www.wikidata.de-de.nina.az
Wladimir Nikolajewitsch Beneschewitsch russisch Vladimir Nikolaevich Beneshevich Vladimir N Benesevic 9 August 1874 in Druja Gouvernement Wilna Russisches Kaiserreich heute Belarus 17 Januar 1938 in Leningrad war ein russischer Historiker und Byzantinist insbesondere auf den Bereichen Byzantinischen Geschichte Kanonischen Rechts sowie Philologe und Palaograph Beneschewitsch wurde 1938 durch das Sowjetregime im Zuge der sogenannten Stalinschen Sauberungen hingerichtet und gehort zu den Neuen Martyrern der russisch orthodoxen Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studienjahre 1 2 Erster Weltkrieg 1 3 Vorwurf der Spionage Hinrichtung und Rehabilitation 2 Mitgliedschaften 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSein Vater war ein Gerichtsdiener am ortlichen Gericht in Druja und sein Grossvater ein Priester der russisch orthodoxen Kirche Er hatte einen Bruder Dmitri der drei Jahre alter war Beneschewitsch beendete das Gymnasium 1893 erstklassig Er studierte dann Recht an der Staatlichen Universitat Sankt Petersburg von 1893 bis 1897 und graduierte ebenfalls mit einem erstklassigen Diplom Von 1897 bis 1901 studierte er Philosophie Recht und Geschichte in Deutschland zunachst an der Universitat Heidelberg dann an der Universitat Leipzig und schliesslich an der Universitat Berlin Nach seiner Ruckkehr nach Russland heiratete er Amata Ludmila Faddejewna Zielinska 1888 1967 Tochter des Professors fur Klassische Philologie Tadeusz Stefan Zielinski an der Universitat Sankt Petersburg Die Beneschewitschs hatten drei Sohne Nikita 1910 1918 und die Zwillinge Dmitri 1911 1937 und George 1911 1937 1 Studienjahre Bearbeiten Zwischen 1900 und 1905 arbeitete Beneschewitsch in Bibliotheken in Europa und im Nahen Osten Er studierte slawische und byzantinische Schriftquellen und nahm an der ersten archaologischen Expedition zu den antiken religiosen Zentren am Berg Athos Berg Sinai in Agypten Griechenland Kleinasien und Palastina teil Man gewahrte ihm Zugang zu den handschriftlichen Klosterkollektionen in 49 Bibliotheken Er arbeitete in Paris Wien Munchen und Rom und entdeckte viele bisher unbekannte Meilensteine des Rechts 2 Das Hauptaugenmerk seiner Forschungstatigkeit war die Rekonstruktion des byzantinischen Rechts basierend auf systematischem Quellenmaterial Er lehrte auch kurz 1903 1904 kanonisches Recht am Alexander Lyceum Die Ergebnisse seiner Forschungen wurden in seiner Masterarbeit The story of the sources of Canonical Law of the Greek Orthodox Church 1905 veroffentlicht 3 Er erhielt daraufhin einen Master im Kirchenrecht Er entdeckte auch drei neue Fragmente des Codex Sinaiticus diese werden jetzt in der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg aufbewahrt 4 1905 wurde Beneschewitsch als Privatdozent fur byzantinische Geschichte an die Fakultat fur Geschichte und Philologie an die Universitat St Petersburg berufen Im Jahre 1908 wurde er als Redakteur der Zeitschrift Obozreniya trudov po slavyanovedeniyu ernannt Er behielt diesen Posten bis 1918 Im Jahre 1909 wurde er schliesslich als ausserordentlicher Professor berufen kurze Zeit spater dann als ordentlicher Professor fur byzantinische Geschichte Er hielt auch ausfuhrliche Vorlesungen zur Palaographie Von 1906 an lehrte er die Geschichte des Kirchenrechts an der Rechtsfakultat der Universitat an der Theologischen Akademie St Petersburg 1906 1909 bei den Fortgeschrittenenkursen fur Frauen auf den Frauenkursen Raeva 1910 1911 sowie an der Militarakademie des Rechts 1909 1912 Die Universitat Athen verlieh ihm 1912 den Ehrendoktor des Rechts Im selben Jahr regte Beneschewitsch zusammen mit dem Agyptologen Boris Alexandrowitsch Turajew und dem Linguisten Nikolai Jakowlewitsch Marr die Herausgabe der Zeitschrift Hristianskij vostok Christlicher Osten unter Schirmherrschaft der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften an 5 Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 veroffentlichte Beneschewitsch seine Doktorarbeit uber die Synagoge uber 50 Arbeiten und andere juristische Sammlungen des Johannes Scholastikos 6 Noch im selben Jahr wurde ihm der Doktor des Kirchenrechts verliehen Erster Weltkrieg Bearbeiten Zwischen 