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Das Zuger Attentat wurde am 27 September 2001 wahrend einer Sitzung des Kantonsrates im Parlamentsgebaude in Zug Kanton Zug Schweiz verubt 14 Politiker wurden vom Attentater Friedrich Leibacher erschossen der sich kurz darauf selbst das Leben nahm Leibacher hatte zuvor jahrelang durch exzessiven Gebrauch von Rechtsmitteln auf sich aufmerksam gemacht Das Parlamentsgebaude in ZugDer Attentater gelangte mit einer selbstgefertigten Polizeiweste und mehreren Waffen darunter ein Sturmgewehr SIG 550 in der zivilen Ausfuhrung eine Pistole SIG Sauer P232 eine Vorderschaftrepetierflinte Remington 870 sowie ein Revolver S amp W Model 19 7 unbehelligt ins Zuger Parlamentsgebaude und schoss im Saal des tagenden Parlaments wild um sich Er totete dabei drei Regierungsrate und elf Kantonsrate verletzte zahlreiche Politiker sowie einige Journalisten zum Teil schwer Er feuerte insgesamt 91 Schusse ab Zudem zundete er eine selbstgebastelte Bombe Sein eigentliches Hauptziel der Zuger Regierungsrat Robert Bisig blieb unverletzt Leibacher hinterliess am Tatort einen Abschiedsbrief mit dem Titel Tag des Zornes fur die Zuger Mafia Offenbar wahnte er sich als Opfer eines Komplottes gegen sich Dieser Anschlag war der erste dieser Art in der Schweiz und fur den gesamten Kanton Zug ein traumatisches Erlebnis Die ganze Schweiz wurde in tiefe Trauer und Betroffenheit versetzt Weltweit auch unter dem Eindruck der kurz zuvor erfolgten Anschlage vom 11 September in New York City machte sich Entrustung uber diese Tat breit Zahlreiche Parlamente und Organisationen rund um die Welt entsandten Beileids Botschaften Inhaltsverzeichnis 1 Tater 2 Tathergang 3 Krisenbewaltigung 4 Todesopfer 5 Folgen 6 Dokumentationen 7 Videobeitrage chronologisch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseTater BearbeitenDer Attentater Friedrich Fritz 1 Heinz Leibacher wurde am 21 Juli 1944 in Zug geboren und war kaufmannischer Angestellter Leibacher war Schweizer Staatsburger Er ging drei Ehen mit Frauen aus der Dominikanischen Republik ein gegen mindestens eine der Ehefrauen war er gewalttatig Er hatte aus diesen Ehen drei Kinder 1970 wurde er durch das Strafgericht in Zug wegen verschiedener Vermogensdelikte Unzucht mit Kindern offentlichen unzuchtigen Handlungen Urkundenfalschung und Strassenverkehrsverstossen zu 18 Monaten Haft verurteilt stattdessen jedoch in eine Arbeitserziehungsanstalt eingewiesen 2 Leibacher konnte sich nie richtig im Erwerbsleben zurechtfinden und war in verschiedenen Kantonen als Arbeitsloser gemeldet schliesslich bezog er eine Invalidenrente Bereits fruher waren ihm eine Personlichkeitsstorung Alkoholkrankheit sowie Gehirnschwache attestiert worden Leibacher beschwerte sich aus bis heute unveroffentlichtem Grund fortwahrend bei den Behorden Gemass Schlussbericht wurde 1996 uber Leibacher ein psychiatrischer Bericht erstellt wonach er Personlichkeitsstorungen habe der Grund des Berichts ist nicht angegeben Daraufhin erwarb er mehrere Waffen und begann ein Schiesstraining in einem Verein 2 Zwei Jahre spater fand ein aktenkundiger Vorfall statt 1998 wurde er nach einem Streit mit einem Buschauffeur der Zugerland Verkehrsbetriebe angezeigt er soll diesen mit einer Waffe bedroht haben In der Folgezeit schickte Leibacher seine Tochter in ein Internat in Australien der Staatsanwalt reichte zweieinhalb Jahre nach dem Vorfall vor Gericht eine Anklage gegen Leibacher ein Danach ereignete sich das Zuger Attentat 2 Tathergang Bearbeiten nbsp Der Kantonsratssaal in dem Fritz Leibacher um sich schossUm 10 00 Uhr fiel Leibacher einer Fussgangerin in Inwil bei Baar auf als er mit seinem Auto mitten auf der Strasse angehalten hatte Er stieg aus zog eine dunkle Jacke aus unter der er eine dunkelblaue Weste mit der Aufschrift Polizei trug Daraufhin stieg er wieder in sein Auto und fuhr Richtung Zug weiter Kurz vor 10 30 Uhr fuhr er mit seinem Auto direkt vor das Regierungsgebaude Bekleidet mit einer selbstgemachten polizeiahnlichen