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Wintermarchen Originaltitel Conte d hiver ist ein franzosischer Film aus dem Jahre 1992 Regie fuhrte Eric Rohmer Der Film ist der zweite Beitrag zu Rohmers Jahreszeiten Tetralogie die neben Wintermarchen aus den Filmen Fruhlingserzahlung 1990 Sommer 1996 und Herbstgeschichte 1998 besteht Die Hauptfigur ist eine junge Mutter die zwischen zwei Mannern steht doch auf die Ruckkehr eines dritten wartet Wintermarchen wurde auf der Berlinale 1992 gezeigt und mit dem FIPRESCI Preis ausgezeichnet FilmTitel WintermarchenOriginaltitel Conte d hiverProduktionsland FrankreichOriginalsprache FranzosischErscheinungsjahr 1992Lange 114 MinutenStabRegie Eric RohmerDrehbuch Eric RohmerProduktion Margaret MenegozMusik Sebastien ErmsKamera Luc PagesSchnitt Mary StephenBesetzungCharlotte Very Felicie Frederic van den Driessche Charles Michel Voletti Maxence Herve Furic Loic Christiane Desbois Felicies Mutter Rosette Felicies Schwester Jean Luc Revol Felicies Schwager Jean Claude Biette Quentin Loics Freund Haydee Caillot Edwige Loics Freundin Ava Loraschi Elise Felicies TochterChronologie Fruhlingserzahlung Sommer Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Hintergrund 3 Rezeption 4 DVD 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenWahrend eines Urlaubs in der Bretagne verliebt sich Felicie in Charles Beim Austausch ihrer Adresse unterlauft ihr jedoch ein Missgeschick sodass sich die beiden nicht wiederfinden konnen Funf Jahre spater im Winter Felicie arbeitet als Friseurin in einem Pariser Vorort und ist inzwischen alleinerziehende Mutter einer Tochter deren Vater Charles ist Die beiden leben bei Felicies Mutter Felicie ist auf der Suche nach einem neuen Partner mit dem sie eine Familie aufbauen kann obwohl sie eigentlich immer noch auf ein Wiedersehen mit Charles hofft Sie ist zwischen ihrem Chef Maxence und dem Bibliothekar Loic hin und hergerissen Maxence bietet sich die Gelegenheit in Nevers einen eigenen Salon zu eroffnen und Felicie entscheidet sich mit ihm zu gehen Noch am Weihnachtsabend packt sie ihre Sachen fur den Umzug Aber kaum im Alltag in Nevers angekommen muss sie feststellen dass sich die Erziehung ihrer Tochter Elise und die Mitleitung des Friseursalons nur schwer vereinbaren lassen Ausserdem merkt sie dass sie Maxence nicht liebt wie verruckt In einer Kirche kommt ihr der Sinneswandel dass sie auf die unwahrscheinliche Wiederkehr von Charles warten sollte Sie verlasst Maxence daher und kehrt nach Paris zuruck Nach ihrer Ruckkehr trifft sie sich wieder mit Loic der sich Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft macht Felicie mag ihn als Freund findet ihn allerdings zu intellektuell Die beiden besuchen eine Vorstellung von Shakespeares Wintermarchen dessen Handlung Felicie an ihr eigenes Warten auf Charles erinnert An Silvester begegnet sie Charles plotzlich in einem Autobus Zunachst will Felicie aussteigen da Charles in Begleitung einer Frau ist aber diese stellt sich bloss als Freundin heraus Charles begegnet erstmals seiner Tochter und will sofort die Beziehung mit Felicie fortfuhren Zum Schluss nimmt er an der kleinen Silvesterfeier mit Felicies Familie teil Hintergrund BearbeitenWintermarchen ist der zweite Teil von Rohmers Filmzyklus