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Momente von Zufallsvariablen sind Parameter der deskriptiven Statistik und spielen eine Rolle in der Stochastik Die Begriffe Erwartungswert Varianz Schiefe und Wolbung zur Beschreibung einer Zufallsvariablen hangen eng mit deren Momenten zusammen Die Bestimmung einer Verteilung mit vorgegebenen Momenten wird als das Momentenproblem bezeichnet welches auch in der technischen Mechanik eine grosse Rolle spielt Es gibt Verteilungen deren Momente nur bis zu einer bestimmten Ordnung existieren Dazu gehort z B die t Verteilung deren Momente nur fur Ordnungen existieren die kleiner als die Anzahl der Freiheitsgrade sind Im Spezialfall der Cauchy Verteilung existiert also nicht einmal das erste Moment der Erwartungswert das ist auch bei der Levy Verteilung der Fall Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Darstellung fur reelle Zufallsvariable 3 Zentrale Momente 4 Momente charakteristische Funktion und Kumulanten 5 Markow Ungleichung 6 Verbundmomente 7 Berechnung 8 Siehe auch 9 LiteraturDefinition BearbeitenEs sei X displaystyle X nbsp eine Zufallsvariable und k displaystyle k nbsp eine naturliche Zahl Dann bezeichnet man als Moment der Ordnung k displaystyle k nbsp von X displaystyle X nbsp oder kurzer als k displaystyle k nbsp tes Moment von X displaystyle X nbsp den Erwartungswert der k displaystyle k nbsp ten Potenz von X displaystyle X nbsp unter der Voraussetzung dass dieser existiert m k E X k displaystyle m k operatorname E left X k right nbsp und als k displaystyle k nbsp tes absolutes Moment von X displaystyle X nbsp wird der Erwartungswert der k displaystyle k nbsp ten Potenz des Absolutbetrages X displaystyle X nbsp von X displaystyle X nbsp bezeichnet M k E X k displaystyle M k operatorname E left left X right k right nbsp In theoretischen Untersuchungen werden mitunter auch Momente nichtganzzahliger Ordnung k displaystyle kappa nbsp betrachtet Die Existenz von Momenten einer bestimmten Ordnung liefert allgemein Aussagen uber die Verteilung der Wahrscheinlichkeitsmasse Das erste Moment ist der Erwartungswert Er wird meist mit m displaystyle mu nbsp bezeichnet und kann als Mittelwert angesehen werden Darstellung fur reelle Zufallsvariable BearbeitenIst X displaystyle X nbsp eine auf einem Wahrscheinlichkeitsraum W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp definierte reelle Zufallsvariable mit der Verteilungsfunktion F X x P X x displaystyle F X x P X leq x nbsp dann folgt aus der Definition des Erwartungswertes als Stieltjesintegral m k x k d F X x displaystyle m k int limits infty infty x k mathrm d F X x nbsp Ist X displaystyle X nbsp eine stetige Zufallsvariable mit der Dichtefunktion f X displaystyle f X nbsp dann gilt m k x k f X x d x displaystyle m k int limits infty infty x k f X x mathrm d x nbsp und fur eine diskrete Zufallsvariable mit den Werten x i displaystyle x i nbsp und den zugehorigen Wahrscheinlichkeiten p i P X x i displaystyle p i P X x i nbsp ist m k i 1 x i k p i displaystyle m k sum i 1 infty x i k cdot p i nbsp Mit Hilfe des Lebesgue Integrals bezuglich des Wahrscheinlichkeitsmasses P displaystyle P nbsp lassen sich diese Falle einheitlich schreiben als m k W X k d P displaystyle m k int Omega X k mathrm d P nbsp Zentrale Momente BearbeitenNeben den oben definierten Momenten werden die zentralen Momente definiert bei denen die Verteilung der Wahrscheinlichkeitsmasse um den Erwartungswert m E X displaystyle mu operatorname E X nbsp der Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp betrachtet wird m k E X m k displaystyle mu k operatorname E left left X mu right k right nbsp und m k E X m k displaystyle bar mu k operatorname E left left X mu right k right nbsp Sie heissen zentrale Momente da sie am Erwartungswert m displaystyle mu nbsp zentriert sind Aus der Definition folgt unmittelbar dass das erste zentrale Moment immer 0 ist m 1 E X m E X m 0 displaystyle mu 1 operatorname E left X mu right operatorname E left X right mu 0 nbsp Das erste zentrale absolute Moment ist die mittlere absolute Abweichung