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Ferdinand Wilhelm Riedel 13 Juni 1829 in Cottbus 23 Januar 1916 in Berlin war ein deutscher Tuchfabrikant und Wohltater Aus einfachen Verhaltnissen stammend grundete er 1853 seinen ersten Betrieb in Peitz 1861 zog er nach Berlin um wo er sein Geschaft deutlich erweitern konnte sodass er am Ende seines Geschaftslebens mehrere Tuchfabriken besass Im Ruhestand engagierte er sich in seiner Geburtsstadt Cottbus fur wohltatige Zwecke So grundete er zunachst eine Stiftung die Witwen und Waisen kostenlosen Wohnraum zur Verfugung stellte Spater folgten weitere Stiftungen die jungen Menschen aus armen Verhaltnissen einen guten Start in ihr Berufsleben ermoglichen sollten Zudem sorgte er auch fur kostenlosen Wohnraum fur arme Alte Fur sein Engagement wurde er 1903 zum Ehrenburger von Cottbus ernannt Teile der von seinen Stiftungen errichteten Gebaude existieren noch heute Sie werden vom Seniorenzentrum Riedelstift genutzt das vom Arbeiter Samariter Bund betrieben wird Wilhelm Riedel Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Der Fabrikant 1 2 1 Peitzer Jahre 1 2 2 Berliner Jahre 1 3 Der Wohltater 1 3 1 Riedelstift fur vaterlose Waisen 1 3 2 Aussteuerstiftung und Sparverein 1 3 3 Riedelstift fur achtbare Arme 1 3 4 Lehrgebaude und Werkstatthaus 1 4 Tod 2 Ehrungen 3 Weitere Entwicklung des Riedelstifts 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Wilhelm Riedel wurde 1829 als altestes von funf Kindern des Tuchappreteurs Ferdinand Riedel und seiner Frau Charlotte in Cottbus geboren 1 Sein Vater starb 1838 nach zweijahriger Krankheit 2 In der Folgezeit musste seine Mutter die Familie mit Nahen ernahren Damit ihr dafur genugend Zeit blieb musste Wilhelm verschiedene Hausarbeiten ubernehmen Zudem verdiente er nebenbei etwas Geld unter anderem mit Botengangen fur seinen Lehrer 3 Riedels Mutter ging spater eine zweite Ehe mit einem Nagelschmied ein und zog mit ihm und der Familie nach Forst Doch auch ihr neuer Mann starb bereits nach etwa einem Jahr Die Familie blieb in Forst und bezog dort eine kleine Mietwohnung 4 Da Wilhelm Riedel ein sehr guter Schuler war wollten ihn sein Lehrer und sein Pfarrer auf den Lehrerberuf vorbereiten Wilhelm lehnte jedoch ab weil er in diesem Beruf nicht viel Geld verdienen konnte Schon in diesen Jahren hatte er den Traum spater eine Fabrik zu besitzen 4 Um seine Familie finanziell zu unterstutzen arbeitete er bereits mit 12 Jahren in der Tuchappretur Firma Carl Ortmeyer Dort bestand seine Aufgabe darin Karden zu putzen Um dieser Tatigkeit nachgehen zu konnen wurde er zunachst halbtags von der Schule befreit Spater erwirkte seine Mutter eine ganztagige Befreiung 5 1843 begann er seine Lehre in demselben Betrieb die er 1846 als Geselle beendete 6 Mit 19 Jahren begab er sich fur uber ein Jahr auf Wanderschaft und war unter anderem in Brandenburg an der Havel Schwerin und Hamburg tatig In Hamburg wurde er vom Sohn seines dortigen Chefs in die bessere Gesellschaft eingefuhrt Dabei gab Riedel der sonst sehr sparsam war seinen gesamten Verdienst aus sodass er fur seine Ruckkehr nach Forst Teile seines Sparguthabens auf der Forster Sparkasse und die finanzielle Hilfe einer Verwandten in Berlin benotigte 7 In Forst erhielt er seine alte Stellung bei seinem Lehrherrn zuruck Spater wurde er von Wilhelm Klaschke aus Cottbus angestellt wo er eine Appretur einrichten sollte 8 Mit 21 Jahren wurde er Werkfuhrer bei Adolf Grass in Forst 9 In dieser Zeit heiratete er