Erzahlungen der vier Jahreszeiten Contes des quatre saisons der weiterhin die Filme Fruhlingserzahlung Conte de printemps 1990 Sommer Conte d ete 1996 und Herbstgeschichte Conte d automne 1998 enthalt Der Titel verweist auf Shakespeares Theaterstuck Das Wintermarchen Rohmer war sehr ergriffen von einer BBC Produktion Mitte der 1980er Jahre insbesondere von der abschliessenden Verwandlung einer Statue in die vermeintlich verstorbene Geliebte Shakespeares Theaterstuck das im Film auch aufgefuhrt wird spiegelt das Schicksal seiner Protagonistin die ebenfalls glaubt ihren Geliebten verloren zu haben und ihn mit neu erwecktem Glauben wiederfindet Fur den Katholiken Rohmer war Wintermarchen einer der wenigen Filme in denen er explizit auf seinen Glauben Bezug nahm Weitere Bezuge gibt es auf Platons Theorie der Anamnesis des Wissens um Dinge vor der eigenen Existenz sowie aus dem Mund des belesenen Bibliothekars auf Victor Hugo und Blaise Pascal 1 Bereits ein knappes Vierteljahrhundert zuvor hatte Rohmer mit Meine Nacht bei Maud 1969 einen Film gedreht der im Winter spielt um die Weihnachtszeit und in dem der Besuch einer Kirche zu einer Art Offenbarung fuhrt Er thematisiert die Pascalsche Wette Pascals Argument dass die Wette an Gott zu glauben allein deshalb dem Unglauben vorzuziehen sei weil der mogliche Gewinn ungleich grosser ware Rohmer bezog dieses theologische Argument auf die Liebe Auch in Wintermarchen geht Felicie eine solche Wette ein indem sie auf die Wiederkehr des verschwundenen Geliebten setzt anstatt auf eine der beiden naheliegenden Optionen die Beziehung zu einem Mann den sie nicht im gleichen Masse liebt Sie trifft eine Wahl bei der ihr das Schicksal gunstig gesonnen ist ihr freier Wille verbindet sich mit der Vorherbestimmung Rohmer beschrieb die Philosophie hinter seinen Filmen Um wirklich zu gelingen muss ein Film auf seinem Entstehungsweg etwas finden was ihm wesentlich ist Dabei muss man immer dem Zufall und dem Unvorhergesehenen einen Spielraum lassen Zudem muss man darauf vertrauen dass es nur gluckliche Zufalle geben wird Alles in meinen Filmen ist zufallig bis auf den Zufall selbst 2 Rohmer trug sich einige Jahre mit der Idee zu Wintermarchen bis er 1989 in Charlotte Very die Schauspielerin fand die das Szenario fur ihn mit Leben fullte Wie haufig bei Rohmer war es eine junge Schauspielerin die ihn angeschrieben hatte in der Hoffnung mit ihm zusammenzuarbeiten Dem folgten mehrere Monate regelmassiger Treffen in denen Rohmer Schauspielerin und Figur mehr und mehr in Einklang brachte Im Fall Very waren es neben ihrer Frohlichkeit und Entschlossenheit gerade auch gewisse sprachliche Schnitzer die Rohmers Aufmerksamkeit weckten und die er in die Dialoge ubernahm weil sie seinen Vorstellungen von christlicher Reinheit und Bescheidenheit entsprachen Er richtete seine Figur an der Biografie der Schauspielerin aus aus einer Maskenbildnerin wurde eine Friseuse liess sie die mannlichen Schauspieler fur die Rollen von Loic und Maxence auswahlen auch wenn Michel Voletti eher wie eine Karikatur eines Friseurs wirkte und das Filmplakat gestalten eine naive Darstellung von Mutter und Tochter in einem Sturm 3 Gerade weil die Handlung von Wintermarchen um den Glauben kreist und am Ende ein marchenhaftes Wunder