Oboen und Horner als Quinte Die aufgebaute Spannung lost sich erst in Takt 10 in G Dur auf Piano setzt sich der Dialog zwischen Blasern und Streichern weiter fort unterbrochen von vier Takten mit Achtel Staccatolaufen in den Violinen In Takt 25 folgt ein Forte Block mit dem Marschmotiv aus der Streicherfigur Das Marschmotiv wird kontrapunktisch verarbeitet indem es versetzt sowie in freier Umkehrung in den Instrumenten gefuhrt wird 9 Der Block wechselt zur Doppeldominante A Dur die den Eintritt des zweiten Themas in der Dominante D Dur ankundigt Das zweite Thema besteht aus kontrastierenden tanzerisch leichten Triolenbewegungen der Streicher uber schreitender Staccato Bewegung im Bass nach ein paar Takten kommen die Blaser sanglich begleitend dazu Die Schlussgruppe enthalt ein lebhaft aufstrebendes Motiv und rasante Laufe der Violinen Die Durchfuhrung moduliert den Dialog vom ersten Thema durch verschiedene Tonarten e Moll fis Moll wobei die 1 Violine die Rolle der nun schweigenden Blaser ubernimmt Ab Takt 69 werden die Triolen vom zweiten Thema neben den punktierten Rhythmus des ersten Themas gesetzt Nach einem langen Orgelpunkt auf h Moll uber den sich der wiederum teils dissonante Dialog zwischen Blasern und Streichern vom ersten Thema legt tritt das zweite Thema in e Moll auf Dessen Triolenbewegung wird verlangert und verstarkt sich uber die Steigerung zum Forte bis hin zum Unisono Die Reprise hat Haydn besonders gestaltet indem das erste Thema im unerwarteten g Moll einsetzt und damit der Horer zunachst im Unklaren gelassen wird ob die Reprise bereits begonnen hat oder es sich noch um die Durchfuhrung handelt ahnlich im ersten Satz der Sinfonie Nr 24 Die Unisono Figur der Streicher ist nun eine kleine Terz nach oben versetzt und wird auch bei den folgenden Wiederholungen verandert 8 Durch die Molltrubung wirkt das Thema nun duster drohend 3 also ob eine angenehme Gestalt ihre Maske abgerisse habe und zum ersten mal einen veranderten entsetzlichen Aspekt zeige 10 Uber einem ausgehaltenen Septakkord der Blaser setzt dann als ware nichts gewesen das zweite Thema in G Dur ein Anschliessend hat Haydn noch die Reihenfolge der Teile aus der Exposition verandert Auf das zweite Thema folgt zunachst der Dialog zwischen Blasern und Streichern entsprechend Takt 12 nun verlangert und forte dann die Staccato Achtelfigur der Violinen entsprechend Takt 18 die jetzt in die Schlussgruppe fuhrt Der Kopfsatz ist ein hochst merkwurdiges Gebilde Mit seinen Marschrhythmen und den gleich zu Beginn in den Vordergrund geruckten Hornern wirkt er als ob es sich um eine grosse C Dur Symphonie handele deren grosse Besetzung aber wie in allen Symphonien dieser Gruppe fehlt Den ganzen Satz hindurch werden unterschiedliche Satztechniken und Moglichkeiten der Formbildung durch dialogisierende Klanggruppen und einfache Reihung geradezu systematisch vorgefuhrt und ebenso systematisch wird auf thematische Arbeit verzichtet dabei sind die thematischen Gedanken Marsch schubertisch entspannte Triolen Signal ganz klar gegeneinander abgesetzt 9 Zweiter Satz Un poco adagio cantabile Bearbeiten D Dur 2 4 Takt 178 TakteDas Hauptthema des Variationssatzes bei dem die Violinen wie auch in anderen langsamen Satzen von Haydns Sinfonien dieser Zeit mit Dampfern spielen ist in A B A Form aufgebaut Erstmals benutzt Haydn hier in einem langsamen Sinfoniesatz die Variationsform 8 Der A Teil besteht aus zwei funftaktigen Phrasen nur fur Streicher im doppelten Kontrapunkt der Oktave d h die beiden unisono gefuhrten Stimmen der Violinen und tiefen Streicher konnen im Abstand eine Oktave miteinander vertauscht werden 3 ahnlich im zweiten Satz der Sinfonie Nr 70 Der B Teil