Uniform Baseballmutze mit aufgesticktem Zuger Wappen dunkle Reporterweste mit auf dem Rucken aufgeklebter weisser Beschriftung Polizei marschierte er in das Regierungsgebaude Im Foyer des Kantonsratssaals sah Leibacher zwei Ratsmitglieder von denen er eines um 10 32 24 Uhr erschoss Danach betrat er den Saal und gab 28 oder 29 Schusse aus dem Selbstladegewehr innerhalb von 14 Sekunden ab Presseleute und Ratsmitglieder warfen sich auf den Boden oder versteckten sich zwischen den Pultreihen und unter den Pulten Ein Ratsmitglied sturzte sich aus einem Fenster Nachdem Leibacher sein Gewehr neu hatte laden mussen verschoss er weitere 30 Patronen Danach zundete er einen als Sprengsatz praparierten Kunststoffkanister der im rechtsseitigen Gang explodierte Ein Ratsmitglied wurde dadurch schwer am Kopf verletzt Wahrend er bisher alle Schusse aus dem Eingang des Saales abfeuerte gab er seine letzten 30 Schusse gehend ab womoglich auf der Suche nach einem bestimmten Ratsmitglied Mutmasslich stehend oder eventuell auf dem Fenstersims sitzend erschoss sich Leibacher um 10 34 Uhr selbst Das Attentat dauerte insgesamt 2 Minuten und 34 Sekunden nbsp Von Leibacher erstelltes FlugblattUm 10 33 Uhr wurde die Einsatzzentrale der Zuger Polizei durch einen Kantonsrat informiert der sich zum Zeitpunkt des Attentats nicht im Saal aufgehalten hatte Beinahe zur gleichen Zeit fuhr zufallig ein Beamter der damaligen Stadtpolizei mit dem Streifenwagen in der Neugasse stadteinwarts Bei der Ampel horte er vier bis funf dumpfe Knallgerausche Passanten deuteten ihm dass diese vom Regierungsgebaude her kamen Er fuhr sofort mit Blaulicht auf den unteren Postplatz wo er erneut Schusse horte Um 10 40 Uhr trafen die ersten Einsatzkrafte der Zuger Polizei ein Zwei Beamte begaben sich in den Kantonsratssaal wo sie Leibacher schwer verletzt auffanden Er wurde mit Handschellen gefesselt Vor dem Regierungsgebaude stellte die Zuger Polizei sein Auto fest wo sie einen geladenen Revolver eine Schrotpatrone und 29 Kopien des Flugblattes Tag des Zornes fur die Zuger Mafia auffanden Krisenbewaltigung BearbeitenNur zwei der sieben Regierungsrate waren noch arbeitsfahig Volkswirtschaftsdirektor Robert Bisig und Finanzdirektorin Ruth Schwerzmann Sicherheitsdirektor Hanspeter Uster sowie Bildungs und Kulturdirektor Walter Suter lagen verletzt im Spital Um 16 00 Uhr organisierte der unverletzt gebliebene Landschreiber Tino Jorio eine elfkopfige Taskforce die am kommenden Morgen um 8 00 Uhr unter seiner Leitung zusammentrat Bisig und Schwerzmann ubernahmen zusammen mit den Direktionssekretaren die Fuhrung der verwaisten Departemente der Parlamentsbetrieb wurde bis Ende November ausgesetzt Die Taskforce hielt sechs Sitzungen ab und loste sich am 12 Oktober wieder auf Am 23 Oktober tagte die Regierung erstmals in neuer Form am 29 November nahm auch der Kantonsrat nun im grossen Saal des Zuger Polizeigebaudes seine Arbeit wieder auf 3 Am 1 Oktober fand in der Pfarrkirche St Michael der offizielle Trauergottesdienst statt Vertreter der katholischen Kirche wollten am Versohnungsgedanken festhalten und neben den 14 Kerzen fur die Getoteten auch eine 15 Kerze fur den Tater anzunden Die Angehorigen wehrten sich jedoch dagegen Wahrend des Gottesdiensts sagte Bischof Kurt Koch Fur den Tater eine Kerze zu entzunden ich spure es ist fur viele noch zu fruh Er ubergab die Kerze dem Zuger Regionaldekan der sie ein Jahr spater zusammen mit einem reformierten Kollegen anzundete 4 Wahrend den zehn Jahren bis zu seiner Pensionierung im September 2011 begleiteten Timo Jorio und seine Frau Ruth sowie Landesweibel die Angehorigen der Getoteten und vermittelte Anwalte die bei Rechtsfragen halfen Mit auslandischem Geld aus dem Nachlass des Attentaters finanzierte Jorio einen Teil der Opferhilfe 5 Der uberwiegende Teil des Schmerzensgelds kam gemass Opferhilfegesetz aus der Staatskasse 6 Todesopfer BearbeitenPeter Bossard Regierungsrat Statthalter FDP Zug Monika Hutter Hafliger Regierungsratin SP Baar Jean Paul Flachsmann