geschieht gab sich Rohmer besondere Muhe die Geschichte zu plausibilisieren Dies ging so weit dass er um den Ausgangspunkt einer Adressverwechslung zu uberprufen Briefe an eine falsche Adresse verschickte um herauszufinden ob sie tatsachlich als unzustellbar retourniert wurden Auch an anderen Stellen wird der Film uberdeutlich um dem Zuschauer die Handlung zu erklaren etwa wenn bei der Liebesszene bei der die Tochter gezeugt wird von Unvorsichtigkeit die Rede ist oder wenn die Vorstellung der Stadt Levallois Felicies Irrtum hervorhebt Auf den Einwand von Alain Bergala dass Hitchcock nicht solche Skrupel gehabt hatte entgegnete Rohmer Was ich zeigen wollte ist dass etwas was man als unglaubwurdig ansehen kann es am Ende nicht ist und sogar wahr sein kann Hingegen musste er ganz entgegen seinen Vorlieben die Realitat in seine Filme hineinspielen zu lassen bei einer Schlusselszene der Busfahrt in der Felicie Charles wiedertrifft tricksen und sie mit einem gemieteten Bus und Statisten drehen weil zufallige Fahrgaste den logischen Anschluss der Szenen gestort hatten 4 Der Prolog des Films der sommerliche Liebesurlaub von Felicie und Charles wurde im Juni 1989 auf der Ile aux Moines in der Bretagne gedreht der Rest des Films im folgenden Winter unter anderem in Paris und Nevers Gedreht auf grobkornigem 16 mm Film bemuhte sich Rohmer um besonders alltagliche und banale Kulissen so dass Kritiker wie Jean Roy in L Humanite sich uber die uniforme Hasslichkeit beschwerten Zur Untermalung des Prologs schrieb Rohmer ein sentimentales Musikstuck das an billige Videoclips erinnert Bewusst uberging er den professionellen Komponisten Jean Louis Valero der ublicherweise die Musik zu Rohmers Filmen beisteuerte arbeitete das Stuck mit seiner Filmeditorin Mary Stephen aus und liess es amateurhaft auf einem billigen Klavier einspielen als sei es Felicie selbst die sich beim Klavierspiel an ihren verlorenen Geliebten erinnert In den Credits verwendete er fur die Musik das Pseudonym Sebastien Erms 3 Wahrend der Vorname auf Johann Sebastian Bach verweist 5 ist der Nachname ein Akronym von Eric Rohmer und Mary Stephen oder auch von Eric Rohmer und Maurice Scherer Rohmers eigentlichem Namen 6 Rezeption BearbeitenWintermarchen fand beim Publikum keinen grossen Zuspruch und blieb der am wenigsten erfolgreichste Film des Zyklus In Paris wurden rund 90 000 Kinobesucher gezahlt 7 Die Kritik war allgemein positiv Roger Ebert gab dem Film vier von vier Punkten und schrieb Zu unserem Erstaunen finden wir dass der Zweck des Wintermarchens nicht darin liegt zu bestimmen ob Felicie ihre Liebe findet sondern zu erforschen ob Vertrauen und Glaube unsere Schicksale beeinflussen kann 8 Der Filmdienst vergab einen Kinotipp der Katholischen Filmkritik und urteilte Der zweite Film aus dem Zyklus Vier Jahreszeiten handelt in gewohnt leichter und dialogbetonter Weise von Rohmers Generalthema den Bedingungen der Liebe und der Liebe als Voraussetzung des Glucks Kunstvoll konstruiert aber gleichermassen wirklichkeitsnah 9 Andreas Kilb beschrieb Wintermarchen in der Zeit als Theaterfilm in dem wie immer bei Rohmer viel geredet werde uber Pascal und Plato uber Karma und Wiedergeburt Die Figuren seien dabei wie Gefangene in ihren Fesseln Sie erzahlen alles und erklaren