ab Takt 11 mit dichterer Satzstruktur bei dem die Blaser mit wunderbaren Klangfarben 7 einsetzen umfasst eine viertaktige Phrase und eine sechstaktige Erweiterung 7 Der Abschnitt A als Variante von A steht wiederum nur fur Streicher in ihm sind die Ober und Unterstimmen gegenuber dem A Teil vertauscht Dieses Element der Stimmenvertauschung wird in allen Variationen beibehalten Weiterhin erfolgt in den Variationen 1 bis 3 eine Verschnellerung d h kleinere Notenwerte in jeder Variation Schema der Figuralvariation 9 Variation 1 Takt 31 60 mit Sechzehnteln Variation 2 Takt 61 90 mit Sextolen Sechzehntel Triolen Variation 3 Takt 91 120 mit Zweiunddreissigsteln Die Variation 4 ist wie am Anfang in ruhiger Achtelbewegung gehalten Die Blaser sind nun von Beginn an beteiligt Die im vierstimmigen Satz gehaltene Variation endet jedoch offen auf einem Dominantseptakkord mit Fermate gefolgt von einer ausgedehnten Coda bei der der A Teil des Themas allmahlich im Pianissimo verhaucht Dritter Satz Menuet al Roverso Bearbeiten G Dur 3 4 Takt mit Trio 22 Takte ohne die ruckwarts zu spielenden Teile nbsp Erster und zweiter Teil des MenuettsMenuett und Trio sind als Palindrom gestaltet Der erste Teil des Menuetts Takt 1 bis 10 ergibt ruckwarts gespielt den zweiten ebenso beim zwolftaktigen Trio Im Autograph sind jeweils nur die ersten Teile mit der Anweisung al Roverso notiert 1 Im Gegensatz zu einem Krebskanon sind Menuett und Trio durchweg homophon 7 Durch die Setzung von Akzenten im Menuett wird beim Ruckwartsspielen der Effekt auch akustisch auffallig insbesondere dann wenn die Forte Akzente auf der sonst unbetonten dritten Zahlzeit des Taktes auftreten 2 3 Im Trio ebenfalls in G Dur treten die Blaser solistisch hervor Im Klavierauszug wurde das Menuett nachtraglich wahrscheinlich zur Veroffentlichung im Jahr 1774 in die 1773 komponierte Klaviersonate A Dur Hob XVI 26 aufgenommen 9 Der Druck der Klaviersonaten Hob XVI 21 bis Hob XVI 26 ist dem Fursten Nikolaus gewidmet was moglicherweise ein Hinweis darauf ist dass dieser an der Kunstfertigkeit des Sinfoniesatzes besonderen Gefallen fand 9 Vierter Satz Finale Presto assai Bearbeiten G Dur 2 2 Takt alla breve 283 TakteDer rasante Satz beginnt mit einem leise dahinjagenden Thema 3 im Streicherpiano das zunachst einen periodischen Aufbau aus zwei Viertaktern zeigt dann als zehntaktige Fortspinnung weitergeht Stimmfuhrend ist die 1 Violine die 2 Violine begleitet als Liegeton Viola und Bass als schnell pulsierende Viertelbewegung 9 die sich auch durch den weiteren Satz zieht Die Tonika G Dur scheint zunachst nicht gefestigt 3 7 erst in den plotzlichen Unisono Akkordbrechungen im Forte tritt die sie entschieden hervor 3 Ab Takt 27 wird das Thema mit anderer Fortspinnung wiederholt Ebenfalls unvermittelt brechen ab Takt 45 absturzende D Dur Dreiklange im Forte unter Synkopenbegleitung herein die abrupt nach d Moll und Es Dur wechseln und gleichzeitig mit Vorschlagen verziert sind Dadurch entsteht eine exotische 3 Klangfarbe Nach einer Zasur ganztaktige Generalpause mit Fermate folgt der dritte Auftritt des Themas nun in der Dominante D Dur wobei die Fortspinnung wiederum variiert ist Die lebhaft larmende Schlussgruppe im Forte basiert auf einer Folge absteigender Oktavgange Die Durchfuhrung greift zunachst die schliessenden Akkordschlage vom Ende der Exposition auf und fugt dann die Unisono Dreiklangsbrechungen in e Moll an die am Satzanfang die Tonika G Dur gefestigt hatten Ab Takt 134 hat das Thema in der Subdominanten C Dur einen Auftritt mit einer Variante der dritten Fortspinnung Der wiederum abrupt anschliessende Forteblock mit den Vorschlags Dreiklangsbrechungen und Synkopenbegleitung ist