Auguste Stamm die Tochter eines Glasermeisters aus Forst 10 Der Fabrikant Bearbeiten Peitzer Jahre Bearbeiten nbsp Die ehemalige Festungs komman dantur in Peitz war der erste Firmenstandort Riedels Sie steht heute unter Denkmalschutz Am 13 Juni 1853 wurde Wilhelm Riedel zum Meister gesprochen 11 Zum Start in die Eigenstandigkeit hatte ihm sein Chef Grass eine Schermaschine geschenkt 11 Riedel hatte in Peitz das ehemalige Kommandanturgebaude der Festung angemietet wo er diese aufstellte 12 Damit war er dem Rat seines Lehrherrn Ortmeyer gefolgt der ihn darauf hingewiesen hatte dass in Peitz ein tuchtiger Appreteur benotigt wurde 11 Noch am Tag seiner Ernennung zum Meister begann Wilhelm Riedel seine Tatigkeit in Peitz Die Geschafte liefen sehr gut Bereits nach wenigen Jahren war Wilhelm Riedel schuldenfrei und konnte sein Geschaft sogar um eine Spinnerei erweitern weswegen er in die Fabrik von Carl Schultz umzog 13 Bei einem Brand am 29 Juli 1859 gelang es Riedel zusammen mit seinen Angestellten lose Maschinenteile zu retten Riedels Werkstatt war nicht gegen Feuer versichert Da es zuvor bereits in Cottbus und Forst zu zwei grossen Branden gekommen war die beide durch Spinnereien ausgelost worden waren erhohte die Magdeburger Feuerversicherungs Gesellschaft die Beitrage deutlich Riedel suchte im Gegensatz zu Schultz langere Zeit nach einer gunstigeren Versicherung Zwar hatte er eine solche bereits vor dem Brand gefunden der Vertrag war jedoch noch nicht zustande gekommen 13 Trotz dieser Umstande erwarb Riedel bereits einen Tag nach dem Brand in einer Gubener Tuchfabrik die sich in Liquidation befand Maschinen fur eine neue Appretur Fur seine neue Fabrik pachtete er Raume im Peitzer Huttenwerk 14 Einige Zeit spater konnte er auch die Spinnerei wieder eroffnen wobei fur die neuen Maschinen aus dem Feuer gerettete Teile verwendet wurden 15 Diese Teile waren jedoch durch die Hitze weich und weniger widerstandsfahig geworden sodass die Qualitat der produzierten Garne deutlich abnahm Zudem sah sich Riedel dem Neid seiner Mitmenschen auf seinen Erfolg ausgesetzt 15 Deshalb folgte er dem Rat seines Cousins der in Berlin erfolgreich als Teilhaber einer Appretur tatig war und ihm vorschlug ebenfalls sein Gluck in Berlin zu versuchen Riedel verkaufte die Peitzer Spinnerei die Appretur betrieb er weiter Die Leitung ubertrug er dem dritten Mann seiner Mutter namens Neumann den sie 1845 geheiratet hatte und der vorher bei Riedels Lehrherrn Ortmeyer tatig gewesen war 15 Berliner Jahre Bearbeiten nbsp Riedels Fabrikgelande in der Kopenicker Strasse 501861 zog Wilhelm Riedel nach Berlin Hier war er zunachst in der Georgenkirchstrasse tatig Spater mietete er die Gebaude einer ehemaligen Silberschmelze in der Brunnenstrasse 123 15 1864 starb seine Mutter 16 Sein Stiefvater fiel nun durch ubermassigen Alkoholkonsum auf und war nicht mehr in der Lage den Peitzer Betrieb ordentlich zu leiten So verkaufte Riedel auch die ubrig gebliebene Appretur in Peitz 17 In den kommenden Jahren konnte er sein Geschaft weiter ausbauen Zunachst erweiterte er seine Fabrik in der Brunnenstrasse um eine Walkerei und eine Farberei 17 1868 erwarb er das Just sche Geschaft in der Neuen Konigsstrasse 30 und schloss einen zehnjahrigen Pachtvertrag uber die Fabrikraume 18 Da die dortige Farberei jedoch nur fleckige Ware erzeugte suchte er nach einem neuen Standort und fand ihn in der Kopenicker Strasse 50 19 Das Grundstuck lag direkt an der Spree Dadurch konnte er das weiche Wasser