nichts Aber je banaler die Gesprache werden desto genauer schaut die Kamera zu Sie fange Felicies Unsicherheit und Verzweiflung ein und ziehe sich dann scheu wieder zuruck Es ist ein Spiel bei dem jede Einstellung gewinnt 10 DVD BearbeitenEric Rohmer Erzahlungen der vier Jahreszeiten darin DVD 2 franzosische Originalfassung wahlweise mit deutschen Untertiteln und deutsch synchronisierte Fassung enthalt als Extra ausserdem den ca zehnminutigen Film Eric Rohmer parle de ses films franzosisch mit deutschen Untertiteln Arthaus 2020 Literatur BearbeitenEric Rohmer Contes des 4 Saisons Paris Cahiers du cinema 2001 In der Reihe Petite Bibliotheque ISBN 978 2866422196 Franzosisch enthalt kurze Szenenbeschreibungen und die Dialoge des Films Pascal Bonitzer L amour admirable In TRAFIC Revue de cinema No 2 vom Fruhjahr 1992 ISBN 2 86744 283 4 S 19 26 Franzosisch Alain Bergala Spiele der Wahl und des Zufalls Ursprunglich erschienen in Cahiers du cinema vom Februar 2010 deutsche Ubersetzung von Stefan Flach in Viennale Hrsg Retrospektive Eric Rohmer Schuren Verlag Marburg 2010 ISBN 978 3 89472 699 7 S 24 27 Bergala behandelt darin vor allem die Bedeutung des Pascalschen Wette in den Rohmer Filmen Meine Nacht bei Maud und Wintermarchen Weblinks BearbeitenWintermarchen in der Internet Movie Database englisch Wintermarchen auf arte tv Andreas Kilb Das parallele Leben Die Zeit 9 Oktober 1992Einzelnachweise Bearbeiten Antoine de Baecque Noel Herpe Eric Rohmer A biography Columbia University Press New York 2016 ISBN 978 0 231 54157 2 Kapitel You must awake your faith Alain Bergala Spiele der Wahl und des Zufalls Ursprunglich erschienen in Cahiers du cinema vom Februar 2010 deutsche Ubersetzung von Stefan Flach in Viennale Hrsg Retrospektive Eric Rohmer Schuren Verlag Marburg 2010 ISBN 978 3 89472 699 7 S 24 27 a b Antoine de Baecque Noel Herpe Eric Rohmer A biography Columbia University Press New York 2016 ISBN 978 0 231 54157 2 Kapitel The Taste for Ugliness und Tears of Joy Antoine de Baecque Noel Herpe Eric Rohmer A biography Columbia University Press New York 2016 ISBN 978 0 231 54157 2 Kapitel From the Plausible to the True Eric Rohmer Noel Herpe Philippe Fauvel Le celluloid et le marbre Leo Scheer Paris 2015 ISBN 978 2 7561 0796 7 Kapitel Quatrieme entretien Beau comme la musique Antoine de Baecque Noel Herpe Eric Rohmer A biography Columbia University Press New York 2016 ISBN 978 0 231 54157 2 Kapitel The Taste for Ugliness Derek Schilling Eric Rohmer Manchester University Press Manchester 2007 ISBN 978 0 7190 7235 2 S 38 195 A Tale of Winter rogerebert com Reviews Roger Ebert 9 Dezember 2001 abgerufen am 1 Oktober 2017 Wintermarchen In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 24 August 2021 Andreas Kilb Das parallele Leben In Die Zeit 9 Oktober 1992 abgerufen am 24 August 2021Filme von Eric Rohmer Veronique und ihr Faulpelz Im Zeichen des Lowen Die Backerin von Monceau Die Karriere von Suzanne Die Metamorphosen der Landschaft Gesprach uber Pascal Eine Studentin von Heute Die Sammlerin Meine Nacht bei Maud Claires Knie Die Liebe am Nachmittag Die Marquise von O Perceval le Gallois Kathchen von Heilbronn Die Frau des Fliegers oder Man kann nicht an nichts denken 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