nun verlangert variiert und enthalt einige haarstraubende 7 Dissonanzen im Horn Die Unisono Dreiklangsbrechungen in D Dur leiten zur Reprise zuruck Die Reprise ab Takt 186 ist ahnlich der Exposition strukturiert bringt aber das Thema ohne Wiederholung und ohne das unterbrechende Dreiklangs Unisono Die Schlussgruppe ist um eine Coda erganzt Einzelnachweise Anmerkungen Bearbeiten a b c Anthony van Hoboken Joseph Haydn Thematisch bibliographisches Werkverzeichnis Band I Schott Verlag Mainz 1957 S 57 a b c d Charles Rosen Der klassische Stil Haydn Mozart Beethoven Barenreiter Verlag 5 Auflage 2006 Kassel ISBN 3 7618 1235 3 S 168 a b c d e f g h i j Walter Lessing Die Sinfonien von Joseph Haydn dazu samtliche Messen Eine Sendereihe im Sudwestfunk Baden Baden 1987 89 herausgegeben vom Sudwestfunk Baden Baden in 3 Banden Band 2 Baden Baden 1989 S 74 bis 76 Antony Hodgson The Music of Joseph Haydn The Symphonies The Tantivy Press London 1976 S 74 bis 75 Klaus Schweizer Arnold Werner Jensen Reclams Konzertfuhrer Orchestermusik 16 Auflage Philipp Reclam jun Stuttgart 1998 S 133 ISBN 3 15 010434 3 Beispiele a James Webster On the Absence of Keyboard Continuo in Haydn s Symphonies In Early Music Band 18 Nr 4 1990 S 599 608 b Hartmut Haenchen Haydn Joseph Haydns Orchester und die Cembalo Frage in den fruhen Sinfonien Booklet Text fur die Einspielungen der fruhen Haydn Sinfonien online Abruf 26 Juni 2019 zu H Haenchen Fruhe Haydn Sinfonien Berlin Classics 1988 1990 Kassette mit 18 Sinfonien c Jamie James He d Rather Fight Than Use Keyboard In His Haydn Series In New York Times 2 Oktober 1994 Abruf 25 Juni 2019 mit Darstellung unterschiedlicher Positionen von Roy Goodman Christopher Hogwood H C Robbins Landon und James Webster Die meisten Orchester mit modernen Instrumenten verwenden derzeit Stand 2019 kein Cembalocontinuo Aufnahmen mit Cembalo Continuo existieren u a von Trevor Pinnock Sturm und Drang Sinfonien Archiv 1989 90 Nikolaus Harnoncourt Nr 6 8 Das Alte Werk 1990 Sigiswald Kuijken u a Pariser und Londoner Sinfonien Virgin 1988 1995 Roy Goodman z B Nr 1 25 70 78 Hyperion 2002 a b c d e f James Webster Hob I 47 Symphonie in G Dur Informationstext zur Sinfonie Nr 47 von Joseph Haydn der Haydn Festspiele Eisenstadt siehe unter Weblinks a b c d Wolfgang Marggraf Die Sinfonien Joseph Haydns Die Sinfonien der Jahre 1766 1772 http www haydn sinfonien de Abruf 29 Mai 2013 a b c d e f Ludwig Finscher Joseph Haydn und seine Zeit Laaber Verlag Laaber 2000 ISBN 3 921518 94 6 S 279 bis 280 Howard Chandler Robbins Landon The Symphonies of Joseph Haydn Universal Edition amp Rocklife London 1955 S 326 But how great is our astonishment to find that the whole is now placed in the tonic minor by which process the theme untergoes a new and frightening transformation the terraced wind chords now assume an eerie terrifying power as if a pleasing figure had torn off its mask revealing for the first time a twisted and horrible aspekt Weblinks Noten BearbeitenInformationen zur 47 Sinfonie Haydns inklusive Hormoglichkeit mehrerer Einspielungen vom Projekt Haydn 100 amp 7 der Haydn Festspiele Eisenstadt Joseph Haydn Sinfonia No 47 G Dur Philharmonia No 747 Universal Edition Wien 1966 Reihe Howard Chandler Robbins Landon Hrsg Kritische Ausgabe samtlicher Symphonien Taschenpartitur Sinfonie Nr 47 von Joseph Haydn Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Carl Gabriel Stellan Morner Sinfonien 1767 1772 In Joseph Haydn Institut Koln Hrsg Joseph Haydn Werke Reihe I Band 6 G Henle Verlag Munchen 1966 153 S Siehe auch BearbeitenListe der Sinfonien Joseph Haydns Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 47 Sinfonie Haydn amp oldid 220967739