der Spree nutzen und damit Geld sparen Konkurrenten die nicht an der Spree gebaut hatten mussten Leitungswasser kaufen da Brunnenwasser zu hart war 20 Das fur den Erwerb des Grundstucks notwendige Kapital erwirtschaftete er unter anderem mithilfe der Deckenproduktion fur die Preussische Armee im Deutsch Franzosischen Krieg Die Stoffe dafur brachten auch ungefarbt denselben Preis wie gefarbte Stoffe ein und waren damit ein gutes Geschaft 19 Die neue Farberei konnte am 13 Juli 1871 eroffnet werden 21 Sie war vom Maurermeister Gause gebaut worden der der Nachbar Riedels in der Neuen Konigsstrasse sowie sein vaterlicher Freund war 21 Nachdem der Eigentumer von Riedels Grundstuck in der Neuen Konigsstrasse dieses an eine Aktiengesellschaft verkauft hatte drohte Riedel die Zwangsraumung seiner Fabrik Der zehnjahrige Pachtvertrag war nur mundlich vereinbart worden Aus diesem Grund benotigte Riedel eine neue Fabrik um die 132 Maschinen unterzubringen Das Geld dafur konnte er jedoch nicht aufbringen Daraufhin half ihm sein Freund Gause der ihm die Fabrik fur eine kleine Anzahlung auf dem Grundstuck in der Kopenicker Strasse baute Sie konnte im Juli 1873 eroffnet werden 21 Die Grunderkrise brachte auch Riedels Geschaft in Bedrangnis Er wurde zu den waghalsigen Spekulanten gerechnet und man hielt ihn fur unsicher Man bot ihm zwar noch Rohware zum Betrieb seines Geschafts an aber zu erhohten Preisen Diese Behandlung fuhrte zu seinem Entschluss sein Geschaft unter Liquidation zu stellen Auf einer Glaubigerversammlung rieten seine Kunden und Geschaftsfreunde aus der Zeit vor 1871 jedoch davon ab Stattdessen bewogen sie die Glaubiger dazu Riedel seine Schulden ein Jahr zu stunden 22 In der Folge liefen Riedels Geschafte wieder deutlich besser und nach vier Jahren war er schuldenfrei 1881 plante er den Bau einer weiteren Fabrik Da die Stadt Berlin jedoch an seinem Grundstuck in der Kopenicker Strasse eine Uferstrasse plante fur die er einen 17 Meter breiten Uferstreifen hatte abtreten mussen war auf diesem Grundstuck nicht mehr genug Platz fur seine neue Fabrik Daraufhin erwarb er Fabrikgebaude in der Muhlenstrasse auf der anderen Spreeseite Sie sollten auch als Umzugsmoglichkeit fur die Fabrik in der Kopenicker Strasse dienen falls die Uferstrasse gebaut wurde Dazu kam es jedoch in den folgenden 30 Jahren nicht 20 1889 wurde gegen die Farberei Riedels in der Kopenicker Strasse ein Ermittlungsverfahren eingeleitet Sie hatte Abwasser das atzende Stoffe enthielt in die Spree geleitet und soll damit fur ein Fischsterben in Fischkasten unterhalb der Waisenbrucke mitverantwortlich gewesen sein 23 Noch 15 Jahre spater leitete die Farberei mit Textilfasern verunreinigtes Wasser in die Spree ab 24 Gegen Ende seines Geschaftslebens ubernahm sein Sohn Richard immer mehr Aufgaben Er war das letzte noch lebende Kind von sieben Tochtern und zwei Sohnen der Riedels 25 Nach seiner einjahrigen Dienstzeit bei den Gardedragonern war er nach England gegangen um dort seine Kenntnisse zur Tuchindustrie zu erweitern Dort hatte er auch seine spatere Frau kennengelernt 25 Wilhelm Riedel zog sich nach einem Unfall bei dem ihm aus etwa 18 Metern eine ein Meter breite Holzscheibe auf den Kopf gefallen war auf den Rat seiner Arzte fur eine Weile aus dem Geschaftsleben zuruck 26 Dazu nahm er an einer von Carl Stangen organisierten funfmonatigen Gesellschaftsreise nach Agypten und in den Orient teil In seiner Abwesenheit liefen die Geschafte gut weiter 26 Aus diesem Grund ubergab