1917 und 1918 arbeitete Beneschewitsch als Sekretar des Konzils der Russisch Orthodoxen Kirche Anschliessend diente er bis 1926 in verschiedenen Kapazitaten der Kirchenarchive und Bibliotheken So war er von 1923 bis 1926 Leiter der Offentlichen Bibliothek der Geschichtsakademie der Materialkultur und von 1925 bis 1926 Bibliotheksleiter der Abteilung fur griechische Manuskripte in der Offentlichen Bibliothek fur Manuskripte in Leningrad Im Juli 1922 und erneut 1924 wurde er in Zusammenhang mit dem Fall des Metropoliten Benjamin festgenommen aber in beiden Fallen nicht lange festgehalten 1926 wurde Beneschewitsch ernannter Sekretar der byzantinischen Kommission der UdSSR Im Jahre 1927 wurde ihm die Reisegenehmigung nach Deutschland fur einen dreimonatigen Wissenschaftsaufenthalt gewahrt So hatte er die Moglichkeit eine Reihe griechischer Manuskripte zu studieren Kurz nach seiner Ruckkehr bot ihm die Bayerische Akademie der Wissenschaften an seine Arbeit uber Johannes Scholastikos zu ubersetzen Beneschewitsch stimmte zu Vorwurf der Spionage Hinrichtung und Rehabilitation Bearbeiten Im November 1928 wurde er unter dem Vorwurf der Spionage fur den Vatikan Deutschland und Polen festgenommen Er wurde zu drei Jahren Gefangnis verurteilt und in das Solowezki Gefangenenlager gesandt Er wurde 1930 nach Leningrad zuruckgebracht um dem Prozess seiner Frau und seines Bruders zum Vorwurf der Volksverhetzung beizuwohnen Im August 1931 wurde er zu funf Jahren Gefangenschaft verurteilt und in das Uchta Petschoraer Gefangenenlager einquartiert Die Festnahme und Hausdurchsuchungen zerstorten seine Sammlung von Kopien alter Manuskripte fast vollstandig Von den 49 Manuskripten die aus seinen veroffentlichten Prolegomenas bekannt waren uberlebten nur drei 7 Etwa 2000 Photographien wurden ebenfalls zerstort Auf Anfrage des Altbolschewisten Wladimir Bontsch Brujewitsch wurde Beneschewitsch im Marz 1933 vorzeitig entlassen Von 1933 an diente Beneschewitsch als Archivar griechischer Manuskripte in offentlichen Bibliotheken und lehrte byzantinische Geschichte an der Staatlichen Leningrader Universitat Die Ausgabe seines Werkes uber Johannes Scholastikos wurde im Mai 1937 in Munchen veroffentlicht 8 Im Oktober 1937 stellte ein Artikel in der Iswestija dies als Betrug dar und fragte warum eine russische wissenschaftliche Arbeit in Nazideutschland veroffentlicht wurde Beneschewitsch wurde von seinem Posten entlassen und am 27 November unter der Anklage der Spionage fur Nazideutschland festgenommen 2 Zusammen mit seinen beiden Sohnen und seinem Bruder die der gleichen Anklage fur schuldig befunden wurden wurde Wladimir Nikolajewitsch Beneschewitsch am 17 Januar 1938 9 durch ein Erschiessungskommando der NKWD in Leningrad hingerichtet 10 Beneschewitsch wurde am 29 April 1938 aus der Liste der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften gestrichen Am 20 August 1958 wurde er durch ein Militartribunal LVO von allen Vorwurfen des Hochverrats entlastet 7 uber 20 Jahre nach seiner Hinrichtung Ausserdem wurde er am 19 Dezember 1958 von der Akademie der Wissenschaften rehabilitiert 7 Mitgliedschaften Bearbeiten1914 wurde Beneschewitsch korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1924 der Russischen Anfang 1928 der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und 1929 der Preussischen Akademie der Wissenschaften 11 Dazu kam 1929 die Mitgliedschaft der Strassburger Akademie der Wissenschaften Schriften Auswahl BearbeitenVladimir Beneshevich veroffentlichte mehr als 100 Werke zur byzantinischen Geschichte und Kultur Die wichtigsten sind Dva spiska slavyanskogo perevoda sintagmy Matfeya Vlastarya hranyashiesya v SPb koj sinodalnoj biblioteke Opisanie ih i teksty neizd st Saint Petersburg 1902 Kanonicheskij sbornik XIV titulov so vtoroj chetverti VII v do 883 g K drevnejshej istorii istochnikov prava greko vostochnoj cerkvi Saint Petersburg 1905 Drevneslavyanskaya kormchaya XIV titulov bez tolkovaniya SPb 1907 T 1 Sofia 1987 T 2 Armyanskij prolog o sv Borise i Glebe Sankt Petersburg 1909 Otvety Petra Hartofilaksa Sankt Petersburg 1909 Opisanie grecheskih rukopisej monastyrya sv Ekateriny na Sinae Sankt Petersburg 1911 1917 T 1 3 Sinagoga v 50 