Regierungsrat SVP Zug Herbert Arnet Kantonsratsprasident CVP Cham Martin Dobeli Kantonsrat FDP Zug Dorly Heimgartner Kantonsratin FDP Zug Kurt Nussbaumer Kantonsrat FDP Oberageri Rolf Nussbaumer Kantonsrat CVP Baar Konrad Hausler Kantonsrat CVP Unterageri Erich Iten Kantonsrat FDP Unterageri Karl Gretener Kantonsrat CVP Cham Willi Wismer Kantonsrat CVP Risch Heinz Gruter Kantonsrat FDP Baar Kathi Langenegger Kantonsratin CVP Baar Quelle 7 Folgen BearbeitenAls Folge dieses Attentats wurden in zahlreichen Kantonsparlamenten die Sicherheitsmassnahmen verscharft bzw uberhaupt erst vorgenommen und teilweise strenge Zutrittskontrollen fur Besucher sowie Sicherheitsausweise fur die Parlamentarier eingefuhrt Auf Bundesebene wurde nicht zuletzt deshalb die Sektion Sicherheit Parlamentsgebaude als Teil des Bundessicherheitsdienstes gebildet eine rund 35 Personen starke Polizeieinheit welche vor allem das Bundeshaus in Bern sichert Es wurden im Rahmen der Einfuhrung einer allgemeinen elektronischen Zutrittskontrolle fur Besucher Turkontrollen mit Durchleuchtungsapparaten eingerichtet und verschiedene Trakte des Bundeshauses durch Sicherheitsschleusen abgesichert welche von den Politikern mittels eines Badges geoffnet werden konnen In vielen Kantonen und Gemeinden wurden zudem als Praventionsmassnahme Listen von Personen eingerichtet die als sogenannte Querulanten aufgefallen sind Personen also welche die Instanzen mit Einsprachen und Einspruchen bombardieren damit scheitern glauben ungerecht behandelt zu werden und teilweise auch Drohungen gegen Behordenmitglieder aussprechen Diese werden seither scharfer uberwacht Teilweise wurden auch Mediationsstellen eingerichtet Polizeidienststellen reagieren seither weitaus sensibler auf Hinweise zu derartigen Bedrohungen und nehmen drohende Personen vorubergehend fest wobei bei anschliessenden Hausdurchsuchungen oft Waffen beschlagnahmt werden Regisseur Sascha Weibel und Filmredaktor Felix Karrer begannen kurze Zeit nach dem Attentat mit der Planung einer Verfilmung Die Recherchen wurden mit 40 000 Franken vom Schweizer Fernsehen und vom Bundesamt fur Kultur BAK finanziert Die Zuger Regierung setzte sich gegen das Filmprojekt ein weshalb sich das Schweizer Fernsehen von dem Projekt zuruckzog und es schliesslich nicht realisiert wurde 1 Dokumentationen BearbeitenDas Attentat von Zug 5 Jahre danach Memento vom 2 Februar 2012 im Internet Archive In DOK vom 21 September 2006 Marion Friedrich Honegger Kriminalfalle Schweizer Verbrechen im Visier Das Attentat von Zug In DOK vom 28 Juli 2009 YouTube Es geschah am Das Attentat von Zug In SRF ch 12 September 2021Videobeitrage chronologisch BearbeitenAlte Wunden aufgerissen In Schweiz aktuell vom 25 Juli 2011 4 32 Minuten Zug Zehn Jahre danach In 10vor10 vom 26 September 2011 4 23 Minuten Literatur BearbeitenBarbara Schmutz Das Attentat von Zug 20 Jahre danach Pro Libro Luzern Cham 2021 ISBN 978 3 905927 66 5 Weblinks BearbeitenUntersuchungsrichterlicher Schlussbericht zum Attentat vom 27 September 2001 im Regierungsgebaude des Kantons Zug Memento vom 6 Oktober 2011 im Internet Archive Untersuchungsrichteramt des Kantons Zug Allgemeine Abteilung September Oktober 2003 PDF 728 kB Erich Aschwanden 2 Minuten 34 Sekunden Horror im Ratssaal Wie das Zuger Attentat der Schweiz etwas von ihrer Unbeschwertheit nahm In Neue Zurcher Zeitung vom 20 September 2021 E Paper Einzelnachweise Bearbeiten a b Thomas Knellwolf Der Kanton Zug verhindert einen Film uber Amoklaufer Leibacher In Tages Anzeiger 13 August 2011 abgerufen am 13 August 2011 a b c Untersuchungsrichterlicher Schlussbericht Memento vom 6 Oktober 2011 im Internet Archive 2003 S 19 22 Barbara Schmutz Das Attentat von Zug 20 Jahre danach S 18 20 Barbara Schmutz Das Attentat von Zug 20 Jahre danach S 76 77 Barbara Schmutz Das Attentat von Zug 20 Jahre danach S 76 77 Barbara Schmutz Das Attentat von Zug 20 Jahre danach S 21 Liste der Opfer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zuger Attentat amp oldid 239468202