er 1888 27 oder 1890 28 seinem Sohn Richard endgultig die Leitung seines Unternehmens Er zog sich zusammen mit seiner Frau in sein Anwesen in der Hohenzollernstrasse 18 in Berlin zuruck 27 Sein Sohn fuhrte die Farberei in der Kopenicker Strasse noch bis in die 1930er Jahre 28 Der Wohltater Bearbeiten Nachdem er sich zur Ruhe gesetzt hatte baute Wilhelm Riedel in seiner Geburtsstadt Cottbus nach und nach verschiedene Stiftungen auf die arme Menschen unterstutzen sollten Diese finanzierte er durch einen Gewinnanteil seines Unternehmens den er selbst als Altersrente bezeichnete 29 Riedelstift fur vaterlose Waisen Bearbeiten Riedel hatte bereits als Kind seiner Mutter versprochen spater ein Haus zu bauen in dem arme Mutter mit ihren Kindern kostenlos wohnen durften 4 Dieses Versprechen erfullte er nach dem Ende seines Geschaftslebens Er erwarb in der Cottbuser Bellevuestrasse 44 45 heutige Bautzener Strasse ein Grundstuck und liess darauf ein Wohnhaus erbauen Dieses Anwesen schenkte er als Riedelstift fur vaterlose Waisen 1896 der Stadt Cottbus 30 In der Schenkungsurkunde vom 13 Juni 1897 verfugte er dass in den zwolf Wohnungen des Hauses arme Witwen mit vielen Kindern kostenlos wohnen durfen Dabei durfte beim Einzug das alteste Kind noch nicht 12 sein Zudem musste die Familie wieder ausziehen wenn das jungste Kind ein Alter von 10 Jahren erreicht hatte 30 Neben der Wohnung konnten die Familien auch jeweils ein Zwolftel des unbebauten Landes als Garten bewirtschaften Riedel verfugte zudem dass bei der Auswahl der Begunstigten Angehorige von ihm oder seiner Frau bevorzugt werden sollten sofern sie die gleiche Bedurftigkeit und Wurdigkeit aufwiesen 30 Ausser dem Anwesen stiftete er 5000 Mark Von den Zinsen dieses Betrags sollten die Verwaltungskosten des Stifts beglichen werden Zum Verwalter des Stifts bestimmte er den Magistrat von Cottbus der auch uber die Aufnahme und den Verbleib der Familien entscheiden sollte Zu Beginn der Stiftung zogen 12 Witwen mit insgesamt 54 Kindern in das Haus ein 30 Aussteuerstiftung und Sparverein Bearbeiten 1902 errichtete Wilhelm Riedel eine weitere Stiftung Sie sollte den Waisen die in seinem Stift lebten einen guten Start ins Erwachsenenleben ermoglichen 31 Dazu stiftete er 30 000 Mark in Form von Cottbuser Stadtanleihen Aus deren Zinsen sollten jahrlich 900 Mark unter zwei bis drei Kindern des Stifts verteilt werden Begunstigt werden sollten dabei Kinder die sich durch besondere schulische oder gesellschaftliche Leistungen als wurdig erwiesen hatten 31 Das Geld wurde auf der Cottbuser Sparkasse bis zur wirtschaftlichen Selbststandigkeit des Beschenkten aufbewahrt Die Auszahlung sollte jedoch nur erfolgen wenn sich der oder die Beschenkte auch in der Zwischenzeit als wurdig erwiesen hatte Dazu empfahl Riedel sich jahrlich ein Fuhrungsattest von nicht mehr in Cottbus ansassigen ehemaligen Bewohnern zuschicken zu lassen 32 Riedel verfugte ausserdem dass an seinem Geburtstag am 13 Juni ein Familienfest der Stiftsbewohner stattfinden sollte 33 Die Kosten dafur sollten ebenfalls von den Zinsen der Anleihen bezahlt werden 34 Auf dem Fest sollten dann auch die Begunstigten der Aussteuerstiftung verkundet werden Fur dieses Familienfest empfahl er ein zwolfpunktiges Programm das unter anderem einen Toast auf den Stifter und seine Familie sowie den Dank eines kleinen Kindes fur das Fest in Gedichtform enthielt 34 Um die Kinder des Stifts zum Sparen anzuhalten grundete Riedel einen Sparverein der jedes Jahr eine