titulov i drugie yuridicheskie sborniki Ioanna Sholastika K drevnejshej istorii istochnikov prava greko vostochnoj cerkvi Sankt Petersburg 1914 Sbornik pamyatnikov po istorii cerkovnogo prava preimushestvenno russkoj cerkvi do epohi Petra Velikogo 2 issues Sankt Petersburg 1915 Ioannis Scholastici Synagoga L titulorum ceteraque eiusdem opera iuridica Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Abteilung Neue Folge Heft 14 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 1937 Digitalisat massgebliche kritische Ausgabe des griechischen Textes der Synagoga des Johannes Scholastikos Vazelonskie akty Materialy dlya istorii krestyanskogo i monastyrskogo zemlevladeniya v Vizantii VIII XV vekov L 1927 posthumously together with F I Uspenskim Corpus scriptorum juris graeco romani tam canonici quam civilis Sofia 1935 Literatur BearbeitenGeorgi Wladimirowitsch Wernadski 25 letie nauchno literaturnoj deyatelnosti V N Beneshevicha Seminarium Kondakovianum Prag 1927 Marakoy L U Represavanyya litaratary navukoycy rabotniki asvety gramadskiya i kulturnyya dzeyachy Belarusi 1794 1991 Enc davednik U 10 t T 1 Mn 2003 ISBN 985 6374 04 9 Zapiska ob uchenyh trudah V N Beneshevicha F I Uspenskij V P Buzeskul I Yu Krachkovskij N Ya Marr Izv RAN Ser 6 1924 T 18 ch 2 Bovkalo Aleksandr Aleksandrovich Rimsko Katolicheskaya Cerkov Repressirovannye monahini i miryane Sankt Peterburgskij martirolog duhovenstva i miryan Sankt Petersburg 2008 Biographie seiner Frau Repressirovannye Geologi ihst ru 2004 Biographie seines Bruders Bovkalo Aleksandr Aleksandrovich Russkaya Pravoslavnaya Cerkov Duhovenstvo i miryane Sankt Peterburgskij martirolog duhovenstva i miryan Sankt Petersburg 2008 Biographien seines Bruders und seiner Sohne Weblinks BearbeitenBiographische Materialien auf dem Wissenschaftlich Theologischen Portal Bogoslov ruEinzelnachweise Bearbeiten E A Tahoe Godi Pyat pisem F F Zelinskogo Memento vom 20 August 2011 im Internet Archive losevaf narod ru 2008 a b L B Volftsun Schwarz BENEShEVICh Vladimir Nikolaevich Memento vom 16 Dezember 2008 im Internet Archive Biographie National Library of Russia St Peterburg 2003 Full title Kanonicheskij sbornik XIV titulov so vtoroj chetverti VII veka do 883 goda K drevnejshej istorii istochnikov prava greko vostochnoj cerkv Canonical Collection of 14 titles from the 2nd half of the 7th century to 883 The story of the sources of Canonical Law of the Greek Orthodox Church Beneshevich Vladimir Nikolaevich Pamyatniki Sinaya arheologicheskie i paleograficheskie Vyp 2 Sankt Petersburg 1912 V N Beneshevich Catalogus Codicum Manuscriptorum Graecorum qui in Monasterio Sanctae Catherinae in Monte Sina Asservantur St Petersburg 1911 State Hermitage Museum Christian East Issues 1 2 VII VIII Series dedicated to the Christian culture of peoples of Asia and Africa Memento vom 1 August 2012 im Webarchiv archive today hermitagemuseum org St Petersburg 2006 Ursprunglich Sinagoga v 50 titulov i drugie yuridicheskie sborniki Ioanna Sholastika a b c Solovki Encyclopaedia Akademiki Solovki Encikoklopediya Digest Project 1998 Joannis Scholastici Synagoga L titulorum ceteraque eiusdem opera iuridica 1 Iussu ac mandato Academiae Scientiarum Bavaricae edidit Vladimirus Benesevic Munchen 1937 Grigory Andreyev Beneshevich Vladimir Nikolaevich Memento vom 3 Marz 2016 im Internet Archive Miryane 2007 Gemass der Mitgliederliste der Akademie der Wissenschaften von 1974 wurde Beneschewitsch am 19 Dezember 1943 hingerichtet Jedoch bezieht sich ein Dokument vom 27 Februar 1938 auf diese Hinrichtung was dem Jahr 1943 eindeutig widerspricht Siehe auch Andreyev unter Literatur Mitglieder der Vorgangerakademien Wladimir Nikolajewitsch Beneschewitsch Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 20 Februar 2015 Normdaten Person GND 120467038 lobid OGND AKS LCCN n87919767 VIAF 88126653 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Beneschewitsch Wladimir NikolajewitschALTERNATIVNAMEN Benesevic Vladimir N KURZBESCHREIBUNG russischer ByzantinistGEBURTSDATUM 9 August 1874GEBURTSORT DrujaSTERBEDATUM 17 Januar 1938STERBEORT Leningrad Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wladimir Nikolajewitsch Beneschewitsch amp oldid 230666729