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Dieser Artikel erlautert den Begriff der Mikrookonomie Fur eine allgemeine Betrachtung siehe Wohlfahrt Eine Wohlfahrtsfunktion ist in der Volkswirtschaftslehre eine mathematische Funktion zur Beschreibung des Gesamtnutzens der Bevolkerung in einer Volkswirtschaft Sie ist damit die Zusammenfassung der Nutzenfunktionen der einzelnen Individuen der Volkswirtschaft Wohlfahrtsfunktionen sind Themen der Multi Agenten Ressourcen Allokation Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Arten 4 Mathematische Definition 4 1 Spezielle Wohlfahrtsfunktionen 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenWohlfahrtsfunktionen sind die formale Darstellung der Aggregation individueller Wohlfahrtsvorstellungen 1 In der Wohlfahrtsokonomik werden diese Wohlfahrtsfunktionen zur Messung der Wohlfahrt der Bevolkerung herangezogen da zwischen dieser und den individuellen Nutzenniveaus eine positive Korrelation besteht 2 Ist die Wohlfahrtsfunktion bekannt kann der Staat durch Umverteilung die Wohlfahrt maximieren Geschichte BearbeitenDas Konzept der Wohlfahrtsfunktion geht auf Arbeiten von Abram Bergson 3 und Paul A Samuelson 4 zuruck Kenneth Arrow zeigte die eingeschrankte Anwendbarkeit einer reinen Nutzenfunktion mit dem Unmoglichkeitstheorem nach dem man verschiedene gegensatzliche Praferenzen verschiedener Individuen nicht zu einem gesamtgesellschaftlichen Nutzen aggregieren kann Die neuere Diskussion beruht auf Arbeiten von Amartya Sen und James E Foster Das Ziel einer beispielsweise auf Einkommen angewandten Wohlfahrtsfunktion ist es ein Einkommen zu ermitteln das jenem Einkommen entspricht wie es in breiten Bevolkerungsschichten wahrgenommen wird Damit bietet die Wohlfahrtsfunktion eine Alternative zu anderen statistischen Grossen wie dem Mittelwert oder dem Median Arten BearbeitenDie modernen Wohlfahrtsfunktionen wurden nach ihren Urhebern benannt Insbesondere sind zu erwahnen Wohlfahrtsfunktion Urheber JahrBernoulli Nash Wohlfahrtsfunktion Johann I Bernoulli John Forbes Nash Jr 1696 1947Leontief Lerner Wohlfahrtsfunktion Wassily Leontief Abba P Lerner 1934Bergson Samuelson Wohlfahrtsfunktion Abram Bergson Paul A Samuelson 1938 1947Rawlssche Wohlfahrtsfunktion John Rawls 1971Die gesellschaftliche Wohlfahrt bestimmt sich Jeremy Bentham zufolge 5 aus der Summe der individuellen Einzelnutzen u i displaystyle u i nbsp aller Individuen der Gesellschaft fur eine Allokation x displaystyle x nbsp W x u 1 x u 2 u N x i N u i x displaystyle W x mathrm u 1 x mathrm u 2 mathrm mathrm u N x sum i N mathrm u i x nbsp Die gesellschaftliche Wohlfahrt wird bei Leontief Lerner direkt durch die zur Verfugung stehenden Gutermengen bestimmt Bergson Samuelson vertraten eine soziale Wohlfahrtsfunktion mit individuellen Nutzenwerten Bei Bernoulli Nash werden diese individuellen Nutzwerte miteinander multipliziert 6 und nicht wie bei Bentham addiert Mathematische Definition BearbeitenDie Wohlfahrt W displaystyle W nbsp ist abhangig von den Einkommen y i displaystyle y i nbsp der Einzelpersonenen 1 2 n displaystyle 1 2 dotsc n nbsp Die allgemeinste Form einer Wohlfahrtsfunktion lautet daher W W y 1 y 2 y n displaystyle W W y 1 y 2 dotsc y n nbsp Spezielle Wohlfahrtsfunktionen Bearbeiten Eine ubliche Form der Wohlfahrtsfunktion ist das Produkt aus dem Durchschnittseinkommen y displaystyle overline y nbsp mit einem Ungleichverteilungsmass a displaystyle alpha nbsp oder dem dazugehorigen Gleichverteilungsmass b 1 a displaystyle beta 1 alpha nbsp W y 1 a y 1 y 2 y n y b y 1 y 2 y n displaystyle W overline y cdot 1 alpha y 1 y 2 dotsc y n overline y cdot beta y 1 y 2 dotsc y n nbsp Wenn alle das gleiche verdienen dann ist W y displaystyle W overline y nbsp a 0 displaystyle alpha 0 nbsp und b 1 displaystyle beta 1 nbsp Wenn einer alles verdient dann ist W 0 displaystyle W 0 nbsp a 1 displaystyle alpha 1 nbsp und b 0 displaystyle beta 0 nbsp Das einfachste Ungleichverteilungsmass ist die Hoover Ungleichverteilung H displaystyle H nbsp W Hoover y 1 H y 1 y 2 y n displaystyle W text Hoover overline y cdot 1 H y 1 y 2 dotsc y n nbsp Diese Wohlfahrtsfunktion hat eine konkrete Bedeutung n W Hoover displaystyle n cdot W text Hoover nbsp ist der Teil des Einkommens der unangetastet bliebe wenn man das Volkseinkommen so umverteilen wurde dass sich eine Gleichverteilung ergabe W Hoover displaystyle W text Hoover nbsp gibt damit an wie viel jeder im Durchschnitt behalten durfte dies ist definitionsgemass immer weniger als das Durchschnittseinkommen y displaystyle overline y nbsp Auch der Gini Koeffizient G displaystyle G nbsp ist ein Ungleichverteilungsmass und definiert damit eine Wohlfahrtsfunktion W Gini y 1 G displaystyle W text Gini overline y cdot 1 G nbsp Auch das Atkinson Mass A displaystyle A nbsp nach Anthony Atkinson ist ein Ungleichverteilungsmass dessen zugehoriges Gleichverteilungsmass e T L displaystyle e T L nbsp mit dem Theil Index T L displaystyle T L nbsp ist diese definieren die folgende Wohlfahrtsfunktion W Theil L y e T L y 1 A displaystyle W text Theil L overline y cdot e T L overline y cdot 1 A nbsp Die letzten beiden Wohlfahrtsfunktionen wurden von Amartya Sen und James E Foster vorgeschlagen 7 Einzelnachweise Bearbeiten Dirk Piekenbrock Gabler Kompakt Lexikon Volkswirtschaft 2003 S 483 Wolfgang Cezanne Allgemeine Volkswirtschaftslehre 2005 S 212 Abram Bergson A Reformulation of Certain Aspects of Welfare Economics Quarterly Journal of Economics 52 Jahrgang 1938 310 334 Paul Samuelson Foundations of Economic Analysis Harvard University Press Cambridge 1947 221 Jeremy Bentham An introduction to the Principles of Morals and Legislation 1780 S 1 ff Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaftspolitik 2013 S 41 Amartya Sen On economic inequality Expanded edition with a substantial annexe James E Foster Amartya Sen On economic inequality after a quarter century Clarendon Press Oxford 1997 ISBN 0 19 828193 5 Normdaten Sachbegriff GND 4190150 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wohlfahrtsfunktion amp oldid 238725550