Versammlung mit Rechnungslegung veranstaltete Zur Motivation der Mitglieder schenkte Riedel jedem mannlichen Mitglied 10 Mark wenn sein Sparguthaben 90 190 usw Mark betrug und jedem weiblichen Mitglied 15 Mark fur ein Sparguthaben von 85 185 usw Mark 35 Riedelstift fur achtbare Arme Bearbeiten 1903 stiftete Riedel der Stadt Cottbus weitere 40 000 Mark Mit diesem Geld wurde die Stiftung Riedelstift fur achtbare Arme gegrundet 36 Diese erbaute fur 35 000 Mark zwei Wohnhauser mit je zwolf Wohnungen auf dem Stiftungsgelande in der Bellevuestrasse Die Wohnungen standen alleinstehenden Armen ab einem Alter von 65 Jahren kostenlos zur Verfugung Dabei war je ein Haus fur Frauen und Manner vorgesehen Zudem war es bei nicht ausreichendem Bedarf moglich jungere Menschen einziehen zu lassen 36 Riedel verfugte dass die Begunstigten ein achtbares Leben gefuhrt haben sollten und schloss unsaubere Elemente und Alkoholiker explizit aus 36 Von den Zinsen der restlichen 5 000 Mark sollte die Erhaltung der Hauser und Garten des Stiftungsgelandes getragen werden Neben der Hilfe fur die alten Menschen sah Riedel in dieser Stiftung die Moglichkeit einer Mahnung fur die Bewohner des Riedelstifts fur vaterlose Waisen sich rechtzeitig um ihre Altersversorgung zu kummern 36 Das Frauenheim war von Beginn an voll belegt Im Mannerheim waren jedoch meist ein paar Wohnungen frei Der Grund dafur soll die Unfahigkeit vieler alter Manner gewesen sein ihren Haushalt selbst zu fuhren 36 Lehrgebaude und Werkstatthaus Bearbeiten nbsp Das Gelande des Riedelstifts um 1910 Rechts ist das Werkstattenhaus zu sehen Auf dem Gelande des Stifts errichtete Riedel fur uber 40 000 Mark ein Lehrgebaude das am 3 Oktober 1904 eroffnet wurde 37 38 In diesem Gebaude sollten nach Riedels Willen Vortrage uber Volkswirtschaft stattfinden Die Vortragenden sollten mit 50 Mark vergutet werden Die Gelder dafur stammten aus den Zinsen von weiteren 25 000 Mark die Riedel stiftete Zudem befanden sich in dem Gebaude eine Bibliothek und zwei Wohnungen die kostenlos Mitgliedern von Riedels Familie zur Verfugung standen Sie sollten dafur unter anderem die Bibliothek verwalten 37 Zudem errichtete er fur 70 000 Mark ein viergeschossiges Werkstattenhaus das er 1907 der Stadt Cottbus als selbststandige Stiftung Werkstatthaus der Riedelstiftungen Selbsthilfe schenkte Darin sollten Werkstattraume zu gunstigen Kondition vermietet werden Vorgesehen waren diese vor allem fur ehemalige mannliche Bewohner des Riedelstifts fur vaterlose Waisen die ihre Meisterprufung oder eine andere Befahigung fur einen eigenstandigen Geschaftsbetrieb erlangt hatten Aber auch die Ehemanner von ehemaligen Bewohnerinnen waren nutzungsberechtigt Sollten sie nicht in ausreichender Zahl vorhanden sein war es moglich anderen jungen Meistern aus armlichen Verhaltnissen die Werkstatten zu vermieten Die Werkstatten sollten dabei grundsatzlich nur Mannern zur Verfugung stehen deren Lebenswandel sich durch Wurde Gottvertrauen und Fleiss auszeichnete Im Werkstatthaus sollte neben den Werkstatten auch ein Ausstellungsraum errichtet werden in dem die Mieter ihre Erzeugnisse prasentieren konnten Die Mieteinnahmen des Werkstatthauses sollten fur dessen Erhaltung sowie den Ausbau der Stiftung verwendet werden Die Verwaltung von inneren Angelegenheiten des Hauses sollte durch eine Mietervereinigung erfolgen 39 Riedel sah in seinen Stiftungen eine Lebensschule eine Kette von Unterstutzungsmassnahmen deren Erfolg sich im Werkstattenhaus zeigen sollte 