m 1 E X m displaystyle bar mu 1 operatorname E left left X mu right right nbsp Das zweite zentrale Moment ist die Varianz m 2 E X m 2 displaystyle mu 2 operatorname E left left X mu right 2 right nbsp Das dritte zentrale Moment m 3 E X m 3 displaystyle mu 3 operatorname E left left X mu right 3 right nbsp ergibt nach Normierung mit der Standardabweichung die Schiefe engl skewness auch 3 normiertes standardisiertes Moment genannt m 3 E X m s 3 displaystyle mu 3 operatorname E left left frac X mu sigma right 3 right nbsp Das vierte zentrale Moment m 4 E X m 4 displaystyle mu 4 operatorname E left left X mu right 4 right nbsp ergibt nach Normierung mit der Standardabweichung die Wolbung auch 4 normiertes standardisiertes Moment genannt m 4 E X m s 4 displaystyle mu 4 operatorname E left left frac X mu sigma right 4 right nbsp Schiefe und Wolbung werden zusammen als hohere Momente bezeichnet Die Wolbung wird oft als Mass der Abweichung von der Normalverteilung benutzt die Schiefe ist ein Mass der Abweichung von einer symmetrischen Verteilung Momente charakteristische Funktion und Kumulanten BearbeitenDurch mehrfaches Ableiten der Formel fur die charakteristische Funktion erhalt man eine Darstellung der gewohnlichen Momente durch die charakteristische Funktion als E X k f X k 0 i k k 1 2 displaystyle operatorname E X k frac varphi X k 0 i k quad k 1 2 dots nbsp Das k displaystyle k nbsp te Moment kann auch mit der momenterzeugenden Funktion ermittelt werden Ausserdem ist es moglich das k displaystyle k nbsp te Moment als Polynom k displaystyle k nbsp ten Grades durch die ersten k displaystyle k nbsp Kumulanten k 1 k k displaystyle kappa 1 dots kappa k nbsp darzustellen Dieses Polynom ist dann genau das k displaystyle k nbsp te vollstandige Bell Polynom B k displaystyle B k nbsp m k B k k 1 k k displaystyle m k B k kappa 1 dots kappa k nbsp Markow Ungleichung BearbeitenDie Bedeutung der Momente wird durch folgenden Satz deutlich Wenn das k displaystyle k nbsp te absolute Moment M k displaystyle M k nbsp der Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp existiert dann gilt P X x M k x k displaystyle P X geq x leq frac M k x k nbsp Das ist die Markow Ungleichung die eine Aussage uber die Wahrscheinlichkeit betragsmassig grosser Werte von X displaystyle X nbsp liefert Im Spezialfall k 2 displaystyle k 2 nbsp folgt daraus mit der Varianz s 2 displaystyle sigma 2 nbsp von X displaystyle X nbsp die bekannte Tschebyscheffsche Ungleichung P X E X x s 2 x 2 displaystyle P X operatorname E X geq x leq frac sigma 2 x 2 nbsp die eine Aussage uber die Wahrscheinlichkeit grosser Abweichungen der Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp von ihrem Erwartungswert macht Verbundmomente BearbeitenDer Momentenbegriff lasst sich auch auf mehrere Zufallsvariablen erweitern Im Falle zweier Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp sind die gemeinsamen Momente engl joint moments von X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp m k ℓ E X k Y ℓ displaystyle m k ell operatorname E left X k Y ell right nbsp Analog werden die zentralen gemeinsamen Momente von X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp als m k ℓ E X E X k Y E Y ℓ displaystyle mu k ell operatorname E left X operatorname E X k Y operatorname E Y ell right nbsp definiert Insbesondere ist m 11 displaystyle mu 11 nbsp die Kovarianz von X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp Im Fall einer gemeinsamen Dichte f X Y displaystyle f XY nbsp gilt m k ℓ x k y ℓ f X Y x y d x d y displaystyle m k ell int infty infty int infty infty x k y ell f XY x y mathrm d x mathrm d y nbsp Berechnung BearbeitenEin Naherungsverfahren zur Berechnung von Momenten ist die First order second moment Methode Siehe auch BearbeitenMomentenmethode KumulanteLiteratur BearbeitenAthanasios Papoulis S Unnikrishna Pillai Probability Random Variables and Stochastic Processes McGraw Hill Publishing Co 4Rev Ed edition 2002 ISBN 0 07 366011 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moment Stochastik amp oldid 238885058 Zentrale Momente