40 Damit kann sein Werk auch als eine fruhe Form der Forderung des Unternehmertums gelten Tod Bearbeiten nbsp Grabsteine von Wilhelm Riedel seiner Frau und seinem VaterWilhelm Riedel starb am 23 Januar 1916 in Berlin Er wurde im Ehrengrab der Familie auf dem Cottbuser Sudfriedhof bestattet 41 Dorthin hatte er schon seine Eltern umbetten lassen Auch das Grab seiner Frau Auguste die 1899 gestorben war befindet sich dort 42 Ehrungen BearbeitenWilhelm Riedel wurde am 4 Februar 1903 zum Ehrenburger von Cottbus ernannt 43 Zudem benannte man 1993 im Stadtteil Sandow eine Strasse nach ihm 41 die bis dahin den Namen Otto Thieles trug eines Kommunisten aus Guben und Opfer des Kapp Putsches 44 45 Weitere Entwicklung des Riedelstifts Bearbeiten nbsp Heutiges Verwaltungsgebaude des Riedelstifts in der Bautzener Strasse das bereits von Wilhelm Riedel erbaut wurde 1930 diente das Riedelstift nur noch als Unterkunft und Pflegestation fur 69 mittellose Senioren In den 1930er Jahren errichtete man Ersatzneubauten sodass 1940 die Bewohnerzahl auf 208 gestiegen war Im Zweiten Weltkrieg wurde eine Pflegeabteilung zerstort 46 In der DDR wurde das Riedelstift als Feierabendheim weiterbetrieben Dort wohnten etwa 300 46 Rentner die meist noch in der Lage waren ihr Leben selbststandig zu bewaltigen 47 Nach einer umfangreichen Rekonstruktion im Jahr 1986 bot das Riedelstift Platz fur 170 Bewohner 46 Der Arbeiter Samariter Bund 1990 in Cottbus neu gegrundet ubernahm 1993 das Stift 48 2000 wurde die Anlage renoviert und in Seniorenheim Riedelstift umbenannt 47 2002 stellte man das Haus Auguste fertig das fur betreutes Wohnen zur Verfugung steht und nach der Ehefrau von Wilhelm Riedel benannt wurde 49 Zwischen 2005 und 2007 folgten weitere Erweiterungen unter anderem das Haus Bellevue fur betreutes Wohnen dessen Name an die Errichtung des Stifts in der damaligen Bellevuestrasse erinnert 49 Im Jahr 2017 zum 120 Jubilaum des Riedelstifts wurde es in Seniorenzentrum Riedelstift umbenannt 47 2017 beschaftigte der Arbeiter Samariter Bund in Cottbus etwa 90 Mitarbeiter 49 Literatur BearbeitenSiegfried Kohlschmidt Wilhelm Riedel Fabrikant und Wohltater der Armen In Lausitzer Land amp Leute Ausgabe 17 September 2002 online Memento vom 17 Oktober 2007 im Internet Archive M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels Verlag der Riedelstiftungen Cottbus Meister wollte ich werden und da macht das Sparen Freude In Das CB Magazin Ausgabe Januar 2016 S 20 21 120 Jahre Riedelsche Stiftungen Teil 1 Wilhelm Riedel In Magazin des Arbeiter Samariter Bundes RV Cottbus NL e V Ausgabe Januar 2017 S 6 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Riedel Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 9 und 65 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 12 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 14 f a b c M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 29 f M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 31 f M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 34 und 37 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 47 f M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 49 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 49 53 74 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 74 a b c M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 50 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 51 a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 55 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 57 f a b c d M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 60 ff M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 65 a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 63 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 66 a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 67 a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 72 ff a b c M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 69 ff M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 71 f Karin Winklhofer Die Wasserqualitat der Berliner Spree zwischen Reichsgrundung und Erstem Weltkrieg Dissertation an der Freien Universitat Berlin 2014 S 76 fu berlin de PDF 26 0 MB Karin Winklhofer Die Wasserqualitat der Berliner Spree zwischen Reichsgrundung und Erstem Weltkrieg Dissertation an der Freien Universitat Berlin 2014 S 249 fu berlin de PDF 26 0 MB a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 75 a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 76 f a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 78 a b Hannelore Vetter Bestandsaufnahme von drei Blocken im Gebiet zwischen Spree Michaelkirchstrasse Melchiorstrasse und Fritz Heckert Strasse Berlin Januar 1991 S 83 archive org PDF 8 5 MB M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 105 a b c d M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 80 ff a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 85 ff M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 88 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 86 a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 89 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 91 a b c d e M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 93 a b M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 97 ff M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 101 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 105 ff M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 108 a b Siegfried Kohlschmidt Wilhelm Riedel Fabrikant und Wohltater der Armen 2002 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 78 und 112 M Kunert Riedelstiftungen Selbsthilfe Ein Lebensbild Wilhelm Riedels S 112 Dieter Dreetz Klaus Gessner Heinz Sperling Bewaffnete Kampfe in Deutschland 1918 1923 Militarverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1988 S 150 151 Zwischen Neissebrucke und Ostfriedhof In Lausitzer Rundschau 27 Januar 2007 abgerufen am 17 August 2017 a b c Michaela Lorenz 120 Jahre Riedelstift In Stadtteilfenster Sandow Spremberger Vorstadt Sachsendorf Madlow Januar Februar 2018 S 10 11 a b c 120 Jahre Riedelsche Stiftungen Teil 2 Aus dem Seniorenheim Riedelstift wird Seniorenzentrum Riedelstift In Magazin des Arbeiter Samariter Bundes RV Cottbus NL e V Juni 2017 S 6 7 archive org PDF 3 3 MB Ulrike Elsner Seniorenzentrum mit Tradition In Lausitzer Rundschau 14 Juni 2017 abgerufen am 6 November 2017 a b c 120 Jahre Riedelsche Stiftungen Teil 3 Der ASB erweitert die Riedelsche Stiftung In Magazin des Arbeiter Samariter Bundes RV Cottbus NL e V September 2017 S 6 7 nbsp Dieser Artikel wurde am 23 Januar 2018 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 17 Januar 2018 PersonendatenNAME Riedel WilhelmALTERNATIVNAMEN Riedel Ferdinand Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Tuchfabrikant und WohltaterGEBURTSDATUM 13 Juni 1829GEBURTSORT CottbusSTERBEDATUM 23 Januar 1916STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Riedel Tuchfabrikant amp oldid 210313180